Lebensretter als Mörder

TODESSERIE

Er soll im Klinikum Delmenhorst 30 Menschen getötet haben. Manche aus Langeweile, andere, um zu beweisen, wie gut er sie wiederbeleben kann. Am Donnerstag wird das Landgericht Oldenburg voraussichtlich das Urteil gegen den 38-jährigen Ex-Pfleger sprechen. Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Das würde verhindern, dass der Angeklagte schon nach 15 Jahren entlassen werden könnte.

Der ehemalige Pfleger hat die Taten in dieser Woche gestanden. Etwa 90 Patienten habe er eine Überdosis eines Herzmedikaments gespritzt. Bis zu 30 Menschen starben. Nach einer erfolgreichen Wiederbelebung habe er sich gut gefühlt, nach einer gescheiterten „niedergeschmettert“, sagte der Ex-Pfleger im Gerichtssaal. Weitergemacht hat er trotzdem – bis er erwischt wurde. „Es tut mir wirklich leid“, entschuldigte er sich.

In dem Verfahren vor dem Landgericht ist der 38-Jährige wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs angeklagt. Eine Sonderkommission der Polizei untersucht aber bis zu 200 Todesfälle im Delmenhorster Klinikum und an anderen Arbeitsstätten des Mannes.

Auch im niedersächsischen Landtag ist die Mordserie Thema. Alle Fraktionen stimmten am Mittwoch für die Einrichtung eines Sonderausschusses. Dieser soll ab März die Vorfälle im Klinikum Delmenhorst aufklären und Maßnahmen zur besseren Patientensicherheit anregen, sagte Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD). Gleichzeitig müsse aber klar sein, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gebe, „wenn kriminelles Handeln vorliegt“, sagte Rundt.  REA