piwik no script img

Essay zu Christian WulffDer theoretische Bundespräsident

Christian Wulff will im Amt bleiben. Doch seine Leidenschaft richtet sich auf die eigene Person, nicht auf das Amt. Denn das nutzt er nur als Karriereplattform.

Unter dunklen Wolken: Schloss Bellevue. Bild: dpa

Seit Tagen kursiert im Netz ein Video des Komikers Oliver Kalkofe, in dem er die "wahre Presseerklärung" des Bundespräsidenten abgibt. Das kleine vorweihnachtliche Kabarettstückchen greift typische Formulierungen Christian Wulffs auf und macht aus ihnen mit kleinen Veränderungen eine Lachnummer. Doch ein Satz ist programmatisch. Er lautet: "Ich respektiere die Pressefreiheit. Sie ist ein hohes und - theoretisch - wichtiges Gut."

Mit diesem einen Satz erfasst Kalkofe das Grundproblem des Bundespräsidenten Christian Wulff. Wulff weiß - theoretisch - um die Anforderungen an sein Amt und seine Amtsführung. Wulff hätte - theoretisch - zu Beginn der Kreditaffäre aufklären und damit den ganzen Zauber beenden können. Wulff hätte - theoretisch - ein guter Bundespräsident werden können.

Angela Merkel wollte einen Berufspolitiker im Bundespräsidialamt. Nach dem Rücktritt Horst Köhlers schien das die Alternative, um eine Wiederholung zu vermeiden. So kam Christian Wulff ins Amt. Er hat einiges an politischer Erfahrung vorzuweisen. CDU-Mitglied seit seinem 16. Lebensjahr, 16 Jahre Landtagsabgeordneter, 14 Jahre CDU-Vorsitzender in Niedersachsen, 7 Jahre Ministerpräsident des Bundeslandes. Das sollte reichen. Sogar fürs Bundespräsidialamt.

Vielleicht reicht es nicht. Vielleicht reicht die Idee des heutigen Berufspolitikers von seinen Aufgaben und Pflichten nicht mehr aus, um ein Amt auszufüllen, wie das des Bundespräsidenten einmal gedacht war. Vielleicht hat SPD-Chef Sigmar Gabriel das Problem auf den Punkt gebracht, als er stichelte, Wulff bringe nur "eine politische Laufbahn" mit, sein Gegenkandidat Gauck hingegen habe "ein Leben" vorzuweisen.

Der Berufspolitiker

Max Weber spricht in seinem berühmten Vortrag zu "Politik als Beruf" aus dem Jahr 1919 von zwei Arten, Politik zu machen: "Entweder man lebt ,für' die Politik - oder aber: ,von' der Politik." Christian Wulff hat lange von der Politik gelebt. Ob er für sie lebt, steht derzeit wieder einmal in Frage.

Es mag für die Bundeskanzlerin bequem sein, einen Berufspolitiker ins Amt zu heben. Nur ist das Amt des Bundespräsidenten ja eben keines der Berufspolitik, sondern eines, das nahezu über den drei Staatsgewalten schwebend betrachtet wird. Als gänzlich freischwebend ist es allerdings nicht gedacht. Die Anforderungen an moralische Integrität, politische Autorität und Unabhängigkeit sind beim Bundespräsidenten hoch. Wären sie es nicht, bräuchten wir dieses Amt nicht mehr.

Claude Stahel
MIRIAM MECKEL

ist Professorin für Kommunikationsmanagement in St. Gallen. Sie unterrichtet außerdem in Harvard und Singapur. 2010 veröffentlichte sie "Brief an mein Leben: Erfahrungen mit einem Burnout".

Christian Wulff weiß das. Theoretisch. Er spricht es bei vielen seiner Auftritte und öffentlichen Reden an. Und es wirkt immer, als habe da jemand etwas eingeübt, das er aufgenommen, aber doch nicht in seinem Wesenskern begriffen hat. Bei Christian Wulff geht es im gesamten vermeintlichen Aufklärungsprozess der Kreditaffäre theoretisch um die Sache. Praktisch geht es um ihn selbst.

Christian Wulff fordert Respekt vor dem Amt ein und lässt diesen doch selbst vermissen. Er will nicht das Amt vor Beschädigung schützen, sondern das, was dieses Amt ihm und seiner Familie ermöglicht. Er ist der engagierteste Personenschützer in eigener Sache, den ein Bundespräsident jemals hatte. In dieser Hinsicht war das Fernsehinterview am Mittwochabend eine Selbstoffenbarung.

Leidenschaft, Verantwortung und Distanz

Max Weber sieht drei Voraussetzungen für einen guten Politiker. Die leidenschaftliche Hingabe an die Sache, die Verantwortlichkeit gegenüber der Sache sowie Augenmaß und Distanz zu den Dingen. Das passt noch heute gut, insbesondere zu den Vorstellungen, die mit dem Amtsträger im Bundespräsidialamt verbunden sind. So weit die Theorie. Aber was ist mit der Praxis?

Christian Wulffs Umgang mit der Wahrheit ist ein taktischer. Das hat sich selbst mit dem Fernsehinterview nicht geändert, nachdem die BW-Bank bereits wieder der Darstellung des Bundespräsidenten widersprochen hat. Wahrheit ist kein Selbstwert in diesem vermeintlichen Aufklärungsprozess. Wahrheit ist ein Instrument, das portioniert zum Einsatz kommt, wenn es nicht mehr anders geht.

Selbst die notwendige faktische Aufklärung versucht der Bundespräsident zu seinen Gunsten zu instrumentalisieren und macht daraus eine Transparenz-Offensive, die "unsere Republik offenkundig auch zu mehr Transparenz positiv verändern" soll. So wird die verspätete Reaktion in Verteidigung zum proaktiven Impuls für unsere politische Kultur umgedeutet.

Es setzt schon eine gewisse Portion Dreistigkeit voraus zu glauben, so einfach könne man sich zum politischen Erneuerer stilisieren. Die leidenschaftliche Hingabe an Transparenz (eigentlich nur: das selbstverständliche Maß) hätte Wulff in der Landtagssitzung, in der es um seine geschäftlichen Beziehungen zu Egon Geerkens ging, und auch bei den ersten Recherchen diverser Medien zu seinem Haus in Hannover beweisen können. Aber das hat er nicht getan.

"Ein bisschen demütiger und lebensklüger"

Christian Wulff denkt das Amt als seine Errungenschaft, die er so schnell nicht aufgeben will. Er will im Amt bleiben und sich darin schützen. Seine Leidenschaft richtet sich auf die eigene Person, nicht auf das Amt. Damit das nicht noch offenkundiger wird, kann er nicht ,ich' sagen, wo es nötig wäre. "Man wird ein bisschen demütiger, man wird lebensklüger", mit solchen Sätzen spricht Wulff von sich in der dritten Person, so als ginge es gar nicht um ihn, sondern um irgendeinen bedauernswerten Menschen. Er hätte es auch passivisch sagen können, wie Karl-Theodor zu Guttenberg im Februar 2011: "Es wurde zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht."

Welche Verantwortlichkeit gegenüber der Sache mögen wir einem Bundespräsidenten zugestehen, der es bei Kritik an seinem Finanz- und Informationsgebaren nicht unterhalb der Kategorie der Menschenrechte macht? Wulff hat Recht mit dem Satz "Es gibt auch Menschenrechte selbst für Bundespräsidenten". Offenbar reicht diese allgemeine Annahme aus seiner Sicht aus, missliebige Berichterstattung unterbinden zu können. Wie schwierig aber die Abwägung zwischen Persönlichkeitsrecht und dem Grundrecht der Pressefreiheit ist, könnte der Bundespräsident, der auch Jurist ist, wissen.

Theoretisch weiß der Bundespräsident, dass Pressefreiheit ein hohes Gut ist. Praktisch kann diese Erkenntnis sich bei ihm nicht durchgesetzt haben. Unvorstellbar, dass er sonst nach einigen allgemeinen Worten zur Pressefreiheit als "beste Grundlage für eine erfolgreiche gesellschaftliche Entwicklung" in Kuwait zum Telefon greift und einige Drohungen auf der Mailbox des Bild-Chefredakteurs hinterlässt. Ist der Mann schizophren? Lebt er in zwei Wirklichkeiten?

Nein, er lebt in der Wirklichkeit des Christian Wulff, die Rechte und Ansprüche vor allem in der Verantwortlichkeit für die eigene Person und die ihr Nahestehenden kennt. Dieser Wirklichkeit der Wulffs war die Berichterstattung der Bild-Zeitung über das glamouröse Leben des Präsidentenpaares lange dienlich. Das ist nun anders. Und dass der Bundespräsident in dem bizarren Streit um Mailboxwortlaute nun die Bild-Zeitung als Retter der Pressefreiheit auf den Schild befördert, ist nur ein weiterer Treppenwitz in seltsamen Zeiten.

"Auf dem Weg zu mir"

Christian Wulff will jetzt lernen, ein guter Bundespräsident zu sein. Er kann nicht alle Bundesbürger einzeln anrufen, um ihnen eine Statusnachricht auf der Mailbox zu hinterlassen. Diesmal nicht "Bin auf dem Weg zum Emir", sondern: "Bin auf dem Weg zu mir." Aber er will im Umgang mit seinen Fehlern "Lernfortschritte unter Beweis stellen".

Stellt er sich künftig selbst ein Halbjahreszeugnis über diese Fortschritte aus? Und wo soll der Lernprozess enden? In der Perfektion eines Präsidentendarstellers, dem es immer besser gelingt, die Rolle der obersten politischen Autorität in Deutschland zu spielen? Theoretisch ist Wulff sicher in der Lage, praktisch dazuzulernen. Ob er dadurch an Augenmaß und Distanz zu den Dingen, vor allem zu sich selbst gewinnt, weiß keiner.

Ist es spießig, altmodisch oder weltfremd, sich einen Bundespräsidenten zu wünschen, der die Lernprozesse für das Amt vor Amtsantritt durchlaufen hat? Der als moralische Autorität gilt und zu wichtigen Fragen der Zeit Stellung nehmen kann, ohne ständig durch die eigenen Vorbelastungen schon bei Begriffen wie "rechtens", "Kredit" oder "Pressefreiheit" stumm bleiben zu müssen? Der das Amt als Gabe und sich selbst als zeitlich begrenzten Amtsträger sieht? Wenn das spießig, altmodisch oder weltfremd ist, dann gilt das auch für Amt des Bundespräsidenten. Dann brauchen wir es nicht mehr.

Ganz unabhängig von diesem speziellen Amt aber gilt: Politiker wie Christian Wulff, die ein Amt vor allem als Karriereplattform, Wahrheit als taktisches Instrument und Pressefreiheit als theoretische Herausforderung ansehen, schaden dem Berufsstand der Politiker, vor allem aber der politischen Kultur, denn sie lassen das Vertrauen der Bürger in die Politik weiter degenerieren.

Wenn nicht mal der erste Mann im Staate beispielgebend dafür ist, dass er nicht nur "von", sondern vor allem "für" die Politik, sprich das politische Wohlergehen eines Landes lebt, dann dürfen wir uns über die vielen anderen, die Amts- und persönliche Interessen locker vermischen, nicht wundern. Dann wird die politische Ich-AG zum Normalfall. Dann schützt uns nichts mehr vor den politischen Personenschützern in eigener Sache.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

69 Kommentare

 / 
  • VL
    vergessene Liebe

    ... dieser "BILDZEITUNG" Zirkus gegen den... (evtl. etwas dümmlich- naiven ?) Bundespräsidenten... und dieser "Wertekonservative " Essay von Frau Prof. Meckel

    erinnert mich ìntuitiv´ an die Logik der Springerpresse um Rudi Dutschke (1970´er) fertigzumachen..

    Die Kampagne der Springerpresse gegen die 68´er, gegen Rudi Dutschke... endete - wie bekannt- mit dem Ruf:

    "kreuzigt Ihn!"

     

    Und was nun? "Grenzüberschreitende" Journalistische Praxis, ohne Respekt vor der Menschenwürde und dem Recht auf "private Unversehrtheit" des B.P...

    Und dann die offensichtliche Lähmung des B.P., Angriffen gegen seine private Person- aus dem Volk heraus das er repräsentieren soll- passiv gegenüberzustehen...

     

    Das ist "altbekannte" Meinungsmache durch Missbrauch journalistischer Moral, die Wahrheit zu verschleiern, anstatt der Aufklärung zu dienen !

     

    Das "Problem" ist m.E. nicht der B.P. !

     

    Das Problem heisst "BILDZEITUNG" !!

     

    viva TAZ !!!

  • IN
    Impromptu No. 3

    Hab gerade noch einmal meinen Kommentar gelesen und möchte das mit dem 'Weberschen Berufungskitsch' doch gerne relativieren, da mir die Formulierung aggressiver erscheint, als sie intendiert war.

     

    Ich schätze Max Weber, habe aber das Gefühl, dass seine Ausführungen über Beruf und Berufung immer wieder funktionalisiert werden, um Menschen einzureden, dass sie sich unbedingt in ihrem Beruf selbst verwirklichen müssen. Mit der Verabsolutierung von Arbeit als Mittel der Selbstverwirklichung, ist der Selbstausbeutung aber Tür und Tor geöffnet. Unzufriedenheit ist vorprogrammiert, denn wer geht schon immer voll und ganz in seinem Beruf auf?

    Dass jemand 'von' und nicht primär 'für' eine Tätigkeit lebt, scheint mir daher per se noch nicht notwendig dafür zu sprechen, dass er seine Arbeit schlecht macht oder besonders anfällig für eine Vermischung von persönlichen Interessen und Amtsinteressen sein muss.

    Mir ist ein integrer Phlegmatiker, der seinen Job gewissenhaft macht, allemal lieber als ein leidenschaftlicher Borderliner, der seine Untergebenen disst.

    Gustav Heinemann hat auf die Frage, ob er Deutschland liebe, einmal geantwortet, er liebe seine Frau. Das hat ihn nicht daran gehindert, einer der besten Bundespräsidenten zu sein, die wir bisher hatten.

    Integrität ist durch Leidenschaft für die Sache noch lange nicht gewährleistet.

  • IN
    Impromptu No. 3

    Bis auf den Weberschen Berufungskitsch, den ich mittlerweile nicht mehr hören mag, ein guter Kommentar!

     

    Mir würde es persönlich ja absolut ausreichen, wenn der Bundespräsident einfach pragmatisch ordentlich seinen Job macht. Seine Passion kann er von mir aus dann beim Sex oder im Keller mit seiner Modelleisenbahn ausleben. So lange ich mir nicht anschauen muss, wie er sich von Dieckmann am Nasenring durch die Arena führen lässt, braucht er von mir aus noch nicht einmal Charisma.

  • P
    Paul

    Wer zensiert bzw. genehmigt in der Taz eigentlich die Leserbriefe und wo ist meiner zu dem guten Artikel gebleiben!?

     

    ***Anmerkung der Redaktion:

    Hier: http://www.taz.de/Essay-zu-Christian-Wulff/Kommentare/!c85163/

  • O
    opinion

    Ein Bundespräsident ist unnötig. Wäre er nötig, dürfte er nicht im Amt bleiben!

  • RA
    R. Albrecht

    Vielen Dank, Frau Meckel. Das ist in meinen Augen bisher der beste Beitrag zum Thema. So auf den Punkt gebracht habe ich das noch in keiner anderen Zeitung gelesen. Diese scharfsichtige und anschauliche Analyse sollte eigentlich bei jedem Bürger im Briefkasten landen.

  • S
    saarländer

    Von einer echten Demokratie (wie in der Schweiz) sind wir Lichtjahre entfernt.

    Die Macht ist in den Händen mafiöser Parteiorganisationen mit inniger Verflechtung zur Wirtschaft.

    Ein ehrlicher Mann muss in diesem System schon auf kommunaler Ebene scheitern.

    Es sorgt automatisch dafür, dass wir von Gangstern regiert werden!

  • MH
    Matthias Hofmann

    Sind Sie wirklich so naiv zu glauben, dass die "politische-IchAG" unter unseren Politikern nicht längst die Regel geworden ist?

  • F
    Fritz

    Leider nur selbstverliebter Bloedsinn. Wie weit geht denn die Pressefreiheit? Und warum gibt es sie? Damit solche Nebensaechlichkeiten, die durch Wiederholung nicht wichtiger werden, und weiter beschaeftigen? Wie lange wollen wir das noch lesen? Der Leser wuerde eine etwas lebensnaehere Pressefreiheit sicher goutieren. Was ist denn mit seiner Frau gewesen? Wie wuerde das BVerfG entscheiden?

  • R
    RLS

    Liebe Frau Miriam Meckel

     

    Eigentlich kann man dieses auch kürzer schreiben.

     

    Für Christian Wulff ist dieses Amt so wichtig,

    damit er bei den abgehobenen Wichtigtuern verkehren kann.

     

    Da aber 99% des Volkes, nicht zu diesen Menschen gehören,

    ist Christian Wulff für uns nicht wichtig.

     

    Zur moralischen Integrität.

     

    John F Kennedy ist der beste Beweis, dass es nicht unbedingt wichtig ist.

    Trotzdem war er ein beliebter Präsident beim Volk.

    Vermutlich weil die Menschen merkten, hier ist jemand der uns gut führt.

     

    Die Springer Presse hätte mit solchen Vorwürfen, keine Chance bei Ihm gehabt. Vermutlich hätte dass Volk die Springer Presse angegriffen.

     

    Auch Malcom X war in seinen Anfangsjahren nicht gerade sehr Moralisch,

    er gehört heute auch zu den den Großen der Geschichte.

  • C
    Celsus

    Es gab Bundespräsidenten wie Richard von Weizsäcker, die hatten weit über das eigene Parteilager hinaus eine Ausstrahlung, die auf ihrer persönlichen und sittlichen Reife beruhte. Es machte ihn zu einem Kandidaten, der nicht einer Kampfabstimmung über 3 Wahlgänge gewählt werden musste. Es machte Weizsäcker auch nicht zu einem Mann, der auf den Schild gehoben werden konnte mit dem Gefühl, dass es nur parteipolitisch der CDU nutzen werde.

     

    Diese Reife ist in der CDU selten auf Führungsebenen vertreten. Jetzt sagt schon Wulff selber, dass er nicht für das Amt hinreichend vorbereitet war. Das trifft das Problem der inneren Reife noch nicht ganz. Das ist nicht nur mit Vorbereitung erledigt. Aber ich stimme Wulffs eigener Äußerung in dem Sinne zu, dass er bei der Wahl nicht der geeignetste Kandidat war.

     

    Macht das schon seinen damaligen Konkurrenten zum geeigneten Kandidaten? Ich glaube nein. Gauck ist vor allen Dingen ein Mann, der bei seinen Vorstellungen rüberbrachte, dass er in parteipolitischen Punkten nicht neutral sein werde. Ich denke da an seine pastoralen Worte, dass Menschen nicht immer Gutes getan werde, wenn ihnen zuviel gegeben werde. Er sprach damit das Problem von Hartz IV an. Mitmenschlichkeit und die Aufgaben des Bundespräsidenten stelle ich mir anders vor. Auch der Mann ist ungeeignet.

  • PM
    Paula Meyer

    Naja, wenn die Bürokratie hergeben würde was die Administration verspricht wäre es um die Behörden, alle Behörden, besser bestellt.

  • ET
    Evelyn Thriene

    Liebe Miriam Meckel! Sie haben das wunderbar herausgearbeitet: Christian Wulff ist kein "Mensch" im Amt, sondern ein Typus. Maximale persönliche Befriedigung der eigenen Bedürfnisse bei maximalem Schaden für die M e n s c h e n : Adolf Sauerland (CDU), Karl Theodor zu Guttenberg (CSU), Christian Wulff (CDU), Stefan Mappus (CDU) und bald auch Herr Seehofer (CSU), der den Romantizismus der Deutschen ausbeuten will, wenn er zu Guttenberg wieder in ein politisches Amt befördern möchte. Ein Typus, der vor allem die "C"-Parteien kennzeichnet - ob in anderen Parteien das Verbergen nur besser gelingt, kann ich im Moment nicht abschließend beurteilen. Ein "Mensch" im besten Sinne des Wortes wären all diese Politiker, wenn sie zum Zeitpunkt ihres Versagens sofort die Geschädigten um Verzeihung gebeten hätten (sofern sie noch leben, was im Fall der Love Parade ja nicht der Fall ist), aus dem Lichtkegel der Öffentlichkeit herausgetreten wären, alle Konsequenzen auf sich genommen hätten und ihre zweite Chance außerhalb jeglicher Posten-Verantwortung gesucht hätten. All dies ist nicht geschehen, weil sie das Wort Mensch und Menschlichkeit nicht annähernd verstehen: Damit ist nämlich eine individuelle Ethik verbunden, die, gleich in welcher Lebenssituation, Verantwortung gerecht wird - notfalls durch einen Gang ins Gefängnis, wohin Adolf Sauerland als Erster gehört. Windige Worte sollen über alles hinwegmanipulieren. Neu ist nur, dass jetzt auch das höchste Amt im Staate von diesem Typus befallen ist. Bundeskanzlerin Merkel spielt hier eine bemerkenswerte Rolle: Sie hat bis heute nicht verstanden, dass es falsch ist, in einer mütterlichen Geste der Großzügigkeit über all das hinwegzusehen - andernfalls kann sie ihren "C"-Verein endgültig schließen, denn jetzt weiß das ganze Land, dass "C" nichts mehr zu bedeuten hat als das Kürzel für Causa. Ihr Amt erfordert für eine Frau, die Werte weiblich interpretieren will, dass sie Mütterlichkeit gegenüber der Bevölkerung mit dem Streben einer Amazone zu verbinden hat - um ihre Umgebung zu bereinigen, wenn dies unbedingt notwendig geworden ist. Das Mütterliche schützt - nicht die Delinquenten, sondern das Volk, die Amazone strebt danach in jeder politischen Situation und jeder Art von Verderbnis Ideale zu schützen. Da wir dessen ermangeln, kann auch ich zur sagen: Kaum jemals ist eine solche Vetternwirtschaft in der Politik offenkundig geworden, da wir uns bereits am Punkt einer Staatskrise befinden.

  • B
    Bastin

    Ein hervorragender Beitrag !

  • EM
    ekki maas

    der kredit ist ne nachträgliche rechtfertigung für ein geschenk, das wulff für gefälligkeiten erhalten hat. da musste schnell was verschleiert werden als er präsident wurde.

  • MS
    Meinhard Schmerberg

    Hallo, Redakteure und Leiter,

    die ganze Zunft scheint mir ein Heer von Trüffelschweine zu sein.

    Unser Land hat ganz andere Probleme!4

    mfG

  • K
    Kuhnt

    Neben all den klugen und weniger klugen Kommentaren, ätzender Kritik auf der einen und schwacher Empörung auf der anderen Seite, die ich als aufmerksamer und politisch interessierter Zeitgenosse habe, sehe ich auch mit einer gehörigen Portion Verwunderung, dass ich ob dieses Vorganges (Bundespräsident/Bild) traurig bin.

    Ich begrüsse diese Trauer, sie ist gut, weil ich durch sie erkenne, dass ich die Verbindung zur Idee und zum Wunsch eines demokratischen und gleichen (im juristischen Sinne, also nur gleiche Rechte. Nicht zu verwechseln mit Gleichmacherei) Gemeinwesens und zur Verantwortung in diesem noch nicht vollends verloren habe.

  • L
    Leser2012

    Toller Artikel! Bringt VIeles auf den Punkt!Danke

  • J
    Janua

    Sehr schöner Kommentar! Danke!

  • I
    isabel

    Ich stimme Ihnen inhaltlich vollkommen zu, Frau Meckel. Ein ausgezeichnet geschriebener Essay!

  • DW
    Das Wahlvolk

    Was Frau Meckel beschreibt, gilt nach meiner Einschätzung für eine stetig wachsende Zahl von Politikern auf allen politischen Ebenen - ich würde meinen, dass zurzeit etwa 60 Prozent bereits von dieser Hybris befallen sind, insbesondere auch das Merkel, das von Meckel leider überhaupt nicht erwähnt wird!

    Bei der Suche nach den Ursachen für diese Entwicklung stößt man schnell auf unser Parteiensystem, das als Errungenschaft des 19. Jahrhunderts einfach nicht mehr in unsere modernen Zeiten mit anderer medialer Kultur zuzüglich Internet, passen will. In ihm wird dieser Politikertyp systematisch herangezüchtet, und wer ihm nicht entspricht, kann heutzutage keine politische Karriere mehr machen. Ich bin dieser Strukturen wegen dereinst aus einer Partei ausgetreten und ich sehe nicht, wo ich mich in dieser Gesellschaft - außer vielleicht an Orten wie diesem - politisch sonst einbringen könnte. Wenn sich daran nicht schleunigst etwas ändert, läutet der 2012 endende Maya-Kalender nicht das Ende der Welt, wohl aber das Ende der Demokratie in Europa ein.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Der mit Abstand beste Artikel zu Wulff.

  • HH
    Hans-Peter Helfen

    Dieses ganze Wulffsche Lügengebilde seiner Kreditkonstrukte und versuchter Einflussnahme sollte Anlass sein,diesen Märchenonkel=Bundespräsidentenposten ersatzlos zu streichen.Die Diskrepanz zwichen der Realitätsferne dieser überwiegend aus Juristen und verbeamteten Pädagogen bestehenden poltischen Klasse einerseits und den Bedürfnissen der sie finanzierenden und zunehmend verarmenden Bevölkerung ist zu groß,als daß sie durch salbungsvolle Worte,die eh keine rechtliche Bindung haben,kaschiert werden können.

    Eine positive Alternative zum Beziehungsgeflecht der von Jugend an in der Politik tätigen Mandatsträger,wäre der mitbestimmende Einsatz von wirklich unabhängigen Analysten und (Finanz)-fachkräften.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Sich selbst vertreten-nicht das Amt des Bundespräsidenten

    Christian Wulff.amtierender bundespräsident in die Negativ-Schlagzeilen geraten vertritt sich selbst,nicht das Amt des Bundespräsidenten,des Staatsoberhauptes der Bundesrepublik-Deutschland.

    FChristian Wulff verkörpert sich selbst,mit Hilfe seiner aktrativen Gattin Bettina Wulff.

    Als Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen kann er kaum etwas vorweisen,was er initiert hat.Für die Parteivorsitzende Angela Merkel der ein ewiger Rebellund Widersachjer ihrer werten Person war-was die Kandidatur für das Bundespräsidentenamt ein Befreiungsschlag.Mit seiner Wahl hatte sie sich Christian Wulff vom Hals geschafft.

    Fällt Christian Wulff,so fällt auch die Parteivorsitzende Angela Merkel.

     

    Christian Wulff ist dem Amt des Staatsoberhauptes der Bundesrepublik-Deutschland nicht gewachsen,was er einsehen sollte und daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen sollte im Bezug auf den Rücktritt vom Bundespräsidentenamtes.

  • HH
    Hartmut H. Heier

    Meine Meinung:

    Ein deutscher Bundespräsident hat in erster Linie die Aufgabe ( Wird ein Gesetz vom Bundespräsidenten nicht unterschrieben, so kommt es nicht zustande ! ) Repräsentant seines Volkes, nicht seiner selbst !

    zu sein und dessen Gesetze zu verabschieden.

    Mein Repräsentant ist er nicht ! - obwohl ich laut meinem Ausweis zum deutschen Volk gehöre.

    Wenn er mich nicht repräsentieren kann, frage ich mich, wie er das dann mit meinen anderen Deutschen kann ?

    ...oder trifft etwa diese Überschrift aus dem Presse-Echo der Süddeutsche.de vom 05.01.2012 zu:

    "Wulff gehört zum Deutschland der Partygänger, Schnäppchenjäger, Eventmanager und

    Spesenritter"

    Zitat aus: http://www.sueddeutsche.de/politik/presse-echo-auf-wulff-interview-das-ist-allzu-glits

    chig-das-ist-aalglatt-1.1251219-Ihren Kommentar hier eingeben

  • N
    naseweiser

    Danke , Frau Meckel , für diesen wunderbar klaren erhellenden Essai !

  • HG
    hans gesell

    chapeau frau meckel - da bringt es auf den punkt!

  • D
    DerDemokrator

    Ich sehe da einiges grundsätzlich anders, ich gehöre aber auch nicht zu irgendwelchen inneren Zirkeln der Macht oder der Medien.

    Der Skandal ist ein Schmierentheater ohnegleichen und zeigt das Politk und Medien niemals wieder so eng zusammenarbeiten dürfen wie das bei Ch. Wulff möglicherweise der Fall war. Wenn nämlich Wulff schweigt, weil er Angst haben muß das seine Frau anderenfalls von BILD und dessen Lakaien fertig gemacht wird, dann hat das Ganze ab jetzt mafiöse Züge erreicht.

    Wenn er schweigt, weil er Dreck am Stecken hat und auch diese Veröffentlichung:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=TD6jXo4wOKE&feature=player_embedded

     

    ein Fake wäre, dann muß er nicht nur zurück treten Das sollte dann noch "andere" Konsequenzen haben.

     

    Vorstellen kann ich mir das allerdings nicht, vielleicht will ich mir das auch nicht vorstellen.

     

    Ciao

    DerDemokrator

  • VL
    vergessene Liebe

    Ist schon etwas lustig, dass frau prof. Meckel den Max Weber aus der Mottenkiste zieht... Sie eröffnet damit der U.S. amerikanischen praxis der weberschen "protestantischen Arbeitsethik" tür und tor um dem "gefallenen Engel" (hier: bundespräsident C.W.) im Namen religiös- christlich- göttlicher rechtsauffassung den Garaus zu machen...

    Die gegenwärtige aufklärerische Debatte um C.W.´s "verfehlungen?!", betrachtet im Lichte der Eskapaden Berlusconi´s, oder USA Bill Clinton.. ist auch deutbar als ein Kompliment an die lebendige demokratische Kultur in Deutschland !

    Zudem finde ich, dass die Presse allzuoft im privatleben von Politikern herumschnüffelt, und das nur um irgendwelche privaten Dinge als sensationen zu schminken um ihre Auflagenzahlen zu erhöhen.

    Irgendwie finde ich, das es niemandem etwas angeht, wenn man sich von privaten Freunden Geld borgt !

    Die Schnüffelpraxis der Presse gegen C.W. hat irgendwie einen "illegalen" entwürdigenden - und im Sinne des GG- einen kriminellen Charakter!

    Ausserdem ist C.W. demokratisch gewählt worden ! Und ist nicht vom (weberschen/Meckel/USA) "Gott" ins Amt berufen/gesetzt worden!

  • V
    vic

    Der "Das steht mir zu- Präsident"

    Kaum zu glauben, angesichts der Summe seiner Fehler:

    Doch ca. 60% der Deutschen, möchte dass er bleibt.

    Ich denke, man hat ihn verdient.

    Die Mehrheit der Deutschen- ich werde sie nie verstehen.

    Ich werde von einer Kanzlerin regiert, die ich nicht gewählt habe, und die mir zunehmend peinlich ist.

    Und ich muss einen Präsidenten ertragen, der mir zuwider ist.

    Solche Leute zu mögen erleichtert vermutlich das Leben enorm.

  • C
    chrisfre

    Danke, Frau Meckel, für diesen luziden und differen-

    zierenden Kommentar in Zeiten, in denen es selbst im

    kritischen Journalismus oft nur noch um die DisKREDITitierung Anderer und Selbstprofilierung geht!

     

    Ihre Schlussfolgerungen bzw. der Befund, wenn die Maßstäbe von Max Weber angelegt würden, lauten doch,'der Bürger'/'die Bürgerin' sollten tunlichst die in Parallelwelten von GrundWERTEN Abgekoppel- ten, ihre Macht um fast jeden Preis Erhaltenden konterkarieren -

    sich Bundestag, Bellevue und Abgeordnetenhaus etwa zurückerobern in einer OCCUPY-Bewegung neuer Art, die Realsatire überträfe. Aber wie? Hackend und twitternd Transparenz einfordern? Bei Wahlen in Zukunft vorher einen wirklichen Kandidat_innencheck

    durchführen?

     

    Leider lassen Sie einen zentralen Gesichtspunkt außer Acht:den der systemimmanenten Vorteilsannahme,

    des Lobbyismus, der HINTER der Politik agierenden

    KAPITALakteure

  • T
    tantchen

    Toller Kommentar, danke an Frau Meckel und die taz. Hoffentlich liest Herr Wulff ihn auch und tritt endlich zurück. Es nervt, ich möchte mal wieder andere Nachrichten lesen.

  • T
    taztest

    BILLIGE POLEMIK - POINTIERT FORMULIERT.

     

    Mit Ihrer Sicht der Dinge steht Frau Meckel wahrlich nicht alleine da, sie vertritt die breite Mehrheit der Medien und auch eines guten Teils der Umfragemeinungen.

    Insofern bin ich überzeugt, dass ihr Essay, brilliant formuliert, sich grosser Beliebtheit erfreuen wird.

    Und doch ist er inhaltlich im Kern billig. Wie die gesamte Hysterie um die Wulff-Verfehlungen.

    Worum geht es eigentlich? Zum einen um die Verfehlungen selbst. Ist die eventuell zu niedrig ausgefallene Credit-Spread-Berechnung des freundschaftlich eingefädelten Kredits eine schlimme Vorteilsnahme im Amt? Und wurde die Pressefreiheit durch einen cholerischen Anruf des BP auf die Mailbox des absolut hilflosen, bedauernswerten Dieckmann, Chefredakteur der wehrlosesten und sanftmütigsten Zeitung Deutschlands bedroht?

    Die Antwort zu diesen Fragen ist natürlich: Nein. Die Credit-Spread-Berechnung ist letztlich immer diskutabel und die Bedrohung der Pressefreiheit in Deutschland bedarf schon grösserer Kaliber (z.B. Gesetzesänderungen zur Pressefreiheit, willkürliche Redaktionsraumdurchsuchungen etc.) als Cholerik auf dem Anrufbeantworter der Nachbarkrähe, die taktisches Informationsleaking betreibt und sich gleichzeitig geriert wie die Unschuld vom Lande.

    Sicherlich ist das Ganze Verhalten von Wulff etwas unappetitlich, verweist auf Seilschaften, autoritäre Verhaltensweisen.

    But that's about it. Mit Rücktrittsdimensionen haben diese Unzulänglichkeiten nichts zu tun.

    Und dass wir alle immer weiter in unserem Leben lernen, sollte man doch eher als banale These interpretieren anstatt Wulff hier daraus polemisch zu viel Leichtgewichtigkeit für das Bundespräsidentenamt vorzuwerfen. (Gerade Frau Meckel äussert sich selbst öffentlich doch recht ausführlich zu ihren eigenen Lebenslernprozessen. Sie sollte es also besser wissen.)

    Bleibt die Salami-Taktik der Wahrheitsoffenbahrungen.

    Schlechtes Krisenmanagement: Ja. Rücktrittsrelevant: Nein.

    Zwei Vergleiche, um die richtigen Dimensionen wieder herzustellen:

    Ein ehemaliger Kanzler hatte seinerzeit, bereits im Amt, Gorbatschov mit Goebbels verglichen (das war durchaus ein Skandal) und später in Waldspaziergängen trotzdem die Deutsche Einheit verhandelt.

    Und in Bezug auf unbeherrschte Polemik gab es einen späteren Aussenminister, der zum damaligen Bundestagspräsidenten Jenninger sagte: "Herr Präsident, mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch!".

    Sicher, der Bundespräsident sollte funktional ein Aushängeschild sein, da gebe ich Frau Meckel recht.

    Aber Klagen über Wulff gab es vor diesen Affärchen diesbezüglich nicht. Nicht umsonst scheint deshalb laut Umfrage eine Mehrheit der Bevölkerung lebensklug zu sein, wenn sie sagt: "Jetzt lasst den Wulff erst mal weitermachen."

    Dass Wulff auch an sich denkt, stimmt natürlich. Aber da unterscheidet er sich nicht von anderen Politikern und Bundespräsidenten.

    Eine Aburteilung von Wulff als Leichtgewicht für das Bundespräsidentenamt vor dem Hintergrund dieser Affärchen ist jedenfalls definitiv zu voreilig.

    Zum Schluss: Natürlich mag man seine politische Meinung haben, Herr Wulff solle generell nicht Bundespräsident sein. Das ist völlig normal und legitim.

    Hier geht es aber ausschliesslich darum, inwieweit ein Sturm im Wasserglas zum Rücktritt, unabhängig von der konkreten Person, eines Hohen Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland führen soll. DAZU sage ich: Nein. Dieses Mimosenverhalten wäre sogar schädlich für die Demokratie. Zur Funktionalität von gelebter Demokratie braucht es doch, innerhalb bestimmter Grenzen, ein gewisses Standing. Das gilt auch für das Repräsentationsamt des Bundespräsidenten. Ich vermute, genau das sieht Frau Meckel mindestens relativ anders.

  • P
    Philipp

    Bravo! Genau, was ich schon lange sage, mit den selben Bezügen. Man sollte jeden Politiker zwingen, Arendt, Weber und Aristoteles zu lesen. Nein, ein jeder sollte das, damit die Damen und Herren Kauder und Co. nicht bei jeder Gelegenheit das jeweilig Problematische rhetorisch passend genacht auslegen können in dem Wissen, dass mediale Macht einer Aussage vermeintliche Wahrheit verleihen kann - wie von Wulff versucht und schon bei Guttenberg zelebriert.

  • DD
    Der Duderich

    Chapeu!

     

    Manche Worte Ihres Beitrags gehören in Stein gemeißelt.

     

    Soll sich jeder Leser selbst diese Worte aussuchen!

  • FK
    Frank Krieger

    In der Wissensschaft sind solch komplizierte Argumentationen meist an den Haaren herbeigezogen, also falsch. Zumindest in den Naturwissenschaften.

    Aber mal logisch:

    Wenn es ihm nur um sich selbst ginge, hätte er längst aufgegeben, wie Köhler. Was glauben Sie, wie diese Hetze bei ihm ankommt? Herzinfarkt? Burn-Out?

    Pure Spekulation ist die Idee, er bleibt im Amt als Karriereplattform. Da muss man erst mal drauf kommen . . . .

    Er hat viel mehr Klasse und Zivilisation als Sie zugeben. Und das hat er schon bewiesen, wenn Sie die Lindauer Rede zur Wirtschaft und die Rede zum Judentum und Islam als Teil der deutschen Kultur lesen. Revolutionärer als alles der letzen 25 Jahre.

    Aber will man das? Will man lieber im Mittelmass verweilen, wie immer? Dann muss man sich selbst halt auch weniger anstrengen, nicht?

  • KH
    Klaus Hütt

    Als angemessene Reaktion auf die Wulff'schen Heucheleien schlage ich der gesamten deutschen, geschriebenen Presse die altrömische "damnatio memoriae" vor: Was bedeutet: Sein Name wird künftig nie und nirgends mehr erwähnt.

  • V
    viccy

    Nicht schlecht, Herr Specht, resp. Frau Professor Dr. Meckel!

  • L
    Lagebeurteiler

    Eine Krise entsteht durch den Rücktritt von Wulff nicht, vielleicht aber bei seinem Protege Angela Merkel. Nur ein Amtsenthebungsverfahren bringt endgültige Klarheit über die Vorteilsnahme im Amt durch Herrn Wulff.

  • H
    herbert

    Da offensichtlich das geeignete Personal fehlt, sollte dieser Posten zur Disposition gestellt werden. Herr Wulff hat dieses Amt überflüsssig gemacht, das ist doch auch eine Leistung!

  • AE
    Auf ein Wort

    Sehr geehrte Frau Meckel, vielen Dank für Ihr großartiges Essay! Ich stimme Ihnen sehr darin zu, dass Hr. Wulff offensichtlich in einer Parallelwelt lebt und offenbar denkt, dass sein (und leider unser aller) Wulffgate nichts mit Politik zu tun hat bzw. außerhalb von Politik steht, weswegen er am Ende des Presseinterviews ja auch dazu auffordert, sich doch jetzt wieder mehr der Politik zu widmen. Meines Erachtens gibt es als Pendant zur Psychohygiene (old schooler nennen es manchmal auch noch Gewissen) eine Politikhygiene - zumindest wünsche ich mir diese als Bürgerin unserer Gesellschaft.

  • DR
    Dr. Rolf Stein

    Vielen Dank für den Artikel!

    Ja, es geht nicht direkt um Herrn Wulff, sondern in erster Linie um das Amt und wie der Amtsinhaber es begreift. Ich bin ja voll der Meinung der Autorin, jedoch hat es mich nachdenklich gemacht, dass man - ihren Gedenken folgend - Zweifel haben muss, ob dieses höchste deutsche Staatsamt in der Zeit unserer heutigen Berufspolitiker überhaupt noch einen würdigen Inhaber finden kann, oder ob ein solches Amt die Integrität eines modernen Politikers (uns auch der übrigen Menschen unserer Zeit ?) überfordert.

  • BD
    Breiwart Dada

    Er ist einer derer, vor denen ich meine Eltern immer gewarnt habe.

    Ein Farbloser, der in der Hoffnung auf Glanz doch ohne Gespür für die richtige Mischung in Farbtöpfen rührt - bis sie wackeln und umfallen.

     

    Er ist getrieben von einer hohen Affinität zur Macht. Sein Aufstieg begründet sich in Empathie, Anpassungsfähigkeit. Er hat die Fähigkeit schnell aufzunehmen aber den Mangel der leiernden Wiedergabe. Er weiß, er hat keine Bässe und Höhen. Auch das treibt ihn. Er hat Angst, sich selbst in seiner eigenen Blässe, in seinen eigenen Mitteltönen nicht mehr zu sehen und zu hören.

     

    Er ist kein Typ für Spontanes. Er ist ein Beruhiger, Nivellierer. Er verkörpert das uninspirierte Anti-Charisma.

     

    Er regelt die Dinge. Bis die Regel wichtiger ist, als der Gegenstand der Regelung. Er seziert alles Kreative, tötet es dabei.

     

    Seine Sprunggelenke kommen nie zu Einsatz. Er trägt immer Gleitschuhe.

     

    Er legt an alles Maß an. Mit einem Zollstock, dessen Kerben nur nach aussen gerichtet sind. Nie nach innen. Ein Maßstab, der stets und nur für andere gilt. Denn gerade davon will er sich befreien, weil ihn jede Regel, jedes Maß tiefer in die schiere Langeweile, in das fade Mittelmaß treibt.

    Doch es gelingt ihm nicht. Und so kämpft er dagegen unablässig und innerlich verzweifelt an - und riskiert schließlich etwas, das ihn scheinbar aus dem dramatischen Dilemma führt. Doch im Riskieren ist er schlecht - und er vermasselt es konsequent. Bis die Freunde stottern und die Presse jault.

     

    Er ist der Garant eines fabelhaften Fiaskos. Das alle, die zu nahe an seinen Farbtöpfen stehen, beflecken wird.

  • RM
    Reimar Menne

    Das hat mich jetzt wirklich überzeugt, dass es doch richtig war, so viel über diesen Mann zu diskutieren. Auf den narzisstischen Punkt gebracht! Nicht nur die - weiterhin wichtige und offene - Frage nach der wirklichen Machenschaft welcher Interessenten auch immer gegen ihn, von wem und warum inszeniert; sondern auch diese, die Frage nach der modernen geistig-seelischen Verfasstheit eines Menschen, der uns ent-täuscht hat, oder - je nachdem - unseren Prophezeiungen Recht gibt. So weit schön durch Klarheit und Genauigkeit der Zuspitzung.

    Und dann der Schluss: Das blöde unmündige Wählermonster ist wieder da, das wie erschrocken von so viel Egoismus sich von den Wahlurnen zurückzieht und alle wichtigen Menschen alleine lässt, auch die guten, weil es ja so blöd ist, weil ihm das (blinde) Vertrauen kaputtgemacht wurde. Ein Phantasietier, das uns in diesem Text davor bewahrt, das Problem weiterzuverfolgen zu einer allgemeinen Ebene, nämlich das Typische, Allgemeine, das womöglich viele Menschen, gar uns selber betreffende an Egoismus und Narzissmus herauszufinden.

    Schade, dieser Schluss!

  • L
    lommatzsch

    Hier unser musikalischer Kommentar zum Interview des Bundespräsidenten: Lügenmärchen vom Wulff

    http://www.youtube.com/watch?v=qeHoJgC_Vk4

  • MD
    M D

    Hape Kerkeling äußert sich zur Wulff-Affäre:

     

    http://meedia.de/fernsehen/hape-kerkeling-bin-eindeutig-fuer-wulff/2012/01/06.html

    http://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=10150443087016461&id=317865621460

     

    “WULFF oder BILD? Was wollen wir?

     

    Von keinem anderen Präsidenten haben wir je mehr verlangt als von Herrn Wulff!

    Einer mit zweifelhaftem Ruf schreit ihm laut zu: Los, Hosen runterlassen!

    Alle schreien: Ja!

     

    Der Bundespräsident hat in beispielloser Weise die Hosen herunter gelassen oder besser… lassen müssen!

     

    Der angebliche Skandal um unseren Präsidenten ist viel mehr ein Skandal unserer maroden und degenerierten Presse und Mediengesellschaft.

     

    Und dieser hochgejubelte und herbeigeredete Skandal kann unsere Demokratie nichts weniger als den Kopf kosten !

     

    Mal ehrlich, nimmt irgendwer der BILD Zeitung ernsthaft ab sie sei an Wahrheit, Anstand und ehrlicher oder gar lupenreiner Aufklärung interessiert?

     

    Seit wann, bitte?

     

    Der Bild geht es nur um so viel Auflage und Skandal wie eben möglich. Ausgerechnet die Bild mutiert nun zum obersten Moralhüter und zum reinen Gewissen der Nation!?!?

     

    Armes, ganz armes Deutschland!

     

    Die Frage, die sich hier stellt, lautet nicht :Wulff oder ein Neuer? sondern vielmehr :

     

    Wulff oder BILD? Wie soll Deutschland in Zukunft aussehen?

     

    Ich bin eindeutig für Wulff!!!

     

    Was hat dieser arme Präsident eigentlich verbrochen? Er hat sich Geld geliehen, nicht etwa geklaut, veruntreut oder unterschlagen. Nein, geliehen! Um sich ein Haus zu kaufen, keine Jacht oder einen Jet. Ein normales-nach meinem Geschmack- eher langweiliges Haus in Hannover!

     

    Zu einem günstigen Zinssatz, ja so ein übler Kerl!

     

    Dann hat er ein Upgrade einer Fluggesellschaft für einen Urlaubsflug akzeptiert? Wie masslos kann einer sein !

     

    Er soll gefälligst Holzklasse fliegen und seine Thrombose-Strümpfe anziehen! Was glaubt er wer ist, der Herr Wulff,… der Kaiser von China oder gar der 1. Mann in unserem Staate?

     

    Und dann brüllt er auch noch einen grossartigen, verdienten und gradlinigen Journalisten wie den Kai von der BILD am Telefon an und will ihm verbieten kritisch und aufrichtig zu berichten!

     

    Hallo????? Geht es noch?

     

    Das kann unser Präsident gar nicht verbieten und das weiss er auch denn er ist nämlich schon volljährig auch wenn die Medien uns glauben machen wollen, er sei es nicht….. aber der Kai weiss das anscheinend nicht und heult sich bei seinen eigenen Redakteuren aus und berichtet tapfer gegen den Bundesdiktator Wulff an!!!

     

    Aber darf ein Praesident in diesem Land sauer sein auf boulevardesken Enthüllungsjournalismus und unappetitliche Schnüffelei in seinem Privatleben? Darf er das oder nicht?Darf er Mensch bleiben angesichts einer unmenschlichen und gnadenlosen Presse? An seiner Stelle haette ich dem Kai nachts vor seiner Haustür aufgelauert und dem mal die Meinung gegeigt, was ich von so viel mangelnder Fairness und Gnadenlosigkeit halte.

    Gut, seine Urlaubsreisen mit oder bei Herrn Maschmeyer hätte er sich sparen können. Da hätte er auch gleich mit oder beim Chefredakteur der BILD Urlaub machen können.

     

    Zugegeben der Bundespräsident hat Fehler gemacht aber hat er sich strafbar gemacht oder unmenschlich gehandelt? Er hat seine Fehler eingeräumt und sich dafür öffentlich entschuldigt. So und nun? Kohl hat einen Demonstranten vor der Weltoeffentlichkeit zusammengeschlagen, Schroeder hat sich im Fernsehen hackevoll und live um Kopf und Kanzlerschaft geredet, Kiesinger war in der NSDAP.TJA, das waren anscheinend noch Staatsmaenner!Wenn der Bundespraesident jetzt geht dann geht der demokratische Konsens! Jedem potentiellen Nachfolger des Bundespräsidenten muss angesichts dieser hysterischen Debatte die Lust auf das Amt vergehen. Der Präsident muss unfehlbar sein. Gut, dann bleibt nur noch der Ratzinger und der kriegt sicher keinen Aerger mit dem Kai von der BILD seitdem die beiden ja nun Papst sind.

     

    Herr Präsident, bleiben Sie im Amt und vor allem bleiben Sie Mensch! Hape Kerkeling”

  • AS
    Arno Schlick

    Endlich ein sachlich wirklich guter und vor allem sogar intellektuell leidenschaftlicher - aber auch sprachlich ästhetisch ansprechender Kommentar zu diesem Thema, das ein wenig erscheint, als wäre es eine SMS des Schicksals am Ort des blinden Sehflecks der aktuellen deutschen Gesellschaft. Dort also, wo unsere Wahrnehmung beginnt und deshalb so extra schwer zu analysieren ist. Nämlich bei unserer Arrangiertheit mit dem Zweck. Was er tut, der Zweck, wissen wir sprichwörtlich - und nun aus der Anschauung einmal mehr.

     

    Gruß & danke für diesen Kommentar,

    Arno Schlick

  • A
    anonymous

    schon ein bisschen peinlich, hier solch einen pseudo-morlisierenden doch in der gänze unkritischen beitrag zu lesen.

     

    geht's noch piefiger?!

     

    vermutlich handelt es sich bei der schreiberin um eine 'tochter aus gutem hause'..

  • G
    Gallier

    Merkel wird Wulff wohl auch weiterhin stützen, denn einen Ersatz für einen solchen glatten, gefälligen und parteidienenden Präsidenten wird sie nicht mehr so schnell finden.

    Fast alle Politiker, sei es im Umfeld vom ehemaligen Kanzler Schröder oder jetzt, sehen die Politik als Sprungbrett für eine einträgliche Karriere in der Politik. Alle Hartz4-Reformer, mit wenigen Ausnahmen, haben heute lukrative Jobs. Am auffälligsten ist dabei der ehemalige Politaufsässige Joseph "Joschka" Fischer, der heute wohlgenährt, im Maßanzug und ohne Turnschuhe zum Establishment gehört.

  • SP
    Samuel P.

    Sehr wahrer Essay. Danke dafür!

  • F
    Frank

    Das Volk wird regiert. Armut ist Berufsalltag und Altersperspektive. Gesundheit wird zunehmend als privat zu organisierende Lebensvoraussetzung organisiert. Krieg, dessen Materialbeschaffung, Kriegsforschung und Personalbeschaffung, ist Alltag und als regelmässiger Abzug vom Bruttoeinkommen und als "Arbeitsplatzangebot" organisiert.

     

    Die Umwelt ist als Kostenfaktor für die gesamtstaatliche Organisation auf einen zu minimierenden Abzug vom Bruttosozialprodukt definiert. Die Jahreszeit Winter ist mittlerweile Geschichte. Tornados werden in Niedersachsen und überhaupt in Europa Realität.

     

    Die Nord- und Ostsee sind als Voraussetzung einer menschlichen Bewirtschaftung als Lebensraum von Tieren bedroht.

     

    Das Grundwasser, siehe Asse, unterirdische CO2-Lagerung CCS, Plastik usw. , der Wald, die Artenvielfalt (tierisch und pflanzlich), usw. usw.

     

    Alles das ist Ergebnis einer, in politischem Auftrag, fachmännisch geprüften "Untersuchung".

     

    Unbedenklich (Was sagt das über die "Fachleute" aus !? ).

     

    Und jetzt das.. Präsident braucht Geld und nimmt Geld. Präsident wird erwischt, und will die Quellen zum Schweigen bringen.

     

    Hier wird der Präsident zwar auch erwischt, aber, und es wird beschlossen diesen Tatbestand zum beherrschenden Medienthema zu machen (das könnten die selben Herren nämlich auch lassen, und stattdessen über süsse Tierbabys oder Fussball "berichten").

     

    Der Massstab:

    Ihr sollet aufblicken zu euren Herren!

     

    In diesem Fall soll der Blick nach oben, aus gebückter Haltung heraus, getrübt sein.

    Das Amt des Bundespräsidenten verdiene einen Besseren.

    Oder auch jede Kritik fehl am Platze, der Präsident sei wie "wir alle" allzumenschlich.

     

    Bejubelt und, als selbstverständlich, wird hier die Existenz des Amtes!

     

    Entweder der Präsi ist unwürdig oder, gerade wegen der dann "vermeintlichen" Verfehlung(en) geeignet. Das Amt wird geehrt. Die jeweilige amtsausübende Person zum Mittel der Verherrlichung von Herrschaft.

     

    König !? Aber immer! Die Wirkungen von Politik (=Herrschaft) sind hier als Thema nicht gefragt. Im Gegenteil. Das Blitzen der Krone, wird gerade auch von "mündigen Bürgern" mal als gänzender Beweis der Berechtigung von Herrschaft gesehen (nur der König darf die Krone tragen; oder Sonderkredite beanspruchen), oder der gleiche Sachverhalt, die Krone blitzt (Sonderkredite), als persönliche Bereicherung der privaten Person als Widerspruch

    zum eingebildeten "volksdiendenden" Auftrag des Amtes abgelehnt.

     

    Deswegen legt diese Einstellung auch keinerlei Wert auf praktische Berücksichtigung ihres Interesses in der erlebten Realtität; Was richtig ist, und was was falsch, lesen diese Typen morgen in der Zeitung. Was gestern "die Russen" waren, sind heute eben "Terroristen und Taliban", "Nie wieder Krieg" und "Verteidung deutscher Interessen" sind für diese Gesinnung identisch.

     

    Insgesamt zum Kotzen. Der Diener, und Opfer von Herrschaft, -will- zu seinem Herren aufblicken -können- dürfen.

     

    Diese Sichtweise, diese innere Einstellung und Motivation wird befördert.

    Journalisten übernehmen die Aufgabe der Förderung dieser Gesinnung, aus Überzeugung

  • O
    Owa

    Danke für das hervorragende Essay!

  • SJ
    Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow

    Alle halbwegs links eingestellen täten gut daran nicht mit in den Kanon gegen Wulff einzustimmen. Wenn Bild gegen einen CDU Bundespräsidenten hetzt, dann ist schon mal was OBERFAUL. Mit aller Macht wird versucht Wulff aus dem Amt zu drängen. Bei Guttenberg war es ja genau andersherum. Meiner Meinung nach kann das nur heissen, dass Wulff "ein Guter" ist. Wulff ist anscheinend "im Weg" und noch zu "menschlich". Vieleicht hat Wulff durchblicken lassen, dass er NICHT jede Menschenverachtende Entscheidung mittragen wird. Das gilt vor allem im Hinblick auf die anstehende Umgestaltung von Europa, weiteren Bankenrettungen, Sozialabbau e.t.c. 

    Wulff ist zwar etwas blass aber warscheinlich doch keine Marionette...

  • E
    EnzoAduro

    Richtig peinlich finde ich das sich Bettina Kleider schenken lässt. Noch nicht einmal Sonderanfertigungen als Ehrengabe für die Präsidentengattin, sondern Sachen aus der Kollektion.

     

    Nicht das ich mir hier um die Unabhängigkeit sorgen mache. Es ist einfach nur Endpeinlich. Die Frau unseres Staatchefs sollte sich alles kaufen können was sie will. Und wenn das Geld dafür nicht reicht, dann hat Sie es gefälligst zu spielen! Sie ist nicht Bettina Katzenberger!

     

    Der Bundespräsident ist die personalisierte Nation. Auf so ein Symbol kann man verzichten.

  • HH
    Heiner Hermann

    Danke Frau Meckel, hervorragende und messerscharfe Analyse. Die Maske von Christian Wulff ist ab! Der Kaiser ist nackt!!

  • A
    Achim

    Gut erkannt und geschrieben, Frau Meckel!

  • R
    Rainer

    Sehr geehrte Frau Professor Meckel,

    das ist mit großem Abstand das Beste, Treffendste und Intelligenteste, Entlarvendste, was ich in dieser tragikkomischen Politkommödie, mit einer unterirdischen Besetzung der Rolle des Handlungs-Protagonisten gelesen habe. Vielen Dank dafür

  • B
    boku

    ich glaub, mein Schwein pfeift:

    seit wann schreibt INSM-Lobbyistin und Mitinitiatorin des Hartz4-Menschenunrechts/Verfassungsbruchs Miriam Meckel für die taz?

  • MN
    Mein Name

    Liebe taz,

     

    bitte lasst diesen Text das ganze Wochenende auf der Startseite auf Platz 1.

     

    Danke Miriam Meckel für die klaren Worte! Vielleicht schicke ich den Link an www.bundespraesident.de!

     

    Weiter so!

  • A
    aRgent_provocateur

    Vielen Dank, Frau Meckel, für diese außerordentlich stimmige Analyse der Situation des seltsamen Herrn Wulff!

  • P
    Paul

    Man stelle sich vor:

     

    ... die Finanzkrise eskaliert, die deutsche Industrie bleibt auf den Waren sitzen, weil sie niemand mehr bezahlen kann oder will.Arbeitlosigkeit, Sozialabbau und Verarmung nehmen zu, die etablierten Politiker tun , was sie immer tun, - nichts Entscheidendes, schielen auf die kommenden Wahlen.

     

    Die deutsche Nationalmannschaft wird Europameister, in der kurzfristigen allgemeinen Euphorie formiert sich eine Art neue deutsche Partei ( wie wär`s mit "Einiges Deutschland"), an der Spitze unter anderem etwa Jogi Löw,Guttenberg,Sarrazin,Beckenbauer, Clement,Jauch,Henkel..., mir fallen noch viele von dieser Sorte ein. In der zweiten Reihe erfolgreiche Fussballspieler, andere Sportler und die üblichen verdächtigen Promis aus Presse, Film und Fernsehen auch einige besondere Schönheiten und Plaudertaschen, versteht sich..

    Alle diese neuen "Hoffnungsträger" propagieren eine neue "gelenkte Demokratie", sie lassen sich von Schröder attestieren, dass sie "lupenreine Demokraten" sind. Zentralorgan für Agitation und Propaganda ist die Bl_d.-Zeitung, Bams und Glotze und die "freiwillige Springer-Presse" machen mit, skandalisieren alle überkommenen Alt-Parteien und deren Politiker. Die notwendigen Finanzen für die neue Partei sprudeln üppig von der Rüstungs-, Auto-, Chemie-, und Energie-/Atomindustrie.

    Diese Partei gewinnt, was wundert, die kommende Bundeswahl haushoch...

     

    Das Grundgesetz und alle anderen störenden Gesetze sollen nun rasch "entrümpelt" bzw. "angepasst" werden...

     

    Man stelle sich vor, wir hätten in dieser Situation einen Heuss, einen Heinemann einen Weizsäcker oder einen Politiker vom Schlage eines Willi Brandts als Bundespräsidenten...

     

    Wir haben aber einen Christian Wulff.

  • TA
    Thomas aus dem Westen

    Sehr guter Kommentar, vielen Dank Frau Meckel, weiter so!

  • Y
    yepp

    Das aktuelle Skandaelchen hat zwei Seiten:

     

    Die Rolle von Wulff ist unwuerdig. Ich denke aber, da ist inzwischen alles gesagt ueber einen Lokalpolitiker mit Bundespraesidentenattituede.

     

    Fuer mich wesentlich bestuerzender ist die Rolle der Medien. BILD macht inzwischen eigene Politik. Nicht, indem es ueber Skandale anderer berichtet (was ja noch schoen waere), sondern indem es wirklich als eigenstaendiger Akteur auftritt in der politischen Landschaft, indem BILD zeitlich pokert: Erst wird das Anrufskandaelchen zwei Wochen vor sich hingekoechelt, bis es dann salamitaktikmaessig publiziert wird (was doch gerade Wulff vorgeworfen wird, die Salamitaktik).

     

    Um so erstaunlicher, dass sich Frau Meckel als Fachfrau mit keinem Wort hierueber auslaesst. Angst vor einer Retourkutsche der allmaechtigen BILD?

     

    BILD muss bei jedem Leser, der bisschen mitdenkt, schon laengst unten durch sein: Serioesitaet der Berichterstattung? Davon fangen wir gar nicht erst an. Aber BILD laesst jedes bisschen an Integritaet und moralischem Verhalten (gemaess dem Kantschen Imperativ) vermissen.

     

    Opportun ist, was Schlagzeilen bringt und damit Geld oder eigene Macht sichert (nur in diesem Licht kann man BILDs permanente Koenigsmacherambitionen sehen, wie Guttenberg immer noch ueber jeden gruenen Klee gelobt wird)

     

    Das Problem Wulff regelt sich von alleine - doch BILD gehoert ganz gewaltig die Fluegel gestutzt. Jede persoenliche Diffamierung sollte sofort zur Anzeige gebracht werden, eindeutige politische Einflussnahmen sollten vor dem Presserat enden. Dies kann und darf nicht mehr durch Pressefreiheit geschuetzt sein, was hier getrieben wird.

  • WM
    Weg mit dem Scheiß

    Amt abschaffen und mit den eingesparten Geldern hunderte Kinder vorm Hungertod bewahren.

  • T
    teil

    Ist ja alles richtig, aber was ist denn die Alternative? Also ich sehe das ehrlich gesagt so:

     

    Der Bundespräsident hat das höchste Amt im Staat, er repräsentiert den Staat, seine Werte und Normen, nach innen wie nach außen. Christian Wullf tut dies im Moment, durch die Affären und sein ja fast schon ignorantes über den Dingen stehendes Verhalten, sehr sehr gut. Er represäntiert unser politisches System authentisch. Er (als Mitglied der finanziellen und politischen Elite) verschafft sich darüberhinaus noch finazielle Vorteile, er lobt das Grundgesetz theoretisch, er versucht Einfluss auf die Medien und damit die öffentliche Meinung zu nehmen und zwar zu seinen Gunsten, er verdreht die Dinge wie sie ihm passen, er entschuldigt sich hält aber weitere Konsequenzen nicht für nötig, er hält das Volk hin und verweist auf die Menschlichkeit/auch einen Politikers) und versucht so alle Fehler und Miseren zu legitimieren. Nichts anderes tut die deutsche Politik schon seit vielen vielen Jahren. Das und nichts anderes ist die nackte Wahrheit der bürgerlich parlamentarischen Demokratie, das schreckliche Bild der Herrschaft des Kapitals.

     

    Also: Christian Wullf for Bundespräsident, er zeigt wie die Dinge hier laufen. Und dafür ist ein Bundespräsident doch da!?

  • TT
    tap.der tagesprophet

    Endlich!

    Lange genug hat es ja gedauert!

    Dieser Beitrag gehört definitiv zu dem Besten und Wahrsten, was bislang einmal quer durch die gesamte Presselandschaft zum Thema zu lesen war.

    Differenziert, sachlich und reflektiert wird argumentiert, wird nüchtern analysiert und darauf basierend wird eine wohlformulierte Meinung präsentiert.

     

    Vielleicht wirft es ein Licht auf den Berufsstand der Journalisten insgesamt, dass ausgerechnet dieser Beitrag nicht von einer Berufsjournalistin verfasst wurde.

     

    Die mediale Berichterstattung und Kommentierung ließ in dieser Debatte leider viel zu oft auf die emotionale Befindlichkeit der Autoren schließen:

    Aggressives, pikiertes Beleidigtsein.

     

    Vielleicht kein Wunder.

     

    Da wagt es der Bundespräsident, enge Verbindungen zur verfemten Bildzeitung zu pflegen und deren Chefredakteur die Mailbox mit brisanten Aussagen zu füllen. Aus journalistischer Sicht muss so etwas natürlich ein Leckerbissen der Extraklasse sein.

    Und als ob das allein nicht schon schlimm genug wäre, erlaubt sich der Bundespräsident, sich nur von ARD und ZDF interviewen zu lassen. Die gesammelte Printpresse musste draußen bleiben. Na so ein Mist aber auch! Schon wieder ein formidabler Leckerbissen entgangen!

     

    Vor dem Hintergrunde ist die journalistische Sachlichkeit allzu oft auf der Strecke geblieben - insbesondere auch bei der taz.

     

    Schade. Schade, dass es diesem Berufsstand im Großen und Ganzen nicht gelungen ist, die Causa Wulff angemessen aufzuarbeiten.

     

    Ich bin froh, dass es nun wenigstens die taz ist, die Frau Meckels großartigen Text publizieren darf.

    Und ich bin traurig, dass kein(e) einzige® taz-Autor(in) Ähnliches zustande gebracht hat.

  • J
    JürgenG

    Damit ist alles gesagt, das Thema für mich abgeschlossen, egal, wie es tatsächlich ausgeht. Danke schön, Frau Meckel, dass Sie die Dinge so unaufgeregt auf den Punkt bringen.

  • D
    Danke

    Danke für diesen guten Artikel.

  • T
    Trauerspiel

    Das ist tatsächlich das Traurige an der Geschichte: Wie will man das Vertrauen politikverdrossener Mitbürger zurückgewinnen, wenn selbst den BP aufgrund seiner Einstellung zum Amt niemand mehr ernst nehmen kann?