Durchbruch in der Aids-Forschung: HIV-infiziertes Baby angeblich geheilt
US-Medizinern ist es gelungen, ein bei der Geburt mit dem Aids-Erreger infiziertes Kind praktisch zu heilen. Grund dafür soll die besonders massive Behandlung sein.
![](https://taz.de/picture/170154/14/virus_01.jpg)
WASHINGTON ap | Ein mit dem HI-Virus geborenes Baby ist nach Angaben von US-Forschern möglicherweise dank einer schnelleren und massiveren Behandlung als sonst bei Säuglingen üblich geheilt worden. Dr. Anthony Fauci vom amerikanischen Institut für Gesundheit sagte am Sonntag: „Sie können diesen Fall, den wir gesehen haben, als nahe an einer Heilung, wenn nicht sogar als eine Heilung betrachten.“
Falls das inzwischen zweieinhalb Jahre alte US-Kind dauerhaft gesund bleibt, wäre es erst die zweite weltweit berichtete Heilung von Aids. Der neue Ansatz öffne der Aids-Forschung neue Türen bei der Behandlung und Heilung von Aids - gerade in Weltregionen wie Afrika, wo viele Kinder von HIV-infizierten Müttern geboren werden, sagten Fachärzte am Sonntag in Atlanta.
Das Kind sei von einer Mutter geboren worden, deren HIV-Infektion erst bei den Wehen entdeckt worden sei, berichtete eine Kinderärztin der Universität von Mississippi, Dr. Hannah Gay. Ihm seien innerhalb der ersten 30 Tage eine Infusion mit drei Medikamenten gegeben worden - noch bevor bei ihm selbst das Aids-Virus tatsächlich festgestellt worden sei. „Ich dachte einfach, das Baby hat eine erhöhtes Risiko und verdiente unsere besten Anstrengungen“, sagte Gay.
Bei dem Kind seien jetzt nur noch Spuren des Aids-Virus nachweisbar. Eine Garantie, dass die Immunschwächekrankheit doch noch ausbricht, gebe es allerdings auch nach einem Jahr nicht, in dem keine Aids-Medikamente mehr gegeben werden mussten, hieß es weiter.
Viren im Blut ausgeschaltet
Die frühe Behandlung habe HIV im Blut des Baby offenbar ausgeschaltet, bevor das Virus sogenannten schlafende Zellen im Körper bilden konnten - Zellen, die eine Infektion wieder aufleben lassen, wenn eine Medikamentenbehandlung abgebrochen wird, erklärte eine weitere Ärztin, Dr. Deborah Persaud vom John Hopkins Children's Center.
Persaud leitete eine Untersuchung, die das Kind als „praktisch geheilt“ einstufte. Persaud sagte, in einer weiteren Studie sollten weitere mit hohem Aids-Risiko geborene Baby nach diesem Ansatz behandelt werden.
Fauci sagte, es müsse noch geprüft werden, ob es sich um einen Einzelfall oder eine Behandlungsmethode handeln könnte, die auch anderen Kindern von HIV-infizierten Müttern helfen könne. In den Anstrengungen zur Aids-Prävention dürfe aber auf keinen Fall nicht nachgelassen werden.
Zweiter Heilungsfall
2011 wurden weltweit 300.000 Babys mit HIV geboren, überwiegend in armen Ländern, in denen nur 60 Prozent der infizierten schwangeren Frauen eine Behandlung bekommen, mit der die Weitergabe des Virus an ihre Kinder verhindert werden kann.
Bei dem bisher einzigen Fall einer Aids-Heilung handelt es sich um einen Mann aus San Francisco, der eine Knochenmarkstransplantation erhielt. Timothy Raw hat in den fünf Jahren seit der Transplantation keine HIV-Behandlung mehr benötigt. Das Knochenmark stammte von eine Spender mit einer seltenen natürlichen Resistenz gegen das HI-Virus.
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