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Archiv-Artikel

die taz vor zwölf jahren über kriegsgeheul in ostafrika:

Schon mehrfach haben Politiker in Zaire angekündigt, die ruandischen und burundischen Flüchtlinge in ihrem Land nach Hause zu schicken. Aber zum ersten Mal – von der Auslieferung einiger Dutzend Milizionäre nach Ruanda im vergangenen Herbst abgesehen – werden jetzt tatsächlich Ruander in Busse gesetzt und über die Grenze gekarrt. Die Spirale der Eskalation wird somit weitergedreht. Dazu haben in den letzten Wochen alle Seiten ihren Teil beigetragen.

Die ruandischen Hutu-Milizen, die vor einem Jahr mit Hunderttausenden Zivilisten im Schlepptau nach Zaire flohen, haben aus verschiedenen Quellen Waffen erhalten und planen nach einhelliger Meinung von Beobachtern früher oder später den Wiedereinmarsch nach Ruanda. Zaires Präsident Mobutu behauptete vor wenigen Wochen, 125.000 ruandische Hutu-Milizionäre und Soldaten wollten aus Zaire nach Ruanda einrücken. Ruanda ließ dagegen 50.000 Soldaten an der Grenze zu Zaire aufmarschieren. Burundis Armee hat ihre Unterdrückung der Hutu-Bauern im Norden Burundis verstärkt – burundische Hutu-Guerillagruppen haben Stützpunkte in Zaire.

Vergangene Woche erhielt Ruandas Regierung gleich zweimal willkommene diplomatische Stärkung. Ugandas Präsident Yoweri Museveni kam zum Staatsbesuch und hielt in Gisenye, an der Grenze zu Zaire, eine kämpferische Rede. Die Lage in Ostafrika beschrieb er als Konfrontation zwischen Ruanda, Burundi und Uganda auf der einen Seite und Zaire und Sudan auf der anderen – und zugleich als Kampf zwischen progressiven und reaktionären Kräften. Außerdem hob der UN-Sicherheitsrat das während des Völkermordes gegen Ruanda verhängte Waffenembargo für zunächst ein Jahr auf.

Die von Museveni beschworene gesamt-ostafrikanische Konfrontration existiert derzeit mehr in den Köpfen als real. Aber mit der Flüchtlingsausweisung trägt Zaire dazu bei, sie Realität werden zu lassen. Dominic Johnson, 22. 8. 1995