piwik no script img

Die Wahrheit„Project tazosphere“

Für Außenstehende ist es unterhaltsam, was taz-intern so alles getuschelt wird. Ein neues Geschäftsmodell muss her: Post Privacy.

Der NSA ist nichts dagegen: Redaktionskonferenz der taz. Bild: taz

Überall geht’s her, mal hoch, mal tief. Seltsamerweise aber steht nur das, was in der taz sich so zuträgt an Zwischenmenschlichem, anderntags in anderen Zeitungen.

Da mag man sich in der Rudi-Dutschke-Straße noch so sehr die Dreadlocks raufen – es scheint offenbar für Außenstehende ungeheuer unterhaltsam zu sein, was intern so alles gekräht und getuschelt wird, worüber Einigkeit besteht und worüber Zwietracht. Riesenthema.

Sonst würden wohl kaum hochbezahlte Medienredakteure anderer Blätter so fieberhaft pikanten Gerüchten auf den Grund gehen. Spielt die Chefredakteurin nachts E-Gitarren-Soli von Slayer, nachdem sie bolivianisches Marschierpulver geschnupft hat? Führt der Lastenfahrstuhl zum Schafott? Bewirtschaften auf dem Dach des taz-Gebäudes usbekische Agrarsklaven eine Mohnplantage, deren Gewinne heimlich in ambitionierte Pläne zur genderkritischen Raumfahrt („project tazosphere“) fließen?

Ist das noch Sozialismus, wenn manche Redakteure barfuß gehen müssen, während andere in Cowboystiefeln daherstolzieren? Hört die taz ihre eigenen Korrespondenten am Telefon ab? Ist die taz nicht längst nur noch ein knisterndes Deckmäntelchen für einen schwunghaften Versandhandel mit Eso-Klimbim und Öko-Nippes? Bezieht das Meinungsressort seinen täglichen Nachschub an Meinungen wirklich von einem gewissen Abeeku N’gombo aus dem Görlitzer Park, drittes Gebüsch links?

„Der interne Durchstecher“

Keiner weiß es. Aber alle wollen es wissen. Deshalb sollte die taz in die Offensive gehen. Nicht mehr mauern, sondern richtig Gas geben, in die Transparenz-Offensive gehen und die erste „gläserne Zeitung“ der Welt werden – mit dem neuen „NSA-Premium-Abo“!

So sollte künftig jeder auf die zahllosen Webcams innerhalb des Gebäudes zugreifen können, gegen ein geringes Entgelt auch auf die in den Kloschüsseln und die Wärmebildkamera im Satellit, der stets stationär im Orbit über dem Gebäude steht. In Echtzeit ins Netz gestellt werden die Pulsfrequenz der Blattkritiker ebenso wie der aktuelle Koffeingehalt an der Kaffeemaschine. Eine Zimmerdrohne auf Redaktionskonferenzen klärt, wer die Stimme gehoben hat und wer nur die Augenbraue.

Wöchentlich wird die Belegschaft nach ihrer Zustimmung zum Kurs von Chefredaktion und Geschäftsführung befragt. Die Abonnenten vergeben monatlich Kopfnoten, an die dann das Gehalt gekoppelt ist. Fest angestellte Redakteure müssen auch nach Feierabend ständig ein Mikro am Leib tragen, damit ihr konspiratives Kneipengeschwätz per Stream weltweit abrufbar bleibt.

Ferner denkbar wären eine Porno-DVD („Der interne Durchstecher“) oder eine RTL-Doku-Soap („Gute Zeitung, schlechte Zeitung“), in der Laien die schönsten Treppenhauswitze nachspielen, mit viel Gelächter vom Band. Meinungsverschiedenheiten dagegen taugen durchaus auch zum Live-Event: „Das große antirassistische Schlammcatchen“. So wäre nebenbei auch die Zeitungskrise endlich beigelegt. Und das Beste ist: Eine Zeitung bräuchte man auch nicht mehr machen!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • H
    Heidi

    Die näheren Umstände eurer Fotos möchte ich nicht genau wisse. Zu oft stellte ich dann fest - mir wurde ein Schubladen-Bild serviert. Nix Neues.

     

    Beispiel das Foto oben. In den für jeden Durchschnittsuser ersichtlichen Exif-Daten steht, dass das Bild am 24. Juli 2013 um 08:58 Uhr mit dem Kameramodell Canon EOS 550D aufgenommen wurde. Im Automatikmodus (welcheR RedakteurIn kann denn schon die Programmtik an der Kamera bedienen). Den Bildnamen "taz-irmer" beim Scrollen über das Bild möchte ich auch nicht wissen. Der sagt mir nämlich nur, dass er keinen Sinn für mich macht.

  • A
    Anja

    La la Refrain: "Das sind alles Dinge, von denen ich gar nichts wissen will" la la punktpunktpunkt ... Ärzte!

  • I
    ion

    „Innenpolitische Themen liegen ihm nicht so.“ (Loriot)

     

    Dass die taz in vielem sehr aktiv auf Intransparenz bedacht ist, dürfte ebenso notorisch, unstrittig sein, wie die Tatsache, dass sie sich selbst unermüdlich ‘qualitätsquatscht’. Den substantiierten Kritiken etwas entgegen halten zu wollen, indem man überzeichnet und an inneren Prozessen interessierte "Außenstehende" gleichsam als (sensations-)geile Spanner, Stalker abqualifiziert, spricht eben (auch) nicht für S-/s-ie.

     

    „Jazz is not dead, it just smells funny.“ (Frank Zappa)