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Verunreinigungen im MineralwasserDreckiger als gedacht

Das Gesetz fordert „ursprüngliche Reinheit“ für Mineralwasser. Die Stiftung Warentest hat sich einige Marken angesehen.

Nur wenige der getesteten Marken können als unbedenklich gelten. Bild: ap

BERLIN taz | Die Stiftung Warentest kritisiert die mangelnde Reinheit deutscher Mineralwässer. Dies geht aus einem am Donnerstag vorab veröffentlichten Test hervor, in dem die Verbraucherschützer 30 Sprudel aus der Kategorie Medium unter die Lupe genommen haben. Bei jedem dritten getesteten Produkt wiesen sie Verunreinigungen aus oberirdischen Schichten nach.

Hauptsächlich sei der künstliche Süßstoff Acesulfam-K festgestellt worden, aber auch Abbauprodukte von Pestiziden und einem Korrosionsschutzmittel. Die Stiftung Warentest erklärte aber auch, dass keiner der gefundenen Inhalte ein gesundheitliches Risiko bedeute.

„Die Verunreinigung der Wässer gibt es schon länger und ist auch bekannt. Wahrscheinlich liegen sie im Normalbereich. Diese genaueren Ergebnisse haben wir hauptsächlich durch unsere neuen Messmethoden erreichen können“, sagt Birgit Rehlender, die Projektleiterin des Tests bei Stiftung Warentest.

Dennoch übertitelt sie ihre Studie mit: „Die Reinheit geht baden.“ Schließlich schreibt die Mineral- und Trinkwasserverordnung vor, dass natürliches Mineralwasser „seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen“ haben und von „ursprünglicher Reinheit“ sein muss.

Viele Billo-Wässer besonders gut

Besonders auffallend ist, dass die Stiftung Warentest lediglich 6 der 30 getesteten Medium-Mineralwässer nach eigenen Kriterien uneingeschränkt empfehlen kann. Darunter fallen auffallend viele günstige Handelseigenmarken, wie jene von Lidl und Kaufland oder das Rewe-Wasser aus der Paulusquelle.

Das Ja!-Wasser von Rewe allerdings, das aus der Gebirgsquelle in Rhens stammt, weist einen erhöhten Nickelanteil auf und hätte so nicht als natürliches Mineralwasser verkauft werden dürfen. Der gesetzliche Grenzwert für Nickel, der bei 0,020 Milligramm pro Liter liegt, wurde mit einem Wert von 0,28 Milligramm pro Liter deutlich überschritten. Trotzdem dürften die Mengen für die meisten Nickelallergiker unkritisch sein, schreibt die Stiftung.

Die Rewe Group könne sich den erhöhten Wert nicht erklären, da Untersuchungsergebnisse unabhängiger Labore einen Nickelgehalt ausweisen, der deutlich unter dem Grenzwert liege, teilte das Unternehmen der taz mit. Sie seien aber in regem Austausch mit dem Brunnen.

Den Vorwurf des Reinheitsverlustes weist Arno Dopychai, Experte des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, zurück: „Die Stiftung Warentest geht bei ihren Messungen von einem Null-Standard aus. Das heißt, es dürfte kein Stoff gefunden werden, ansonsten ist das Wasser verunreinigt. Dieser Maßstab ist aber nicht sachgerecht und kann nicht angelegt werden.“

Zum Vorwurf der Stiftung, nur sechs Wässer hätten einen hohen Mineralstoffgehalt, sagte Dopychai: „Mineralwasser ist ein reines Naturprodukt, das so genutzt wird, wie es uns die Natur gibt. Wenn also nur wenige Mineralstoffe enthalten sind, ist das eben von Natur aus so. Wir können keine Stoffe hinzufügen. Außerdem gibt es seit 1980 keinen gesetzlichen Mindestmineraliengehalt mehr.“

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1 Kommentar

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  • „Die Reinheit geht baden.“ Ein reinster Feldversuch ist das, was wir mit uns seit Anbeginn des Petro-Chemie-Zeitalters machen. Die Sache mit den Grenzwerten mutet darüber eine gewisse Willkür an.

    Fundierte Erkenntnisse gibt es eigentlich kaum. Aber gut, jetzt genießt das Thema für ein paar Tage Aufmerksamkeit, und die Weichmacher- und Hormon- und Antibiotikaresistenz-Problematiken rücken mal ein wenig in den Hintergrund... puh.