Feiern zum Saisonende: Holzmarkt unter Dach und Fach
Das "urbane Dorf" am Holzmarkt hat seine erste Saison hinter sich. Auf der Feier wird ein städtebaulicher Vertrag mit dem Bezirk unterzeichnet. Baubeginn im nächsten Frühjahr.
Die Freude steht Mario Husten ins Gesicht geschrieben. „Heute wird nicht nur gefeiert“, sagt der Sprecher der Genossenschaft Holzmarkt. „Wir werden mit dem Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg auch den städtebaulichen Vertrag unterschreiben.“ Mit der Unterzeichnung wollen die ehemaligen Betreiber der Bar 25, die im vorigen Jahr den Zuschlag für das Filetgrundstück an der Spree bekommen haben, den öffentlichen Charakter ihres Bauvorhabens unterstreichen. „Der Vertrag regelt den öffentlichen Zugang zum Gelände“, betont Husten. „Wir sind hier nicht mehr die Partymacher, sondern auch Quartiersentwickler.“
Mit einem großen Fest hat der Holzmarkt am Sonntag die Saison beendet. Begonnen hatte sie am 1. Mai mit dem ersten Spatenstich für den „Mörchenpark“. Abgesehen von den Buden, in denen Getränke, Kaffee und Kuchen verkauft werden, und dem Gewächshaus der Firma „Gemüsefischer“ ist inzwischen das ganze Holzmarkt-Gelände eine Art provisorischer Park.
„Wenn im nächsten Jahr die Bauarbeiten anfangen, wird der Park natürlich kleiner“, sagt Katharina Palm vom Verein Mörchenpark, die den Park samt öffentlichem Uferweg betreibt. „Aber am Ende wächst er wieder, weil zum Park auch die Dächer der Gebäude gehören werden.“
Die ersten Bauten, mit denen im Frühjahr begonnen werden sollen, sind zwei Hallen für Kultur und Musikveranstaltungen. Darüber hinaus soll in den S-Bahn-Bögen ein temporäres Restaurant entstehen. „Es wird aber noch weitere zwei Jahre temporäre Nutzungen geben“, sagt Carl Philipp, der in einem dieser Provisorien die Firma „Gemüsefischer“ betreibt.
„In diesem Kreislauf zwischen Fisch- und Gemüsezucht werden die Ausscheidungen der Fische zur Düngung des Gemüses verwendet“, erklärt Philipp. „Mit den Gemüseresten werden dann wieder die Fische in den Bassins gefüttert.“ Noch befindet sich das Projekt im Probebetrieb. „Später wollen wir auf dem Dach des Eckwerks Gewächshäuser mit 2.000 Quadratmetern Fläche betreiben.“ Fische und Gemüse landen dann im Topf des Restaurants, der Kantine und des Kindergartens, die ebenfalls auf dem Holzmarkt-Gelände entstehen sollen.
Während das „urbane Dorf“ mit seinen Hallen und Buden, Restaurant und Club, im nächsten Jahr Gestalt annehmen soll, ist das Eckwerk, in dem ein IT-Gründerzentrum und Studentenwohnungen entstehen sollen, noch ein Zukunftsprojekt. Doch auch hier werden bereits die Weichen gestellt. „Wir sind im Gespräch mit einer Wohnungbaugesellschaft, die das Gebäude bauen könnte“, verrät Husten. Immerhin geht es beim Eckwerk nördlich der Bahntrasse und dem Hotel am südlichen Ende um große Baumassen, die entsprechend Kapital verlangen.
„Wir sind mit dem Holzmarkt-Projekt auf einem guten Weg“, sagt Hans Panhoff, als er um 17 Uhr auf dem Gelände eintrifft. „Der städtebauliche Vertrag regelt nicht nur den öffentlichen Zugang“, erklärt der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. „Er hält auch fest, dass die Genossenschaft weniger an Baumasse realisiert, als im B-Plan ursprünglich vorgesehen war.“
Ganz uneigennützig ist der Verzicht allerdings nicht. Im Gegenzug erhält der Holzmarkt die Zusage, das Restaurant und den Club bis an die Uferkante der Spree zu bauen. Dieses neue Restaurant, das dann das Provisorium in den S-Bahn-Bögen ablösen soll, wird eine weitere Attraktion auf dem Gelände sein. Der neue Katalog der Genossenschaft, der am Sonntag verteilt wurde, spricht von einem „gehobenen Schmausen am Wasser“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen