piwik no script img

Kommentar BlasphemieBeruhigt euch!

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Über die Motive für das Schmähvideo und die Mohammed-Karikaturen lässt sich spekulieren. Die Empörung darüber teilen die meisten Muslime jedenfalls nicht.

Nicht hilfreich: Die westliche Angstlust. Bild: tobeys/photocase.com

W arum haben manche Leute in den USA und Europa nichts Besseres zu tun, als sich über einen Glauben lustig zu machen, dem in den eigenen Ländern nur eine Minderheit anhängt?

Über die Motive evangelikaler Christen und französischer Satiremagazine, sich vorzugsweise den Islam als Zielscheibe für Spott und Häme auszusuchen, lässt sich lange spekulieren. Man könnte sie auch einfach ignorieren – wenn da nicht die Fanatiker wären, die von Karthum bis Karatschi vor westlichen Botschaften demonstrieren und ihren Kritikern den Gefallen tun, genau dem Klischeebild zu entsprechen, das von ihnen gezeichnet wird.

Doch die Proteste sind nicht repräsentativ für die Muslime insgesamt. Es sind vielmehr die üblichen Verdächtigen, die – wie schon beim Streit über die dänischen Mohammed-Karikaturen vor sieben Jahren – auch jetzt wieder laut und brutal die Berichterstattung prägen. Auch der Anschlag auf die US-Botschaft in Bengasi oder das Selbstmordattentat in Kabul ist nicht typisch für die Proteste, die in den meisten Ländern friedlich verlaufen. Viel spricht dafür, dass örtliche Al-Qaida-Kader dahinterstecken.

Bild: taz
DANIEL BAX

ist Redakteur im Inlandsressort der taz.

Militante Dschihadisten, radikale Islamisten und islamistische Regime im Iran und im Sudan wollen den Zorn über die Islamschmähungen im Westen für ihre Zwecke nutzen, um die moderaten Kräfte in der Region in die Enge zu treiben. Doch die arabische Welt hat sich seit dem Arabischen Frühling gewandelt.

Die meisten Menschen dort sehnen sich nicht nach radikalen Parolen, sondern nach Freiheit, Brot und Arbeit. Und die Stimmen gegen die islamistischen Hardliner sind lauter geworden: In Bengasi haben schockierte Bürger ihre Abscheu über den Mord an dem beliebten US-Botschafter auf die Straße getragen, in Ägypten haben konservative Autoritäten wie der TV-Prediger Jussuf al-Qaradawi die Gewalt klar verurteilt.

Fehl am Platz ist deshalb die Angstlust, mit der manche im Westen jetzt vor einem „Flächenbrand“ warnen. Es ist zwar richtig, an ausländischen Botschaften in der Region die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken; doch die überwältigende Mehrheit der 1,5 Milliarden Muslime weltweit hat – wie schon beim Karikaturenstreit vor sieben Jahren – andere Sorgen, als sich über Kunst zu echauffieren.

Ein guter Grund, an alle Seiten zu appellieren: Beruhigt euch!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
Mehr zum Thema

32 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • T
    tommy

    @michel:

     

    was wollen Sie mir sagen? Dass Muslime die neuen Juden sind und der Mohammed-Film dieselbe hetzerische Qualität wie "Der ewige Jude" hat? Ich weiß ja, das behauptet Bax auch ständig - ist aber meiner Ansicht nach eine etwas zu schlichte Weltsicht.

  • JC
    Jesus Christus

    Gab es irgend jemanden, der Streß gemacht hat, als der Film "Das Leben des Brian" herauskam? Ende der Diskussion!

  • M
    Michel

    @tommy: Zitat „Und wenn die Masse der Muslime sich über den Film nicht aufregt, ihn sogar einfach ignoriert (was wohl das beste ist), dann ist ja alles in Ordnung - dann gibt es ja wohl auch keinen Grund, Spott über Mohammed zu kriminalisieren.“

    Aber selbstverständlich. Haß kann ganz aus sich heraus existieren. Die bloße Existenz einer bestimmten Gruppe genügt vollauf, um gehaßt zu werden. Es gab auch in Europa schon mal eine Gruppe, die der Mehrheitsbevölkerung keinerlei objektiven Anlaß bot, gehaßt zu werden. Wir wissen, daß es ihnen nichts nützte.

  • D
    dosso

    Warum empören sich Millionen Muslime über einen so dümmlichen Laienspielfilm im Internet und bleiben dabei so ungerührt über die vielen Filme, die im Web kursieren und Steinigungen von Frauen nach den Regeln der Scharia zeigen, die zuvor Opfer von Vergewaltigungen ("Ehebruch") gewesen waren?

     

    Vielleicht ist das der zivilisatorische Grqben zwischen der muslimischen und der Welt des Westens: dass wir wenigstens uns über beides offen und lautstark empören können und dürfen.

  • DM
    David Mirschlecht

    Jeder muss für sich selbst wissen, mit welchem Grad an Gewalt er leben will und kann. Ich zum Beispiel denke nicht, dass das Aufkommen von Gewalt immer etwas schlechtes sein muss, obwohl ich generell Mord für etwas schlechtes halte. Leider, nur durch Hitze entsteht Licht und Licht erhellt den Schatten der Unehrlichkeit.

     

    Natürlich sind Politiker dafür, dass man sich gegenseitig nicht reizt. Sie sind ja auch für das Hier und Jetzt verantwortlich.

     

    Natürlich sollten Künstler sich nicht durch Gewalt abschrecken zu lassen, freie Kunst zu produzieren.

     

    Natürlich ist jemand auch ein Stück radikal, wenn er im Angesicht von wütenden Mobs und ermordeten Botschaftern (!)denkt, das beste wäre jetzt, erstmal ein paar religionskritische Karikaturen in die Welt zu setzen.

     

    Sagt was ihr wollt und denkt und steht dazu! Und lest die gottverdammten Nachrichten und bildet euch! Mehr geht doch gar nicht.

  • T
    tommy

    "Warum haben manche Leute in den USA und Europa nichts Besseres zu tun, als sich über einen Glauben lustig zu machen, dem in den eigenen Ländern nur eine Minderheit anhängt? "

     

    Wenn es sich bei dem Macher des Mohammed-Films tatsächlich um einen Kopten handelt, hat ihn vielleicht die Erfahrung von Diskriminierung durch Muslime dazu gebracht? Eine zugegebenermaßen fragwürdige Reaktion (nicht zuletzt deshalb, weil sie Kopten und anderen Minderheiten in mehrheitlich islamischen Ländern das Leben wohl noch schwerer machen wird), aber vielleicht sollte Bax mal darüber nachdenken, dass seine Sicht von Muslimen als ewige Opfer letzten Endes genauso einseitig ist wie eine Sicht aller Muslime als stets gewaltbereite Dschihadisten?

    Und wenn die Masse der Muslime sich über den Film nicht aufregt, ihn sogar einfach ignoriert (was wohl das beste ist), dann ist ja alles in Ordnung - dann gibt es ja wohl auch keinen Grund, Spott über Mohammed zu kriminalisieren.

  • D
    Daniel

    Ich frage mich, warum es überhaupt schlimm sein soll, religiöse Gefühle zu verletzen? Die Anhänger der Religionsgemeinschaften sollten sich mit dem (eigentlich trivialen) Gedanken anfreunden, dass ihre Weltanschauung nicht von allen anderen Menschen geteilt wird. Was ist mit dem guten alten Pluralismus passiert? Für religiöse Menschen oft ein Fremdwort, wie mir scheint. Ich ertrage es auch, wenn sich jemand über meinen Atheismus lustig macht. Meine Forderung: Satire-Lektionen für alle, damit die Leute sich weniger ernst nehmen. :-b

     

    Man muss kein nationalkonservativer Spinner sein, um Ausschreitungen wegen eines lächerlichen Filmes zu verurteilen. Ich sehe absolut keinen Anlass, die Aufführung des Filmes zu verbieten, schließlich will ich auch weiterhin sehen dürfen, wie der Papst lächerlich gemacht wird. Natürlich sind die rechten Provokationen im Grunde unnötig. Aber es ist nicht wichtig, WER die Videos veröffentlicht hat und warum, sondern DASS sie überhaupt (von wem auch immer) veröffentlicht werden DÜRFEN, egal von wem.

    Wenn jemand deswegen durchdreht und Menschen tötet, dann läuft in dessen Kopf irgendetwas gehörig falsch.

  • DB
    @Die bösen Muslime

    Na, Hase, wieder in alter Form? Hatten gestern einen Kommentar von Ihnen ohne die Worte "eitrig" und "PI" veröffentlicht. War Grund für Sorge ob Ihres Gesundheitszustandes. Gut, dass Sie wieder voll bei der Sache sind. No pasaran!

  • D
    D.J.

    "Ägypten haben konservative Autoritäten wie der TV-Prediger Jussuf al-Qaradawi die Gewalt klar verurteilt."

     

    Nein, Herr Bax, al-Qaradawi ist ein ultrareaktionärer und menschenverachtender Hetzer (siehe z.B. die Verteidigung von Selbstmordattanetaten in Israel, bei denen auch Kinder getötet werden). Dass es noch schlimmer geht und er sich zuweilen gegen die noch Schlimmeren wendet, macht ihn nicht zum Gemäßigten, sondern nur zum Gemäßigteren. Sie nennen ja auch nicht die NPD nur "konservativ", weil es noch den NSU gab.

  • RE
    Ralf Eilers

    Wohltuend differenziert kommentiert, danke.

  • DS
    Dr. Schreck

    Ich frage mich schon, wieviel Respekt ich vor jemandem haben muss, dem der Kopf vor Zorn aufs Doppelte anschwillt und der dann Leute umbringt/anbrüllt/ausgrenzt/als krank diffamiert, bloß weil ich seinen Propheten/Führer/Gott/Mercedes/Papst "beleidigt" habe, indem ich mich über ihn lustig mache. Das gilt in meinen Augen für ganz schön viele Gruppen weltweit, derer die Islamisten zur Zeit nur die lauteste ist.

     

    Sicher, es ist keine schöne Sache, Moslems, Christen, Irgendwiegläubige zu beleidigen und sich respektlos über sie lustig zu machen, denn jedem gebührt das Recht, sein Ding durchzuziehen, ohne dabei verarscht zu werden. Da könnten sich einige besser zurückhalten. Aber ein bisserl Humor und Toleranz gehört auch auf der Beleidigtenseite dazu. Verarscht halt im Gegenzug unseren Propheten Jesus, verarscht Merkel und Obama, verarscht den Papst, macht geschmacklose Papst-Karikaturen und dreht Filme, in denen der Pope mit Merkel poppt. Da machen ein paar von uns sicher auch gern mit. Aber ein solches Beleidigtsein zeugt nicht von viel Hirn.

     

    Wenn also einer einen Mohammed-Cartoon veröffentlicht, und Tausende sich bis zur Gewalttätigkeit empören, dann regen mich die Tausende auf, und nicht der Cartoonist. Wenn nun wiederum rechte Idioten nur noch provozieren, um genau solche Reaktionen zu erhalten, um dann "Siehste" sagen zu können, regen mich die auch auf, weil sie sich nämlich auch bloß ganz kindisch kloppen wollen.

     

    Und wenn dann irgendwer sein Ding allen überstülpen will, seien das Islamisten, rechte Christen, neoliberale Leistungsträger oder Nationalisten, dann hört mein Respekt eh auf.

     

    Liebe Moslems, liebe Christen, liebe Rechte und liebe Kapitalisten, liebe andere Besserwisser: Ich lasse Euch doch auch Euren Kram glauben, also lasst mich doch einfach in Ruhe. Und wenn Ihr mal einen gemeinen Witz über faule Germanisten und Kommentarschreiber auf taz.de macht, dann lache ich mit und hau Euch nicht gleich aufs Maul.

     

    Mensch, echt jetzt.

     

    MfG, Dr. Schreck

  • WW
    willy, weißer "Nichtmuslim"

    "Die Empörung darüber teilen die meisten Muslime jedenfalls nicht."

     

    Dann dürfte es doch kein Problem sein, den Film aufzuführen, oder!

  • C
    Ceres

    Ich kann mich der Meinung des Kommentators nicht ganz anschließen. Natürlich dürfte der Großteil der Muslime in der westlichen Welt, zwar nicht unbedingt erfreut über diesen Film sein aber sie werden auch nicht die US-Botschaft in Berlin attackieren.

     

    Ganz anders sieht das aber im Nahen Osten und im muslimischen Afrika aus. Auch wenn das jetzt vielleicht hart klingt und provokativ ist, das Verständnis der dortigen Muslime von Religion ist eher mit dem Verständnis von Religion im Europa des Mittelalters zu vergleichen.

    Der Koran ist für diese Menschen nicht nur der Grund in die Moschee zu gehen. Er ist Gesetz, Ratgeber und spiritueller Mittelpunkt. Sprich er ist DAS Maßgebende Buch für das gesamte Leben. Ein Umstand, den der Westen bis heute nicht wahrhaben will oder auch nicht kann.

     

    Deshalb sind die Gewaltwellen für diese Regionen durchaus repräsentativ, auch wenn der Autor ein anderes Bild malen will.

    In Ländern die die Todesstrafe für Ehebruch haben, ist es eben nicht "ein kleines Ärgernis" wenn Mohammed "beleidigt" wird. Das kommt für die Muslime in diesen Regionen einer Kriegserklärung gleich. Genau wie es für gläubige Katholiken im Mittelalter einer Kriegserklärung gleichkam, wenn Protestanten in ihrer Mitte die "frohe Botschaft" verkünden wollten.

     

    Da hilft es auch nicht ein zwei bekannte Prediger zu nennen die diese Gewalt nicht gutfinden. Im Islam gibt es nunmal keine zentralisierte Stelle, die die Deutungshoheit über den Koran hat. Eine kleine Menge Muftis bekannter, großer Moscheen, die regelmäßig Fatwen herausgeben und so einen Teil der Muslime hinter sich bringen, dass ist alles "zentrale". Für die Muslime aber gibt es keine Verpflichtung sich an einer Fatwa eines bestimmten Muftis zu orientieren.

    Fatwen können von jedem ausgegeben werden der sich dazu berufen fühlt (ein generelles Problem von Religionen aber beim Islam ist das doch stärker) und jeder Muslim der "Ungläubige" töten möchte kann sich bequem den Standpunkt aussuchen, der im passt. Das ist aber auch unter Muslimen ein gerne Diskutierter Punkt.

  • R
    reamde

    nichts besseres zu tun....

     

    Hört sich ein ganz, ganz, kleines bisschen nach Verallgemeinerung an. Also genau das, was im Rest des Kommentars als Vorwurf mitschwingt.

     

    Das Messen mit zweierlei Maß ist Teil der gesamten Problematik.

  • T
    tonikal

    Das Hauptmotiv für das Hetzvideo dürfte die Wahlkampfhilfe für Romney gewesen sein. Man wollte Kriegsstimmung erzeugen, damit Obama abgewählt wird wie Carter 1980. Todesopfer werden in diesem Kalkül billigend in Kauf genommen. - Zur Frage nach der US-Botschaft in Bengasi: Es war nicht die Botschaft, sondern das Konsulat. Der Botschafter befand sich offenbar durch Zufall gerade in diesem Konsulat. - Warum von Friedensbewegungen nichts zu sehen ist: Weil Journalisten viel lieber über Kriegstreiber und Gewalttäter berichten als über Pazifisten. Die Gewaltfixierung der Journalisten ist eines der schlimmsten Übel der Zeit, weil sie immer wieder Gewalttäter mit Aufmerksamkeit belohnt und Friedfertige mit Missachtung straft. Dagegen hülfe ein Bombenmoratorium: Vertreter der größten Medien müssen vereinbaren, zwei Jahre lang keine Bilder mehr von Bombenanschlägen zu zeigen.

  • N
    Nassauer

    Jeder Mörder ist eine "Minderheit" - Kein Grund, ihm deshalb Verständnis und "Dialog" anzubieten...

  • EB
    El Brainfucko

    endlich mal eine differenzierte betrachtungsweise.

    sehr richtig auch die tatsache hervorzuheben dass die muslime in den westlichen ländern die minderheit darstellen.

    man stelle sich den aufruhr vor wenn ein satiremagazin oder ein karikaturist auflagenstark und medienwirksam juden als zielobjekt genommen hätte...

     

    es gibt halt immer eine kleine minderheit von arschlöchern... in jeder religion... verallgemeinerungen sind aber niemals friedens- oder erkenntnisfördernd

  • MM
    Mirko Malessa

    Satire darf alles. Sie ist der Kern der Freiheit.

  • J
    Jörn

    Jedes Land zieht die Linie zwischen der Meinungsfreiheit und den religiösen Befindlichkeiten anders.

    Ich denke auch wenn man selbst einen konkreten Standpunkt vertritt, sollte man die souveräne Entscheidung eines Landes über die jeweilige Grenze tolerieren.

    Doch man kann auch verlangen, dass andere Länder die eigene Entscheidung tolerieren. Allerdings darf die jeweilige Grenzziehung keine Religion benachteiligen. Wer also Schmähkritik an Mohammed duldet, darf auch an Schmähkritik an Jesus und dem Papst keine anderen Massstäbe ansetzen.

    Wer jedoch seine Massstäbe für andere verbindlich machen möchte, übt Kulurimperialismus aus. Dies war in der Vergangenheit eine Domäne des Westens. Einige islamische Länder haben da jedoch inzwischen mehr als nachgezogen.

  • R
    renokathrin

    Immer dasselbe mit dem Bax, es langweilt schon: Die Untaten von Muslimen sind ja stets nur Reaktionen von ein paar verirrten Schäfchen, und man muss sich ja auch nicht darüber wundern bei all den christlichen Provokationen, denen sie auf der ganzen Welt ständig ausgesetzt sind. Attacken auf westliche Werte - das geht schon in Ordnung, und eines ist für ihn klar: beschützen muss man nur die Muslime. Dass Christen in der Heimat des koptischen Filmproduzenten eine Art Freiwild sind, ist dem Bax doch so was von egal.

  • J
    JoR

    Wo ist eigentlich die US Botschaft in Bengasi? Ich finde sie nicht. Auch auf der Webseite der US Vertretung in Libyen finde ich keine Erwähnung (außer dass dort der Botschafter getötet wurde) von einer Vertretung in Bengasi.

  • T
    Twilly

    Endlich... gefällt mir sehr gut!!!

  • CK
    Colt Kahn

    Von einer großen Friedensbewegung habe ich bisher weder was gehört noch gesehen.

  • G
    Gerald

    "Ein guter Grund, an alle Seiten zu appellieren: Beruhigt euch!"

     

    tja, sagen Sie das auch mal dem amerikanischen Botschafter in Lybien...

     

    Und ich warte immer noch darauf dass die taz mal etwas Mut beweist...

  • M
    matze

    Hallo, Halloooo

     

    Keiner da?

     

    Plötzlich entdecken dieselben Leute, die sich über den Papst als inkontinenten Greis durch das Magazin «Titanic» gefreut, die flegelnde Punkmädchengruppe Pussy Riot als mutigste Frauen Russlands gefeiert hatten, weil sie in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche deren Priester beschimpft hatten, die bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig den Juryentscheid beklatscht hatten, jenen Film um die Krankenschwester Anna Maria zu prämieren, in dem sich die «missionarische Krankenschwester» Anna Maria, «die ihre Liebe zu Jesus bis ins Extrem treibt», das heisst, mit dem Kreuz masturbiert-,

    Die noch vor wenigen Tagen die Satireaustellung in Münster mit der Karrikatur des Jesus mit der Stimme aus dem Off "ich habe deine Mutter gef..." beklatscht haben-

     

    Plötzlich ent­decken dieselben Leute ihr mitfühlendes Herz für die tobenden, angeblich in ihren heiligen Empfindungen vergewaltigten Muslime?

     

    Stimmt vielleicht die Feststellung von Herrn Broder zum unterschwellig rassistischen Gutmenschen?

     

    Die sind ja noch nicht so wie wie wir. Aber wo sind sie denn eigentlich.

  • K
    kto

    "Doch die Proteste sind nicht repräsentativ für die Muslime insgesamt..."

     

    Gefällt mir, das Argument! Würde ich nur auch "anders herum" gerne mal von Herrn Bax und anderen hören: Waren die uns immer fix vorgehaltenen Kreuzzüge repräsentativ für die Christen insgesamt? Die Nazis damals repräsentativ für die Deutschen insgesamt? Stand der GULAG stellvertretend für die "sozialistische Idee" insgesamt?

     

    Was Bax verniedlichend "Proteste" nennt sind in Wahrheit gut orchestrierte empörungskollektivistische Progrome, die den "Protesten" der "Kristallnacht" 1938 kaum nachstehen. Selbst damals war nicht die Mehrzahl der Nazis an ihnen "repräsentativ" beteiligt – spricht das etwa für die Ideologie, aus der heraus sie begangen wurden? Bax sollte sich besser fragen, warum die friedens- und menschenfreundliche Mehrzahl der Muslime nicht sofort auf die Straße geströmt ist, um gegen die gerade erfolgte skandalöse Erhöhung des Blutgeldes für die Ermordung Salman Rushdies zu protestieren – das wäre die adäquate "Ehrenrettung" für einen angeblich "repräsentativen" Friedens-Islam gewesen, den er uns hier verkaufen will.

     

    Wenn nicht vom Islam selbst Gefahr ausgeht, wenn es sich bei der Neigung der muslimischen Massen zur Gewalt nur um eine böswillige Unterstellung handelt, die den Islam verzerrt, wenn nicht der Islam, sondern nur ein paar "nicht repräsentative" Verrückte das Problem sind, wieso sollte es dann nicht auch im Westen einige "nicht repräsentative" verrückte Filmemacher geben dürfen?

     

    Der Unterschied zur islamischen Welt ist hier: Bax kann die ideologischen Führer der Muslime, die jetzt zur Gewaltlosigkeit mahnen, an kaum einer Hand abzählen (Qaradawi und ein paar andere). In der nichtislamischen Welt dagegen gibt es nicht einen einzigen Intellektuellen oder Politiker, der den Mohammedfilm nicht verurteilt hätte. Letzteres ist in Wahrheit repräsentativ – für den sonst so geschmähten Westen!

  • GH
    gestern, heute, morgen

    So ist es und es kann wohl gar nicht anders sein.

    Würde nur jeder dritte Muslim in Europa sein Heil im unheiligen Krieg sehen, fände sich längst kein Stein mehr auf dem anderen. Wäre nur jeder zehnte nominelle Christ ein überzeugter Kreuzzügler, stünde längst die halbe Welt in Flammen. Wollte nur jeder zwanzigste Muslim ein Flugzeug entführen, müßten die meisten von ihnen mangels Angebot auf Modellflieger ausweichen.

    Die Mehrheit der Menschheit schmiert Schulbrote, arbeitet sich den Buckel krumm, sitzt im Teehaus oder guckt fern und hört sich täglich Geschichten an über die total irre Minderheit.

  • R
    Robert

    auf den Punkt gebracht, Danke!

  • J
    Jemand

    Dann sollen die gemäßigten Moslems auch mal Farbe bekennen. Bisher ist da nur das Schweigen im Walde!

  • DB
    Die bösen Muslime

    Über die Motive für das Schmähvideo und die Mohammed-Karikaturen lässt sich spekulieren.

    WIe bitte? Was ist los mit Ihren analytischen Fähigkeiten, Herr Bax? Haben die etwa Sommerpause?

     

    "Die Empörung darüber teilen die meisten Muslime jedenfalls nicht."

    Na wenigstens funktionieren bei Ihnen ja noch einige Hirnwindungen. In der Tat juckt mich als Muslim weder beim Schmähvideo noch bei den ollen Karikaturen nichts.

     

    Aber mir juckt der Zeigefinger, wenn ich das eitrige PI-Nazigesindel und die Religiöse Rechte in den USA und weltweit sehe, wie sie mit aller Macht und allen mitteln versuchen, einen Religionskrieg anzufachen, der nur das Ziel eines Genozids hat.

     

    Die eitrig-geifernde Internbet-SA von "PI"ss kennen ja auch Sie zur Genüge, schließlich sind das ja Stammkommentatoren auf taz.de.

  • T
    Toni

    Herr Bax, wenn die große Mehrheit der Muslime gegen diese Gewalt ist, warum distanziert sind ein Herr Mazyek nicht ausdrücklich dagegen? Nein, dieser Herr Mazyek warnt vor Ausschreitungen! Sie wollen es also besser wissen als der Vorsitzenden der Muslime in Deutschland?

  • E
    evangelikaler

    Verstehe ich nicht.

    Erstens, radikale Muslime sind eine Minderheit, aber anscheind alle evangelikale Christen machen sich über eine Minderheit, den Muslime, lustig.

    Wat für ein Quatsch.

    Zweitens, Druck geht oft nicht von der Masse aus, sondern von einer kleinen radikalen Minderheit. Das war in der Vergangenheit nicht anders, auch in Deutschland und ist es auch heute noch. Da bestimmen zum Teil Splittergruppen die Politik.

    Von daher sehe ich keien Grund mich zu entspannen.

    Gerade haben Muslime wieder unschuldige Andersgäubige umgebracht.

    Und sie haben wieder nichts besseres zu tun, als evangelikale Christen schlecht zu machen.

    Peinlich