Aufenthalt in der Lerchenwache : Wer einmal schlägt …
Komisch: Man hört von einer Misshandlung auf der Lerchenwache und kann sich das Geschehen sofort vorstellen. In den 90er Jahren waren die Greiftrupps von der Revierwache 16 für ihre rabiaten Einsätze berüchtigt. Sie kosteten manchen Bewohner des Schanzenviertels seine Gesundheit, gleichzeitig sorgte Korpsgeist dafür, dass vor Gericht nie etwas nachgewiesen wurde.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
Dennoch: Schon aus der Häufung der Verfahren ist zu schließen, dass damals Vieles falsch lief. Die Polizeiführung hat das mit der Auflösung der besonders brutalen „E-Schicht“ implizit auch anerkannt.
In den letzten Jahren hatte sich die Lage rund um die Lerchenwache entspannt. Das könnte man den Umstrukturierungen innerhalb der Polizei zuschreiben, oder aber der rückläufigen Aktivität der autonomen Szene. Denn bei aller Willkür war eines augenfällig: Die polizeilichen Übergriffe richteten sich so überdurchschnittlich häufig gegen Linke Aktivisten im Viertel, dass man von einem gezielten Vorgehen ausgehen musste.
Geht nun alles wieder von vorne los? Noch ist es „nur“ die Aussage eines Zeugen. Aber die Polizeiführung muss höllisch aufpassen, dass die Missachtung der Menschenrechte nicht wieder einreißt. Die Aufnahme interner Ermittlungen deutet in die richtige Richtung.