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Wahlkampf via BILDHerr Buschkowsky von der CDU

Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky zeigt sich mal wieder von seiner provokanten Seite und wirbt für die CDU. Die SPD, ist "not amused".

Eigentlich sind sie Parteifreunde, aber Wahlkampfhilfe bekommt Fritz Felgentreu (l.), Bundestagskandidat für Neukölln, vom dortigen Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (r.) nicht. Bild: dpa

Heinz Buschkowsky ist als Provkateur bekannt. Mit Sarrazinschen Sätzen wie "Doppelte Staatsbürgerschaft erleichtert Kriminalität" vergrätzt der Neuköllner Bezirksbürgermeister in schöner Regelmäßigkeit seine SPD-Genossen. Nun hat er wieder vom Leder gezogen. Mitten im Wahlkampf lobt er in seiner BILD-Kolumne die CDU, weil sie "mehr Respekt für Polizisten" verlangt, und fordert die Abschiebung von gewalttätigen Jungmännern. Parteikollege Aziz Bozkurt platzt da der Kragen. Buschkowskys Äußerungen zeugten von "völligem Unwissen, gepaart mit einem überzogenen Selbstbewusstsein", schimpft der Vorsitzende der Berliner AG für Migration gegenüber der taz.

Tatsächlich lassen Buschkowskys Ergüsse - wieder einmal - daran zweifeln, ob er in der richtigen Partei aktiv ist. Wie so oft nutzt er eine kleine, zugegeben unschöne, Geschichte aus Neukölln zu einem allgemeinen Lamtento über die Verrohung der Sitten, um dann zu den üblichen rechten Stammtischparolen überzugehen. Diesmal ging es um zwei "Testosteron-geschwängerte" junge Männer, 19 und 26 Jahre alt, die zwei Polizisten vermöbelt haben - offenbar, weil diese ihnen zu langsam fuhren. Für Buschkowsky ist das ein casus belli: "Polizeibeamte verkörpern Staat und Gesellschaft. Wer sie angreift, greift uns alle an. Wenn das zur Normalität wird, dann regiert das Faustrecht", warnt er pathetisch. Doch zum Glück, fährt er fort, gibt es ja die CDU. Deren "Innensenator verurteilte die Tat und sieht uns alle in der Pflicht, Gewalt gegen Polizisten zu ächten. Die CDU fordert mehr Respekt für Polizisten. Beides tue ich hiermit", gelobt er feierlich.

Nun sollte niemand dem Irrtum verfallen, dass die SPD Respekt gegenüber Polizisten für unwichtig hält. Genau dies aber nahezulegen ist knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl zumindest "spannend", wie Bozkurt vorsichtig formuliert. Und man könne sicher sein, dass Buschkowsky seinem in Neukölln antretenden Parteifreund Fritz Felgentreu "damit nichts Gutes tut".

Es kommt aber noch schöner: Im Verlauf von Buschkowskys Tiraden gegen "bestimmte Bevölkerungsgruppen", die das staatliche Gewaltmonopol missachten, und der Warnung, dass "diese an Anarchie grenzende Verwahrlosung gepaart mit staatlicher duldsamer Hilflosigkeit (...) die Lebensqualität ganzer Stadtviertel vernichten" wird, kommt nämlich heraus, dass zumindest einer der beiden marodierenden Jungmänner kein deutscher Staatsbürger ist. Das führt den SPDler am Schluss zu der rhetorischen Frage: "Warum sollte man ihn nicht in die Türkei entlassen, wenn ihm dieser Staat und seine Repräsentanten so verhasst sind?"

Am Ende ist Buschkowsky also wieder bei seinem Lieblingsthema gelandet: Harte Kante gegenüber "Migranten", und wer nicht spurt, wird abgeschoben. Offizielle SPD-Linie ist das eher nicht. Ein "fatales Signal", nennt es Bozkurt. "Egal, was für eine Staatsbürgerschaft junge Menschen haben: Wenn sie hier sozialisiert sind, sind wir auch für sie verantwortlich. Die kann man nicht abschieben." Und überhaupt, kontert Bozkurt, sei der Bürgermeister ja wohl auf dem rechten Auge blind: "Was macht er denn mit den Nazis im Bezirk? Schiebt er die etwa ab?"

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13 Kommentare

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  • D
    DJ_rainbow

    Tja, wie immer im Pippi-Langstrumpf-Land der MuKu-Taliban:

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis noch wesentlich größer als in der Theorie.

     

    Bitte weinen Sie nach dem Piepton.

  • R
    Realist

    Heinz Buschkowsky ist als Provkateur bekannt? Da verwechselt ihr etwas. Das nennt man "Realist". Die Realität provoziert natürlich die Priester der Theorie.

  • M
    Meckerziege

    Testosteron-geschwängerte junge Männer, die zwei Polizisten vermöbelt haben...so so...das erinnert mich an den Kommentar hier:

     

    http://www.taz.de/Kommentar-Gedenken-an-Daniel-S/!112942/

     

    Da waren es Muselmanen, die bischen zuviel Testosteron im Blut hatten. Nur leider war der Vermöblete da tot.

     

    Taz, ihr solltet euch mal neue lustige Wortumschreibungen suchen, wenn ihr versucht sehr schlimme Verbrechen zu verniedlichen. Ich muss mich doch sehr wundern, egal wie link man auch eingestellt ist, wenn man das nicht merkt.

     

    Lange wird das nicht mehr funktionieren. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man glatt drüber lachen.

  • S
    Sebi

    Nun sollte niemand dem Irrtum verfallen, dass die SPD Respekt gegenüber Polizisten für unwichtig hält.

     

    äh, was? doch, klar, sonst gäbe es nicht solche Aussagen aus der "AG Migration".

  • H
    Heinz

    Der Bozkurt bringt ja nen Vergleich der ist mal so bescheuert. Nazi zum Vergleich zu nehemen zwecks der Abschiebung. Hilfe.

     

    Herr Buschkowsky sagt das was viele deutschen Bürger denken. Wer sich hier nicht an die Gesetze oder sonstigen Vorschriften hält,keine Detuschstaatsbürgerschaft hat bzw. keinen Deutschenpass oder behält sich die Option der Doppeltenstaatsbürgerschaft offen, sollte abgeschoben werden, wenn er gegen das Gesetz verstößt. In vielen Aussagen hört man von diesen Gruppen sie Akzeptieren den Deutschen RechtsStaat nicht an. Wer so denkt und handelt, wie diese beiden Jugendlichen hat hier nichts verloren und sollte auch nicht von dem Wohlstand dieses Landes profitieren.

    • @Heinz:

      Und, lieber Heinz, das wollen wir auch nicht vergessen: Ständig schreiben sie hochgestochenes Deutsch, obwohl ihnen die eingeborenen Rassisten doch immer wieder klar machen, was volkstümelnd bedeutet. In diesem Sinne: Heinz, tu ma die Oma winken.

  • K
    Kimme

    Herr Bozkurt sollte vielleicht einfach mal Google bemühen mit den Suchbegriffen "angriff Polizei Berlin" eingeben und mal schauen wieviele Treffer dort erscheinen. Die Überwiegende Mehrzahl der Täter fällt in den Zuständigkeitsbereich der Behörde von Herrn Bozkurt. Vielleicht sollten er und seine Mitarbeiter lieber mal ihren Job ordetlich machen, anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen.

  • K
    Kimme

    "Polizeibeamte verkörpern Staat und Gesellschaft. Wer sie angreift, greift uns alle an. Wenn das zur Normalität wird, dann regiert das Faustrecht" Wieso wird diese Aussage kritisiert? Sie ist absolut richtig, das wird ihnen jeder Sozialoge und Wissenschaftler bestätigen.

    Buschkowsky ist nicht blind auf dem rechten Auge, er ist nur unbequem, weil er Probleme anspricht. Das ist auch das Problem der SPD und vieler anderer Parteien, viel zu viele stromlinienförmige Parteisoldaten, die keine Meinung oder keine Kenntnis haben. Bei soviel Angst irgendwo anzuecken verlieren alle ihr Profil und niemand weiß mehr wofür sie stehen. Deswegen ist die Wahlbeteiligung auch auf einem ständigen Sinkflug.

    Die taz fördert mit ihren polemischen und realitätsverweigernden Artikeln nur eine Kultur des Wegschauen.

     

    Und ob die angesprochenen jungen Männer tatsächlich durc die deutsche Gesellschaft sozialisiert wurden darf in Neukölln auch bezweifelt werden. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie in einer Parallelgesellschaft Berlins sozialisiert wurden.

  • K
    klarsicht

    warum hatten denn die polizeibeamten nicht die traute die zwei straftätern einzukassieren,um zu überprüfen,ob es nur das testosteron war oder ob noch andere substanzen im umlauf waren.

     

    im nachtbus m 29 haben einzelfahrer nicht die traute die polizei zu rufen,wenn unsre mitbürger den kauf eines fahrscheins verweigern.

     

    spielregeln gelten für alle und selbst beim fußball werden gewalttätigkeiten geahndet

  • B
    Buschi

    Was für ein sinnfreier Artikel. Weil Buschkowsky recht hat muss die taz wieder hetzen.

  • SA
    Simon A.

    Wieso wird denn immer nur auf Berlin geschaut? Berlin ist für Deutschland extrem unwichtig, nur 1/4 der Stadt kann salopp gesagt mehr als reden.

     

    In bestimmten Teilen Deutschlands wird politisch überhaupt nicht auf Problemviertel geschaut, sondern alles sich selbst überlassen. Auch auf Sport, Party und Schulebene. Offenkundig gibt es da wenig bis kein Interesse, tatsächlich kritisch über Probleme zu berichten.

     

    Alljene Leute, die direkt oder indirekt davon betroffen sind, sind (zumindestens was die Generation unter 25 in meinem Bekanntenkreis angeht) un- bis anti-politisch eingestellt. Ob Afghane, Türke oder Deutscher. Aber man leugnet Probleme lieber oder schiebt sie von sich weg. Ganz großes Tennis!

  • N
    Nr.-22

    Der Artikel ist sehr polemisch und tut so als ob Buschkowsky das Problem wäre, weil er auf Probleme hinweist. Gerade die ehemalige Arbeiter-Partei SPD täte gut daran, das sich nicht unentwegt selber in die politisch-korrekte Jute-Tasche zu lügen.

    • G
      gerstenmeyer
      @Nr.-22:

      dann verlieren sie aber doch die wähler die sie sich erhoffen