Elbtunnel: Ende einer ewigen Baustelle
Zehn Jahre nach Fertigstellung der vierten Elbtunnelröhre sind ab dem kommenden Wochenende endlich alle vier Tunnel befahrbar. Antworten zum Mysterium
Warum hat es so lange gedauert, bis alle vier Röhren des Elbtunnels befahrbar sind?
Weil, kurz nachdem die vierte Röhre Ende 2002 fertig war, die drei alten Tunnelröhren modernisiert werden mussten.
Hätte man da nicht früher drauf kommen können?
Vermutlich nicht. Mit der Modernisierung reagierte die Bundesregierung auf mehrere Brandkatastrophen in Straßentunneln in den Alpen. Der Brandschutz wurde so umgebaut, dass jetzt auch ein großer Laster im Tunnel abbrennen kann.
Wie soll das gehen?
Der Rauch wird jetzt durch große, individuell steuerbare Lüftungsklappen abgesaugt, statt durch viele kleine. Außerdem gibt es drei zusätzliche Fluchttunnel, in denen Autofahrer in die Nachbarröhren flüchten können.
Sind neun Jahre für Brandschutzmaßnahmen nicht trotzdem ziemlich lang?
Es ging nicht nur um den Brandschutz. Die Ingenieure stellten fest, dass in der alten Tunnelausstattung Asbest steckte. Es dauerte allein vier Jahre, bis das beseitigt war. Zwischendurch waren schon einmal alle vier Röhren ein Jahr lang offen.
Ende 2012 hätten die Bauarbeiten endgültig beendet werden sollen. Weshalb hat sich das noch mal verzögert?
Beim Test der Rauchabzugsanlage verformte sich unter der Hitze der Abluftkanal. Er musste ersetzt und verstärkt werden.
Wird jetzt alles gut?
Nein. Denn als Nächstes wird die Autobahn nördlich des Tunnels um zwei Spuren verbreitert. Aus Lärmschutzgründen soll die Autobahn mit einem Deckel versehen werden. Schon diese Baustellen werden für Behinderungen sorgen. Dazu kommen weitere Projekte südlich der Elbe wie die in Bau befindliche Autobahn durchs Alte Land, die noch mehr Verkehr anziehen.
Gibt es denn überhaupt keine Lösung für den Stau im Elbtunnel?
Vielleicht doch. Der Umweltverband BUND hat einmal vorgeschlagen, eine S-Bahn durch die vierte Röhre fahren zu lassen, damit die vielen Pendler, die den Elbtunnel nutzen, ihr Auto stehen lassen. Der Vorschlag wurde abgelehnt.
Stimmt es, dass der Elbtunnel die Elbvertiefung behindert?
Na ja. Es wird schon knapp. Im Bereich des Autobahn-Elbtunnels wird die Fahrrinne aus Sicherheitsgründen nicht weiter vertieft. Große Schiffe, die zum Beispiel den Containerhafen Altenwerder anlaufen wollen, dürfen nicht voll beladen sein oder müssen mit der Flutwelle über diese Schwelle schwimmen.
Hätte man anstelle des Elbtunnels nicht etwas anderes bauen können?
In der Nazizeit wurde über eine monumentale Elbbrücke mit massiven Pfeilern nachgedacht. Die wäre heute vermutlich aber auch zu eng, und ein zweites Monstrum dieser Art wäre wohl kaum gebaut worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Problematischer Vorstoß der CDU
Stigma statt Sicherheit
Kleinparteien vor der Bundestagswahl
Volt setzt auf die U30
Reichtum in Deutschland
Geldvermögen auf 9,3 Billionen Euro gestiegen
Musks AfD-Wahlempfehlung in der „Welt“
Rocky Horror Springer Show
Silvester in Berlin
Kein Ärger in Verbotszonen
Willkommenskultur in Deutschland
Gekommen, um zu bleiben?