Spanien - Kroatien 1:0: „Ein paar hundert Arschlöcher“
Spanien besiegt Kroatien und ist weiter. Platini findet deutliche Worte für kroatische Fans, die einen Spieler rassistisch beschimpft haben.
Das Spiel: Spanien hat sich schick gemacht. Mit hellblauen Shirts und marineblauen Hosen laufen sie in der Danziger Arena auf. Sieht ein bisschen nach argentinischer Nationalmannschaft aus.
Die Aufstellung ist dieselbe wie im Spiel gegen die chancenlosen Iren, mit einer 4-3-3-Formation und Fernando Torres im Angriff. Kroatiens Coach Slaven „die Mütze“ Bilic hat seine auf zwei Positionen im Vergleich zum Spiel gegen Italien verändert und auf ein 4-2-3-1-System umgestellt. Für Dortmunds Ivan Perisic spielt Domagoj Vida, Stürmer Nikica Jelevic muss auf die Bank und Wolfsburgs Mario Mandzukic rackert als einzige Spitze.
Kroatien kickt aggressiv, Spanien wuselt sich trotzdem durchs dichte Abwehrnetz. Wenn es ihnen zu blöd wird, schießen Gerard Pique und Sergio Ramos von außen. Spanien ist dominant, aber ohne Glück vorm Tor. Eine hundertprozentige Chance haben beide Teams in der ersten Halbzeit nicht.
Kroatien - Spanien 0:1 (0:0)
Kroatien: Pletikosa - Vida (66. Jelavic), Corluka, Schildenfeld, Strinic - Vukojevic (81. Eduardo), Rakitic - Srna, Modric, Pranjic (66. Perisic) - Mandzukic
Spanien: Casillas - Arbeloa, Piqué, Sergio Ramos, Alba - Xavi (89. Negredo), Busquets, Xabi Alonso - Dav. Silva (73. Fabregas), Iniesta - Fernando Torres (61. Jesus Navas)
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Deutschland)
Zuschauer: 39.076 in Danzig
Tor: 0:1 Jesus Navas (88.)
Gelbe Karten: Corluka, Strinic, Rakitic, Srna, Mandzukic, Jelavic - Keine
Sperre droht: Keiner - Arbeloa, Alba, Xabi Alonso, Fernando Torres
Gruppe C (Tore | Punkte)
1. Spanien | 6:1 | 7
2. Italien | 4:2 | 5
3. Kroatien | 4:3 | 4
4. Irland | 1:9 | 0
Das ändert in den zweiten 45 Minuten. Kroatien sucht jetzt seine Chance: Schöner Flügellauf von Danijel Pranjic, Flanke auf Ivan Rakitic. Doch der köpft Iker Casillas an. 78. Minute: Ivan Perisic prüft Casillas. Chancen auf beiden Seiten. Übergewicht bei den Spaniern. Das 1:0 in der 88. Minute durch Jesus Navas. Schlusspfiff. Kroatien ist draußen.
Der entscheidende Moment: Bilic nimmt Pranjic in der 66. Minute raus, bis dahin bester Kroate, obendrein in einer Drangphase, die Pranjic mitinitiiert hatte. Ob das so eine gute Idee war?
Der Spieler des Spiels: Wieder mal David Silva. Er hat die meisten Torvorlagen im Turnier gegeben, drei Stück. Sein väterlicher Trainer Vincente del Bosque lobte den kleinen Offensivmann über den grünen Klee: „Er ist unser Messi“. In der 29. Minute taucht er allein vorm kroatischen Tor auf, wenig später könnte er wieder einnetzen. Eine Viertelstunde vor Schluss darf er raus. Kräfte sparen fürs Viertelfinale.
Die Pfeife des Spiels: Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark muss in der ersten Halbzeit das Spiel mal kurz unterbrechen, weil im kroatischen Block ein Pyrostab gezündet worden war. Helfer eilen mit Sandeimer und Feuerlöscher herbei. Der Qualm verzog sich schnell. Entgegen der Uefa-Politik ist die Zündelei auch im ZDF zu sehen – allerdings mit eigenen Kameras, wie Kommentator Béla Réthy aufklärt. In der 52. Minute brennt wieder ein Bengalo. Das Löschteam reagiert noch schneller.
Die Schlussfolegrung: Spanien, der Ballbesitz-Weltmeister (fasst 70 Prozent), bleibt natürlich auch nach dem 1:0 der Topfavorit bei dieser EM. Warum? Weil sie jederzeit Chancen kreieren können. 14 Torschüsse waren es gegen die Kroaten. Einer ging immerhin rein.
Und sonst? Michel Platini ist, wie sich herausstellte, kein Freund der Kroaten, zumindest nicht von den rassistischen Fans. „Ich war vor einem Jahr in Kroatien, und ich bin nicht glücklich über Kroatien“, sagte er am Montag in einer Pressekonferenz, „sie haben ein Team, das guten Fußball spielt, aber wenn du ein paar hundert Arschlöcher im Stadion hast, dann ist das ist nicht akzeptabel.“ Kroatische Fans sollen Angreifer Mario Balotelli beleidigt haben. Der kroatische Verband muss mit einer schweren Strafe rechnen. Das Uefa-Disziplinarkomitee will am Dienstag ein Urteil fällen.
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