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Studie zu BildungsstandardsDie Schule kann es nicht richten

Die Grundschulen in Deutschland können die sozialen Unterschiede nicht auffangen. Das zeigt die Überprüfung der Bildungsstandards.

Schülerin an der Tafel: In Bayern besser als in Berlin. Bild: dapd

BERLIN taz | Am Ende der Grundschulzeit können Schüler aus bildungsfernen, armen Elternhäusern schlechter lesen und rechnen als Schüler aus privilegierten Familien. Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte hinken deutschstämmigen Altersgenossen hinterher, und Mädchen schneiden im Lesen deutlich besser ab als Jungen, während Jungen einen leichten Vorsprung im Rechnen haben.

Das sind die zentralen Ergebnisse des ersten Ländervergleichs, der Kernkompetenzen von Schülern am Ende der Grundschule untersucht hat. Die Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) überprüft die Standards, die die Politik als Konsequenz aus der Pisa-Misere vor einigen Jahren formulierte. Dafür wurden rund 27.000 Schülerinnen und Schüler in mehr als 1.300 Schulen getestet und zu ihrem sozialen Hintergrund befragt.

Offenbar gelingt es der Schule nicht, die unterschiedlichen Startvoraussetzungen der Kinder bis zur vierten Klasse auszugleichen. Zum Ende der Grundschulzeit liegen Schüler aus den begünstigten Sozialschichten und Schüler aus den am wenigsten privilegierten Schichten in ihrem Lese- und Hörverstehen und der Mathematikkompetenz um weit über ein Schuljahr auseinander.

Besonders stark ist der Zusammenhang in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg – aber auch in Bayern. Die Stadtstaaten landen im Ländervergleich insgesamt unten, während Schüler in Bayern im Mittel über dem Bundesschnitt liegen. Am geringsten fällt der Unterschied zwischen den Herkunftsgruppen in Sachsen aus.

Geschlechterspezifische Unterschiede

Der Anteil der Schüler, die die von den Kultusministern festgelegten Mindeststandards nicht erreichen und daher in ihrem Bildungsweg gefährdet sind, variiert stark. Beim Lesen erreichen mehr als 20 Prozent der Kinder in Bremen und Berlin nicht den Mindeststandard, im Bereich Mathematik verlassen in den beiden Stadtstaaten 25 Prozent der Schüler die Grundschule, ohne das Mindestniveau erreicht zu haben. In Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt liegt der Anteil der Risikoschüler im Lesen und Rechnen bei etwa 10 Prozent.

Untersucht wurden in der Studie auch die Kompetenzunterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Im Lesen und Schreiben haben Mädchen einen Vorsprung gegenüber Jungen, der dem Lernzuwachs von etwa einem halben Schuljahr entspricht. Im Bereich Mathematik haben die Jungen einen Vorsprung von einem viertel Schuljahr. „Bereits in der Grundschule kann man sehr klischeehaft erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen“, sagte Hans Anand Pant, Direktor des IQB.

Allerdings fallen die Unterschiede in den Ländern unterschiedlich stark aus. In den Ländern Baden-Württemberg, Hessen, Bremen und Rheinland-Pfalz sind die Mädchen den Jungen im Bereich Lesen nur etwas mehr als ein viertel Schuljahr voraus. In Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg entspricht ihr Vorsprung etwa der Leseentwicklung eines halben Schuljahres, in Niedersachsen ist er sogar noch etwas größer.

Im Fokus der Forscher standen auch Kinder aus Zuwandererfamilien. „In allen Ländern schneiden Schüler mit im Ausland geborenen Eltern schwächer ab“, sagte Petra Stanat, Direktorin des IQB. Wieder sind die Chancen in den Stadtstaaten besonders schlecht: In Berlin und Bremen sind Viertklässler mit Migrationshintergrund gegenüber ihren deutschstämmigen Klassenkameradinnen und -kameraden um mehr als ein Schuljahr zurück, auch in Mathematik sind die Unterschiede zwischen Migranten und Deutschstämmigen in Berlin und Bremen am größten.

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34 Kommentare

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  • A
    ABC

    Das Problem dieser Studien war schon bei PISA 1 zu beobachten. Die Rangfolge sah plötzlich bei der Diskussion der Fachleute auf dem Siemensforum völlig anders aus.

    Im Falle der bayerischen Grundschule bekommt man mehr Einblick, wenn man das Buch einer engagierten Grundschullehrerin (Sabine Czerny) liest: Strafversetzt wegen zu guter Leistungen ihrer Schüler. Sie begründet sehr gut, was an unseren Schulen - gerade auch den bayerischen - zu verbessern wäre.

     

    http://www.sueddeutsche.de/karriere/kritik-an-guten-noten-nicht-zu-viele-einser-bitte-1.592366

     

    PS.: Aufschlussreich sind gerade auch die Leserkommentare von betroffenen Eltern!

  • S
    Suse

    Dass es mit der Chancengleichheit in Deutschland schlecht bestellt ist, wurde jetzt schon öffter durch Studien belegt. Man kann es auch als aufmerksamer Zeitgenosse so beobachten. Wir tun aber nichts dagegen. Auch das Bildungs- und Teilhabepacket von Frau von der Layen ist nur eine Mogelpackung. Die Lehrmittelfreiheit in RLP erfordert eine rechtzeitige und umständliche Antragstellung durch die Eltern. Ich brauche keine Studie um vorauszusehen, wessen Kinder hier wieder keine Chancen haben.

  • M
    Manuel

    Wie wunderbar, dass völlig ideologiefreie Neokons und Neoliberale uns die ,,Überlegenheit" ihrer idelogiefreien Bildungspolitik vor Augen führen, vielen Dank für ihre in der Tat sehr lehrreichen Worte.

    Denn diese legen nur sehr deutlich offen, wie stark durchsetzt gerade ihr Weltbild von ideologischen Fehleinschätzungen zu sein scheint. Sie sind nicht an Fakten, sondern an Fiktion interessiert, oder wie soll man sich ansonsten erklären, dass sie die völlig differente Sozial und Bevölkerungsstruktur, die so entscheidend auch auf Ergebnisse der Bildungsstruktur eines Landes Einfluss nimmt völlig vernachlässigen, um nur ein Beispiel zu nennen? Das einzige was Fakt ist, ist dass auch sie tief durchsetzt sind von neokonservativer Ideologie und an Lösungen der wichtigen Probleme nicht interessiert zu sein scheinen, vielmehr daran anderen Leuten für ihre Überzeugungen ,,ans Bein zu pinkeln". Ich wüsste besseres mit meiner Zeit anzufangen, als solch wenig durchdachte Kommentare zu verfassen und mich diebisch darüber zu freuen, meinen Hass auf alles was nicht meiner rechten Weltsicht entspricht auskübeln zu können.

     

    Ideologische Grüße, Manuel

  • H
    huhi

    VERKÜRZTE TAZ-DARSTELLUNGEN

    Ja, Migranten schneiden durchweg schlechter ab.

    ABER, und das hat die taz unterschlagen:

    Nach Berücksichtigung aller anderen Faktoren wie Stadt/Land, Sozialstatus etc. lassen sich bei polnischen Migranten beispielsweise kaum noch Unterschiede zu Nichtmigranten erkennen!

    Bei türkischstämmigen Migranten bleiben diese Unterschide aber dennoch gravierend!

    Interessanterweise hat die taz diese Ergebnisse, die der Zusammenfassung der Studie und auf der PK dargestellt wurden, unterschlagen!

  • M
    Moni

    Ich kann diese Schulvergleiche nicht mehr hören. Fakt ist,dass der Leistungsdruck in allen Schulformen immer höher wird ,der eigentliche Sinn hinter den Leistungsvergleichen.Nicht umsonst nimmt die Pschychopharmakatisierung der Kinder im Grundschulalter zu. Dazu veröffentlicht man keine Studien.

  • S
    Salz

    Was soll der viele Wind? Für solche Ergebnisse braucht es keiner Studien mehr. Das kann mn auch beim Frisör erfahren. Schule ist nichts weiter als eine verkappte Selektionsrampe.

  • KS
    Kathrin Siebert

    An all diejenigen, die der Meinung sind, die Grundschule solle alle Unterschiede ausgleichen können seien gefragt, welche Vorschläge sie haben, dies zu erreichen: Kind A kommt aus einer schlechter gestellten, wie es genannt wird, bildungsfernen Familie, während Kind B schon viel Förderung erfahren hat, dadurch bessere Voraussetzungen mitbringt, schnell aber auch Unterstützung von der Familie erhält. schuld alleine können das nicht kompensieren, denn der Unterschied Vers windet nicht einfach. Ich stamme selber aus einer solchen Familie, allerdings schon länger her, als es noch als ganz normal angesehen wurde, dass man nachmittags auf die kleinen Geschwister auf passte, damit die Mutter arbeiten gehen konnte.

    Ironischerweise habe ich Lehramt studierte, aber dann doch nicht an der Schule gearbeitet, kann aber deshalb einschätzen, wie schwierig es wir, durch Unterricht alleine, Kinder, die mit schlechteren Voraussetzungen in die schule kommen, auf das Level der anderen zu bringen. Das geht nur mit zusätzlicher Förderung und starker Mitarbeit der Eltern - Die haben nämlich auch eine Verantwortung (heute ist niemand mehr gezwungen Kinder zu bekommen), das wird gerne vergessen.

  • D
    D.J.

    @D.J.:

     

    "Vermutlich sind es in den sächsischen "Metropolen" (anderenorts gibt es quasi keine Menschen mit Migrationshintergrund) eher IT-Spezialisten und Ärzte öder ähnliches aus Indien, USA, GB..."

     

    Das ist übetrieben. Selbstverständlich gibt es z.B. in Leipzig auch viele Migranten, die nicht in diese Kategorien gehören, überwiegend aus Osteuropa (mit teilweise guten Lernerfolgen), Asiaten (mit i.A. guten Lernerfolgen) darüber hinaus auch Muslime, wenngleich natürlich bei weitem nicht so viele wie in westdeutschen Großstädten.

     

    Übrigens das in Sachsen m.E. Entscheidende: Seit zwei Jahrzehnten mehr oder weniger Ruhe an der Bildungsfront; keine "Reformen" und Reförmchen im Schuljahresrhythmus (eine Unsitte, in der sich Ultra-Neolibs und Linke nichts nehmen).

  • BB
    benedikta b

    Vergleichen Sie mal die Rahmenlehrpläne:

     

    Der Rahmenlehrplan für bayrische Grundschulen gibt so konkret und ausführlich sachliche und didaktische Inhalte vor, dass ich mir allein anhand dieser Vorgaben zutrauen würde, eine Grundschulklasse zu unterrichten. Dbei sind auch so völlig uncoole Dinge wie richtige Schreibhaltung und sinnvolles Üben von Rechtschreibregeln berücksichtigt.

     

    Der Berliner Rahmenlehrplan ist da wesentlich allgemeiner gehalten und betont, das Rechtschreibfehler bei Schreibanfängern erstmal zu ignorieren sind, um den Neuling nicht zu frustrieren.

    Dann gibt es aber noch einen wesentlichen Unterschied: Die Medienkompetenz.

    Berlin versucht Schüler von der 1. Klasse an am Computer fit zu machen. Mit der maschinellen Verschriftlichung wird aber der elementare Wissens-Zugang durch die Feinmotorik vernachlässigt.

    Nicht von ungefähr heißt begreifen begreifen.Am manuellen Schreibvorgang sind tausende von Druck und Muskeldehnungsrezeptoren beteiligt, das handgeschriebene Wort prägt sich damit wörtlich ins Gedächtnis ein.

     

    Lesen Sie mal, was der Lernforscher und 6fache Familienvater Prof. Manfred Spitzer zu der Verwendung elektronscher Medien im Grundschulalter herausgefunden hat.

     

    Dann wundern Sie sich vielleicht weniger über die unterschiedlichen Testergebnisse.

     

    Dann möchte ich noch ein Wort zu dem bundesland Bremen verlieren. Bremen ist eine Gemeinde in der Größe Nürnbergs oder Düsseldorfs. Für eine kleine Gemeinde die Doppelstruktur Stadt und Bundesland weiter aufrecht zu erhalten,ist eigentlich ein haushaltspolitischer Skandal.

  • D
    @D.J.

    In Sachsen gibt es kaum Kinder mit Migrationshintergrund. Und die wenigen, die es gibt, können entweder besser gefördert werden oder sie sind so wenig, dass sie den Durchschnitt nicht senken.

    Zu bedenken ist auch, was bzw. wer sich hinter den Kindern mit im Ausland geborenen Eltern verbirgt?

     

    Vermutlich sind es in den sächsischen "Metropolen" (anderenorts gibt es quasi keine Menschen mit Migrationshintergrund) eher IT-Spezialisten und Ärzte öder ähnliches aus Indien, USA, GB...

     

    Meine Erfahrungen sind die, dass es auch in Sachsen vor allem die Kinder schwer haben, deren Eltern keine gute oder höhere Schulbildung haben. Denn hier gilt vor allem das Leistungs- und Fleißprinzip.

     

    Kümmern sich die Eltern, klappt es auch meist mit der Schule.

     

    Es wäre doch mal ein Versuch wert, bei ein paar Grundschulen für 4-8 Jahre einfach mal das Kollegium auszutauschen: z.B. Bremen/Dresden und Berlin/München.

  • S
    Stopp

    Die Schulen sollen es auch gar nicht richten, sondern soziale Unterschiede weiter zementieren im Sinne von Kapital Domina und Feudalismus.

     

    Die Ausbeuter merken nur nicht, dass es bald nichts mehr auszubeuten gibt und ihnen ihr eigenes Werk um die Ohren fliegt.

     

    Recht so.

     

    Da es kein gemeinsames Ziel gibt, können auch die Schulen nicht besser werden, weil sie es gar nicht sollen.

     

    Wer das nicht wahr nimmt, ist einfach nur dumm.

     

    Stoppt den Zwang, unsere Kinder in diese Verblödungs- und Anpassungs-Maschinen zu schicken.

     

    Das ist legalisierte Gewalt an Kindern und gegen Menschenrecht und Menschenwürde.

  • E
    emil

    die schulen sind doch gar nicht darauf ausgelegt, die kinder dort abzuholen wo sie stehen.

    wer die erwartete leistung nicht vorab von zu hause mitbringt hat im hiesigen schulsystem pech gehabt. ungleichheiten werden da nur verstärkt aber keinesfalls nivelliert.

  • H
    helene

    Natürlich kann Schule es nicht richten! Jahrelang, jahrzehntelang wird schon an unserem Schulsystem herumgebastelt, dabei herausgekommen ist nicht viel. Sicher, in NRW wird die Sekundarschule bald flächendeckend sein - wäre vielleicht ein Fortschritt, ist aber eher ein netter Versuch. Erstens wird zu wenig Geld in die Hand genommen und zweitens wird zu wenig Geld in die Hand genommen. Will heißen: die Klassenstärken sind für offene Konzepte viel zu groß, die Inklusion wird ohne große Sachkenntnis mit der heißen Nadel gestrickt und die Kategorisierung richtet sich mehr oder weniger nach gymnasialen Standards, letzteres keine Frage des Geldes aber man möchte ja die Eltern der leistungsstärkeren Schüler nicht ganz verschrecken. Gezielte Förderung und Forderung? Fehlanzeige! Wieder wird Bildung mit der Streubüchse verteilt und heraus kommt dabei besten Falls unteres Mittelmaß.

    Lange Rede, kurzer Sinn: man muss Geld in die Hand nehmen und man muss mehr auf die Lehrer an der 'Front' ;) hören, viele sind nämlich sehr wohl kompetent, was man ihnen von Seiten der Politik (warum wohl) und auch von Seiten der Medien oft abspricht.

    Und als letzte Bemerkung: Ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, dass Schule vielleicht gerechter gestaltet werden kann aber dass eine Umwelt, die Kinder nur als Hoffnungsträger sieht, die - stopft man nur genügend Konsumartikel und Bildung in sie hinein - natürlich alle einen akademischen Abschluss machen werden, dass dies ungerecht ist? Jedes Kind hat das Recht in optimalen Bedingungen aufzuwachsen und Schule ist nur eine Bedingung!

  • H
    helene

    Natürlich kann Schule es nicht richten! Jahrelang, jahrzehntelang wird schon an unserem Schulsystem herumgebastelt, dabei herausgekommen ist nicht viel. Sicher, in NRW wird die Sekundarschule bald flächendeckend sein - wäre vielleicht ein Fortschritt, ist aber eher ein netter Versuch. Erstens wird zu wenig Geld in die Hand genommen und zweitens wird zu wenig Geld in die Hand genommen. Will heißen: die Klassenstärken sind für offene Konzepte viel zu groß, die Inklusion wird ohne große Sachkenntnis mit der heißen Nadel gestrickt und die Kategorisierung richtet sich mehr oder weniger nach gymnasialen Standards, letzteres keine Frage des Geldes aber man möchte ja die Eltern der leistungsstärkeren Schüler nicht ganz verschrecken. Gezielte Förderung und Forderung? Fehlanzeige! Wieder wird Bildung mit der Streubüchse verteilt und heraus kommt dabei besten Falls unteres Mittelmaß.

    Lange Rede, kurzer Sinn: man muss Geld in die Hand nehmen und man muss mehr auf die Lehrer an der 'Front' ;) hören, viele sind nämlich sehr wohl kompetent, was man ihnen von Seiten der Politik (warum wohl) und auch von Seiten der Medien oft abspricht.

    Und als letzte Bemerkung: Ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, dass Schule vielleicht gerechter gestaltet werden kann aber dass eine Umwelt, die Kinder nur als Hoffnungsträger sieht, die - stopft man nur genügend Konsumartikel und Bildung in sie hinein - natürlich alle einen akademischen Abschluss machen werden, dass dies ungerecht ist? Jedes Kind hat das Recht in optimalen Bedingungen aufzuwachsen und Schule ist nur eine Bedingung!

  • T
    tenzin

    Zitat: "Am Ende der Grundschulzeit können Schüler aus bildungsfernen, armen Elternhäusern schlechter lesen und rechnen als Schüler aus privilegierten Familien."

     

    Wie so oft wird auch hier wieder nur die halbe Wahrheit gesagt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Tatsache ist nämlich, dass auch Kinder aus sozial höheren Schichten in den besagten Ländern schlechter abschneiden als die Vergleichsgruppen in Bayern, BW usw.

     

    Oder, um es klipp und klar zu sagen: In fast allen Bundesländern, in denen rot-grüne Regierungen lange Jahre ihre Bildungsvorstellungen verwirklichen konnten, ist das Schulsystem schlechter, wie nun von unabhängiger Seite objektiv nachgewiesen wurde. (Einen sehr interessanten Beitrag dazu findet man übrigens in der Internetpräsenz der Süddeutschen Zeitung.) Aber man darf sicher sein, dass dies auch weiterhin von unseren Politikern ignoriert werden wird.

  • P
    Pascal

    Ich rätsel auch schon eine Weile, ob ich wegen meiner Kinder nach vielen, vielen Jahren wieder von Berlin nach Leipzig ziehen sollte...

     

    Berlin ist in Ost und West seit langem multidisziplinär leistungsresistent. Das hat ja auch seine bequemen Seiten, aber sieht so die Zukunft aus?

     

    Ich habe aber einen anderen Weg gewählt: ich nehme die Subventionen und reinvestiere sie in Privatlehrer. So kann ich ohne schlechtes Gewissen hier bleiben.

  • B
    Beteigeuze

    Interessant wäre auch eine Übersicht darüber, welche Bundesländer begeistert mit "revolutionären Pädagogikkonzepten" (Abschaffung von Benotung, Aufweichen der Leistungshomogenität etc.) herumgedoktert haben, während bei anderen eher konventionelle Schul- und Lernformen beibehalten wurden.

  • B
    badguy

    Warum sind die Chancen in den Stadtstaaten am schlechtesten? Was ist mit Chancen gemeint? Nicht Eltern,Kultur und Umfeld natürlich.....

  • WB
    Wolfgang Banse

    Schule ist nicht für alles da

    Was im gesellschaftlichen System schiefläufr,dies kann die Schule nicht weg machen.In erster Linie ist die schule dazu da,Wissen zu vermitteln.

  • UH
    Ulrich Hartmann

    @libra 12 Sie vermissen in der Studie den Bezug zu Schülern mit Migrationshintergrund? Sie enthält ein ganzes Kapitel dazu.

    Sie glauben nicht, daß es in Bayern oder Baden-Württemberg viele Schulen gibt, an denen solche Schüler in der Mehrheit sind? Sie machen in Stuttgart in der ganzen Stadt um die 50% der Kinder und Jugendlichen aus. Ich könnte Ihnen sogar in einer nahegelegenen Kleinstadt (16000 Einwohner) eine Schule nennen, wo die Kinder von Alteingesessenen in der Minderheit sind.

  • H
    Hernando

    Kann der Autor vielleicht mal erklären,was für ihn die "begünstigten Sozialschichten" sind?

    Begünstigt - wie und von wem?

     

    Was sind für ihn "Schüler aus den am wenigsten privilegierten Schichten"?

    Welche Privilegien = Vorrechte haben sie denn nicht?

    Wer vergibt oder verweigert die Privilegien?

     

    Möglichst konkrete Antwört wär toll.

    Danke!

  • L
    libra12

    Was mir in der Studie fehlt, in Bezug auf Schüler mit Migrationshintergrund: Wie ist hier das Verhältnis in den einzelnen Bundesländern? Ich meine, es ist doch ein Unterschied, wenn in manchen Schulen (Schwerpunktmäßig in bestimmten Großstädten) mehr als die Hälfte der Klasse "Schüler mit Migrationshintergrund" sind, dazu noch aus "bildungsfernen Elternhäusern". (Denn auch die Armut ist ungleich verteilt in Deutschland.) Ich glaube nicht, dass es in Bayern, Ba-Wü oder Sachsen viele solcher Schulen gibt, an denen der Anteil der "Schüler mit Migrationshintergrund" überwiegt. Auch dazu sollte es vielleicht Zahlen geben.

  • GF
    Gerda F.

    Korrelation ist nicht gleich Kausalität ;-)

  • B
    Beteigeuze

    Interessant wäre auch eine Übersicht darüber, welche Bundesländer begeistert mit "revolutionären Pädagogikkonzepten" (Abschaffung von Benotung, Aufweichen der Leistungshomogenität etc.) herumgedoktert haben, während bei anderen eher konventionelle Schul- und Lernformen beibehalten wurden.

  • HL
    Heike Lindenborn

    Die ersten Lernerfahrungen machen Kinder im Elternhaus!

    Da es aber für viele Elternpaare finanziell immer notwendiger wird, Kinder in Kitas zu parken, da sowohl Vater wie auch Mutter Geld verdienen müssen, ist eine Einzelbetreuung während der ersten Lebensjahre oft nicht möglich, manchmal sogar von Eltern auch nicht erwünscht. Wer Kinder bekommen möchte, sollte sich VORHER darüber im Klaren sein, daß diese kein Spielzeug sind.

  • T
    Thomasa

    @D.J.

     

    Oh ja, das inzwischen hauptsächlich marktkonforme Bildungswesen ist ja sowas von linksideologisch!

     

    "Bildungsideologen" muss man als Stilblüte lesen, denn bekanntermaßen konnte noch niemand naturwissenschaftliche Gesetze des Lernens ergründen und vor allem zur erfolgreichen Anwendung bringen und die geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse ("Was mit Menschen") haben auch nur Indiziencharakter und scheitern nicht selten an der krassen Varianz menschlicher Lernfähigkeit, weswegen Bildung immer auf irgend eine ideologische Orientierung angewiesen ist (zb. Humanismus oder Marktkonformität) zu der in weiterem Rahmen auch die philosophischen Orientierungen zählen (Montessori, Fröbel, Humboldt, Kant etc.). Und selbst ein pragmatischer Selbstzweck ("Lesen lernen, um lesen zu können") hat letzlich noch einen ideologischen Charakter ("wer lesen kann hat mehr Chancen im Leben...ausser natürlich, er ist ein Kind zb. türkischstämmiger HartzIV-Empfänger und lebt in Deutschland zb. in Bayern.").

     

    In jedem Fall aber der totalen Wahrheit der Studie glauben. War schon bei PISA eine Superidee, europäische 25-Schülerklassen mit humanistischen Wurzeln mit den 50-Kinder-Disziplinierungsanstalten der Chinesen und Japaner zu vergleichen und dann von Tests an 15-jährigen auf die Eigenschaften und Nöte 3-jähriger zu schließen. Denn hier wurden auf keinen Fall Äpfel mit Nudeln und Nudeln mit Ölpumpen verglichen. Sondern das ist statistisch totale Rafinesse!

     

    Ansonsten:

    Auch Sachsen liegt noch in der jenigen Republik des Planeten Erde, die eines der weltweit sozialselektivsten Schulsysteme hat. Genauso wie Bayern da auch zugehört. Daran haben weder CDU noch Linke irgendwas ändern können innerhalb der letzten 20 Jahre und das ist das einzige, wozu bissige Kommentare als Früchte eines klugen Geistes erscheinen. Der Rest ist Ressentiment, gegen welche politische Strömung auch immer.

  • S
    Sukram

    Haaa-Hmmm.

    Der Autor hat da was nicht unwesentliches vergessen zu erwähnen:

     

    "In den im Mittel erreichten Kompetenzen sind deutliche Unterschiede zwischen

    Kindern unterschiedlicher Herkunftsländer zu verzeichnen. Innerhalb

    der Gruppe der Kinder mit Zuwanderungshintergrund erreichen Schülerinnen

    und Schüler türkischer Herkunft die niedrigsten Werte in den getesteten Kompetenz

    bereichen. Ihr Mittelwert unterscheidet sich statistisch signifikant von

    den Mittelwerten aller anderen Herkunftsgruppen"

    ...

     

    "Familien, in denen nur ein Elternteil in der Türkei

    oder im ehemaligen Jugoslawien geboren ist, weisen einen besonders geringen

    sozioökonomischen Status auf. Ein ähnliches Muster ist für das Bildungsniveau

    der Eltern zu finden...

    ...In Bezug auf die Familiensprache zeigt sich, dass Kinder mit einem im

    Ausland geborenen Elternteil in den meisten Herkunftsgruppen überwiegend angeben,

    zu Hause „immer Deutsch“ zu sprechen, wohingegen Kinder mit zwei

    im Ausland geborenen Elternteilen überwiegend angeben, zu Hause „manchmal

    Deutsch“ zu sprechen. In Familien, in denen ein Elternteil in der Türkei geboren

    ist, wird zu Hause überwiegend „manchmal Deutsch“ gesprochen. In allen

    untersuchten Herkunftsgruppen liegt der Anteil der Kinder, die zu Hause „nie

    Deutsch“ sprechen, bei unter 10 Prozent. Bei den untersuchten Merkmalen des

    familiären Hintergrunds sind durchgängig die Unterschiede für aus der Türkei

    zugewanderte Familien am größten."

     

    u.a.m.

     

    Ob die Authoren der Studie das wohl überleben?

  • A
    attatta

    Der Glaube, dass der Staat (oder eine andere Sozialeinrichtung) mehr erreichen kann als die Familie (im Positiven wie im Negativen), ist moderner linker Fundamentalismus. Wer jetzt beim Begriff "Familie" zusammenzuckt, darf den Begriff durchaus sehr weit fassen. Am besten geht es aber wohl immer noch mit einer schlicht-altertümlichen Mutter-Vater-Kind Beziehung, gern auch mit aufgeklärt-religiösem Hintergrund (emotionale Bildung zuerst, später dann gern der Kategorische Imperativ). Meine Erfahrung!!!

  • F
    FaktenStattFiktion

    Das Fazit möchte die taz irgendwie unter den typischen Worthülsen zu erstecken, doch es klappt nicht. Konservative Bildung statt linker Bildungsideologe - so einfach ist das.

  • R
    RenGo

    Wie sollen Kinder aus sozial schwachen Familien jemals das Manko aufholen was Mittelschicht Kinder schon mitbringe. Ihnen wurden tausende Stunden vorgelesen, bespielt und besungen, während die anderen oft nicht mal einen Esstisch kennen, auf der Couch essen, wo der Block aus auf das TV Gerät am besten ist. Es ist unmöglich ddiesen Unterschied in nur vier Grundschuljahren

    aufzuarbeiten.

  • S
    Sven

    1. Schulische Leistungen sind (auch) erblich bedingt. Während das Ausmaß der genetischen Komponente umstritten ist, kann diese Tatsache als wissenschaftlich gesichert gelten. In einer sozial weitgehend durchlässigen Gesellschaft ist es daher nicht sehr verwunderlich, dass Menschen mit schulischem Erfolg später "sozial privilegiert" werden und ihre Kinder wiederum gute schulische Leistungen erbringen.

     

    2. Der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ist (auch) biologisch bedingt und beruht jedenfalls nicht ausschließlich auf gesellschaftlicher "Prägung".

  • N
    Nils

    J.D.

    "Werden jetzt die linken Bildungsideologen in sich gehen und sich fragen, warum das stets CDU-regierte Sachsen die Herkunftsunterschiede weit besser ausgleicht als die meist links regierten Stadtstaaten? Ich befürchte, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass sie ihre offensichtlich untauglichen Rezepte hinterfragen."

     

    Oder werden jetzt die rechten Bildungsideologen mal endlich die Fakten zur Kenntnis nehmen und die sozialen Konstellationen der "Stadtstaaten" - immerhin handelt es sich bei zweien davon um die größten Städte Deutschlands mit entsprechenden sozialen Problemen - mit denen der ländlich geprägten und nicht gerade von sozial unterprivilegierter Zuwanderung betroffenen Südländer vergleichen?

     

    Man kann sich ja vieles schön reden und sich für besonders toll halten, aber mit sinnvoller Bildungspolitik hat der Vorsprung der südlichen Bundesländer nun herzlich wenig zu tun, das versteht sogar ein Kamel, dass durch's Nadelöhr geht... nur die Damen und Herren mit der schwarzen Seele wieder nicht.

     

    Zynische Zungen könnten sogar sagen, dass nicht die Bildungspolitik in Sachsen soziale Unterschiede ausgleicht, sondern eher die den Rassisten wohlgesonnene Untätigkeit des Verfassungsschutzes, die Migranten aus den Provinzschulen fernhält.

  • B
    Brandt

    Der Vergleich hinkt zwischen den Stadtstaaten und den Flächenstaaten. Stadtstaaten haben eine schwache Steuerbasis und eine sehr viel inhomogenere Bevölkerungsstruktur. Nicht nur der Primärbereich ist unterfinanziert, sondern auch der universitäre Bereich in den Stadtstaaten.

     

    Es macht schon eher Sinn ökonomisch gleich starke Flächenstaaten zu vergleichen.

     

    Das Argument mit der CDU Bildungspolitik würde nur dann Sinn ergeben, wenn die CDU die Stadtstaaten regieren würde.

  • D
    D.J.

    "Besonders stark ist der Zusammenhang in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg – aber auch in Bayern. Die Stadtstaaten landen im Ländervergleich insgesamt unten, während Schüler in Bayern im Mittel über dem Bundesschnitt liegen. Am geringsten fällt der Unterschied zwischen den Herkunftsgruppen in Sachsen aus."

     

    Werden jetzt die linken Bildungsideologen in sich gehen und sich fragen, warum das stets CDU-regierte Sachsen die Herkunftsunterschiede weit besser ausgleicht als die meist links regierten Stadtstaaten? Ich befürchte, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass sie ihre offensichtlich untauglichen Rezepte hinterfragen.