: Guter Döner, böser Döner
Strengere Kontrollen und Konsequenzen für „schwarze Schafe“: Mit einem gemeinsamen Appell wollen Hamburgs größte Döner-Hersteller ihr Image verbessern und Umsatzrückgänge stoppen
von BENJAMIN GEHRS
Seit dem jüngsten Fleischskandal läuft das Geschäft schlecht. Bis zu 50 Prozent Umsatzrückgang beklagen etwa die Dönerverkäufer in einigen Teilen Hamburgs. Das bekommen auch die Hersteller der Fleischspieße zu spüren, die sich in den Dönerbuden drehen. Mit dem „Hamburger Döner-Appell“ sind gestern die vier größten Dönerproduzenten der Hansestadt an die Öffentlichkeit getreten. Sie fordern mehr Transparenz und Kontrollen – aber auch eine differenzierte Bewertung des aktuellen Skandals.
Die Firmen Akyol, Celik, Kaplan und NAMM, die gemeinsam mit dem Verein „Unternehmer ohne Grenzen“ den Appell verfasst haben, sind für rund 70 Prozent der in Hamburg produzierten Dönerspieße verantwortlich. 40 Tonnen Fleisch werden täglich an der Elbe verarbeitet und gehen von hier aus an Gastronomiebetriebe in ganz Norddeutschland.
„Jetzt fassen die Hersteller sich an ihre eigene Nase“, sagt Kazim Abaci von „Unternehmer ohne Grenzen“: Schon beim letzten Fleischskandal vor einem Jahr seien die Umsätze der Branche stark rückläufig gewesen, daher wolle man diesmal frühzeitig handeln. Konkret fordern die vier Dönerhersteller mehr Kontrollen in der Fleischverarbeitungsbranche und in den Verkaufsstellen.
Auf Dauer streben sie zudem eine Zertifizierung ihrer Produkte an, um den Kunden eine Orientierungshilfe zu geben. „Enge Kontakte mit den zuständigen Behörden und Kammern bestehen schon seit geraumer Zeit“, sagt Abaci. Auch Qualifizierungsmaßnahmen für das Personal fordern die vier Unternehmer. Ihrer Ansicht nach soll ein staatlich anerkanntes Berufsbild „Fachkraft in der Dönerherstellung“ geschaffen werden.
Ein Punkt liegt den Hamburger Produzenten besonders am Herzen: Die Medienberichterstattung ist häufig einseitig und undifferenziert, finden sie. Von einer „Dönermafia“ sei teilweise die Rede, sagt Ertan Celik, einer der Unternehmer. Und fügt hinzu: „Wir trauen uns gar nicht mehr zu sagen, dass wir Dönerhersteller sind.“ Zudem werde häufig außer Acht gelassen, dass die Skandale mitnichten nur ihre Branche beträfen. „Ein Fleischskandal“, sagt Abaci, „ist nicht gleich ein Dönerskandal.“
Schuld an dem Misstrauen gegenüber dem Döner sind nach Auffassung der vier Dönerproduzenten nur einige „schwarze Schafe“. In der Presse würden aber häufig die Unternehmer, die in Qualitätssicherung investieren, mit den Kriminellen gleichgesetzt. Das findet Celik ungerecht: „Immerhin schaffen wir hier Arbeitsplätze und zahlen Steuern.“ Die Hamburger Produzenten fordern daher, „Kriminelle aus dem Geschäftsverkehr zu ziehen“.
Aber woran erkennt man denn nun einen guten Döner? Ein Anhaltspunkt sei die Produktion nach EU-Kriterien, sagt Celik: „Da kontrollieren die Veterinäre fast täglich.“ Drei der vier Initiatoren des nun vorgelegten Appells produzieren bereits unter diesen strengen Auflagen. Ansonsten gelte: Qualität hat ihren Preis. „Ein Döner für 1,99 Euro“, sagt Kazim Abaci „sollte den Verbraucher stets skeptisch machen.“