: Staunen in verstaubten Schulen
Senatorin Jürgens-Pieper besucht Schulbaustellen und wundert sich, was in manch altem Gemäuer alles möglich ist
Der Lärm ist bis auf die Straße zu hören, eine Kreissäge kreischt sich durch einen widerstandsfähigen Baustoff, es wird gehämmert – und plötzlich ist es still. Ein Handzeichen des Architekten in der Grundschule in der Lessingstraße reicht, Pause außer der Reihe.
Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper ist zu Gast, da muss es still sein, sonst würde die Baustellenbesichtigung im Lärm untergehen. Jemand hat die staubigen Flure des alten Schulgebäudes sogar gewischt, damit die Senatorin nicht durch den Dreck muss. Nicht überall bei der unter ihrem Vorgänger Willi Lemke eingeführten Baustellentour scheint Jürgens-Pieper so umsorgt empfangen worden zu sein, Staub aus anderen Schulen an ihren schwarzen Hosenbeinen kündet davon. Aber die rote Jacke leuchtet und das güldene Gingkoblatt am Revers glänzt.
Das Schulgebäude in der Lessingstraße erlebt in diesen Ferien den wohl umfassendsten Umbau seiner 120-jährigen Geschichte: Wände werden durchbrochen, abgehängte Decken weggerissen, ein Toilettentrakt eingebaut; ins Nebengebäude, in dem bislang die Kindertagesstätte Humboldtstraße war, kommt eine Mensa. Jürgens-Pieper nimmt sich Zeit für den Besuch, sie will jeden Raum sehen. Sie lobt die Bauarbeiter für die schnelle Ausführung in nur wenigen Wochen und die Architekten für das Farbkonzept. Und wundert sich, wie unauffällig heutige Unterrichtskonzepte mit Differenzierungsräumen für jahrgangsübergreifende Projekte in ein Gebäude aus dem Jahre 1887 eingebaut werden können. Der Architekt erklärt, das sich da so einiges hinter dem Putz abspiele.
49,4 Millionen Euro gibt die Bildungsbehörde in diesem Jahr für Schulbauten aus, Jürgens-Pieper sagt, sie sei „heilfroh, dass wir so viel verbauen konnten, denn ich sehe die baulichen Probleme“. Unter anderem haben die Grundschule am Pulverberg und die Albert-Einstein-Schule einen Neubau für Mensa und Wirtschaftsräume bekommen. Überall wird es schön, die Senatorin ist verzückt – das Ferienende ist nahe, und die Schulen scheinen rechtzeitig bereit. fez