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Kommentar Massenentlassungen FrankreichErbe der Konservativen

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Die Massenentlassungen bei Peugoet und anderen französischen Firmen sind ein Erbe der Sarkozy-Ära. Doch darauf kann sich die neue Regierung nicht ausruhen.

F rankreichs Arbeitsminister Michel Sapin beschuldigt die Führung des Automobilkonzerns Peugeot-Citroën (PSA) der Klüngelei mit dem früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy. Aus politischer Rücksichtnahme seien die längst beschlossenen Abbaupläne samt der Fabrikschließung in Aulnay-sous-Bois bis zum Ende der Wahl unter Verschluss gehalten worden. Er dürfte Recht haben.

PSA hat jedenfalls mit verdeckten Karten gespielt und die Gewerkschaften der Betroffenen, denen sie immer wieder weismachte, nichts sei entschieden, an der Nase herumgeführt. Der Automobilkonzern ist kein Einzelfall. Laut Le Monde werden in den kommenden Wochen in mehreren Sektoren 60.000 Arbeitsplätze gekillt. Laut Le Parisien könnte die Zahl sogar auf 90.000 steigen.

Allein mit der Schuldzuweisung an die Vorgänger und der ohnmächtigen Solidarisierung mit den Opfern der Krise kann sich die neue Regierung aber nicht aus der Affäre ziehen. Vor dem Hintergrund der Massenarbeitslosigkeit auf Rekordniveau (offiziell 10 Prozent) wirken solche Hiobsbotschaften von der Beschäftigungsfront deprimierend für die ganze Nation.

privat
Rudolf Balmer

ist Frankreich-Korrespondent der taz.

Das Ausmaß des Stellenabbaus verdeutlicht auch, dass Frankreich ein strukturelles Problem mit der Produktivität hat. Finanzspritzen schaffen da keine Abhilfe. Zehn Jahre rechte Regierungspolitik haben bewiesen, dass die sterile Polemik gegen die 35-Stunden-Woche keine Lösung ist.

Soll „Made in France“ eine Zukunft haben, muss mittel- und langfristig Innovation und technologische Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden. Das will Präsident Hollande mit seinem europäischen Wachstumspakt. Bis sich Resultate zeigen, müssen sich die Franzosen, denen das Wasser oft jetzt schon bis zum Halse steht, gedulden.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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7 Kommentare

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  • C
    Claudia

    Ich weise darauf hin, dass die Zahlen viel zu hoch gegriffen sind.

    In sämtlichen französischen Zeitungen oder Radiosendern werden Zahlen von + 8.000 Personen genannt.

  • W
    Wef

    Ein geistig sehr armer Artikel - wie kann man so etwas schlecht Recherchiertes und Voreingenommenes denn veröffentlichen? Die taz mutiert echt immer mehr zum KPD- bzw. NPD-Werbeblättchen - kein Wunder, dass außer strammen KPD- bzw. NPD-Wählern dafür keiner mehr Geld bezahlt.

  • S
    Samson

    Die Zahlen scheinen mir doch sehr hoch gegriffen. In keinem französischen Tagesblatt, von Libé bis Monde, konnte ich diese Zahlen nachlesen.

    Wahrscheinlicher scheint mir diese Information, die indirekte Arbeitsplätze berücksichtigt:

    Aulnay 3 000 direkte mehr als 6 000 indirekte Arbeitsplätze.

    Rennes 1 400 Beschäftigte. 3 600 weitere Arbeitsplätze über ganz Frankreich verteilt.

  • T
    Thomas

    Mag sein, dass Frankreich ein strukturelles problem mit der Produktivität hat - mir fehlen Daten, um dies zu verifizieren. Tatsache ist aber, dass weltweit immer noch große Überkapazitäten bei der PKW Produktion bestehen. Sehr viele Hersteller außerhalb Europas können wesentlich billiger produzieren und auch anbieten, als die europäischen Hochlohnländer. Die Qualität der "Billigheimer" scheint nicht abschreckend schlecht zu sein.

    Wenn aber die Qualität den Anforderungen der Kunden genügt, bleibt nur noch der Preis als Entscheidungskriterium

  • PK
    Phlip Karts

    Peinlich - selten einen Artikel gelesen, der so offensichtlich auf Applaus von den billigen Plätzen aus war. Hollanda wird Präsident, die Unternehmen starten Massenentlassungen - und wer ist es schuld? Der Vorgänger! Genau, der war so ja ganz böse rechts und so - und der Hollande ist ja ganz links und gut, der macht so was nicht, nein, nein, nein, das ist alles der Sarkozy schuld. Ähnlich war die Diskussion schon bei Obama, das war alles das Erbe vom bösen Bush.

     

    Die Berichterstattung der taz aus Frankreich ist selbst für einen hartgesottenen Linken wie mich eine Beleidigung - ein paar zugekiffte Hausbesetzer und KPD-Wähler mögen solche dummen Artikel knuffig finden, denkende Linke, zu denen ich mich zähle, nicht. Peinlich und dumm - ganz, aber echt ganz schlechter Journalismus.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Und was ist daran falsch das die faschistische Autoindustrie kaputt geht? Ich finde das einfach nur fantastisch. Für mich als Fahrradfahrer ist das einfach eine Genugtuung. Ich hoffe die Faschisten die dort gearbeitet haben werden nie wieder einen Job bekommen!

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber Autofahrern nichts als Verachtung.

  • P
    Petra

    Die Franzosen werden sich schon befreien, kürzlich haben sie es erst geschafft die Risiken ihrer Banken aus den Engagement in Südeuropa um die Hälfte zu reduzieren und Dank Trichet und seiner Gangster die Risiken an die EZB zu verschieben. Seid dem tragen die Deutschen Bürger 40 % des Risikos. Wenn die Schulden erstmal komplett vergemeinschaftet sind werden die Franzosen genug Mittel aus der Druckerpresse abgreifen um mit einem Großteil des Geldes der Nachbarn auch noch dessen Industrie Fillets zu übernehmen. Dann wird sich die Produktivität schon wieder einstellen. Wer die Zustände bei Airbus kennt, weiß wie französische Politik aussieht. Der französische Geheimdienst hat in seiner Präambel nicht umsonst den Auftrag die interessen der französischen Wirtschaft zu unterstützen. Man stelle sich das mal in der BRD vor. Ich warte auf den Tag wann die Franzosen nach Firmen wie Daimler greifen. Den ehemaligen Weltmarktführer Pharma Höchst, haben sie sich ja schon einverleibt. Also macht euch um die Franzosen keine Sorgen. Den französischen Nationalismus für den auch die Hollande Partei steht, wird schon als Gewinner hervorgehen.