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Archiv-Artikel

„Die Partylaune vergeht“

OLYMPIA Der DOSB stellt Ergebnisse einer Umfrage über die Stimmung in Hamburg und Berlin vor

Von REA
Dirk Seifert

■ 54, aktiv bei (N)Olympia, arbeitet für den Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel (Die Linke). Foto: Markus Scholz

taz: Herr Seifert, fürchten Sie das Ergebnis der Telefonumfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)?

Dirk Seifert: Nein.

Die Umfrage gilt als Vorentscheidung für die Olympiabewerbung und bisher sieht es gut aus für Hamburg.

Der Aussagegehalt dieser Umfrage geht gegen Null. Niemand kennt die Kosten oder die Auswirkungen auf die Umwelt, den Verkehr oder die Mieten. Deshalb kann eine solche Befragung bestenfalls eine oberflächliche Stimmungsabfrage sein. Eine verlässliche Planung oder gar Entscheidung darauf zu stützen, halte ich für wagemutig.

Warum finden so viele Hamburger Olympia gut?

Für viele Menschen ist das Thema Olympia Lichtjahre weit weg – ein nettes Sportevent. Die Menschen sehen nicht die dazugehörigen Probleme.

Die da wären?

Der Senat hat viel von Transparenz und Beteiligung gesprochen. Viele Fragen sind aber völlig ungeklärt, zum Beispiel in Bezug auf den Hafen. Es gibt Zusagen vom Senat, dass er alle Kosten für die Neuansiedlung der Hafenbetriebe vom Grasbrook übernehmen wird. Nur der Öffentlichkeit wurde nicht gesagt, wie viele Milliarden das kostet.

Wieso ist es Ihnen nicht gelungen, eine Gegenbewegung wie in Berlin zu initiieren?

Auch wir in Hamburg sind mit unserem Protest nicht allein. Das hat unsere Petition gezeigt. In einer Woche haben über 5.000 Menschen unterschrieben. Je konkreter Olympia wird, desto sichtbarer wird die Ablehnung.

Was machen Sie, wenn sich heute trotzdem eine deutliche Zustimmung abzeichnet?

Eine Telefonumfrage ist nur ein Fingerzeig. Entscheidend ist der Volksentscheid. Da wird sich zeigen, ob es eine Mehrheit für oder gegen Olympia gibt. Der Senat hat zugesagt, alle Fakten und Daten auf den Tisch zu legen, wenn der Zuschlag für die Bewerbung vom DOSB kommt. Es wird überall in der Stadt Baustellen geben – und hohe Kosten. Je mehr Leute merken, was mit den Spielen verbunden ist, desto schneller vergeht die Partylaune.

Könnte Olympia die Stadt nicht auch positiv beeinflussen – durch Toleranz und Fairness?

Die Spiele selber wären sicher ein Spaß und vielleicht sogar ein Beitrag zur Völkerverständigung, aber drumherum geht es ums Geschäftemachen. Der Motor der Hamburger Bewerbung war nicht der Sport, sondern die Interessen der Handelskammer. Die will Geld verdienen und für Unternehmen Bedingungen schaffen, damit das noch besser geht.  INTERVIEW: REA