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■ SurfbrettKleine Sabotageakte gegen Barbie bis Titanic

Nach Sportsponsoring, Kultursponsoring und Sozialsponsoring gibt es jetzt eine neue Form des Sponsorings: Sabotagesponsoring. Die amerikanische Anarcho- Künstlergruppe rtmark (rtmark.com) bietet finanzielle Mittel für Leute an, die großen Konzernen kleine Streiche spielen wollen. Dafür hat rtmark (sprich: artmark) auf ihrer Website in verschiedenen Kategorien „Fördertöpfe“ eingerichtet. Die anonym operierende Künstlerorganisation machte vor fünf Jahren zum erstenmal auf sich aufmerksam, als sie eine Gruppe namens Barbie Liberation Front (BLF) finanziell förderte. „Powered by rtmark“ vertauschte die BLF 1993 in amerikanischen Supermärkten bei Barbie- und GI- Joe-Puppen die Sprechvorrichtung. Und plötzlich gab es in ausgewählten Geschäften Barbies zu kaufen, die mit den Worten „Dead men tell no lies“ drohten, während die martialischen, muskelbepackten GI-Joe-Soldatenpuppen anboten: „Wanna go shopping?“

Weitere von rtmark geförderte Streiche waren die Programmierung von schwulen GIs für das Computerspiel „SimCopter“ und die CD „Deconstructing Beck“, die ausschließlich aus Songmaterial des amerikanischen Popstars Beck zusammengesampelt worden war. Für das in diesen Tagen in Linz in Österreich stattfindende Medienfestival Ars Electronica (www.aec.at), das diesmal unter dem Motto „InfoWar“ steht, hatte rtmark zu Beginn dieses Jahres einen Preis für die beste Info-Waffe ausgeschrieben. Die Gewinner, die nun beim Festival geehrt werden sollen, sind die Bewohner des mexikanischen Dorfs Popotla (http://rtmark.com/popotla.html),vor dessen Küste vor zwei Jahren die Dreharbeiten zum Hollywood- Spektakel „Titanic“ stattfanden. Um die Dorfbewohner vom Set fernzuhalten, hatte das Filmteam eine hohe Betonmauer hochgezogen, hinter der gedreht wurde. Die Mexikaner schmückten die Mauer mit einem Wandbild aus Müll. Jetzt sollen sie für diese „bemerkenswerte Low-Tech-Geste gegen eine unerfreuliche High-Tech- Situation“ in Österreich geehrt werden. Pikant ist das, weil auch die Macher von „Titanic“ für ihre digitalen Spezialeffekte bei der Ars ausgezeichnet werden. Die Festivalleitung hatte bereits im Vorfeld einen kleinen „InfoWar“ geführt, indem sie E-Mails über diesen Vorgang auf ihrer internen Mailing-Liste löschte. Jetzt wollen rtmark bei der ars ein Treffen zwischen mexikanischen Dorfbewohnern und „Titanic“-Machern arrangieren.

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