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Timo Soini, Parteichef der Wahren FinnenDer Populist aus der Vorstadt

Timo Soini sitzt seit 1997 der Partei Wahre Finnen vor. Das Etikett "Populist" trägt er mit Stolz, das des "Rassisten" weist er weit von sich.

Fällt aus dem Rahmen: Der übergewichtige 48-jährige Vorsitzende der Wahren Finnen mit den schlecht sitzenden Anzügen, Timo Soini. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | "Revanche des finnischen Mannes" hat eine Zeitung Timo Soini genannt. Mit einer Staatspräsidentin, einer Ministerpräsidentin und einer Oppositionsführerin war die finnische Politik zuletzt von Frauen bestimmt. Der übergewichtige 48-jährige Vorsitzende der Wahren Finnen mit den schlecht sitzenden Anzügen und dem Fanschal des FC Millwall - ein wegen seiner gewaltbereiten Fans berüchtigter englischer Fußballclub - fällt da aus dem Rahmen.

Soini wirkt sympathisch. Er ist eine rhetorische Begabung und immer für einen Lacher gut. Verliert aber deutlich bei Debatten, in denen er unter Druck gerät. Seit 1997 sitzt er der Partei Wahre Finnen vor. Der Durchbruch glückte Soini und der kurz zuvor aus den Überresten der populistischen Agrarpartei entstandenen Partei erst bei den Europawahlen 2009, als er mit der höchsten persönlichen Stimmenzahl aller finnischen Kandidaten ins EU-Parlament einzog.

Dort wurde Soini zwar Vizevorsitzender der rechten Fraktion Europa der Freiheit und der Demokratie, fiel ansonsten aber wenig auf und kümmerte sich vorwiegend um regionalpolitische Fragen. Nun gibt er sich aber als Insider: Schließlich habe er ja selbst "im Bauch der Bestie" gesessen. Mit "I will out!" beschreibt er sein Verhältnis zu EU und zum Euro.

Das Etikett "Populist" trägt er mit Stolz, das des "Rassisten" weist er weit von sich. Das könne man ihm schon deshalb nicht anhängen, weil er seit seiner Konversion vom Protestantismus praktizierender Katholik sei. Noch heute wohnt er mit seiner Frau Tiina Maarit und ihren beiden Kindern in derselben Wohnung in Helsinkis Vorstadt Espoo, in der er selbst aufgewachsen ist. Vor dem Mehrfamilienhaus steht ein alter Opel - kein Wunder, dass er seine Wahren Finnen als eigentliche finnische Arbeiterpartei bezeichnet.

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9 Kommentare

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  • WD
    Wahre Deutsche

    Liebe @Yadgar

     

    "Warum so aufgeregt?"

    Öhm, so wie ich das hier lese, hat sich Yadgar gar nicht aufgeregt, oder?

     

    "Alle sind auf ihrer Seite."

    Hm, gibt also keine Nazis und andere Integrationsverweigerer mehr in diesem Land, die Migranten durch die Straßen hetzen und Asylbewerberunterkünfte anzünden? Die sich weigern, ihre Wohnungen an dunkelhäutigere Menschen zu vermieten?

     

    "Sie werden gefördert ohne Ende und ich bezahle.

    Ich bezahle damit Deutschland endlich nicht mehr Deutschland ist."

    Nun, vielleicht hat Yadgar ja einen deutschen Pass und ist damit Deutscher? Vielleicht ist Yadgar sogar in Deutschland geboren? Vielleicht hat er trotzdem keinen deutschen Pass, fühlt sich aber als Deutscher? Ab wann ist man eigentlich Deutscher? Sind nur "Blut- und Boden"-Deutsche wahre Deutsche? Und ab wann ist "Deutschland nicht mehr Deutschland"? Und was genau wäre daran so schlimm?

     

    "... wir haben eben ein Herz für unser Land, nur kann ich das nur schwer einem Migranten erklären wie das so ist."

    Warum versuchen Sie denn nicht einfach mal, das zu erklären? Vielleicht sind ja die Migranten gar nicht so doof, wie sie offensichtlich meinen? Oder denken sie, er ist dazu genetisch nicht in der Lage, weil ein Schwarz-rot-gelb-Gen fehlt? Könnte es nicht vielleicht sein, das Yadgar vielleicht sogar ein Herz für dieses Land hat, obwohl er vielleicht zugewandert sein mag? Und wen meinen sie hier eigentlich mit "wir"?

     

    By the way: Ist es nicht vielleicht wesentlich wichtiger, ein Herz für Menschen zu haben als ein Herz für Länder?

  • H
    hto

    "Wahre Finnen" - bei Pisa immer Nr.1, weil das Bildungssystem für die paar People auch aus der Porto-Kasse der EU gezahlt wird.

     

    Wenn die Finnen aus der EU austreten, dann gibt's "Entwicklungshilfe" und die finnischen Gastarbeiter kriegen Visa, damit das finnische Beispiel auch weiterhin für die Populisten aller couleur bei uns dient???

     

    "Wahre Finnen" - in gleichermaßen gepflegt-manipulierbarer Bewußtseinsschwäche von Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf Sündenbocksuche!?

  • D
    derMitDemElchTanzt

    populismus hat hochkonjunktur. das verraten neben den entrückten deutschlandverliebten "Sarrazin-hat-Recht-Rülpsern" (schön ausgedrückt, yadgar!)auch das gros der TAZ-texte. dieser hier ist ja wohl an weichgespülter flachheit nicht zu überbieten.

     

    "Wahre Finnen" - wenn das kein bedenklicher, aber doch realsatirisch-alberner partei-name ist .... und der TAZ fällt nix dazu.

  • Y
    @yadgar

    Lieber Yadgar,

     

    sie werden wohl nur die Antideutschen-Deutschen kennen.

     

    Wissen Sie, mir als ethnisch Deutsche tut es weh meine Heimat zu verlieren. Ich kann die Wähler der wahren Finnen verstehen.

     

    Warum so aufgeregt? Alle sind auf Ihrer Seite. Sie werden gefördert ohne Ende und ich bezahle.

     

    Ich bezahle damit Deutschland endlich nicht mehr Deutschland ist.

     

    Mein Herz blutet, und manch anderem Europäer geht es ebenso.

     

    Wir mögen schlechtere Menschen sein als Sie, aber wir haben eben ein Herz für unser Land, nur kann ich das nur schwer einem Migranten erklären wie das so ist.

  • Y
    Yadgar

    Klar, dass die Sarrazin-hat-Recht-Rülpser hier wieder Beifall grölen...

  • P
    Pöse

    kein Ex-Krimineller, der schon mal Steine wirft

    keine gefälschte Doktorarbeit

    kein Lobbyposten

    keine bisher bekannte Korruption

     

     

    Einfach schrecklich

     

    Gut das wir sowas nicht in Deutschland haben, nicht das da bei uns nochmal Demokratie aufkommt.

  • A
    AMINO

    Seh ich auch so.endlich mal jemand,der sich gegen die "etablierten" polit-bonzen gerade macht,ohne rechts- oder linksaussen zu sein.

  • W
    Welehamm

    Mal ein Lob, dass die TAZ ihn nicht als Mininazi darstellt. Der Mann weiss, was er will. Ich wünsche mir mal einen Linkspopulisten, der ähnlich denkt und der nicht "BürgerInnen" schreibt und nicht "Liebe Bürgerinnen und Bürger" oder "Leserinnen und Leser" sagt. Und wenn er dann noch die Bankster hinter Gitter bringt, dann ist das mein Mann/Frau, was auch immer.

  • F
    FAXENDICKE

    Einfach ein sehr sympathischer Typ, ich wünsche ihm auf jeden Fall viel Erfolg! Der EU Wahnsinn muss endlich gestoppt werden!