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Streit der WocheVermummungsverbot im Internet?

Bundesinnenminister Friedrich will Blogger mit "offenen Visieren". Facebook und Google+ dulden nur Nutzer mit Klarnamen. Brauchen wir ein Vermummungsverbot fürs Netz?

Bei Google+ und Facebook darf man so nicht auftauchen – sonst aber schon. Bild: la dina / photocase.com

BERLIN taz | Eigentlich ist die Diskussion über Klarnamen im Internet so alt wie das Internet selbst. Umso erstaunlicher, dass jetzt gleich aus zwei Richtungen Forderungen kommen, das Inkognito-Internet zu beenden. So wollte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) Anfang der Woche noch die Grundsätze der Rechtsordnung auch im Internet geltend machen, ruderte aber etwas zurück. Seine Aussage sei als "Appell an die Zivilgesellschaft" zu verstehen.

Im Hinblick auf die Attentate in Norwegen sei er für eine Aufhebung der Anonymität. Blogger sollen in Zukunft "mit offenem Visier" argumentieren, meint Friedrich. Die Vorfälle in Oslo hätten gezeigt, dass sich im Netz immer mehr Einzeltäter isolieren und mit Hilfe von Pseudonymen terroristisches Gedankengut verbreiten würden.

Auch die sozialen Netzwerke Google+ und Facebook haben eine Klarnamenpflicht in ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgenommen. Wer sich dort mit einem Pseudonym anmeldet, wird gebeten, seinen bürgerlichen Vor- und Zunamen anzugeben – andernfalls droht eine Sperrung des Profils.

Bild: taz

Was Hans-Peter Uhl von der CSU, der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, nationale und internationale Blogger zur sonntaz-Frage sagen, lesen Sie in der nächsten sonntaz vom 13./14. August 2011 – ab Sonnabend zusammen mit der taz an Ihrem Kiosk oder am eKiosk auf taz.de. Die sonntaz kommt auch zu Ihnen nach Hause: per //www.taz.de/zeitung/abo/Wochenendabo/:Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz.

Doch die Netzgemeinde stellt sich quer. Sie nimmt in Kauf, von Google und Co rausgeworfen zu werden. Und sie kritisiert die Politiker, die das Vermummungsverbot fordern – wie letzten November Axel E. Fischer (CDU), Vorsitzender der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft oder jetzt eben der Bundesinnenminister.

Eine Impressumspflicht für Blogger gäbe es in Deutschland doch schon seit langem, argumentieren Internetaktivisten. Sie haben eine Webseite mit hundert guten Gründen für Pseudonyme eingerichtet. Auf "My Name Is Me" erklären Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle, Aktivisten oder Missbrauchsopfer, warum sie aus Angst vor Reaktionen in der Öffentlichkeit auf Fake-Namen zurückgreifen. Sie fragen, ob künftig auch Minderjährige im Chatroom ihren echten Namen verwenden müssen.

Was meinen Sie? Soll die Anonymität im Internet aufgehoben werden und ab sofort eine Klarnamenpflicht gelten? Oder darf im Netz auch weiterhin unter Pseudonymen nach Lust und Laune gepöbelt oder gar gefährliches Gedankengut verbreitet werden? Hat es Sinn, das Vermummungsverbot im Internet?

Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt einen kurzen, prägnanten Kommentar aus und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz, das der gedruckten Ausgabe am Samstag beiliegt. Der Kommentar sollte für diesen Zweck 800 bis 1200 Anschläge umfassen und mit Email-Adresse und Namen des Autors versehen sein.

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27 Kommentare

 / 
  • R
    Robert

    @Justin S.

    "Wieso fordert der Herr denn nicht das alle Menschen mit einem offen zu tragenden Namensschild herumlaufen?"

    Die automatische Gesichtserkennung wird längst, vorerst auf Flughäfen, getestet. Geldkarten, Gesundheitskarten, Handydaten,... vervollständigen die Überwachung.

     

    "...schon weil man nicht alles überwachen könnte;...

    Bei über 2 Milliarden Nutzern weltweit kann niemand den Anspruch einer totalen Überwachung erheben.

    Und selbst wenn es möglich wäre - sollte der Staat nicht seinen Bürgern vertrauen?"

    Es ist überhaupt nicht nötig, ALLES zu überwachen, um fast ALLES im Griff zu haben.

     

    Ansichten gibt es! Sollte übrigens der Bürger SEINEM Staat vertrauen???

     

    Die Überwachung läuft mit oder ohne Spaßnamen auf Hochtouren. Es ist eine Pseudodiskussion. Die Frage ist lediglich, was entsteht mittel- und langfristig aus dieser Internetparallelwelt? Da wir das gute, gerechte, solidarische, ökologische Leben im Realen nicht hinbekommen, hoffen wir nun auf diese Elektronikwelt? Wieso eigentlich? Gibt es irgendwelche verstehbaren Gründe für diese Hoffnung?

  • C
    cardamon82
  • G
    Gast

    Die Ironie ist, dass viele anonyme Blogger auf die Anonymität der Einweihungsgraden der Freimaurer und anderer (politischen) Bruderschaften hinweisen und dass Herr Friedrich das Attentat von Anders B. Breivig nutzt, der selber Freimaurer 3. Grades war, um die Anonymität der scheinbar Anonymen aufzuheben. Die wirklichen Anonymen bleiben anonym. Ein Vorstoß, den doch dann alle bedenken sollten, nicht wahr?

    Ansonsten ist in den vorherigen Postings alles gesagt.

    Danke für das Lesen.

  • HH
    Horst Helmer

    Warum werden Missbrauchsopfer an gleicher Stelle erwähnt wie der indirekt genannte Troll? Ich vermute Mal dass die journalistisch mäßige Arbeit (einzig als Hinweis darauf dass Innenmister Friedrich fordert) dem Aufruf zur Samstags Kommentaraktion dient. Die Überlegung an sich ist in vielerlei Hinsicht notwenig und hat ja mit Überwachungsstaat erstmal nichts zu tun, meine ich. Allerdings stört mich dabei die wehemente Überzeugung eines Einzelnen aus Willen zum Protest, weil es im Falle einer Durchsetzung im "Gesetz" stünde, was auch mir gegen den Strich ginge. Wieso ist es so schwierig in Pro und Contro aufzuteilen, auch um seinen eigenen (linken) Standpunkt zu reflektieren? (Beispiel: Die Homosexualität als Abnormalität und Selbstverständlichkeit) Notwendig weil gegen rechtsfreien Raum. Notwendig weil ich dabei trotzdem anonym bleiben muss. Wie geht das also zusammen?

  • R
    Reinsch

    G'schwafel! Naja, ist eben Sommerloch. Die Diskussion erübrigt sich schon deshalb, weil es praktisch überhaupt nicht machbar ist, die Namen zu prüfen. Außer man macht es wie bei einigen Partnerbörsen, wo zur Anmeldung eine Kopie des Ausweises notwendig ist. Bei einem sozialen Netzwerk würde das aber nie funktionieren.

     

    Es wird auch niemand rausgekickt, der seinen echten Namen nicht verwendet, wenn er nicht gerade Mickey Mouse nennt. Jeder weiß das, so what?

     

    Und Friedrich (CSU) hat schon jetzt komplett verspielt mit seinem dümmlichen Aktionismus! Es ist einfach nur erschreckend, wie die Vorfälle für die innenpolitische Diskussion missbraucht werden, im Übrigen auch von den Linken.

     

    Reinsch

  • JD
    Johannes Döh

    Der Bundesinnenminister setzt Anonymität mit der Verwendung von Pseudonymen in den gleichen Kontext. Ich schreibe diesen Kommentar auch unter Pseudonym. Das tue ich aus gutem Grund, denn sollten meine Ansichten zu diversen Sachverhalten nicht dem Mainstream in meinem direkten gesellschaftlichen Umfeld entsprechen, könnte dies Repressalien nach sich ziehen. Nicht selten ist eine Karriere im Beruf entscheidend von der politischen Gesinnung abhängig, aber auch privat kann es fatale Folgen haben. Die Kommentarfunktion von taz- online erlaubt es mir, mit Pseudonym einen Kommentar zu verfassen, allerdings wird durch redaktionelle Moderation nach rechtlichen Vorgaben gefiltert, wenn erforderlich. Andere Internetpräsenzen verlangen eine Anmeldung mit Verifikation über eine gültige Emailadresse oder gar eine noch restriktivere Identifikation. Selbst wenn man sogenannte Wegwerfadressen bei ausländischen Anbietern verwendet, bleibt die Anonymität fraglich. Das ist vergleichbar mit einer Verkehrskontrolle, wo man solange halbwegs anonym unterwegs ist, bis man den Führerschein vorzeigen muss. Das Kennzeichen des Fahrzeugs ist quasi das Pseudonym, welches nur durch die Behörden zur Identifikation herangezogen werden kann. Zugegebenermaßen ist es im Internet (noch) etwas aufwendiger, vom Pseudonym auf die wahre Identität zu kommen, aber nicht unmöglich. Den gesetzlichen Rahmen dafür gibt es, nur die kompetente Umsetzung läßt zuweilen zu wünschen übrig. Deshalb wünschen sich ja immer wieder, vornehmlich Unionspolitiker, die Vorratsdatenspeicherung zurück. Betreiber von Internetpräsenzen mit Registrierung in Deutschland unterliegen der Impressumspflicht und sind ohnehin direkt identifizierbar, das gilt somit auch für Blogger. Blogger, die sozusagen als Gäste Artikel auf fremden Blogs schreiben, sind wiederum den Betreibern bekannt, denn diese sind schließlich verantwortlich für die publizierten Inhalte. Dies betrifft nur Angebote in Deutschland, aber der Bundesinnenminister kann ja auch nur innerhalb seiner Befugnisse Forderungen stellen. Kennt er die Impressumspflicht nicht? Seine Forderungen, auch wenn er sie(und gerade weil er sie) inzwischen auf die Bloggerszene relativiert hat, ist längst praktizierte Realität. Bereits seit langem hat sich ein lukratives Abmahnwesen entwickelt, welches trotz der scheinbaren Anonymität prächtig funktioniert, nicht etwa weil Blogger radikale Thesen verbreiten, sondern allein weil das Impressum fehlt oder fehlerhaft angelegt wurde. Übertragen auf die analoge Welt, müsste man beim Brötchen holen den Personalausweis vorzeigen und ein Kinobesuch ohne Identifikationsnachweis wäre praktisch unmöglich.

  • Z
    Zumsel

    Was ist denn mit typischen deutschen Namen wie "Müller, Meier, Schulze" ? Entsprechende Vornamendopplungen gibt es auch zu Hauf. Also dann gleich noch Wohnadresse zur Unterscheidung dazu ?

    Ausserdem frage ich mich wie Herr Friedrich das international durchsetzen möchte.

  • MM
    Marc Mißfeld

    Ich könnte mich ja zum Beispiel auch Frank Müller oder Peter Hansen etc. nennen.Das ändert doch gar nichts.

  • JS
    Justin S.

    Wieso sollte ich überall meinen Klarnamen angeben?

     

    Ja, mein Facebook-Account läuft unter meinem richtigen Namen - aber das ist auch schon der einzige.

    Andere Accounts verzichten teilweise nur auf den Nachnamen, wieder andere verwenden abstrakte Pseudonyme.

     

    Wieso?

    Weil ich kontrollieren will, wer auf welche Informationen Zugriff hat, und nicht nach einmaligem googlen als komplett gläserner Mensch da stehen will.

     

    Nun zum allgemeinen: Wieso fordert der Herr denn nicht das alle Menschen mit einem offen zu tragenden Namensschild herumlaufen?

    Weil es sinnlos ist. Deshalb tut er es nicht. Es würde niemandem helfen, schon weil man nicht alles überwachen könnte; genau so ist es auch im Web.

    Bei über 2 Milliarden Nutzern weltweit kann niemand den Anspruch einer totalen Überwachung erheben.

    Und selbst wenn es möglich wäre - sollte der Staat nicht seinen Bürgern vertrauen?

     

    Denken wir die Situation einmal weiter:

    Auf die Klarnamen im Web folgen tatsächlich Namensschilder in der Realen Welt, allerdings in Form eines neuen Personalausweises, der mit einem GPS-Modul den Standort einer Person an Behördencomputer übermittelt; er muss immer mitgeführt werden. Die Daten werden für 6 Monate gespeichert, und stehen allen Behörden ohne Gerichtsurteil zur Verfügung. Eine Klage vorm Verfassungsgericht scheitert.

    Eine erhöhte Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten bestätigt die Politik scheinbar, weitere Überwachungsgesetze folgen, Festnahmen und Urteile sind ab 2018 schon bei Verdacht auf ein zukünftiges Verbrechen möglich, das Grundgesetz wird dementsprechend geändert.

     

    Aus dem freiheitlichen Staat Bundesrepublik Deutschland ist ein Polizei- und Präventionsstaat geworden.

     

    Selbstverständlich wird das nicht so passieren, selbst wenn der Klarnamenzwang im Web kommt; aber dennoch: Wenn man ein Tor in Richtung Polizeistaat aufstößt, wer weiß, was geschehen wird... ?

  • CP
    Carsten Posingies

    Mir scheint, hier wird wieder mal hopp oder dopp gemacht. Entweder Anonymität für alle, weil eineR davon ja einE rassistisch motivierteR KampfmuslimlesbotranseR sein könnte, der/die wegen eines in Blog gegossenen, literarisch ausgeschmückten, anonym bei iBooks veröffentlichten Seitensprungs mit einem christfundamentalen Gecko Schwierigkeiten bei deMR ArbeitgeberIn befürchtet, oder es geht um Blogger in Ägypten, Syrien, China, wo das Leben wirklich von der Anonymität abhängt.

     

    Sorry, wenn ich hier einfach mal nichts zur Polemik und zur Zuspitzung beitragten mag, nur geht mir dieses Jammern auf höchstem Niveau (wo ist das TM auf dieser iPad-Tastatur...) echt auf den Keks. Wie weiter oben "UlliMoll" wohl gemeint hat: JedeR sollte so lange anonym bleiben können, wie es... nein, nicht wie es den Gesetzen entspricht, sondern wie es der jeweiligen Situation angemessen ist. Politik ist gut, wenn sie den Bedürfnissen der Menschen Rechnung trägt. Das heißt ja nicht, dass sie dem Pöbel nach dem Mund reden muss. Wer unbedingt anonym bleiben will, wird immer eine Möglichkeit dazu finden (R.I.P., anon.penet.fi). JedeR MinisterIn schwört jedoch bei der Vereidigung, dass erSie "jede Gefahr vom Staat abwenden" werde. Dass da Begehrlichkeiten erwqcgen, ist -- meiner Meinung nach jedenfalls -- systemimmanent. A mag man durchaus kritisieren wollen. Nur hilft da kein Jammern, kein fundamentalistisches Bloggen, aber auch kein fatalistische Post-Privacy-Hybridismus. Sondern zuerst Reden und dann aber auch Handeln.

  • JK
    ja klar

    Politiker kapieren es einfach noch nicht. der ruf nach kontrolle ist ein schutzmechanismus mit dem weitere ressourcen gesichert werden koennen und macht ausgebaut werden kann. die wenigen die das internet kapieren duerfen nix sagen ansonsten ist ihre kariere im eimer.

     

    als wenn ein "Vermummungsverbot" was nuetze. evtl. kriminelle handlungen werden mit sicherheit nicht auf FB und G+ diskutiert.

     

    Das internet muss fuer alle gleichermassen zugaenglich sein! das gilt es zu verteidigen.

     

    gruss aus dem ausland...

  • SS
    Susi Sorglos

    Grundsätzliches:

    Eigentlich ist alles ganz einfach: Solange es Herrschaftsanmaßungen gibt, ist Anonymität zwingend notwendig! Schließlich treiben sich viele äußerst existenzgefährdende Spitzel aus Personalabteilungen, Geheimdiensten, Boulevardmedien, Arbeitsagenturen, Firmen usw. im Netz herum, die allesamt Gesinnungsschnüffelei betreiben. Für die bin ich nur Untertan, dem nur Rechte zugestanden werden, solange ich sie nicht wahrnehme. Deswegen dienen viele Gesetze nur meiner Knechtung; ich möchte hier beispielhaft nur die Zeitarbeitsgesetzgebung erwähnen. Die Wirtschaft hat hier im Westen die absolutistische Macht, was man unter anderem daran erkennt, daß es quasi Majestätsbeleidigung ist, Firmen öffentlich zu kritisieren - erst recht, wenn man deren Angestellte/r ist. Die werden unsereins ggf. gnadenlos in den Ruin prozessieren. Diese spionierenden Agenten der Neuen Feudalwelt sind für mich potentiell weitaus gefährlicher als alle Terroristen dieser Welt.

     

    Praktisches:

    Die »Allgemeinen Geschäftsbedingungen« der sozialen Netzwerke Google+ und Facebook haben für mich keinerlei Bedeutung, weil ich kein Geschäftspartner dieser Firmen bin, sondern deren Ware! Das sieht man ja schon daran, daß Zuwiderhandlungen keine Vertragsstrafen nach sich ziehen. Die können mich nur aus ihrem Sortiment rauswerfen wie einen faulen Apfel. Was die »Klarnamenpflicht« betrifft: Da darf man ja durchaus von Herbert Ernst Karl Frahm lernen. Er ist mit seinem Pseudonym »Willy Brandt« sogar Bundeskanzler geworden. Wenn diese Firmen also offensichtliche Pseudonyme nicht mögen, dann bekommen sie halt unauffällige Decknamen präsentiert. Und Fotos werden wegen der Gesichtserkennung etwas getaucht/gestreckt oder anderweitig verzerrt, um die Mustererkennung ihrer Programme mit nutzlosen Daten zu füttern. Als Profilbild gibt‘s eine Zeichnung und auch die übrigen Angaben sind zwar plausibel, aber falsch.

     

    Prophetisches:

    Wenn die Politik Anonymität »nur« verbietet, dann wird sich schlicht niemand daran halten; sollte sie versuchen, Anonymität technisch zu verunmöglichen, dann werden sich ziemlich schnell neue Wege auftun, diese Sperren zu umgehen. Schließlich haben wir Globalisierung und Marktwirtschaft - wenn mit Anonymität Geld verdient werden kann, treten schnell neue, kreativere Firmen auf den Plan. Das Prinzip kann man ja beim FileSharing begutachten: Nachdem das Torrentkonzept zu gefährlich wurde, haben sich sehr schnell neue Mechanismen etabliert.

     

    Aufpassen muß man jedoch vor dem konspirativen Zentralkomitee der EUdssR in Brüssel. Zwar ist die dortige Bürokratie total unfähig, den Euro vernünftig zu managen - um die Bürger aber wieder an die frühere Propagandaleine zu legen (die ja Ursache für die TAZ-Gründung war) und zu rechtlosen Mägden und Knechten der Wirtschaft zu machen, ist man hingegen sehr phantasievoll. Neuester Versuch, im April dieses Jahres durchgesickert: Eine »Great Firewall of Europe« nach chinesischem Muster, getarnt als »Errichtung eines virtuellen Schengen-Raums im Internet«[1] und vorgeschlagen vom EU-Musterland der Pressefreiheit Ungarn. Weil Brüssel ja wirklich wie das alte sowjetische Zentralkomitee agiert, ist nicht ausgeschlossen, daß so eine Regelung über uns hereinbricht wie das Glühlampenverbot. Ob das »Schengen-Internet« den vereinten Angriffen wütender Netzbürger auf Dauer jedoch standhalten würde, ist allerdings zu bezweifeln.

     

     

    [1] http://blog.zdf.de/hyperland/2011/05/schengen-raum-im-internet-verwirrung-um-eu-plaene-fuer-europaeische-firewall/

  • BB
    Bert Blank

    Erstens ist im Internet niemand anonym, wenn er vom eigenen Rechner aus interagiert. Die IP Adresse sorgt da vor. Zweitens ist es auch nicht hilfreich, wenn auf einmal tausende Micheal Jacksons verdächtigt werden, zum Beispiel, oder Gonzales´. Klarnamen kommen tausendfach vor, potentiell jedenfalls, eine IP adresse aber ist sicher einmalig, und auch gefakte kann man enttarnen.

    Gefälschte Wohnanschriften und ähnliches gab es immer und wird es immer geben. Und da die meisten mittlerweile übers Handy kommunizieren, wird die Identifikation nur leichter.

    Klarnamenpflicht machts komplizierter, nicht einfacher, also warum schwer, wenns auch leicht geht? Naja, die CSU halt...

  • C
    ChristianeW

    Wer will überprüfen ob der angebliche "Klarname" auch der echte Name des Nutzers ist? Auch Facebook oder Google+ können das nicht. Bei Facebook habe ich das schon ausprobiert, indem ich einfach den Mädchennamen meiner Mutter als Nachnamen angeben habe. Wie also will man das überprüfen?

  • HH
    Hans Huber

    Ich muss doch auf der Straße auch nicht mit Namensschild herumlaufen, warum soll ich das plötzlich im Internet?

    Auf der Straße kämpfen viele Politiker sogar dagegen, wie bei den Polizisten.

  • P
    pablo

    leider vergessen die werten damen und herren die jetzt das vermummungsverbot im internet fordern das, das internet keine nationale angelegenheit ist sondern eine internationale. desweiteren haben diese leute vergessen das viele informationen ohne die anonymität im netz nicht an die öffentlichkeit kommen würden. wir benötigen kein vemummungsverbot sondern aufklärung und bildung, medienkompetenz und meinungsfreiheit. wenn personen aus angst vor verfolgung, angriffen etc. nicht ihren klarnamen nutzen möchten so handelt es sich um eine zwingend erforderliche anonymität. diese platten, undurchdachten forderungen von politikern immer wenn irgendwas schlimmes passiert sind nicht nur peinlich für die politiker selbst sondern auch peinlich für die bürger. wenn der innenminister der meinung ist das durch klarnamen zwang irgendwas verhindert wird dann soll er dochmal mit seinen terrorexperten sprechen was die darüber denken. die antwort kann nur lauten, "das verhindert nichts". die strafverfolgungsbehörden haben schon heute genügend mittel an der hand um über die ip-adressen die klarnamen der nutzer zu bekommen wenn ein gericht einen entsprechenden verdacht bestätigt. ich muss nicht wissen ob mein nachbar mich gut oder scheisse findet, genauso wenig muss der staat dieses wissen. wer klarnamen im internet fordert muss auch die abschaffung von pseudonymen von schriftstellern und journalisten fordern. die meinung bildet sich eben nicht einzig un allein im internet und auch dort wir sie nicht einzig und allein vertreten. das die regierungen überall auf der welt angst vor dem internet haben ist eine gute sache die anonymität fördert diese angst. die angst davor es können sog. geheime papiere, etc. an die öffentlichkeit kommen. deswegen möchte auch der innenminister die freiheit der menschen in diesem land einschränken. welche antwort der innenminister bis heute schuldig bleibt, wie verhindern klarnamen anschläg im internet, wie verhindert eine vorratsdatenspeicherung straftaten? dies behauptungen werden regelmäßig von innenministern der bundesländer und des bundes aufgestellt. belegt haben sie noch nichts, denn es gibt nichts zu belegen wie selbst die starfverfolgungsbehörden, nachrichtendienste etc. bescheinigen. natürlich ist es ein problem das einige wenige ihre menschenunwürdigen thesen dort zum besten geben aber wegen ein paar tausend deutschen idioten kann man nicht das gehirn ausschalten und versuchen mit solchen parolen auftreten. das ist wirklich unwürdig für das amt des innenministers.

  • BK
    Bunter Klecks

    Mein Kommentar kann also in der Ausgabe am Samstag abgedruckt werden, vorausgesetzt ich gebe meinen Namen an?

    Und das bei dem Thema hier?

    Schon mal den Begriff Real-Satire gehört?

  • L
    larswillen

    OMFG wieder ein hirnloses Gesetz das nach einer sinnlosen Diskussion eingeführt wird und vollkommen nutzlos sein wird .Wird Gedankenloses Geschwafel von Gefühllosen Technikversagern schon wieder unsere wertvolle Lebenszeit vergeuden.Ja das wird es.

  • HA
    Hans Adam

    Die ganze Diskussion ist nur ein Profilierungsfeld für Friedrich. Er nimmt eine Situation an, die so überhaupt nicht vorliegt, um dann gegen diese zu argumentieren.

     

    Viele Leute können dem dann folgen, obwohl die Notwendigkeit nicht besteht. Es ist wie bei einer Hexenjagd. Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder von Hexen gefressen werden, allerdings muss nicht über Wege diskutiert werden, wie das zu verhindern ist.

     

    Es ist tatsächlich so, dass jeder Blogger in Deutschland nach § 5 TMG verpflichtet ist Name und Adresse anzugeben. Tut er das nicht, handelt er ordnungswidrig und kann mit hohen Strafen belegt werden.

     

    Das heißt, das was als Maßnahme zu ergreifen wäre, ist bereits geschehen. Auf Ausfluchtsmöglichkeiten, wie Domains im Ausland, hat der deutsche Rechtsstaat wenig bis keinen Einfluss.

     

    Es sollte viel mehr darüber diskutiert werden, wie wir die Gesellschaft positiv beeinflussen können, sodass extremistische Bauernfänger auf keinen fruchtbaren Boden stoßen.

  • UM
    Uli Moll

    Gleiches Recht für alle:

    Wir fordern zu Recht eine Kennzeichnung von Polizisten - nicht mit Klarnamen, aber mit eindeutiger "Nummer". Anonym, solange keine Straftat begangen wird, halt.

  • VP
    Veit Pakulla

    Ich poste und kommentiere im Internet unter meinem echten Namen, seitdem ich ein eigenes Blog betreibe. Zum einen, weil ich bekannt werden will, zum anderen, da ich nicht als negativ sehe, von mir Gesagtes zu verantworten. Ob ich überlegt schreibe oder sehr emotional, ich bin nur ein Mensch und möchte auch im Internet als Mensch wahrgenommen werden, also nicht anonymisiert. Wobei ich anmerke, bei weitem nicht jeder, der sich unter einem Pseudonym äußert, versteckt sich dahinter! Manche trauen dem weiten virtuellen Raum schlichtweg kaum, in dem Menschen mit unterschiedlichen Absichten agieren; nicht wenige wiederum anonym. Manches Pseudonym stellt andererseits z. B. einen bzw. eine Art Künstlernamen dar.

    Wenn es um wenig gesellschaftsfähige Problematiken meiner individuellen Existenz geht, tausche ich mich mit anderen Betroffenen anonym aus. Obwohl es auch dort womöglich nicht immer soo viel Anonymität braucht, wie wir vermuten. Es geht um das Gefühl, das man hat, wenn man etwas von sich preisgibt und Vertrauen, das man dabei entwickelt.

    Potenzielle Amokläufer und Ä. weisen sehr wahrscheinlich noch viele andere Charakteristika auf als Anonymität im Netz! Eine politische Forderung nur noch Klarnamen zu verwenden, lässt unzählige nützliche oder lediglich harmlose Pseudonyme außer Acht, vermutet hinter allen das Schlimmste.

  • P
    Panoptikum

    Das Internet lebt von Anonymität. Während staatliche Ordnungsorgane scheinbar immer mehr von der Position abrücken, dass es sowas wie das Briefgeheimnis auch bei den Neuen Medien gibt, ist diese Anonymität der letzte Strohhalm der Freiheit im Web. Die Organisation von Protesten wie in Tunesien oder Ägypten wäre mit Klarnemen nicht möglich gewesen. Zu schnell wären die Akteure da verhaftet worden. Und ich fürchte genau dieses Gespenst ist es, das unsere heimischen Politiker jetzt umtreibt. Es geht nicht um Terror à la Breivik, der hätte das auch ohne Internet gekonnt. Es geht um die Freiheitsrechte der Bevölkerung. Und um deren Machtmittel, diese Freiheitsrechte auch durchzusetzen. Und dazu gehört ganz vorneweg die Anonymität im Internet.

  • B
    BiBo

    Es ist albern zu glauben, man kann die reale Welt auf die digitale übertragen. Es haben sich längst Mechanismen und Regeln entwickelt, die das Internet organisieren. Eine Forderung nach einer 1:1 Übersetzung zeigt nur die geringe Kompetenz im Umgang mit den Medium. Klar, mehr Transparenz wäre bisweilen wünschenswert, birgt aber immer Gefahren. Denn gerade im Internet ist die Möglichkeit, dass die eigene Identität mißbraucht wird, sehr hoch.

     

    Es müßten also spezifische Anforderungen und Regeln geschaffen werden, die dem Medium gerecht werden.

  • TK
    Tadeusz Kantor

    "facebook und google+ dulden nur nutzer mit klarnamen"?

    klar, jeder hat dort einen namen, was sonst?

  • D
    Demokrat

    "Der Kommentar sollte für diesen Zweck 800 bis 1200 Anschläge umfassen und mit Email-Adresse und Namen des Autors versehen sein."

     

    Muss es der echte Name sein oder tut es auch ein Nickname?

  • H
    Hans

    "Was wollen Sie Herr Friedrich, ein Vermummungsverbot im Internet? Und weil Google und Facebook sowas ähnliches auch wollen (natürlich aus ganz anderen Gründen), denken Sie, sie haben da Freunde?

     

    Ich schaue mal kurz in meinem Computer nach...

     

    Computer sagt: Nein!"

    *hust*

  • MM
    Max Mustermann

    Ich glaube, hier hat jemand noch nicht so ganz verstanden wie das Internet funktioniert. Nämlich dezentral. Hier verdrängt man mit einem Verbot von Pseudonymen Opfer und Freigeister in den Bereich der Illegalität, denn verhindern kann man Masken im Internet nur mit Persokontrolle. Und ja, klar, als linker Blogger im Nazi-Viertel möchte ich unbedingt, dass jeder weiß wo ich wohne. Gibt es nicht auch Pseudonyme für Buchautoren und Reporter?