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Olympia – BMX37 Sekunden volle Pulle

BMX rockt. Und bringt den Goldlosen Gold: Mariana Pajon aus Kolumbien und der Lette Maris Strombergs siegen in zwei rasanten Rennen.

Finalisten in der Luft Bild: reuters

Die Startbedingungen: Eine sonnenbeschienene Buckelpiste. 440 Meter liegen vor den Frauen im BMX-Finale, 450 Meter vor den Männern. Ein kurzes, knackiges Rennen auf den 20 Zoll-Rädern, die hierzulande eher 80er-Assoziationen auslösen. 6.000 Zuschauer sind gekommen. Die acht Frauen machen den Anfang, direkt im Anschluss das Männer-Finale.

Und da sind ein paar neue Länder auf der olympischen Landkarte: Lettland! Kolumbien! Haben beide heiße Eisen im Feuer. Auch die Niederländer sind stark im BMXen. Die Piste wirkt wie ein Miniaturformat einer Formel Eins-Strecke. Aber was die Crossradler da abliefern, wenn sie über Hügel und durch Tunnel cruisen, ist besser als Formel Eins. Und im Vergleich dazu voll PC.

Die Entscheidung: Rasch! Geht es die Rampe runter, die Fahrerinnen beschleunigen auf knapp 60 km/h. Die Kolumbianerin Mariana Pajon im neongelben Helm setzt sich sofort an die Spitze. Nach dem ersten Sprung liegt sie vorne, gefolgt von der Neuseeländerin Sarah Walker. Neongelb vor schwarz vor orange, so geht es nach einem Hügel in die Lüfte, so geht es durch die scharfe Kurve, so geht es durch den Tunnel.

Auch aus dem kommt Pajon als erste herausgeschossen. Nun nur noch eine gerade Strecke mit drei, vier Wellen und sie hat es. So kommt es! Gold für die Kolumbianerin nach einem Start-Ziel-Sieg. 37 Sekunden volle Pulle. Silber für Walker. Die Niederländerin Laura Smulders wird Dritte.

Der fliegende Lette Bild: dpa

Es folgt: Noch ein Start-Ziel-Sieg im Rennen der Männer. Und nochmal Gold für ein bisher goldfreies Land: Latvia! Maris Strombergs aus Lettland kommt sofort nach dem Start in die Pole Position. Der Mann im rot-weißen Sternendress kann schnell einen kleinen Vorsprung herausfahren. Er kommt gut durch die Kurve. Ihm auf den Fersen: Sam Willoughby aus Neuseeland, der Kolumbianer Carlos Oquendo Zabala und die Niederländer van Gendt und van der Biezen. Nächster Sprung - die rot-weißen Sterne funkeln weiter vorne. Strombergs hüpft mit seinem 20-Zoll-Rad dem Sieg entgegen. Silber Willoughby, Bronze Oquendo Zabala.

Zwei schnelle, rasante Rennen – und ganz ohne Stürze.

Das Drama: Sam Willoughby, im Halbfinale der große Held, ging eigentlich als Favorit ins Rennen. Dann ließ ihm Strombergs, bereits in Peking Olympiasieger, keine Chance.

Die Schlussfolgerung: Gold für die Goldlosen! Warten auf Österreich.

Und sonst? Der BMX-Wettbewerb hat Stil. Der Stadionsprecher ist lässig - und spielt sogar geile Musik.

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1 Kommentar

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  • BN
    BMX Nerd

    Diggen Aller, Jens Aller!

     

    Witziger Text. Positives Fazit. Ist ja schon mal was in der taz.

     

    Trotzdem fuhren die Männer, im Gengesatz zu den Frauen, nicht durch den Tunnel, sondern in die idiotische S-Kurve.

    Kein Schwein in der BMX Szene begreift, warum diese neuerdings eingeführt wurde. Wohl um spektakulärer daher zu kommen.

    Ziemlich untypisch für BMX Race, denn sie macht das Rennen langsam und ungelenk.

     

    Sei´s drum, wer Bock auf mehr BMX Race hat, sollte sich doch mal die Race-Weltmeisterschaften zu Gemüte führen. Zu sehen nächstes Jahr in Neuseeland im live-stream. #google

    Mehr action geht einfach nicht.

     

    Mies fand ich an der generellen Berichterstattung das ewige Gemaule über die Gefährlichkeit des Sports. Ok, hat ja irgendwie seine Berechtigung. Aber trotzdem voll abschreckend.

    Ganz besonders für die verweichlichten (jedoch sehr ambitionierten) Kleinbürgereltern aus Giessen, Delmenhorst oder Schwabylon. Die schicken doch nach Gerhard Dellings Ansage ihre Kids garantiert nicht mehr zum nächsten BMX Club. Geigenunterricht, Kinder-Yoga oder Chinesisch als zweite Fremdsprache kommt da sicher unproblematischer.

     

    Zur Info ihr Helikopters:

    Es gibt das althergebrachte und gediegene BMX (so wie wir es von ET im Korb am Lenker her kennen) und das Profi-like Supercross BMX. Das verhält sich so in etwas wie Kreisliga zu Champions League. Und was ihr evtl heute gesehen war Champions Leage. Endstufe. Mehr geht einfach nicht.

     

    Also habt keinen Schiss und schickt eure Kids zum BMX.

    Ich mache das seit 20 Jahren und hab mir bisher nur zwei Knochen gebrochen und einmal die Schulter ausgekugelt. (Gesichts-, Arm- und Beinpizza nicht dazugerechnet) *lol*

     

    Ein super Sport. It rocks!