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Debatte WirtschaftskriseDie Abwärtsspirale

Kommentar von Christa Wichterich

Das aktuelle Desaster zeigt: Betten wir den Markt nicht wieder in soziale und ökologische Zusammenhänge ein, dann ist der nächste Wirtschaftscrash vorprogrammiert

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2 Kommentare

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  • GB
    Genoveva Brandenburger

    Danke für diese treffende Analyse. Dies muss unbedingt in alle Köpfe, auch in die männlichen Gewerkschaftsköpfe auch in die Parteien gerade in die Linke sollte dies transportiert werden. Ich werde mich aktiv in meinem politischen und privaten Umfeld an der Verbreitung beteiligen. Über gesellschaftliche Geldverteilung entscheiden Männer, daran hat sich bis heute nichts geändert. Mir wurde das mal wieder in meiner Stadt vor Augen geführt, als es darum ging, die steuerfinanzierte Geldverteilung (ca. 900 000 000 €) vom Bund nach Rheinland-Pfalz zu erläutern. Das Geld wird dort ausgegeben, wo traditionell Männerarbeitsplätze (Baubranche) vermeintlich gesichert werden können. Das Altkanzler Schröder durch seine 400- Euro-Jobs den gesamten Einzelhandel und damit die sozial versicherungspflichtigen Arbeitsplätze hauptsächlich von Frauen zerstört hat, hat keinen gesellschaftlichen Aufschrei oder gar steuerfinanzierte Hilfsaktionen ausgelöst. Für mich ist klar, männliches Denken wird uns aus dieser Krise nicht herausführen, sondern noch tiefer in diese treiben. Hoffentlich verbreitet sich dieser Artikel, mit der Wirkung das viele Wählerinnen und Wähler in der Wahlkabine den Mitverantwort­lichen ihre Stimme verweigern.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Drei Probleme sehe ich in öko-feministischen Perspektiven, wie sie hier präsentiert wurden.

     

    Erstens: die hier zum Ausdruck kommende Vorstellung, dass falsche Vorstellungen über die sozialen Verhältnisse Schuld an deren Mängel sind, verleitet zu Moralismus, wissenschaftsfeindlicher Delegitimationsideologie und Unterschätzung der Herausforderung (aber auch der Möglichkeiten) einer sozialen Umgestaltung.

     

    These: Selbstredend sind Marx Hinweise auf die Notwendigkeit der Seinsstruktur-Veränderung als Voraussetzung der Veränderung falscher Vorstellungen bei Bewusstseinsarbeiter/innen besonders unbeliebt. Und warum sollten feministische Intellektuelle vom Bedürfnis gefeit sein, eine nazistische Kränkung abzuwehren, die es bedeuten könnte, die Richtigkeit der marxschen Sichtweise in Betracht zu ziehen.

     

    Zweitens: Zwischen ökologischem Inhalt und ökonomischer Form kapitalistischer Vergesellschaftung wird nicht unterschieden und die jeweils adäquaten Begriffe (Tausch-)"Wert" für die kapitalistische Form und "Gebrauchswert" bzw. ethische bzw. soziale Rangordnungen beschreibende Werte für den sozialen Inhalt, entsprechend durcheinander gewirbelt.

     

    Drittens: Der hier zum Ausdruck kommende "Antikapitalismus" ist (in Ermangelung einer (öko-)sozialistischen Perspektive?) allein auf eine Denunziation und Delegitimation eines anscheinend außerhalb der Menschen und ihrer Beziehungen schwebend vorgestellten bösen Dämons "Kapitalismus!" angelegt, den es mit Knaller aus dem ideologischen Schreckschussrevolver aus den Köpfen der Menschen zu vertreibenden gilt. Das Problem: da die Wahrnehmung positiver Entwicklungen dem Delegitimations-Schießen Monition entziehen könnte, darf nicht sein was nicht sein darf. Zukunft wächst erst nach dem nächsten Urknall.

     

    Außer dem Überdämon "Kapitalismus" sind unter diesen Behauptungsbedingungen noch Unterdämonen zu vertreiben wie "Logik von Wachstum", "Politik" "eine Hegemonie" oder "Debatten", deren Bosheit etwa darin besteht, die vom Überdämon verantwortete "Abspaltung der Marktökonomie von der sozialen und natürlichen Reproduktion zu wiederholen". Darin steckt der Vorwurf, dass Holzhandelsfirmen, mit ihnen verschwägerte Einschlagzlizenzgeber, oder -kontrolleure, Baumarktkund(inn)en und der von ihrer Heimwerkerarbeit profitierenden Familienmitglieder, Empfänger der von den Baumarktkunden zu errichtenden Mehrwertsteuer, der davon anhängigen Verteiler und Empfänger staatlicher Transferleistungen usw. alles, was zur Holzproduktion, deren Verarbeitung und Zur-Verfügung-Stellung beigetragen hat, aber nicht bezahlt werden musste, (vom Urknall bis zum treuen Dackel, der zur Wiederherstellung des Arbeitsvermögens gestresster Baumaktkassierer/innen beiträgt) von ihrer Wahrnehmung abspalten weil sie diese nicht wertschätzen. Tatsächlich ist es aber so, dass die genannten Subjekte es ganz besonders wertschätzen, für Leistungen kein Geld ausgeben zu müssen und deshalb mehr Holz, Steuern, Wohlgefallen, Spaß und Erholung fürs gleiche Geld haben können. Und selbst, wenn sie dem Wald, Dackel, Urknall usw. aus lauter Wertschätzung für deren Leistungen etwas Geld zustecken könnten, würde das nichts nutzen, weil dann nur diejenigen, die weniger romantisch denken und handeln das Geschäft machen bzw. den Vorteil einstecken würden. Sprich: es ist notwendig, von von den konkreten Behauptungsbedingungen kapitalistischer Tauschwert-Sammlergesellschaften (den Konkurrenzbedingungen von Unternehmen und von deren Wohlergehen Abhängige)zu reden und über die konkreten Widersprüche des Zusammenwirkens (!) ökologischer Vergesellschaftungsinhalte und den ökonomischen Triebfedern der Vergesellschaftung. Die ökologischen bzw. Vergesellschaftungsinhalte sind nicht voneinander "abgespalten" oder "entbettet", die Tauschwert-Aneignungs-Ökonomie schafft nur ökonomische Behauptungs-bzw. Rechtfertigungsbedingungen für die ökologischen bzw. sozialen Beziehungen.

     

    Und das kann nur in dem Maß anders werden, wie es den Menschen weltweit gelingt, sich in die Lage zu versetzen, mitmenschlichen Aufwand, Zweck und Mittel der Produktion (und deren Bedeutung für die Weiterentwicklung ihrer Naturumwelt) auf Basis weltgemeinschaftlicher Absprachen (und diesen zugrunde liegenden Diskursen und Forschungen) zu bestimmen, sprich: mehr (Öko-)Sozialismus zu wagen.

     

    Das ist auch die Voraussetzung dafür, über die sozialen Bedingungen der Leistung bisher "unentgeltlich" (bzw. gegen Kost, Logis und Sorgerechtsanspruch) geleisteter "Sorgearbeit" usw. und den zweckrational reden und entscheiden zu können.

     

    hhirschel