: Trommeln gegen Gentechnik
PROTEST Umweltschützer demonstrieren vor der Zentrale des Saatgutkonzerns KWS in Einbeck
Mit Traktoren, Trommeln und Trillerpfeifen haben mehr als 100 Umweltschützer am Mittwochvormittag in dem südniedersächsischen Städtchen Einbeck gegen den Saatgutkonzern KWS Saat AG und seine Gentechnik-Sparte demonstriert. Vor der Unternehmenszentrale versperrten sie durch eine Sitzblockade vorübergehend den Zugang zu dem Gebäudekomplex. KWS-Aktionäre, die zur zeitgleich angesetzten Jahreshauptversammlung angereist waren, mussten teilweise durch Hintereingänge auf das Firmengelände gelotst werden.
Die Polizei beschränkte sich auf die Beobachtung des Geschehens. „Wir waren überrascht, dass sich da so viele Demonstranten eingefunden haben“, sagte ein Sprecher.
Die Gentechnik-Gegner übten scharfe Kritik an der Geschäftspolitik der KWS Saat AG. Der Konzern setze sich dafür ein, dass konventionelles und ökologisches Saatgut einen bestimmten Anteil an gentechnisch veränderten Samen enthalten dürfe, sagte der Agrarstudent Gregor Schmitz. „Dadurch können sich Gentechnik-Pflanzen ungehindert in unserer Landwirtschaft ausbreiten.“
Der Konzern KWS Saat AG führt seit Jahren auch Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben durch. Die Zuckerrüben sollen resistent gegen Herbizide sein. KritikerInnen befürchten, dass sich das gentechnisch veränderte Saatgut mit anderen Pflanzen vermischen könnte.
Klara Eder von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) bemängelte, dass es bis heute keine unabhängigen Prüfverfahren zu den Risiken der Agro-Gentechnik gebe. Zwar müsse jedes gentechnisch veränderte Produkt von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit auf seine Unbedenklichkeit überprüft werden, aber die Tests wiesen erhebliche Mängel auf.
Ihrer Ablehnung der Gentechnik wollte Eder auch bei der Hauptversammlung Nachdruck verleihen: „Wir haben uns Aktien der KWS besorgt und können deswegen auf der Versammlung sprechen und Gegenanträge einbringen.“
Die KWS Saat AG ist international einer der größten Produzenten von Saatgut. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 3.500 MitarbeiterInnen. Im Geschäftsjahr 2009/2010 stieg der Umsatz um 5,1 Prozent auf 754,1 Millionen Euro. Die aktuellen Zahlen sollten am Mittwochnachmittag vorgestellt werden.
REIMAR PAUL