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Archiv-Artikel

das wichtigste Papstrede irritiert

In Europa sorgen die Worte Benedikts XVI. zur Rolle der Deutschen in der Nazizeit für Verwunderung und Kritik

BERLIN afp/taz ■ Die Rede des Papstes im früheren Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wird in mehreren europäischen Ländern kritisch aufgenommen. Anstoß erregte vor allem die Passage, in der Benedikt XVI. sagte, er sei „Sohn eben dieses Volkes, von dem eine Gruppe von Verbrechern die Führungsgewalt durch falsche Versprechen erhalten hat, im Namen des Größenwahns“. Benedikt VXI. „befreit das deutsche Volk von seiner Verantwortung für die Naziverbrechen“, titelte die spanische El Mundo. Der Papst habe den Deutschen „eine Art Absolution erteilt“. In El Pais hieß es: „Ratzinger, der zum Ende des Krieges in der deutschen Armee diente, hat Worte des Verständnisses für seine Landsleute gehabt.“ Deren einzige Schuld sei demnach gewesen, die NSDAP „an die Macht gelangen zu lassen“.

Die Worte des Papstes lösten „ein gewisses Unwohlsein aus“, da sie Deutschland zu rehabilitieren schienen, kommentierte Liberation in Paris. Das katholische Blatt La Croix räumte ein, Benedikt XVI. habe die Deutschen nicht kollektiv verurteilen und auch „die Rolle nicht ansprechen wollen, die die antijüdische Stimmung in christlichen Kreisen beim Anstieg der Judenfeindlichkeit spielte“.

„Perplex“ und „ratlos“ äußerte sich der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Italien. Die Rede sei in Bezug auf NS-Zeit und Holocaust „etwas vereinfachend“ gewesen. Der Großrabbiner von Rom nannte die Ansprache „problematisch“. Er sei „kaum überzeugt“ von der Interpretation, die der Papst vorschlage – als wäre das deutsche Volk „selbst Opfer gewesen und hätte nicht zu den Verfolgern gehört“.

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