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Archiv-Artikel

Norwegischer Ölfonds boykottiert Wal-Mart

US-Supermarktkette steht auf schwarzer Liste der Norweger, weil Menschen- und Arbeitsrechte ignoriert wurden

STOCKHOLM taz ■ Bislang waren es vor allem Produzenten von Waffen und Minen, die der norwegische Pensionsfonds aus ethischen Gründen aus dem Portefeuille seiner Investitionen geworfen hatte. Nun ist erstmals eine Supermarktkette auf die schwarze Liste gesetzt worden. Der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart verstoße systematisch gegen Arbeits- und Menschenrechte – daher wird Oslo seine Ölgelder nicht mehr in Aktien des US-Unternehmens anlegen. Die Papiere im Wert von 320 Millionen Euro wurden mittlerweile verkauft.

Die norwegische Finanzministerin Kristin Halvorsen sagte zur Begründung: „Wal-Mart behandelt Frauen und Männer systematisch ungleich und behindert das Recht auf gewerkschaftliche Arbeit. Bei seinen Lieferanten kommen Kinderarbeit, unbezahlte Überstunden und teilweise unmenschliche Sanktionen wie Freiheitsberaubung von Arbeitern vor.“ Wal-Mart hatte die Gelegenheit, vor dem norwegischen Beschluss Stellung zu nehmen. „Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht zu antworten“, teilte Halvorsen mit. Sie ist die Vorsitzende der Linkssozialisten, die zusammen mit Sozialdemokraten und Zentrum die rot-grüne norwegische Koalitionsregierung bilden.

Ebenfalls auf die schwarze Liste kam die Grubengesellschaft Freeport. Bei der Kupferförderung in Indonesien vergiftet sie das Grund- und Oberflächenwasser, indem täglich mehr als 200.000 Tonnen schwermetallhaltiger Abraum ungesichert gelagert werden. Der norwegische Pensionsfonds ist einer der weltgrößten Wertpapieranleger und verwaltet ein Sparvolumen von über 200 Milliarden Euro. Als Rot-Grün im vergangenen Herbst die Regierung übernahm, hat Norwegen die ethischen Voraussetzungen für die Geldanlage deutlich verschärft. So flogen auch Boeing, Lockheed, General Dynamics und die Airbus-Eigentümergesellschaft EADS aus dem Portefeuille. Ihnen wurde vorgeworfen, sich an Waffenproduktionen zu beteiligen. Auch DaimlerChrysler könnte noch auf die schwarze Liste geraten – weil der Konzern an EADS beteiligt ist.

Wie schwierig ethisch einwandfreie Anlagen sind, zeigt der Umstand, dass Norwegen einen Großteil seiner Pensionsgelder in Ölfirmen wie Shell, Exxon und Chevron investiert hat. Im vergangenen Jahr wurden zudem erstmals israelische Staatsobligationen gekauft: Damit würde die dortige Aufrüstung und die Sperrmauer zu Palästina mitfinanziert, monieren Kritiker. REINHARD WOLFF