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BetreiberwechselAlles neu in der Asse?

Während die Behörden den Betreiberwechsel zum Bundesamt für Strahlenschutz bejubeln, fürchten Kritiker, dass die neuen Herren im Pannen-Atomendlager bei Wolfenbüttel "nur Propaganda in die Luft blasen".

"Glück auf!" Im neuen Jahr kann es in der Asse eigentlich nur besser werden. Bild: DPA
Kolumne
von Judyta Smykowski

Der Minister reist selbst an, um die neue "Infostelle" mit Computeranimationen und Schautafeln in Remlingen zu eröffnen. Nun gebe es endlich "klare Perspektiven", "dringlich zu klärende Sicherheitsfragen" stünden wieder im Vordergrund. So bejubelt das Bundesumweltministerium den Betreiberwechsel im Atomendlager Asse II. Am 1. Januar wird das Ressortchef Sigmar Gabriel unterstellte Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) anstelle des Helmholtz Zentrums München die Ägide in der Schachtanlage übernehmen.

Mehr Transparenz, Bürgernähe und dass das einsturzgefährdete einstige Versuchsendlager bei Wolfenbüttel nun statt nach Bergrecht nach Atomrecht geschlossen werden soll, versprechen die Behörden - eine Uralt-Forderung der Atomkritiker.

Darüber freut sich auch Peter Dickel. Dennoch ist seine Skepsis, dass sich nun wirklich etwas ändert groß, sagt der Mann vom atomkritischen Koordinierungskreis Asse. Dickel fürchtet, dass die neuen Herren im Pannen-Endlager nur "viel Propaganda in die Luft blasen".

Die Behörden geben vor, dass nach dem Asse-Debakel im Sommer alles besser werden soll. Illegal in den Tiefen des Bergwerks verklappte cäsiumverseuchte Lauge, fehlende Ämterabsprachen und schlechte Informationspolitik haben dazu geführt, dass Gabriel im September den Betreiberwechsel beschloss. Eine Schließung nach Atomrecht sieht mehr Bürgerbeteiligung und ein Planfeststellungsverfahren vor, auch gibt es nun unter Tage mehr Dokumentationspflichten und Messungen: Die Asse wird nicht mehr wie ein Bergwerk, sondern wie ein Atom-Endlager behandelt.

"Die Stabilisierung des Grubengeländes schleppt sich ohne Ende hin", kritisiert Dickel. Seit Jahrzehnten wird die Asse, in deren Kammern 126.000 Fässer mit schwach und mittelstark strahlendem Atommüll lagern, durch einfließende Salzlaugen destabilisiert, täglich strömen 12.000 Liter Wasser ein. Gutachten garantieren die Standfestigkeit nur noch bis 2014.

Deshalb spielt auch das BfS mit Plänen, die Asse notfalls wie ein Bergwerk zu fluten. Das halten Kritiker für die schlechteste Lösung: Sie fürchten, dass so am ehesten Radioaktivität in die Biosphäre gelangen könnte. Trotz eines Gutachtens, das besagt, dass die Stabilisierung technisch machbar ist, habe das BfS erneut Expertisen zum Thema beauftragt, ärgert sich Dickel. "Das Misstrauen, dass im Fall eines Falles geflutet wird, ist nicht gering". Er befürwortet, dass die einst achtlos in die Asse gekippten Atommüllfässer wieder herausgeholt werden.

Ob Flutung, Rückholung oder Verfüllung mit einem Spezialbeton wie im Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt - wie die Asse geschlossen wird, berät die Arbeitsgruppe Optionenvergleich. Bis Ende 2009 sollte ein Zeitplan stehen. Nun sagt ein Gabriel-Sprecher: "In einem Bergwerk, das Jahrtausende sicher sein soll, wäre es fahrlässig, jetzt um ein paar Monate zu feilschen." Es gebe keinen Zeitdruck.

Dickel kritisiert auch die Atomgesetznovelle, die demnächst im Bundestag beraten werden soll. "Mit einem neuen Paragraphen soll die Asse zum Endlager erklärt werden", sagt der Atomexperte. Die geltende Regelung, dass für Errichtung und Betrieb eines Endlagers ein Planfeststellungsverfahren abgewickelt werden müsse, solle mit der "Lex Asse" umgangen werden. "Jetzt soll nur noch die Stilllegung planfestgestellt werden", sagt Dickel. "Die grundsätzliche Frage, ob in der Asse überhaupt Atommüll lagern darf, wird umgangen." Für diese Prüfung sei es nun zu spät, sagt der Sprecher Gabriels.

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