Schanzenfest-Krawalle
: Guantánamo für Anfänger

An dieser Stelle hätte etwas von albernen Ritualen stehen können. Von einem Schanzenfest, das aus Gründen der politischen Folklore nicht angemeldet wird. Dessen politischer Charakter mittlerweile so sehr verblasst ist, dass sich die Organisatoren am Fetisch der Illegalität festhalten, weil die Distanzierung vom übermächtigen Schanzenkommerz sonst kaum hinzukriegen ist.

Kommentarvon Jan Kahlcke

Und von ein paar zu spät geborenen Möchtegern-Autonomen, für die ein Schanzenfest ohne Spielen mit dem Feuer kein richtiges Fest ist, genauso wie der Kreuzberger 1. Mai ohne Krawalle kein 1. Mai ist. Dass das heute nicht das Thema ist, verdankt sich allein der Hamburger Polizei.

Äußerlich defensiv, hat sie das Schanzenfest-Ritual dieses Mal auf eine neue Eskalationsstufe gehoben: Gefangene mit Masken und Augenbinden orientierungslos herumliegen zu lassen ist nicht nur unnötig, sondern es verstößt gegen Menschenrecht und -würde. Das gilt für Flaschenwerfer und Barrikadenbauer mindestens ebenso wie für in Afghanistan aufgegriffene „enemy combattants“. Die Hamburger Polizei hat offensichtlich ihre Lektion aus Guantánamo gelernt. Leider die falsche. Bevor Angela Merkel George Bush zur Ordnung ruft, sollte sie vielleicht erst einmal ihre Hamburger Parteifreunde wieder einfangen.