piwik no script img

Überwachung durch GeheimdiensteWerkzeug von Kriminellen abgeguckt

Die Dienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands nutzen offenbar Angriffsmethoden im Netz, die sonst nur von Kriminellen eingesetzt werden.

Spione oder Kriminelle oder egal? Bild: dpa

HANNOVER dpa | Die Geheimdienste fünf westlicher Staaten unter Führung der USA verwenden nach einem Bericht des Fachportals Heise Online umfassend Werkzeuge und Angriffsmethoden, die sonst im Internet von Netzkriminellen eingesetzt werden. Die Dienste suchten flächendeckend und systematisch nach verwundbaren Computersystemen und nutzen bisher unbekannte Sicherheitslücken aus. Hinter dem Programm „Hacienda“ stehen demnach Geheimdienste aus den USA (NSA), aus Großbritannien (GCHQ), Kanada, Australien und Neuseeland.

Gehackte Rechner von ahnungslosen Nutzern würden dabei verwendet, um den Datenverkehr der Geheimdienste zu verschleiern. Heise beruft sich auf die Auswertung von als streng geheim eingestuften Geheimdienst-Dokumenten aus den USA, Großbritannien und Kanada durch zwei Wissenschaftler der TU München.

Christian Grothoff, Nachwuchsgruppenleiter im renommierten Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, und der Master-Student Julian Kirsch stellen ihre Forschungsergebnisse am Freitagvormittag auf der GNU-Hacker-Konferenz in Garching bei München vor.

„Bisher gab es keine Belege dafür, dass Nachrichtendienste dermaßen massiv und flächendeckend Server auf der ganzen Welt angreifen“, erklärte Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur von Heise Online. Solche Angriffe seien normalerweise die Domäne von Netzkriminellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Das staatliche Gewaltmonopol ist grundsätzlich kritisch zu beobachten - es lädt zum Mißbrauch ein. (Was jetzt keiner als Aufruf zur Selbstjustiz mißverstehen sollte ... man kann ja nie wissen.)

    "Nach 1300 entstand als Antwort auf die im 14. Jh. rasch ansteigende Kriminalität die Justiz. Ihre Mittel übernahm die Justiz von der Kriminalität." (Alexander Kluge, Kurzgefasster Lehrgang der deutschen Justiz) Offenbar handelt es sich um ein grundlegendes Problem.

  • Es gab wohl zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte viel Gutes zu erzählen über die Arbeit der Geheimdienste (man möge mich berichtigen: ist aus der jüngeren Geschichte ein Beispiel dafür bekannt, dass die Geheimdienste ihrer gesetzlichen Aufgabe erfolgreich nachgekommen wären?). Die scheinen immer stolz darauf zu sein, gleichzeitig Kriminelle und Helden sein zu können. Das versuchen ja auch andere (Warlords, ein paar Jihad- und Separatisten …). Der Reiz dessen ist intellektuell nachvollziehbar; die beträchtliche Sprengkraft für eine bürgerliche Gesellschaft liegt auf der Hand und lässt sich leider an Beispielen in den Meldungen der letzten Wochen nachvollziehen.

     

    In der veröffentlichten Meinung ist man sich in diesem Sommer im Grossen und Ganzen darin einig, dass der Zweck die Mittel heiligt (ich fasse damit die Diskussionen zu deutschen Waffenlieferungen und die Rezeption des Käßmann-Intervies in DER SPIEGEL 33, 2014 zusammen). Dies reicht von der Rechtfertigung von (immerhin noch legalen) Waffenlieferungen bis hin zu dem eben kriminellen Verhalten von Staatsorganen. Ebenfalls kriminell erscheint mir die permanente Weigerung, diese Gesetzesverstösse bei Organen eigener und fremder Staaten zu verfolgen. Die Organisation unserer Strafverfolgung scheint geradezu auf diese Begünstigung ausgerichtet zu sein.

     

    Die technischen Möglichkeiten schaffen aber zunehmend eine neue Situation in der das kriminelle Handeln der Geheimdienste nicht mehr nur Einzelne betrifft sondern zunehmend bürgerliche Freiheitsrechte an der Wurzel aushebelt (wobei die Bewahrung der Grundrechte doch eigentlich die raison d’être … ?).

     

    All das stellt sich (in diesem Sommer) als Schritte in eine dystopische Welt dar. Man kann dem mit der Bibel in der Hand entgegentreten (Käßmann), man könnte auch den Koran nehmen (warum hört man die nicht, die das tun?). Es würde aber, für unseren bundesrepublikanischen Alltag, auch das Grundgesetz reichen.

     

    Wichtig ist, es zu tun.

  • Die "Dienste" dieser Länder SIND KRIMINELLE!!!

  • Die Geheimdienste arbeiten schon lange im kriminellen Bereich. Jetzt haben sie ihre Aktivitäten auf alle Menschen der Welt ausgedehnt.

     

    Die Regierungen aller Staaten hängen da mit drin.

     

    Es ist an der Zeit, Widerstand gegen die Überwachung zu leisten.

    Am 30. 8. findet in Berlin die große Demo gegen Überwachung 'Freiheit statt Angst' statt.

     

    Zur Zeit läuft eine bundesweite, dezentrale Protestaktion gegen Überwachung: http://datenflut.net.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Was heißt hier "...den sonst nur Kriminelle nutzen..." ??? Diese Leute sind kriminell, sie mißachten Grundrechte, sie mißachten staatlich spezifizierte Rechte - damit sind sie ganz ohne Zweifel kriminell. Und die, die sie schützen ebenso...