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Archiv-Artikel

der nächste sturkopf rollt

BERND SUDHOLT, 61, wurde 2005 vom Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes zu einer Geldstrafe von 200 Euro verurteilt, weil er zum Schiedsrichter gesagt haben soll: „Du kannst mich am Arsch lecken.“ FOTO: DPA

Bernd Sudholt ist einer von jenen IG Metall-Funktionären, die das System VW zu Managern erhob – jedenfalls in der Selbstwahrnehmung. Als Betriebsrats-Vize kassierte er Summen um die 170.000 Euro – zusätzlich zum Gehalt. In einem Jahr. Als „Führungskraft“ stehe ihm das Geld zu, rechtfertigte sich Sudholt im Focus.

Anklage hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig gestern auch nicht deswegen erhoben. Auch nicht, weil Sudholt auf Dienstreisen im Puff Station gemacht haben soll. Er hätte seinem Arbeitgeber die Kosten nur nicht als Spesen präsentieren dürfen.

Das Reiseprogramm des Volkswagen-Betriebsrats sei viel zu anstrengend gewesen, als dass noch Interesse an Prostituierten bestanden habe, sagt der ehemalige SPD-Ratsherr Sudholt. Er bestreitet alle Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft hält mit 24 Zeugen dagegen, um die „Beihilfe zur Untreue“ in vier Fällen zu belegen. Der 61-Jährige soll zwischen 2001 und 2003 bei Reisen nach Indien, Genf und Prag auf Kosten von VW die Leistungen von Prostituierten in Anspruch genommen haben, für 3.575 Euro. Auf einen Strafbefehl, der ihm die Verhandlung erspart hätte, ist er offenbar nicht eingegangen.

Als aus der eigenen Partei Kritik an Sudholt laut wurde, keilte der mit Anschuldigungen gegen SPD-Fraktions-Chef Ralf Krüger zurück, die zur Sprengung der Ratsfraktion und zum Rücktritt der Bürgermeisterin führten: Krüger sei nur durch Protektion in einen überbezahlten Posten bei VW Coaching gehievt worden und habe – wie andere Politiker auch – zu Unrecht von vergünstigten Karten beim VfL Wolfsburg profitiert.

Sudholt muss es wissen: Er ist zwischenzeitlich auf den Posten des Geschäftsführers beim VW-eigenen Bundesligisten weggelobt worden. Für den Club inzwischen ein Problem: „Wenn er nach der Anklageerhebung nicht freiwillig geht, bleibt uns nur seine Entlassung“, zitiert Focus online einen Aufsichtsrat. ksc/jank