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Deutscher Islamist im engeren IS-ZirkelEx-Rapper rekrutiert Nachwuchs

Der Berliner Denis Cuspert hat Karriere bei der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gemacht. Das geht aus einem Bericht von Verfassungsschützern hervor.

Der frühere Rapper Denis Cuspert beim einem Gebet der Salafisten auf einer Bonner Straße (Archivbild von 2012). Bild: dpa

BERLIN dpa | Der deutsche Islamist Denis Cuspert gehört nach Erkenntnissen des Berliner Verfassungsschutzes inzwischen zum engeren Kreis der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Der ehemalige Berliner Rapper Deso Dogg“ sei dem IS im Irak und in Syrien im April 2014 beigetreten.

Nun rufe er vor allem radikalisierte Salafisten in Deutschland auf, sich der Organisation anzuschließen, heißt es in einem Dossier der Verfassungsschützer (pdf-Datei) über das Leben Cusperts, das die Berliner Senatsverwaltung für Inneres veröffentlichte. Über die Analyse hatten zuerst die Bild am Sonntag und die Berliner Morgenpost berichtet.

Bei einem Treffen mit hochrangigen IS-Chefs soll Cuspert im April einen Treueschwur auf den Topterroristen Abu Bakr al-Bagdadi geleistet haben, schreibt der Verfassungsschutz. In dem Bericht ist auch von einem Video von Ende Juli die Rede, das Cuspert „bei der Schändung einer Leiche“ zeige. Bei dem Toten handelt es sich dem Verfassungsschutz zufolge um einen zivilen Mitarbeiter eines Gasfeldes, der wie seine Kollegen „offenkundig mit Kopfschüssen getötet“ worden sei.

Cuspert ist nach der Analyse der Verfassungsschützer um „eine zumindest öffentlich dargestellte Authentizität in der Lebensführung bemüht“. Seine „Glaubwürdigkeit auf dem Schlachtfeld geht einher mit der gestiegenen Wertschätzung in der internationalen jihad-salafistischen Szene“, heißt es in dem Report weiter.

Er genieße „eine exponierte Stellung als deutschsprachiger Propagandist des Islamischen Staates“. Das berge „ein erhebliches Mobilisierungsmoment für einschlägig radikalisierte Personen in Deutschland“. Cuspert könne „junge Menschen für ein vorgebliches Paradiesversprechen ins Verderben locken“.

Cuspert, der sich inzwischen Abu Talha der Deutsche nennt, hatte die Bundesrepublik 2012 nach dem Verbot seiner Organisation „Millatu Ibrahim“ verlassen.

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10 Kommentare

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  • Wir haben Gesetze, müssen diese nur konsequent anwenden.

     

    §28 StAG besagt:

    "Ein Deutscher, der auf Grund freiwilliger Verpflichtung ohne eine Zustimmung des Bundesministeriums der Verteidigung oder der von ihm bezeichneten Stelle in die Streitkräfte oder einen vergleichbaren bewaffneten Verband eines ausländischen Staates, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt, eintritt, verliert die deutsche Staatsangehörigkeit. Dies gilt nicht, wenn er auf Grund eines zwischenstaatlichen Vertrages dazu berechtigt ist."

     

    Ich glaube kaum, dass das Verteidigungsministerium sein OK gegeben hatte.

  • Schön,dass er weg ist.Und das Schönste ist,er wird auch nicht wiederkommen,

    sondern hoffentlich von der Gewalt in Stücke gerissen,die er gesucht hat.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Salafisten rekrutieren nun mal nicht die hellsten Lichter, daher kann sogar ein drittklassiger Rapper ein paar Verwirrte erreichen.

    • D
      D.J.
      @738 (Profil gelöscht):

      Da sollten wir vorsichtig sein. P. Vogel halte ich z.B. für durchaus intelligent; Cuspert ist auch nicht der Allerdümmste. Nun hat aber Intelligenz allein noch nie gegen kollektive Zwangsneurosen geholfen.

  • D
    D.J.

    Stimmt. Ich kenne mich ein wenig in dieser Szene aus (ist ja nicht so schwer, gibt ja genügend Propagandafilmchen), und eigentlich war auch schon zuvor ziemlich deutlich, welchen Weg er gehen würde. Ich hasse es, in solchen Dingen meist Recht zu behalten. Was den VS betrifft - möglich, dass man ihn bewusst hat gehen lassen (Motto: Was kümmern uns die Opfer solcher Leute in Syrien?).

     

    Bei ihm übrigens: Beispiel, dass sich die schon vorher vorhandene Brutalität nur eine angemessene Ideologie sucht. Bei genügend Nazis ja auch bekannt.

    • @D.J.:

      Brutalität ist meistens nur ein Ausdruck für ein starkes Schutzbedürfnis, d.h., man meint, sich nur noch sicher sein zu können, wenn man brutal vorgeht.

       

      Da sind dann natürlich solche Organisationen, in denen Brutalität auch noch als Gemeinschaftsaktion vorgenommen wird, ideal, um sich vollends keine Gedanken mehr über sich selbst machen zu müssen, warum man Ängste hat, die zur eigenen Brutalität führen.

       

      Ich würde daher die Leute nicht ausreisen lassen, sondern sie möglichst frühzeitig mit ihren Ängsten konfrontieren. Ich schätze, es gibt noch genug, bei denen noch nicht alles zu spät ist.

       

      Therapien kosten aber Geld!

      • D
        D.J.
        @Age Krüger:

        Natürlich wäre das der sinnvollste Weg, Ake. Problem dabei:

        1. Jede Therapie ohne zumindest Teil-Zustimmung des Patienten ist sinnlos. Abgesehen vom rechtlichen Aspekt.

        2. Wo Religion draufsteht, kann noch so großer Stuss erzählt werden, ohne dass es als (vulgo) zu therapierender Irrsinn gilt. Damit zusammenhängend:

        3. Es gilt m.W. unter Therapeuten als ethisch nicht vertretbar, die Weltanschauung/Religion von Patienten zu beanstanden. Das macht es zumindest schwierig.

        • @D.J.:

          Ist richtig, wenn es um Erwachsene bzw. weitestgehend mümdige Menschen geht.

          Hier wird ja aber auch geschildert, dass derjenige versucht, junge Menschen aus Deutschland zu rekrutieren. (Leider steht nicht im Bericht, wie. Da könnte man auch einhaken.)

          Und bei Jugendlichen kann man schon noch was machen. Es geht ja auch nicht hauptsächlich um die Religion. Die können sie ja leben, wie sie wollen. Es geht darum, dass sie nicht zu brutalen Mördern werden, in wessen Namen auch immer.

    • D
      D.J.
      @D.J.:

      betraf @Ake Krüger

  • Interessant in dem Dossier:

    Obwohl er bereits angekündigt hatte, Geiseln zu nehmen, um einen nach der Messerstecherei bei der pro-nrw-Demo damals in Köln freizupressen, durfte der ungehindert ausreisen anstatt dass man ihn festnahm.