Die Skandalchronik der Fifa: Ein Vertrag mit sich selbst
Kassieren und schmieren gehört bei einigen Funktionären der Fédération Internationale de Football offenbar zum guten Geschäft. Eine Historie der Vertuschungen.
1989–1998: Die Vermarktungsagentur ISMM/ISL wird zur Hausagentur der Fifa und zahlt an deren Funktionäre für exklusive Rechte gerichtsfest belegte Bestechungsgelder in Höhe von 160 Millionen Schweizer Franken. Allein Joao Havelange, von 1974 bis 1998 Fifa-Boss und immer noch Ehrenpräsident, kassiert mindestens 1,5 Millionen Euro Schweizer Franken, sein Schwiegersohn Ricardo Teixeira 12,47 Millionen.
Mai 2001: Konkurs der ISMM/ISL. Gläubiger machen Schäden in Höhe von 4 Milliarden Franken geltend. Die Fifa erstattet Strafanzeige.
Februar 2004: ISL-VR-Präsident Jean-Marie Weber, ein Freund von Blatter, schließt mit ISL-Konkursverwalter Thomas Bauer einen Vergleich ab. Mit der Zahlung von 2,5 Millionen Franken bewirkt er, dass dieser eine Zivilklage zurückzieht, die sich gegen die Empfänger der Schmiergeldzahlungen richtete.
Juni 2004: Die Fifa teilt der Justiz mit, dass sie an einer weiteren Strafverfolgung der ISMM/ISL nicht interessiert sei.
August 2005: Die Zuger Untersuchungsbehörden eröffnen ein Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zum Nachteil der Fifa. Im Verdacht stehen Fifa-Funktionäre.
Mai 2010: Nach einer Zahlung von 5,5 Millionen Franken wird die Untersuchung abgeschlossen, ohne dass Namen offiziell bekannt werden.
Oktober 2010: Die Sunday Times deckt auf, dass sechs Fifa-Funktionäre Bereitschaft signalisierten, für die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar) ihre Stimme zu verkaufen.
November 2010: Ein brasilianisches Magazin zeigt, wie Teixeira mit einem Vertrag mit sich selbst alle Gewinne aus der WM 2014 sich zuschieben will.
November 2010: Eine Zahlungsliste von ISMM/ISL weist Teixeira, Havelange, Leoz sowie den Kameruner Issa Hayatou als Empfänger der Schmiergelder aus.
Mai 2011: Die Ethikkommission der Fifa erklärt Blatters Präsidentschaftsgegner Mohammed bin Hammam für schuldig, versucht zu haben, Stimmen für die Präsidentschaftswahl zu kaufen.
Juli 2012: Das Bundesgericht lehnt die Beschwerden von Teixeira und Havelange ab und gibt die Akten der Strafbehörde zur Veröffentlichung frei.
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