Erntehelfer in Griechenland beschossen: Angriff der Erdbeer-Mafia
Sie protestierten für ihre Löhne: In der griechischen Kleinstadt Manolada wurden Erdbeerpflücker aus Bangladesch beschossen.

ATHEN taz | Seit sechs Monaten hatten 200 Erdbeerpflücker aus Bangladesch in der westgriechischen Kleinstadt Manolada auf ihren Lohn gewartet. Vergeblich. Am Mittwochabend wollten sie auf der Plantage lautstark protestieren und dadurch ihren Arbeitgeber zum Einlenken bewegen. Drei bewaffnete Vorarbeiter bezogen Stellung und mindestens einer von ihnen schoss auf die Menge.
Dabei wurden 35 Menschen verletzt, nach dem Bauernchef wird gefahndet. Der Vorfall war der vorläufige Höhepunkt einer Serie von Angriffen auf Migranten, die sogar den Menschenrechtskommissar des Europarates auf den Plan gerufen haben.
Bereits 2008 hatten Saisonarbeiter in Manolada für menschliche Arbeitsbedingungen protestiert, 2011 wurden zwei Reporter, die vermutlich Missständen auf die Spur gekommen waren, krankenhausreif geschlagen. Im vergangenen Sommer hatten zwei Männer einen jungen Ägypter durch die Straßen geschleift.
Die linksliberale Zeitung Eleftherotypia spricht von einer „Erdbeermafia“, die lokale Arbeitergewerkschaft von einem „Sklavenbasar“. Umso überraschender mutet die Reaktion des Bürgermeisters: Der Chef dieser Migrantenarbeiter stamme aus Athen und lebe gar nicht in Manolada, sondern in der benachbarten Region Nea Lappa, erklärte er im Radiosender Vima. Das soll wohl heißen: Nicht wir sind Rassisten, sondern die anderen aus dem Nachbardorf.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen