: Islam – die Trumpfkarte
Im Namen Allahs: Der westlichen Welt werden unnötige Entschuldigungen abgepresst. Warum eigentlich?
Dreieinhalb Jahrhunderte hat es fast gedauert, ehe der Vatikan sich entschließen mochte, den italienischen Naturwissenschaftler Galileo Galilei zu rehabilitieren. Einzuräumen also, dass der christliche Terror, der gern auch mit Folter provozierte Schwur auf die einzige Wahrheit übel war. Papst Benedikt XVI. und die Seinen hatten es da eiliger. Kaum hatte der Papst in Regensburg bemerkt, der christliche Glaube lebe vom Respekt vor der irdischen Vernunft, der Islam hingegen vertraue, wähnt er sich stark genug aufs Schwert.
Das mag dieser frühere Kardinal Ratzinger so denken, das darf er sagen, das kann auch Gegenstand öffentlicher Dispute sein, das müssen selbst jene aushalten, die seine Position nicht teilen. So ist die unsere moderne Welt eben, säkular, bedrängend, kontrovers: Niemand hat – auf Erden – immer und mit allem Recht. Wie zutreffend die päpstlich gesprochenen Notizen scheinen, bewies die öffentlich, auf den Straßen vorgeführte Raserei von jenen Muslimen, die sich mal wieder als Opfer sehen.
Denn was macht der Vatikan? Er entschuldigt sich, sogar US-Präsident George W. Bush zeigte sich gestern zufrieden, wie auch einige muslimische Länder, etwa Malaysia. Und das ist der eigentliche Skandal: dass der Kopf eines mächtigen Glaubenssystems für eine Meinung um Verzeihung bittet.
Geht es freilich ums Muslimische, müssen alle Sensibilitäts- und Bedenkenträgerapparate angeworfen werden, arrangieren die Kirchen im Übrigen völlig nutzlose Dialoge der Kulturen, weisen Pädagogen auf die leicht entzündlichen Gemüter ihrer migrantischen Kundschaft hin. Alle glauben allüberall, Beleidigungen gegen die zarte Haut der religiösen Empfindung wehren zu müssen. Entschuldigungen zu äußern heißt: das Recht auf Meinungsäußerung von religiösem Missions- und Kränkungseifer einschränken zu lassen. Radikale Muslime sind wohl erst dann nie wieder empört, wenn alle anderen geworden sind wie sie: korangläubig und nicht mehr angewiesen auf irgendeinen Dialog der Kulturen. JAF