Solidaritätsbekundung mit dem Profilbild: Je suis manipulé
Auf Facebook kann man sein Profilbild mit den Farben der französischen Nationalflagge färben. Was will man mit diesem Symbol aussagen?
Auf große Katastrophen und Ereignisse folgt üblicherweise ein Facebook-Trend. Noch bevor die Sachverhalte aufgeklärt sind, ändern User ihr Profilbild. Auch nach den Attentaten in Paris können die Mitfühlenden ihr Foto jetzt blau-weiß-rot färben und Haltung zeigen.
Facebook-Nutzer kennen das schon: Sie sind Charlie. Oder, um die Ehe für alle zu unterstützen, können sie die Regenbogenfahne über ihre Profilbilder legen. Nun ist es die französische Flagge. Nur: Statt einer sozialen Bewegung wird hier gleich ein ganzer Staat symbolisiert, was viele fraglos mitmachen.
In der Flut an Hashtags und möglichen solidarischen Profilbildern nach den Attentaten hat sich die Flagge unter anderem gegen das Eiffelturm-Peace-Zeichen deutlich durchgesetzt. Nicht Frieden, sondern Nation.
Zugleich fordert die Vorsitzende des Front National, Marine Le Pen, die endgültige Schließung der französischen Grenzen und eine militärische Aufrüstung des Landes – Frankreich und die Franzosen seien nun nicht mehr in Sicherheit, sagte sie. Auch der französische Präsident François Hollande und der Premierminister Manuel Valls legen eine bemerkenswerte Kriegsrhetorik an den Tag.
Terror in Paris
Die Sprache des Internets lässt mit ihren Profilbild-Trends ebensowenig eine differenzierte Ausdrucksform für Anteilnahme zu. Das Profilbild in die französischen Nationalfarben zu tauchen ist eine vereinfachte Solidaritätsbekundung, bei der man sich nicht mit größeren Zusammenhängen befassen muss. Ein Symbol, das Solidarität mit Opfern des IS-Terrors unabhängig von Nationalität, in allen Ländern zeigt, lässt noch auf sich warten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies