: Schlechte Noten für den Ostsee-Schutz
Vor der Berliner Ostsee-Konferenz zieht der WWF Bilanz: Anrainerstaaten halten sich nicht an ihre Versprechen
STOCKHOLM taz ■ Das „sauberste und sicherste Meer Europas“ soll die Ostsee laut Zielvorgabe der Ostseeparlamentarierkonferenz einmal werden. Wenn sich Abgeordnete aus allen Anrainerstaaten am Montag und Dienstag zu ihrer 16. Tagung in Berlin treffen, steht deshalb vor allem die ökologische Krise der Ostsee auf der Tagesordnung.
Obwohl sich seit 30 Jahren die unterschiedlichsten Rettungsprogramme ablösen, geht es der Ostsee heute schlechter als je zuvor, meint der schwedische WWF-Generalsekretär Lasse Gustavsson. „Binnen einer Generation hat sie sich von einem sauberen Meer voll mit Fischen zu einem Meer in akuter Krise verwandelt“, so Gustavsson.
Lange wurde die Ostsee als vermeintlich unbegrenzt aufnahmefähige Müllkippe missbraucht. 700.000 Tonnen Phosphor, der in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt wird, sind mittlerweile in die Ostsee gelangt und bringen in jedem warmen Sommer die Algen zum explosiven Blühen. Die Ostsee erstickt, und die sauerstofffreien Todeszonen auf dem Meeresboden dehnen sich immer weiter aus. Zu dieser Altlast werden in diesem Jahr wieder neue 40.000 Tonnen Phosphor dazukommen. Vor allem Polen und Finnland haben das Problem der Überdüngung ihrer landwirtschaftlichen Flächen immer noch unzureichend gelöst, moniert der WWF in seinem in der vergangenen Woche veröffentlichten „Ostseebarometer“.
Das Problem ist nach Ansicht der Umweltorganisation bereits in den „Rettungsplänen“ selbst angelegt. Die meisten bislang geschlossenen Abkommen seien so vage, dass die Staaten eingegangene Verpflichtungen leicht auf die lange Bank schieben könnten, so der WWF. Kein Land habe in puncto Überdüngung, Überfischung und Schiffsverkehr das eingehalten, wozu es sich zuvor verpflichtet habe. Am besten schnitt immer noch Deutschland ab, das 63 Prozent seiner Verpflichtungen erfüllt habe und vom WWF für seine Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt gelobt wird.
Als Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit nennt der WWF die neue Kontrolle der Treibstoff-Vorschriften. Gemäß den Regeln der UN-Schifffahrtsorganisation IMO dürfen Schiffe in der Ostsee nur noch Öl mit einem Schwefelgehalt von bis zu 1,5 Prozent verfeuern. Kontrolliert wird das in Zukunft vom Flugzeug aus direkt über jedem einzelnen Schornstein.
REINHARD WOLFF