piwik no script img

Kommentar Organspende-RegelungNeuregelung, die Misstrauen schürt

Heike Haarhoff
Kommentar von Heike Haarhoff

Der Gesetzentwurf zur Organspende blendet zentrale, kritische Fragen zu dem sensiblen Thema aus. Viele Menschen werden sich so der großen Befragungsaktion verweigern.

Mein Herz gehört mir – auch nach dem Tod? Bild: DrGenn / photocase.com

A m Ende ist die Neuregelung der Organspende also doch noch eine ganz große fraktionsübergreifende Harmonieveranstaltung geworden: Es gibt jetzt tatsächlich einen gemeinschaftlichen Gesetzentwurf von CDU, CSU, FDP, SPD, Linken und Grünen, und dies zu einem der sensibelsten bioethischen Themen überhaupt – den Umgang mit dem eigenen Körper nach dem Tod.

Künftig soll sich jede Bürgerin und jeder Bürger mindestens alle fünf Jahre aktiv mit der Frage auseinandersetzen, ob sie oder er bereit ist zur Organspende. Und wenn das ganze Parlament der Meinung ist, dass dies der richtige Umgang mit der Organspende sei: Kann das Volk dann überhaupt noch anders, als bitteschön zu Lebzeiten eine klare Entscheidung zu treffen?

Es kann nicht nur anders. Es wird sich – jede Wette – auch anders verhalten, als viele Politiker in ihrer Euphorie über den Konsens jetzt glauben wollen. Und dies nicht nur, weil der Gesetzentwurf ausdrücklich anerkennt, dass das Recht auf Selbstbestimmung auch immer das Recht beinhaltet, sich nicht verhalten zu müssen.

Bild: Wolfgang Borrs
HEIKE HAARHOFF

ist Redakteurin für Gesundheitspolitik im Inlandsressort der taz

Der Grund, weswegen viele Menschen sich der großen Befragungsaktion verweigern dürften, ist ein anderer. Er lautet: So begrüßenswert es ist, mehr Menschen für die Organspende begeistern zu wollen, um das Leben schwerstkranker Patienten zu verlängern – man gewinnt diese Menschen nicht, indem man die zentralen kritischen Fragen im Zusammenhang mit der Organspende ausblendet. Genau das aber tut das geplante Gesetz: Ist das Hirntodkonzept noch haltbar? Ist es hinnehmbar, dass nichtstaatliche Vereine und privatrechtliche Stiftungen nach kaum kontrollier- und einklagbaren Regeln darüber entscheiden, wie die knappen Organe akquiriert und verteilt werden?

Im Klartext: Wollen wir, dass weiterhin Experten-Cliquen darüber bestimmen dürfen, wer lebt und wer stirbt? Und warum informiert der Organspendeausweise immer noch nicht darüber, dass Organentnahme Intensivmedizin voraussetzt und damit im Widerspruch steht zu dem Wunsch vieler, ohne Apparatemedizin sterben zu dürfen?

Es ist die bewusste Nicht-Beantwortung dieser Fragen, die Misstrauen schürt und damit dem Ansehen der Organspende schadet. Eine Studie im Auftrag der Deutschen Stiftung Organtransplantation hat kürzlich herausgefunden, dass die in unserer alternden Gesellschaft wachsende Nachfrage nach Spenderorganen selbst dann nicht annähernd befriedigt werden könnte, wenn sämtliche Organe aller Hirntoten in Deutschland entnommen werden dürften. Aber auch darüber redet in der großen parlamentarischen Harmonie niemand. Schade eigentlich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Heike Haarhoff
Redakteurin im Inlands- und im Rechercheressort
Heike Haarhoff beschäftigt sich mit Gesundheitspolitik und Medizinthemen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Kinderheim bei Paris ab 1989 Studium der Journalistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Dortmund und Marseille, Volontariat beim Hellweger Anzeiger in Unna. Praktika bei dpa, AFP, Westfälische Rundschau, Neue Rhein Zeitung, Lyon Figaro, Radio Monte Carlo, Midi Libre. Bei der taz ab 1995 Redakteurin für Stadtentwicklung in Hamburg, 1998 Landeskorrespondentin für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und von 1999 bis 2010 politische Reporterin. Rechercheaufenthalte in Chile (IJP) und den USA (John McCloy Fellowship), als Stipendiatin der Fazit-Stiftung neun Monate Schülerin der Fondation Journalistes en Europe (Paris). Ausgezeichnet mit dem Journalistenpreis der Bundesarchitektenkammer (2001), dem Frans-Vink-Preis für Journalismus in Europa (2002) und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse (2013). Derzeit Teilnehmerin am Journalistenkolleg "Tauchgänge in die Wissenschaft" der Robert Bosch Stiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • I
    ion

    OK, Sie bezeichen mich als "paranoid" und ich Sie nunmehr als schwachsinnig – jetzt zufrieden(?!); Offenbar sind Sie nicht dazu in der Lage, Texte (anderer) zu rezipieren und können lediglich papageienartig dressiert Ihren Wirrsinn wieder-wieder-wieder-käuen.

    (Vielleicht ist ja auch darauf zurückzuführen, dass Sie "noch nie eine Antwort" vom "Gesundheitsministerium" erhielten.

    Ende

  • TR
    Tilman Rötger

    @ion

    Das Copy & Paste geschah, um anderen Lesern, die meinen Vorschlag evtl. noch nicht gelesen haben, ein Kilometerweites Nach-unten-scrollen zu ersparen.

     

    Sie schreiben da ein wirres Potpourri von Absurditäten, die mit meinem Vorschlag absolut nichts zu tun haben. Und sie vergleichen Organspende mit "Tittenimplantaten" und Schönheits-OPs. Ober offenbar wollen Sie ja auch nicht sachlich antworten und verbreiten lieber Ihre paranoiden Verschwörungstheorien.

     

    Leider werden diese Kommentare auch so selten vom Admin aktualisiert, dass eine wirkliche Diskussion hier wohl gar nicht möglich ist.

  • I
    ion

    @Tilman Rötger (05.03.2012 00:05):

     

    Sorry, Herr Rötger, aber wenn Sie jetzt replizieren:

    "Aber das was Sie da von sich geben hat leider gar nichts mit meiner Idee zu tun, die ich hier gerne wiederhole: (.....)/(copy-paste des vorigen)",

    also darauf insistieren, dass meine Replik an Sie sich nicht auf Ihren Leserkommentar/Vorschlag eingeht, dann kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen – meine Großhirnrinde werde ich jedenfalls nicht spenden.

     

     

    @Greenkiller (04.03.2012 18:56):

     

    Inbezug auf diesen Teil Ihres Leserkommentares:

    "Wir sollten also sachlich bleiben, sonst endet das hier in eine "Schrebergartendiskussion". ",

    erlaube ich mir anzumerken, dass bereits das zugrunde liegende Artikelchen der Frau H. Haarhoff wieder mal weitestgehend insubstanziiert, zu oberflächlich ist und somit keine echte Grundlage zur Diskussion/Erörterung dieses sehr komplexen Themas bietet.

     

    Der von Ihnen kommentierte Beitrag des Frank Rademacher und andere Kritiker ist insofern berechtigt, als bezüglich der Organtransplantations-Medizintechnik bereits seit Jahren bekannt wurde, dass auch in der EU Organe implantiert werden, die z.B. mittellos gewordenen Indern (Bauern) abgenötigt wurden, damit Sie Ihrem 'Lehnsherren' (Großgrundbesitzer) zumindest einen Teil der ausstehenden Schulden zurückzahlen können. Die Liste der inzwischen 'standardisieten' Rechtsverstösse im Kontext der 'Organspende'-Thematik ist ausufernd, sodass ich der Meinung bin, dass das nicht isolationistisch nur auf D begrenzt diskutiert, gesetzgeberisch behandelt werden.

    Oder anders formuliert, jeder, der ein Organ benötigt, noch transportfähig ist und über ausreichend Eigenmittel verfügt, fliegt in das entsprechende aussereuropäische Ausland seiner Klinik-Wahl und erhält, was er organtechnisch benötigt und von dort angeboten bekam.

    Dass mit gespendeten Organen (internationaler Organhandel) massiv Kasse gemacht wird, ist erweislich; insofern erübrigt sich die Diskussion, ob auch Organspende-Unwillige bei Bedarf ein Spenderorgan erhalten können sollten, denn es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass im Zweifel der Finanzkräftigere es bekommen wird.

  • JR
    Jan R.

    @ Rademacher:

     

    Aus Ihrer Antwort lese ich also, dass Sie FÜR eine Organspendemafia sind. Ist das so richtig?

     

    Sie wollen also, dass Angehörige Geld dafür bekommen, wenn Sie meine Organe spenden??

     

    Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin für die Widerspruchsregelung und nach dem Lesen dieser Kommentarserie immer stärker dafür, dass Nicht-Spender eben auch nichts bekommen sollen.

     

    Aber was Sie da schreiben ist ja ein ganz besonderer Unfug. Denn DAS nennt sich dann tatsächlich "Organhandel". Und sowas finden Sie gut? Gruselig.

  • TR
    Tilman Rötger

    @ion: Ich hätte mich wirklich gefreut, eine konstruktive Diskussion zu dem Thema zu führen, gerne auch kontrovers. Aber das was Sie da von sich geben hat leider gar nichts mit meiner Idee zu tun, die ich hier gerne wiederhole:

     

    Jeder sollte sich überlegen, ob er denn im Falle eines Falles ein Spenderorgan annehmen würde. Wer diese Frage für sich mit "ja" beantwortet, sollte auch selbst zur Organspende bereit sein. Ich würde hier ansetzen und eine zentrale Datenbank aufbauen, in die sich Organspendebereite eintragen lassen können. Als "Anreiz" sollten dann eingetragene Spender auch bei der Vergabe von Spendeorganen bevorzugt werden - wer also ein Spendeorgan benötigt, selbst aber nicht zur Spende bereit ist, kommt nur zum Zug, wenn auf der Warteliste keiner mehr steht, der selbst auch seine Spendeberitschaft erklärt hat.

     

    Habe diesen Vorschlag schon so oft verbreitet, auch ans Gesundheitsministerium, aber noch nie eine Antwort erhalten, warum das nicht gemacht wird. Was ist daran so verkehrt ?

  • BI
    Bertram in Mainz

    Wer Organtransplantation ablehnt, der soll den Empfang eines Organs ablehnen. Die Spende ablehnen, ist irrational.

     

    Unsinnig ist das Argument, dass Ärzte an der Operation verdienen. Bloß denen nichts gegönnt! Lieber soll der Kranke auf ein Organ verzichten!

     

    Offenbar weckt das Thema Emotionen. Aber eine wichtige Entscheidung sollte man sachlich treffen.

  • A
    Anita

    @Rademacher

     

    Wenn es fuer Organspenden Geld gibt, wird zukuenftig Druck auf "gewisse Kreise" gemacht, Organe zu spenden.

    Wenn ein Hartzi stirbt, geht das, was er an Vermoegen hatte, zum Staat.

  • G
    Greenkiller

    @Frank Rademacher

     

    Das Gerücht ist immer größer als die Wahrheit.

     

    Bitte nennen sie mir die deutsche Klinik, in der ein Transplantationsmediziner/-chirurg €30.000,- für sechs Stunden Arbeit? Ich kenne keine.

    Wir sollten also sachlich bleiben, sonst endet das hier in eine "Schrebergartendiskussion".

  • G
    Greenkiller

    Wie immer in der Weltgeschichte mischt sich in dem Drama um die Organspende Profanes mit Erhabenem.

    Der gemeinsame Gesetzentwurf aller im Bundestag vertretenen Parteien regelt die Organspende nicht grundsätzlich neu. Bis auf die Tatsache, dass jeder Erwachsene künftig alle 5 Jahre per Brief aufgefordert wird, sich bezüglich der Organspende zu entscheiden, wird sich Nichts fundamentales ändern. Eine große Mitschuld an dieser Misere tragen die Mitglieder des deutschen Bundestages, die grundsätzliche Relevanzen des Transplantationsgesetzes zur Organtransplantation, Organverteilung und Organspende an nichtstaatliche

    Organisationen der ärztlichen Selbstverwaltung und gemeinnütige Stiftungen(vulgo Bundesärztekammer und Deutsche Stiftung Organtransplantation)übertragen. Kontrolle von Seiten des Gesetzgebers? Fehlanzeige! Solange sich hier nichts ändert, wird es immer einen Organmangel für die Patienten auf der Warteliste für eine Organtransplantation geben. Die Indikationen für eine Organtransplantation werden bedingt durch die zweifeslohne bestehenden therapeutischen Erfolge einerseits immer weiter ausgedehnt. Andererseits gibt es weltweit kein zweites Land mit so einer hohen Dichte von Transplantationszentren pro Einwohner: über 40 bundesdeutsche Transplantationszentren stehen in einem beispiellosen ökonomischen und reputativen Konkurrenzkampf. Ein bundesweites Transplantationsregister, aus dem sich Erkenntnisse für Indikationen, Erfolg und Qualität einer Organtransplantation erschließen existiert schlicht und ergreifend nicht. Solange die Politiker sich einer fundamentalen Auseindersetzung mit dem Grundsätzlichen des Transplantationsgesetzes und der daraus hervorgehenden Organspende und Organverteilung verschließen, wird sich auf diesem Felde nichts ändern. Ich prophezeie, dass wir bis zu meinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben als Transplantationschirurg in den nächsten 20 Jahren über dieselbe Problematik weiter diskutieren werden, ohne dass sich grundsätzliches ändern wird.

  • FR
    Frank Rademacher

    ## Organtransplantation-Mafia ##

     

    Vorneweg, ich bin entschieden gegen Organspenden.

    Es ist eine Farce, dass nichtstaatliche Vereine und privatrechtliche Stiftungen nach kaum kontrollier- und einklagbaren Regeln darüber entscheiden, wie die knappen Organe akquiriert und verteilt werden. Und vor allem, dass dabei viel Geld verdient wird.

     

    Ich habe überhaupt keine Verständnis, das ein Arzt für 6 Stunden Arbeit 30.000,-- € verdient. Das sind Bezüge, die selbst den Ehrensolt von Ex- BP Wulff, in den Schatten stellen.

    Das Geld das mit dem Organ verdient wird, muss gerechter verteilt werden. Ich bin überzeugt, würde man hier dem Spender bzw. dessen Nachkommen, einen ordentlichen Betrag bezahlen der zur Relation zu dem steht was die Ärzteschaft dabei verdient, dann ließen sich die Spenderzahlen deutlich erhöhen.

     

    Es geht wieder mal um das schöne Geld. Das gespendete Organ soll am besten um sonst sein. Wieso eigentlich? Mit meinem Organ wird kein Arzt Geld verdienen. Anders sieht es aus, wenn ich oder meine Nachkommen, angemessen an dessen Verdienst, mit partizipiere.

    Solange das nicht geregelt ist, muss eine Organspende entschieden abgelehnt werden.

  • BD
    B. Drescher

    Ich bin kein Ersatzteillager.

    Es gab eine Zeit, da war die Sichtweise der taz zu diesem Thema eindeutiger. In den letzten Jahren habe ich hier eine klare Parteinahme vermisst und mich über selten gewordene Artikel wie den von Gabriele Goettle am 26.09.2012 (Guter Schnitt – Anmerkungen zur Organtransplantation) gefreut. Dieser Kommentar hier von Heike Harhoff enttäuscht mich aufgrund seiner bescheidenen Kritik, die das Prinzipielle vermissen lässt.

    Was unserer Gesellschaft fehlt ist die Auseinandersetzung und die Akzeptanz des Todes. Stattdessen werden die Allmachtsphantasien der Ärzte geschürt, die uns versprechen, jeden um jeden Preis retten zu können – wenn wir nur mitspielen und uns als Ersatzteillager anbieten. Wichtige Fragen werden dabei ausgeklammert, zuallererst natürlich die Hirntodfrage. Doch daneben noch vieles Andere: Wie geht es z. B. den Patienten mit den gespendeten Organen? Wie verarbeiten sie es psychisch und physisch mit fremden Organen weiterzuleben, abhängig von der lebenslangen Einnahme von Immunsuppressiva? Wie fühlen sich die Angehörigen der Spender, wenn sie unter Druck gesetzt werden? Und nicht zu vergessen: Wer verdient sich damit eine goldene Nase?

    Fast freue ich mich auf das neue Gesetz, denn nun habe ich die Möglichkeit offen „NEIN“ zu sagen. Nein, ich werde nicht zustimmen, dass mir oder meinen Kindern Organe entnommen werden! Genauso wenig wie ich erwarte, dass andere dies für mich tun. Ich bin kein Ersatzteillager. Lasst die Sterbenden in Würde sterben! Sorgt für ausreichend Hospizplätze! Gebt dem Tod einen Platz in unserem Alltag! Nehmt den Ärzten Ihre Allmachtsphantasien! Und schränkt endlich den Einfluss der Pharmaindustrien ein!

    Wenn die taz es schafft, hier wieder eindeutig Partei zu nehmen, wie sie es z.B. mit dem mutigen Selbstgespräch von Rafik Schami zum Thema Syrien getan hat, kann sie zu Recht weiterhin behaupten: NEBEN UNS SIND ALLE ANDEREN GLEICH! Das war doch mal Euer Slogan, oder???

  • I
    ion

    @ Tilman Rötger;

     

    Genau, Herr Rötger!! Und christliche Organspender tauschen hier in D dann allzumal bevorzugt (untereinander)!

    Oder sollte ein Organspender vielleicht auch gleich noch darüber verfügen, an wen er seine 'Schlachtware' weitergereicht wissen will(?): Spende auch an renitente, womöglich sogar an 'anders'-gläubige Nicht-Spender: Ja / Nein?

    Und wie wäre es dann damit: die Organspendergläubigen werden verpflichtend in einer eigenen Krankenkasse separiert versichert, 'frisch' gehalten, und S-/s-ie allein haben die erhöhten Versicherungsbeiträge zu tragen, die dieser sehr kostenintensive, medizinische Wirtschaftszweig generiert, anstatt, wie derzeit, diese Kosten allen Versicherten aufzubürden(?!) – die gleiche Thematik, wie bei den Tittenimplantaten und sonstigen 'Schönheits'-OPs.

     

    Aber 'alles-in-Butter', Herr Rötger, keine Sorge(!); Sie werden doch wohl nicht befürchten, dass die von Ihnen offen geforderte Bevorzugung nicht durch simplen Datenabgleich (im Hinterstübchen) stattfinden wird?! Was meinen Sie denn, warum die Politik (durch massiven Lobbyismusdruck) zu diesem Gesetzesvorhaben kam – wozu denn wohl sonst die ständig wiederholte Nötigung zur Deklaration?!

    Dass es vorgeblich 'keinen Zwang zur Entscheidung' geben soll, ist volksverblödende Augenwischerei, denn Schweigen ist in diesem Kontext ja auch eine (verwertbare) Entscheidung;

    Irgendjemand erwähnte mal: Faschismus ist, jemanden (jeden!) zum Reden zu zwingen.

    Ich halte das Gesetzesvorhaben für verfassungswidrig – basta!

  • KR
    Karl Ranseier

    Bei der Antragstellung eines Motorradführerscheins, bekommt mensch, in verantwortungsvollen Fahrschulen, einen Organspendeausweis. Das ist meiner Meinung nach richtig und sinnvoll.

    Für eine gesetzliche Regelung würde ich eine Widerspruchsregel bevorzugen, denn wie schon angesprochen wurde, ist auch das 'nicht entscheiden' im Endeffekt eine Entscheidung.

     

    @Bernd

    Auch ich sage Ja zum natürlichen Sterben. Lebensverlängernde Maßnahmen und Operationen mit ungewissem Ausgang will ich für mich nicht haben. Aber was ist, wenn ich in einen Unfall verwickelt werde (und das muß kein Motorrad sein), und nur noch durch Gerätemedizin am Leben gehalten werde, dann will ich sterben und Leben schenken.

    Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem meine Zeit langsam vorbei geht, kann ich mich entweder immernoch umentscheiden, oder bin eh viel zu kaputt/alt, um mich ausnehmen zu lassen.

  • S
    samstag

    „So begrüßenswert es ist…“ Ist es das. Haben Sie sich frau Haarhoff mit allen aspekten der organ„spende“ auseinandergesetzt? Es fägt mit der defnition des „hirntods“ an, geht weiter über die organisationsstruktur von organspenden bis zu der nach- oder weiterbehandlung der patienten mit fremden organen; Die sind dann ja keineswegs „geheilt“. Ich wünsche niemandem auf die liste der mit einer organspende zu rettenden zu geraten.

  • B
    Bernd

    Ja-Sagen zum eigenen Körper! Ja-Sagen zum Sterben des Körpers!

    Man muss zum eigenen Leben und Sterben stehen. Man kann nicht immer auf das schielen, was andere haben, z.B. funktionierende Organe.

    Ich möchte sterben, wenn mein Körper (Organe) stirbt. Und ich möchte meine Organe als Leichnam behalten. Niemand hat Anspruch auf den Körper anderer. Weder die Intensivmedizin, noch andere Sterbenskranke. Schluss mit der Diskriminierung des Sterbens!

  • R
    Rita

    @von Heike Haarhoff "Künftig soll sich jede Bürgerin und jeder Bürger mindestens alle fünf Jahre aktiv mit der Frage auseinandersetzen, ob sie oder er bereit ist zur Organspende".

     

    für mich ist das Mobbing

  • D
    D.Jährling

    Jeder Bürger sollte sich dem verweigern. Hier geht es doch nur um wirtschaftliche Interessen. NEIN zu politisch/wirtschaftlich verordneten Organspenden.

  • H
    Hans-Dieter

    Ich wünsche der Autorin, dass sie mal 10 Jahre an der Dialyse liegt und auf eine Niere warten muss, wenn sie so einen Blödsinn schreibt. Nur ja nicht recherchieren, könnte ja den Artikel kaputtmachen. Schlechte Grüße Hans-Dieter

  • A
    Anita

    Das Hirntot-Kriterium ist nicht das Schlechteste.

    Was hab ich davon, wenn ich noch 20 Jahre als Gemuese dahin vegetiere? Soll lieber jemand anderer mit meinen Organen "richtig" leben.

     

    Und seit unser Nachbarskind als einziges Kind der Familie (der kerngesunde Bruder ist bei einem Unfall im Alter von 12 Jahren gestorben) dank neuer Organe leben darf, ist fuer mich die Antwort eh klar:" Ja, nehmt mich aus wie eine Weihnachtsgans."

  • M
    maxxe1111

    Ich sehe die zentrale Schwäche des Entwurfs noch ganz woanders:

    Er geht das Problem nicht an, das in Deutschland die sogenannte "Erweiterte Zustimmungsregelung" gilt, die bedeutet, wenn man sich zu Lebzeiten selber nicht äußert, entscheiden die Angehörigen.

     

    Womöglich ist es ok, weiterhin die Möglichkeit offen zu lassen, sich überhaupt nicht zu äußern. (ich selber sehe zwar nicht, was daran toll sein soll, aber ok; ist vielleicht ne eigene Diskussion)

     

    Wenn man aber schon dabei ist, die Sache zu regeln, dann muss man aber auch festlegen, ob "Klappe halten" gleichbedeutend mit ja oder mit nein ist.

    Auf eines von beiden läuft es ja sowieso hinaus ("ein bisschen Organspende" geht schließlich nicht) und irgendjemand entscheidet es auch irgenwann.

     

    Dass dieser irgendjemand die Angehörigen sind, geht gar nicht.

    Man darf ihnen weder diese Verantwortung aufbürden, noch diese Macht geben (welche Formulierung man da bevorzugt, überlasse ich der persönlichen Schwerpunktsetzung der Betrachterin).

     

    Wenn man dieses Problem nicht angeht, mag der Entwurf auf eine quantitative Verbesserung hinauslaufen, falls er im Endergebnis die Zahl der Spenderorgane tatsächlich erhöht.

     

    Qualitativ ist das ne Lachnummer

  • VB
    Volker B.

    Es kommt sicherlich auch auf die Entnahmepraxis an.

     

    Bei diesem Link ist eine Pdf. Datei.

    http://www.politaia.org/wichtiges/organspenden-haben-sie-schon-widersprochen/

     

    War ich vorher zweifelnd, nun bin ich strickt dagegen das mir ein Organ entnommen wird.

    Und mit dem Leid und dem Schmerz anderer Menschen weiter leben wollen, ist auch nicht so mein Fall.

  • M
    Manuel

    Ich finde die Debatte zur Organspende wird immer aus einer sehr seltsamen Perspektive geführt.

     

    Die Frage, die man zuallererst stellen muss, lautet doch: "Wenn Dein Leben davon abhängt, würdest Du ein Spenderorgan wollen?" Denn darum geht es: Menschen sterben, obwohl man ihnen helfen könnte.

     

    Mir ist absolut unverständlich, wieso man nicht die total naheliegende Lösung wählt: Wer gibt der bekommt. Wer sich gegen eine Spende entscheidet, soll nur dann eine bekommen, wenn kein spendenwilliger anderer Patient das Organ benötigt.

    Erklären kann ich mir das eigentlich nur dadurch, dass es wohl viele gibt, die zwar gerne im Zweifel weiterleben möchten, aber selbst nicht bereit dazu sind, etwas dazu beizutragen.

  • V
    vic

    Nur weil die ständig wachsende Zahl benötigter Organe ohnehin nicht erreicht werden kann, sollte man die Bürger nicht vor derart unangenehme Entscheidungen stellen? Seltsame Einstellung.

    Aber langsam bin ich`s leid und sage:

    Wer keine Organe geben will, sollte auch keine erhalten.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Ich hätte Schiss, dass man einen nahen Angehörigen für tot erklärt, um an seine Organe für irgendwelche Bonzen zu kommen. Ja, das traue ich denen da oben zu.

  • JR
    Jan R.

    Nachtrag:

     

    "So begrüßenswert es ist, mehr Menschen für die Organspende begeistern zu wollen, um das Leben schwerstkranker Patienten zu verlängern[...]"

     

    Eine enge Freundin ist 30 Jahre alt und wartet seit Jahren auf eine Spenderniere. Sie ist weder fettgefressen, noch geht es um eine bloße Lebensverlängerung. Ja, sie ist wohl als schwerstkrank zu bezeichnen, aber eine Spenderniere würde sie 100% wiederherstellen.

    Aber das ist nur ein kleiner Punkt.

     

    Dieser ganze Kommentar ist inhaltlich hohl, betrachtet weder die Realität zur Entscheidung über die Empfänger (alte, schwerstkranke Menschen werden NICHT bevorzugt, sondern Patienten mit hohen Chancen auf Heilung) und gibt einer Anti-Spende-Lobby Futter und Nährboden, die egoistischer nicht sein könnte.

     

    Ich verstehe Frau Haarhoffs Intentionen nicht und sie macht diese auch nicht in ihrem Kommentar verständlich. Stattdessen wird hier Schlechtwetterstimmung und Ablehnung vorweggenommen für eine Entscheidung, die, wenn überhaupt, nur als zu wenig gesehen werden kann. Ich bin froh, dass überhaupt etwas passiert und plädiere für die Einführung der Widerspruchsregelung, wie z.B. in Österreich.

  • H
    Helga

    Ah, die taz nölt man wieder sinnlos rum. Ich glaube, ich habe noch nie einen Artikel mit positivem Grundton in der taz gelesen, muss echt furchtbar sein, dort zu arbeiten. Immer nur dagegen - und wahrscheinlich kommen sich die taz-Dumpfbacken dabei auch noch ganz dolle klug, überlegen und kritisch vor. Echt langweilig und spießig.

  • JR
    Jan R.

    Was ich an dem Pressetermin eigentlich erschreckend fand war, dass so viele frisch ausgefüllte Karten in den Händen der Politiker zu sehen sind, ich konnte keine einzige mit Gebrauchsspuren sehen. Schade.

     

    Inhaltlich schließe ich mich Tilman Rötger an:

    Wer nicht bereit ist zu spenden kann auch keins bekommen.

    Auf diese Art bleiben alle unter sich, die Organspende aus welchen Gründen auch immer für falsch halten, und die, die bereit sind zu helfen.

     

    In Deutschland brauchen wir uns wohl derzeit nicht viele Sorgen machen, dass hier Organe in "falsche" Hände kommen. Dieses Scheinargument ist besonders erschreckend, da sich viele der nicht nur hier Diskutierenden glauben, selber bestimmen zu können, wer leben darf und wer nicht. Gruselig.

     

    Sollte es dazu kommen, dass der gewillte Spender einen Kreis Menschen aus- oder ein-schließen kann (ich hoffe nicht, denn eine Fortführung dieses Gedankens führt unweigerlich zu dem so gefürchteten Missbrauch), werde ich persönlich selbstverständlich die Gruppe der unwilligen Nichtspender ausschließen.

     

    Das Schreckgespenst des Stecker-ziehens um an die Organe zu kommen sind doch Kindermärchen, da sollte man sich lieber Mal über die Methoden und Prozesse bei der Organspende informieren. (Einfach mal hier anfangen und den Links folgen: http://de.wikipedia.org/wiki/Organspende)

     

    Also, ein gesundes Leben Euch allen!

  • KG
    Kim G.

    „Wenn die Chance besteht, dass REICHE meine Organe bekommen könnten, soll sie lieber GAR KEINER haben, und sie sollen lieber zusammen mit dem ganzen Rest von mir unter der Erde vergammeln!“

     

    So ein arroganter Schwachsinn ist mir ja selten untergekommen. Wenn man tot ist, ist der Körper nur ein Haufen Zeug, und wenn man Teile davon noch an die Frau bringen kann, warum denn nicht?! Es kostet einen doch überhaupt nichts!

     

    Die Vergabepraxis von Spenderorganen kritisieren, mehr demokratische Kontrolle fordern, unbedingt! Aber deshalb die Spende verweigern? Das ist total bescheuert!

  • A
    Anna

    Ich bin der Meinung, dass man die ganze Sache mit der organspende so regeln sollte wie in Österreich....

  • T
    Twilly

    Hier stellt sich sehr schön dar, dass unsere Gesellschaft einen immer weiter wachsenden Unfrieden induziert bekommt. Nichtzuletzt durch die stillschweigende akzeptanz des schürens der Zweiklassengesellschaft.

    Großen Dank noch an die Kommentatoren "titakjang" und "karl gernholz"

    Hoffentlich zieht dieses Thema noch größere Kreise und wird entsprechend aufgenommen.

    Wer das dann ablehnt oder ignoriert, soll mal weiter weiße SUVs fahren und ignorant vorm Aldi smalltalk über UGG-Boots quasseln.

  • G
    GerdH

    Also ich bin wie viele andere auch sehr ängstlich. Jeder halbwegs intelligente Mensch der mit offenen Augen durch die Welt geht weiß, wie korrupt und wie amoralisch menschenverachtend manche Menschen, auch Ärzte, seinen können. Und Reiche und Mächtige haben für ihren einenen Vorteil schon immer keine Rücksicht auf Menschenleben von anderen, dem sogenannten menschlichen Plankton, genommen. Also ich vermute das wenn für bestimmte Personen mit Einfluss Organe benötigt werden. Möglichst junge gesunde und frische. Dann wird eben ein Organ besorgt. Und das Einverständnis im Ausweis erleichtert die Sache.

  • T
    titakjang

    Das Schöne an Gesundheit ist, dass sie demokratischer verteilt wird als viele andere Güter. Ein Mensch kann bettelarm, hässlich und schüchtern sein und dennoch sich bester Gesundheit erfreuen, ein ander hat Ellenbogen wie Sensen und Geld wie Heu und kann dennoch nicht eins zu eins die Gesundheit des anderen einfach "wegnehmen", selbst wenn er Macht und Ego hat, dem anderen das letzte Hemd vom Leib zu reißen. Was viele nicht wahrhaben wollen, ist dass diese Regel, dass Leben in letztendlicher Instanz von Gott gegeben und von Gott genommen wird und wir vor Gott alle gleich sind, durch die Transplantationsmedizin in Frage gestellt wird.

     

    Mein. Körper. Gehört. Mir. Wenn ich als Deutscher in Frieden und Würde im Bett zuhause oder auf Normalstation sterben möchte, darf ich das. Es gibt Organhandel, in großem Stil weltweit. Abdullah in Indien hat ein Recht, seine beiden Nieren zu behalten und von dubiosen Angeboten, deren Konsequenz er (oder seine Eltern!!!!) nicht durchschauen, geschützt zu werden. Das ständig schöngeredete Missverhältnis zwischen Organangebot und Nachfrage ist auch das Resultat immer erfolgreicherer Versorgung von Unfallopfern (und das ist sehr gut so) und einer Epidemie von Wohlstandskrankheiten, die einfach auch schicksalhaften Charakter haben wie die Tatsache unserer Sterblichkeit an sich im Übrigen auch. Die an sich segensreiche Möglichkeit der Organtransplantation ist zu einem hässlichen Machtinstrument auch innerhalb der Medizinerschaft geworden, die mich als Arzt so anwidert wie sonst kaum etwas. Die Büchse der Pandora ist geöffnet, und ich empfinde diese anmaßende und übergriffige Vorstellung vom "Recht am Körper anderer Leute" als beispiellosen Rückfall in die Barbarei aus den Zeiten der Leibeigenschaft.

    Man verstehe mich nicht falsch, ich möchte Organtransplantation keinesfalls abschaffen. Aber wenn 100 fettgefressene achtzigjährige Typ-II-Diabetiker und drei Kinder auf 10 Spendernieren kommen, können eben nur die Kinder garantiert schnell ein Spenderorgan bekommen. Solche Entscheidungen sind grausam und unbequem, aber immer noch besser als die gegenwärtige Situation, wo auf die Listen draufgedrückt wird, was das jeweilige Transplantationszentrum draufbekommt (zum Beispiel aus so menschenfreundlichen Gründen wie, damit es die Erlaubnis zum Transplantieren wegen Unterschreiten der jährlichen Fallzahlen nicht entzogen bekommt!)

  • KG
    Karl Gernholz

    Organe für die Reichen?

     

    Ich bin bereit im Todesfall meine Organe zu spenden, aber nicht unter diesen dubiosen Bedingungen. Ich möchte z.B. den Empfängerkreis festlegen können und das nicht der Gesundheitsmafia überlassen.

     

    In einer Gesellschaft in der christliche und moralische Werte, von den sog. „Eliten“ eliminiert wurden, bekommt ein Gerhard Schröder, Joschka Fischer, Dr. Peter Hartz oder Jo Ackermann, um nur einige zu nennen, meine Organe nicht. Diese Klientel hat ein Blutbad in der Unterschicht angerichtet und muss erst einmal lernen Verantwortung ( Gauck: Freiheit und Verantwortung) zu übernehmen und den angerichteten Schaden rückwirkend mit Entschädigungszahlungen zu kompensieren. Einen kreierten H4 Empfänger, der zum Untermenschen degradiert wurde und eine neue Zahnkrone oder Brille braucht, bekommt einen Arschtritt, aber keine Zahnkrone und auch keine Brille.

     

    Des Weiteren habe ich kein Interesse daran, dass meine Organe im Organhandel in die arabischen Länder oder nach Russland an die degenerierte Oberschicht verkauft werden und sich das Syndikat aus Krankenkassen, Krankenkassenvereinigungen, Ärzteschaft, Anwälten und Politikern, millionenschwere Immobilien in den sog. gated communities errichten lässt und sich dann auch noch durch ihre Privatmilizen gegen die Organspender „schützt“. Solange die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben wird, gibt es keine Organe für die Oberschicht. Basta.

     

    „Wenn die Lebensverhältnisse der Mitglieder einer demokratisch verfassten Gesellschaft, d.h. Armut und Reichtum immer mehr auseinander klaffen, kann sich eine latente Bürgerkriegsstimmung ausbreiten. Wer die brisante Mischung von berechtigter Empörung, ohnmächtiger Wut und blankem Hass auf fast alle P(arteip)oliker/innen unseres Landes kennt, der kommt zu dem Schluss, das innerhalb der Bundesrepublik längst zwei Welten oder „Parallelgesellschaften“ existieren und die Brücken dazwischen endgültig abgebrochen sind“.

    Zitat aus: Die gespaltene Gesellschaft von Prof. Dr. Christoph Butterwegge

     

    An dem relativ „harmlosen“ Beispiel Blutspenden, im Vergleich zu den Organspenden, wird derzeit keine Aufwandsentschädigung an den Spender honoriert. Die gespendeten Blutkonserven aber, werden von den „Abfüllern“ (Diakonische Werke usw.) an die Krankenhäuser zu einem Betrag von 400 € pro Liter weiterverkauft, die dann mit den Mitgliedsbeiträgen der Versicherten von den Krankenkassen bezahlt werden. Das Misstrauen in der Bevölkerung gegen das vorhandene und praktizierte Gesundheitssystem, also auch gegenüber Organspenden ist absolut berechtigt.

     

    Es gibt tausende von Beispielen im „Gesundheitswesen“, welches besser den Namen „Krankheitswesen“ verdient hätte, wo deutlich wird, was für ein profitgieriges System dahinter steckt. Man geht buchstäblich über Leichen. Und wie immer wird der Weg zu einem Milliarden Geschäft für die eiskalte Oberschicht parlamentarisch und juristisch vorbereitet.

     

    Wie in Griechenland brauchen auch wir in Deutschland einen kompletten Austausch der „Volksvertreter“ in Berlin, den Länderparlamenten und den Kommunen, mit wenigen parteiübergreifenden Ausnahmen. Diese Kasten sind nun seit Jahrzehnten in der systemischen Korruption eingebettet (s. Wulf, Ehrensold). Sie leben in ihrer eigenen Welt und wissen nicht mehr was sie tun.

  • M
    menschenfreund

    Diese Diskussion wirft ein Schlaglicht auf deutsche Befindlichkeiten und Handlungsweisen.

    Wie verblödet, wie unfähig muß man sein, um sich selbst in wichtigen Angelegenheiten die Frage zu stellen, ob man etwas machen möchte oder nicht?

    Ist man nicht in der Lage zu erkennen, wie lebenswichtig eine Organspende objektiv ist, lehnt man dies aus individuell wichtigen Gründen ab oder ist man schlicht zu faul und träge, diese Entscheidung deutlich zu machen, während Mitmenschen verzweifelt um ihr Leben ringen.

    Dafür braucht es ein Gesetz? Rede mir nur niemand mehr von "Überregulierung"!

  • K
    Krisse

    Man muss auch nicht alles schlecht reden.

     

    Die bisherige Regelung war nicht mehr zeitgemäß. Heute ist die Transplantationsmedizin deutlich weiter als noch vor wenigen Jahren und die Möglichkeiten mit Spenderorganen noch mehrere Jahre leben zu können sind massiv gestiegen.

     

    In anderen Ländern gibt es weitaus mehr Spender, weil die Menschen gefragt werden. Auch in diesem Land würden 70% der Menschen sich dazu bereit erklären, aber nur 20% haben einen Organspendeausweis. Die neue Regelung bietet ja die Möglichkeit sich dagagan oder auch sich nicht zu entscheiden. In sofern sehe ich sie als absolut positiv.

     

    Die Probleme der Definition des Todes eines Menschen ist genauso wie die Problematik bei der Vergabe allerdings ein anderes Thema. Die Menschen würden sich bei einer transparenteren Vergabe vielleicht eher dafür entscheiden (auch da ist Spanien ein Vorbild), doch die Zahl an Spendern ist im Moment nicht deswegen gering, sondern weil die Menschen aktiv etwas tun müssen, um sich als Spender zu kennzeichnen. Die passive Entscheidung, wird weit mehr potenzielle Spender bereitstellen.

     

    Ob diese dann reichen werden steht auch wieder auf einem anderen Blatt. Irgendwann werden wir uns individuell entscheiden müssen, welche Eingriffe wir akzeptieren wollen um unser persönliches Leben zu verlängern. Eine gute und flächendeckende Palliativmedizin sollte deswegen in gleichem Maße gefördert werden. In jedem Fall können und sollten wir froh sein diese Möglichkeiten überhaupt zu haben, denn selbstverständlich sind sie nicht.

  • G
    Grauainh

    Haben sie belastbare Daten vorliegen, die belegen, dass "die bewusste Nicht-Beantwortung dieser Fragen, die Misstrauen schürt und damit dem Ansehen der Organspende schadet."

    Falls ich Ihren Einwand richtig intepretiere, ist ihre These, dass durch dieses Vorgehen letztlich weniger Spendewillige zur Verfügung stehen.

    Wenn sie dazu Datenmaterial vorliegen haben, wäre ich sehr daran interessiert.

  • A
    Axel

    Eigentlich ist Organspende völlig o.k.

     

    Wenn ich aber daran denke, daß meine "Ersatzteile" vielleicht mal in den Bilanzen von Asklepios-Helios-Fresenius oder Rhön-Klinikum auftauchen,

    wird mir schon vorher schlecht.

  • R
    Rübezahl

    Ist das dann wie bei der GEZ: "Haben Sie ETWA IMMER NOCH KEINEN Fernseher?"

     

    Und werden auch diejenigen weiterhin regelmäßig gefragt, die gleich beim ersten Mal geantwortet haben: "Klar, Ihr könnt mich vollständig ausräumen"? Weil die es sich ja auch anders überlegen könnten?

     

    Oder werden nur die regelmäßig gefragt, die zuvor gar nicht oder "falsch" geantwortet haben?

    Woher weiß man dann, welche Antwort im Zweifelsfall gespeichert wurde?

  • TR
    Tilman Rötger

    Jeder sollte sich überlegen, ob er denn im Falle eines Falles ein Spenderorgan annehmen würde. Wer diese Frage für sich mit "ja" beantwortet, sollte auch selbst zur Organspende bereit sein. Ich würde hier ansetzen und eine zentrale Datenbank aufbauen, in die sich Organspendebereite eintragen lassen können. Als "Anreiz" sollten dann eingetragene Spender auch bei der Vergabe von Spendeorganen bevorzugt werden - wer also ein Spendeorgan benötigt, selbst aber nicht zur Spende bereit ist, kommt nur zum Zug, wenn auf der Warteliste keiner mehr steht, der selbst auch seine Spendeberitschaft erklärt hat.

     

    Habe diesen Vorschlag schon so oft verbreitet, auch ans Gesundheitsministerium, aber noch nie eine Antwort erhalten, warum das nicht gemacht wird. Was ist daran so verkehrt ?

  • P
    Prosper

    Danke, Frau Haarhoff - die TAZ bringt den bis dato einzigen wirklich sachlichen Kommentar. Nur eines möchte ich noch hinzufügen: Auch das mechanische Wiederholen der immer gleichen Frage stellt spätestens nach der ersten Nichtbeantwortung eine Form der Nötigung dar.

  • MS
    Michael Springer

    Es ist ein grundlegender sozialstaatlicher Eingriff in Freiheit und Menschenwürde.

    Es ist auch ein staatlicher Zugriff auf den Körper jeden Bürgers.

     

    Die Möglichkeit einer freiwilligen Organspende aus Nächstenliebe wird durch das Gesetz zerstört.

     

    Zudem: es entsteht nun eine "Entnahme-Ökonomie" in den Krankenhäusern - und Mißtrauen - ob man noch Patient, oder schon "lebende Organbank" ist.

     

    Das Gesundheitswesen und der Staat sind damit an einem ethischen Wendepunkt angelangt!

     

    Parteien, die das Gesetz beschließen, werden 2012 eine angemessene Quittung bekommen!

  • IE
    Ingo Engbert

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Der Ruf unserer Politiker verschlechtert sich von Tag zu Tag. Dient dieser Gesetzentwurf zur Organspende nicht der Öffnung eines neuen wirtschaftlichen Marktes? Dem Multimillionär die Organe des Hartz4 Empfänger? Das wäre zumindest eine reale Fortsetzung schwarz- gelber Politik.

    Nach den gemachten Erfahrungen der letzten Jahre, schon unter Schröder/Fischer zählt alleine die Wirtschaft und nicht das Leben. Da sollten sich die Bürger verweigern und lieber selber auch auf Fremdorgane verzichten.

  • IE
    Ingo Engbert

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Der Ruf unserer Politiker verschlechtert sich von Tag zu Tag. Dient dieser Gesetzentwurf zur Organspende nicht der Öffnung eines neuen wirtschaftlichen Marktes? Dem Multimillionär die Organe des Hartz4 Empfänger? Das wäre zumindest eine reale Fortsetzung schwarz- gelber Politik.

    Nach den gemachten Erfahrungen der letzten Jahre, schon unter Schröder/Fischer zählt alleine die Wirtschaft und nicht das Leben. Da sollten sich die Bürger verweigern und lieber selber auch auf Fremdorgane verzichten.