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Debatte WachstumsgrenzenSymptom Boni-Banker

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Was wir "Finanzkrise" oder auch "Schuldenkrise" nennen, sind schlicht die Grenzen des Wachstums. Endlich wird das für alle einmal sichtbar.

Die Nervosität ist mehr Symptom der Krise ist als deren Ursache. Bild: kallejipp / photocase.com

U nbestritten: Das heutige Spekulationsgewerbe ist schlicht pervers. Klar also, dass die Bankenwelt mit ihren zum Teil absurden Finanzkonstruktionen hervorragend als Projektionsfläche für Wirtschaftskritik taugt; der Protest der Occupy-Bewegung vor den Tempeln des Geldes ist allemal verständlich.

Und dennoch greift die öffentliche Verachtung der Banker und ihrer Zockerei zu kurz - weil nämlich die Nervosität der Finanzmärkte mehr Symptom der Krise ist als deren Ursache.

Ohne hiermit den Zynismus des ungehemmten Kapitalmarkts schmälern zu wollen: Wer mit seiner Kritik mehr will als nur Frust abbauen will gegenüber blasierten Boni-Bankern, wer wirklich tragfähige Lösungen für eine Ökonomie der Zukunft sucht, sollte den legitimen Protest mit ökonomischen Analysen verbinden.

Diese müssen zwingend damit beginnen, dass man die Finanzkrise von 2008 in einen entscheidenden, aber bislang häufig verdrängten Kontext stellt.

Finanzmarkt war kein Auslöser

Rückblick in den Sommer vor drei Jahren: Die Weltwirtschaft boomt, der Ölpreis steigt auf fast 150 Dollar pro Barrel. Die weltweite Ölförderung hat, so viel ist heute auch rückblickend klar, kurz zuvor ihren Peak überschritten.

Bild: privat
BERNWARD JANZING

ist freier Journalist in Freiburg und Träger des Deutschen Solarpreises 2010. Im Frühjahr erschien im Picea Verlag sein Buch "Solare Zeiten - die Karriere der Sonnenenergie".

Weil die globalen Märkte aber mit anhaltendem Wirtschaftswachstum und weiter anschwellender Energienachfrage rechnen, steigt der Preis aller Energieträger unablässig. Und auch andere Rohstoffe, von Metallen bis zum Getreide, erreichen Spitzenwerte. Der Markt rechnet mit Verknappung allenthalben.

Und dann passiert es: Unter der Last der Rohstoffpreise kollabiert als Erstes das auf maximaler Verschwendung aufgebaute US-amerikanische Wirtschaftsmodell. Immobilienkäufer, die sich ihr Haus ohnehin nie leisten konnten, werden durch die hohen Energiekosten endgültig in den Ruin getrieben.

Weil dies nun in Massen geschieht, implodiert der Häusermarkt. Die Banken, die diesen finanziert haben, weil sie panisch nach Wachstum gierten - und sei dieses noch so absurd auf Pump finanziert -, werden mitgezogen in die Tiefe.

So erweist sich die Finanzwirtschaft am Ende zwar als die Sollbruchstelle eines Systems, das nicht auf Dauer funktionieren konnte, aber der alleinige Auslöser der Krise ist sie nicht. Die Ursachen liegen vielmehr im wachstumsfixierten System selbst.

Wer die Krise nüchtern betrachtet - also weder mit Abscheu gegenüber dem kompletten Finanzsektor noch aus der Sicht eines Wachstumsfetischisten -, muss schlicht konstatieren: Bei 150 Dollar pro Barrel Rohöl geht den Konsumgesellschaften der heutigen Machart offenkundig die Puste aus.

Kurzum: Was heute gerne wahlweise "Finanzkrise" oder auch "Schuldenkrise" heißt, das sind faktisch die Grenzen des Wachstums. Es sind die Erosionen eines Wirtschaftsmodells, das bis heute ignoriert, dass die Erde nur über limitierte Rohstoffressourcen verfügt. Naturgesetze lassen sich eben nicht aushebeln. Nicht mit noch so speziellen Fonds und auch nicht mit Hebelzertifikaten.

Angst vor der Wirklichkeit

In den frühen siebziger Jahren, als die Grenzen des Wachstums noch fern waren, wurde der Ausdruck zum Titel eines Weltbestsellers. In Deutschland stand das Werk - vom Spiegel seinerzeit zum "Statistik-Thriller" geadelt - anderthalb Jahre lang ganz oben auf der Verkaufsliste, weltweit wurde das Buch in 30 Sprachen übersetzt und zwölf Millionen Mal verkauft.

Heute jedoch, wo die Grenzen des Wachstums deutlich fühlbar werden, wird das Thema von den angeblich so führenden Ökonomen und den Wirtschaftszeitungen beharrlich ignoriert. Auch EU, EZB und IWF bilden eine Troika der Naivität, weil auch sie das Wort Wachstumsgrenzen nicht im Munde führen.

Die besseren Ökonomen

Zwar gibt es Ideen für die Gestaltung der Postwachstumsgesellschaft - unter anderem in einem unter diesem Titel erschienenen Buch. Das lesenswerte Werk kommt aber weniger aus der Ökonomie denn aus der Ökologie. Aber so war es schon immer: Das Denken in Gesamtzusammenhängen war stets zuvorderst in den Umweltwissenschaften zu Hause - womit die Ökologen dann in der Praxis zu den besseren Ökonomen wurden.

So ist es, um bei den aktuellen Finanzturbulenzen zu bleiben, auch kein Zufall, sondern nur folgerichtig, dass ausgerechnet jene Banken, die ihr Geld nach ökosozialen Kriterien investieren, hervorragend durch die Krise kommen. Systemisches Denken, der Blick für Zusammenhänge, zahlt sich erkennbar auch ökonomisch aus.

Und dieses Denken muss endlich raus aus der Nische. Denn dass die Postwachstumsgesellschaft kommt, daran kann - zumal in der aktuellen Weltlage der inflationierenden Rettungspakete - niemand mehr ernsthaft zweifeln.

Nur die Frage, auf welche Weise sie kommt, ist offen. Entweder kommt sie so, wie wir sie aktiv gestalten, also "by design". Oder sie bricht über uns herein mit unübersehbaren wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen, also "by desaster".

Banalökonomie im Fernsehen

Nun wäre es vermessen, an dieser Stelle das neue Wirtschaftsmodell präzise definieren zu wollen. Niemand hat dies bisher im Detail getan. Aber es gibt immerhin interessante Ansätze, deren Umsetzung vor allem eines erfordert: die Abkehr vom herrschenden Konsumismus, den vernünftigeren Umgang mit Naturressourcen.

Die Suche nach einem neuen Wohlstandsindikator abseits des Bruttoinlandsprodukts wäre nun immerhin ein symbolträchtiger Anfang, aber dabei kann es natürlich nicht bleiben. Was wir brauchen, ist eine intensive öffentliche Debatte darüber, wie unsere Wirtschaft zu strukturieren ist in einer Welt, die kein quantitatives Wachstum mehr zulässt.

Immerhin gibt es derzeit eine Enquetekommission des Bundestags, die unter dem Namen "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" genau darüber nachdenkt. Aber auch sie agiert noch in der Nische, wenig beachtet von den Wortführern der deutschen Wirtschaft, die lieber in Talkshows Banalökonomie ventilieren.

So bleibt am Ende nur der Appell an all jene, die sich zur Spitze der internationalen Ökonomenzunft zählen: Positioniert euch zum Thema "Grenzen des Wachstums". Oder schweigt für immer.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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18 Kommentare

 / 
  • TM
    Thomas Müller

    Herr Janzing bringt da wohl einige Dinge durcheinenander. So sind die Grenzen des Wachstums global betrachtet mitnichten zu sehen. Die Weltwirtschaft wächst unablässig weiter, dafür sorgen schon die stetig wachsende Bevölkerung (7 Mrd seit kurzem!)und der wachsende Wohlstand in den Schwellenländern. So muss China sogar sein Wachstum künstlich bremsen, damit sich die Wirtschaft dort nicht überhitzt.

    Wo Janzing aber Recht hat: Das Wachstum in vielen "alten" Industrienationen kam zum Jahrtausendwechsel zum Erliegen. Da die USA als größte Wirtschaftsmacht aber nur wachsen kann, wenn seine Bürger mehr konsumieren, hat man dort nach dem Börsencrash im Jahr 2000 mit billigem Geld und noch billigeren Krediten das Wachstum künstlich angeheizt, sprich Konsum auf Pump finanziert: Erst haben sich die Bürger überschuldet (Immobilienblase) dann die Banken schließlich die Staaten. Das Wachstum der letzten Jahre war also nicht real, sondern nur schuldenfinanziert, und deswegen musste das Kartenhaus irgendwann zusammenbrechen, und nicht wegen steigender Rohstoffpreise, unter denen die stark wachsenden Schwellenländer übrigens viel mehr zu leiden hätten als wir. Das erklärt auch, weshalb Deutschland bisher so gut in der Krise dasteht: Unser Wachstum beruht auf Export, nicht auf unserem Konsum, die Chinesen wollen eben auch viele deutsche Autos und Maschinen, und das ist ganz real.

    Sicher wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem knappe Rohstoffe das Wachstum limitieren. Aber da sind wir noch lange nicht. Am ehesten wird das Öl noch knapp. Aber China und Australien sitzen auf gigantischen Kohlereserven, Kanada auf Unmengen Ölschiefer. Klimadiskussion hin oder her - im Notfall hätten diese Länder wohl kaum Skrupel, damit den gesamten Weltenergiebedarf zu decken.

  • S
    sagbar

    "Die Ursachen liegen vielmehr im wachstumsfixierten System selbst."

     

    Diese Einsicht ist nicht neu und wurde und wird längst von den Köpfen vertreten und bearbeitet, die jedoch in den Tageszeitungen und Massenmedien kaum beachtet werden - und wenn dann als "Denunzianten", "Verräter" oder "Ewig Gestrige" abgetan werden.

     

    Das freilich sagt viel über unsere Kultur der Meinungsfreiheit und über die Intelligenz der "Eliten und Macher" aus ...

     

    ... konstatiert sagbar

  • B
    babasikander

    Die wachstumsbasierte Ökonomie setzt falsche Anreize bzgl. einer langfristigen, nachhaltigen Lebensweise. Es ist an der Zeit, eine ressourcenbasierte Ökonomie zu leben.

     

    Es ist notwendig, unsere Ressourcen zum Maßstab unseres ökonomischen Handelns zu machen. Derzeit sind Wünsche und Träume der Maßstab ökonomischen Handelns.

  • W
    Wolfgang

    Was treibt die Krise an?

    Es ist Zeit, die übliche Argumentation einmal auf den Kopf zu stellen! Was treibt die Krise an? Sind es wirklich unverantwortliche Schulden? Sind es die Haushaltsdefizite, die man hätte vermeiden können? Schulden und Guthaben sind bekanntlich zwei Seiten derselben Medaille. Daher kann man genauso gut sagen: Es sind die ständig steigenden Geldvermögen, welche die Krise antreiben. Geldvermögen suchen immer wieder nach Anlagemöglichkeiten, um sich weiter vermehren zu können. Und warum ist das so? Weil unsere Gesellschaft unkritisch auf ein System von Zins und Zinseszins setzt, mit dem unbegrenztes exponentielles Geldwachstum möglich zu sein scheint. Dieser gesellschaftliche Wahn blendet aber systematisch aus, dass es nirgendwo in der realen Welt – auch nicht in der Wirtschaft – unbegrenztes Wachstum geben kann, denn das würde unbegrenzte Ressourcen voraussetzen. Was geschieht also? Die zinsgetriebene Geld-Vermehrung sucht nach Scheinlösungen, um den Mechanismus der Geldvermehrung aufrecht zu erhalten, auch wenn die Realwirtschaft dazu nichts mehr hergibt. Deshalb muss die „Finanzwirtschaft“ neue „Produkte“ als Derivate erfinden, die zu nichts anderem da sind, als ein riesiges Kettenbrief-Schneeballsystem in Gang zu setzen und gleichzeitig dessen zerstörerisches Wesen zu verschleiern.

    Das Ganze funktioniert dann auch eine Zeit lang, solange sich die Guthaben nur als Bits und Bytes in den Computern der Banken vermehren. Doch wehe, wenn Fakten aus der realen Welt, das Vertrauen in das Wahngebilde der ewigen Geldvermehrung zu verletzen beginnen. Genau das geschieht jetzt.

  • Y
    yberg

    die argumentation würde stimmen,wenn in amerika nür billighütten an habenichste verkooft worden wäre.is nich

     

    die steigenden zinskosten und jobverluste in folge der teuren kriege und der einbrechenden konjunktur und nicht die energiekosten haben die häuserpreise kanibalisiert.die hütten die früher 5oo-1000 Tsd dollar gekostet haben kosten jetzt die hälfte und weniger und da die hütten oft bis zum dachfirst beliehen

    warn gab der steigende zins dem geschäftsmodell den rest.

     

    ich erinnere dran,daß in den meisten us staaten eine persönliche haftung für immobiliendarlehen nicht zulässig ist,was ne laxe einstellung zur verschuldung zur folge hat so daß immer höhere belastungen der immobilien auch für konsumausgaben in mode warn,da man glaubte,daß die immer weiter steigende nachfrage nach hütten ohne ende sei.

     

    die theorie krankt auch daran,daß die energykosten selbst bei verdoppelung vielleicht bei der stahl- und aluminiumerzeugung einen uberhohen anteil haben.aber selbst im verkehrsgewerbe sind das zu vernachlässigende kosten zumal innovationen und verhaltensänderungen sowie streckenoptimierung und effizientere schnittstellen immer zu weiteren

    energieeinsparungen und damit auch kosteneinsparungen führen.allein die wartekosten im speditionellen gewerbe machen mindestens die hälfte der energiekosten aus,wenn wir noch die leerfahrten und den ungenutzten laderaum berücksichtigen wirds obertraurig.

     

    aber dennoch danke für die interessanten uberlegungen,denn ohne kritisches mitdenken kriegen wir alle unsre ökonomischen und gesellschaftlichen probleme nicht gelöst

  • KA
    Kommt alles wie es....

    Hab letzten Samstag etwas Radio gehört und fand das Interview mit Herrn Meadows sehr lehrreich.

    Hier ist der link für alle die es verpasst haben und gerne seine Meinung zu dem Thema hören wollen!

     

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/tacheles/1590949/

  • VG
    van Gelis

    Janzing hat an einer Stelle nicht recht, die Zocker bzw. die Großbanken haben mit ihren Finanzinstrumenten Schuld am hohen Ölpreis und hohen Nahrungsmittelpreisen. Es gibt genug Angebot an Öl und Nahrungsmitteln (soviel dass wir sie verbrennen) nur die Spekulation treibt den Preis. Wenn man Dirk Müller glauben schenken darf, ist der Ölpreis im Jahr 2008 durch die Ölindustrie (mit Hilfe von Derivaten)in die Höhe getrieben worden, um unter der Bushregierung noch die Erlaubnis zu bekommen in Naturschutzgebieten nach Öl zu bohren.

  • H
    Heide

    Ausgezeichnet und exakt auf den Punkt gebracht! Ockhams hätte seine Freude daran. Aber die Indolenz und die Angst vor Veränderungen derjenigen, die nicht in der Lage sind, über den Tellerrand ihrer eigenen mickrigen kleinen Existenz hinaus zu schauen, wird vermutlich leider erst dann sein Ende finden, wenn das Ende da ist.

  • S
    Stephan

    @Walther Döring:

     

    Gibt es eine Begründung für die Behauptung? Sich hinzustellen und einfach zu behaupten, das Gesagte wäre "dummes Zeug" ist CDU-Niveau. Genau auf diese Art nämlich reagieren unsere Regierenden auf Kritik unde Gegenvorschläge. Ein einfaches "das stimmt nicht" oder "das ist Unsinn" ohne mit auch nur einer Silbe zu erwähnen, warum das Unsinn wäre. So eine Diskussionsführung ist inaktzeptabel.

     

    Wenn Sie der Meinung sind, unbegrenztes Wachstum wäre möglich, dann würde mich sehr interessieren, wie genau sie sich das vorstellen. Letztendlich bedeutet unbegrenztes Wachstum, das der Konsument, der ja die Basis unseres konsumorientierten Witschaftssystems ist, immer mehr konsumieren muss, um das Wachstum aufrecht zu erhalten. Aber es wird ein Punkt kommen, an dem ich als Konsument nicht noch mehr konsumieren kann. Das Problem der begrenzten Rohstoffe ließe sich vielleicht noch technologisch lösen, nicht aber das Problem des "begrenzten Konsumvermögens" des Konsumenten.

  • G
    GerdS

    Diese Begründung für den amerikanischen Immobiliencrash habe ich dann doch noch nicht gehört oder gelesen. Aber lag es nicht daran, dass die Kaufverträge in den ersten Jahren nur einen geringen Zinssatz vorsahen und nach 2, 3 oder 4 Jahren dieser Zinssatz automatisch nach oben ging und die meisten Hauskäufer das (warum auch immer) übersahen und die Kreditgeber darauf auch nicht so direkt hinwiesen? Was zur Folge hatte, dass die Finanzierungen, die schon bei den geringen Zinssätzen mit spitzer Nadel gestrickt waren, unweigerlich bei höheren Zinsen vor die Wand laufen mussten. Der Anstieg der Energiepreise war da eher ein untergeordneter Grund. Und sind die Banken nicht deswegen in Schieflage geraten, weil sie diese wackligen Kredite (und das sie wackelig waren hat die interne Verwaltung mit Sicherheit gewusst) schnell zu zwielichtigen Paketen zusammengeschnürt haben und verkauft haben, aber auf der anderen Seite genau solche Pakete von anderen Banken gekauft haben? Dadurch waren die Kredite aus den Büchern und belasteten das Eigenkapital nicht mehr. Und schon konnten neue Kredite mit neuen Provisionen vergeben werden. Auch hier waren die Energiepreise wohl eher eine Randnotiz.

  • M
    max

    auch wenn ich die kernaussage des artikels teile, ist sie doch etwas unglücklich an der us-immobilienblase aufgehängt. diese war nämlich eine "blase", wie der name sagt. alles lief gut, solange die preise für immobilien weiter stiegen und jeder kredit an nicht-kreditwürdige personen zum kauf von immobilien durch die immobilie selbst bzw. deren wertanstieg gut abgesichert war. erst als die blase platze - und das tun alle blasen irgendwann, auch unabhängig vom ölpreis - weil die ersten schuldner ihre kredite nicht mehr zahlen konnten, immer mehr häuser zur versteigerung wieder auf den markt kamen und der wert der immobilien demsprechend sank, war ende der spaßveranstaltung.

    jede spekulationsblase platzt. immer. es ist nur eine frage des zeitpunkts. dieser mag durch den ölpreisanstieg mitbestimmt worden sein, aber der ölpreisanstieg war nicht ursächlich für das platzen der spekulationsblase. die ursache lag in ihr selbst begründet.

  • R
    RedHead

    Ich verbuche den Artikel mal unter esoterische Ökonomie. Solche Krisen gab es immerhin schon zu Zeiten von Karl Marx, der dies auch analysiert und weitere solche Krisen vorhergesagt hat. Selbst Bernhard Janzig ordnet seine Zeit als weit vor den Grenzen des Wachstums ein.

    Die Leute in den USA konnten ihre Häuser nicht mehr abbezalen weil das Öl so teuer geworden ist, ist zunächst einmal eine Behauptung, keine Analyse und selbst wenn die soweit stimmen sollte, bedarf es einiger Erklärung wie der Preis zustande kommt, Öl wird immerhin nicht wie eine "normale" Ware gehandelt, sondern sein Preis wird von ein paar Despoten politisch bestimmt.

    Sicher ist es eine gute Idee, die Endlichkeit von Ressourcen in die Produktionsweise mit einzubeziehen, aber wer dabei zu allererst an Konsumverzicht denkt, soll sich doch zum wohnen eine Höhle suchen. Konsumtion sollte der Sinn und Zweck von Produktion sein. Sinnvoll wäre es, bereits bei der Produktion daran zu denken, wie man die Ressourcen aus dem Abfall zurück gewinnt. Ebenfalls besonders sinnvoll wäre eine lange Haltbarkeit von Produkten. Die meisten kapitalistisch produzierten Waren werden so hergestellt, dass sie möglichst direkt nach Ablauf der Garantie zu ersetzen sind. Dieser Wahnsinn hat zu enden. Das sind jetzt nur mal 2 Beispiele, wo eine Verbesserung kaum mit Kapitalismus verträglich sein wird. Ok, der erste Punkt ergibt sich irgendwann von selbst, nämlich dann, wenn Recycling billiger wird als die neue Gewinnung von Ressourcen, bis dahin tut sich im Kapitalismus aber gar nichts in dieser Hinsicht. Der 2. Punkt würde bedeuten, dass sich Unternehmen langfristig ihren Markt eigenen zerstören. Eine Lösung für dieses Dilemma wäre, mit Kapitalismus aufzuhören und die Produktion nach dem Bedarf auszurichten (was nicht gleichzusetzen ist mit dem, was BWLer Nachfrage nennen, beispielsweise haben hungernde Kinder in Afrika kein Geld für Essen, aus BWLer-Sicher besteht also auch keine Nachfrage, Bedarf existiert aber dennoch).

  • W
    Wolfgang

    Was treibt die Krise an?

    Es ist Zeit, die übliche Argumentation einmal auf den Kopf zu stellen! Was treibt die Krise an? Sind es wirklich unverantwortliche Schulden? Sind es die Haushaltsdefizite, die man hätte vermeiden können? Schulden und Guthaben sind bekanntlich zwei Seiten derselben Medaille. Daher kann man genauso gut sagen: Es sind die ständig steigenden Geldvermögen, welche die Krise antreiben. Geldvermögen suchen immer wieder nach Anlagemöglichkeiten, um sich weiter vermehren zu können. Und warum ist das so? Weil unsere Gesellschaft unkritisch auf ein System von Zins und Zinseszins setzt, mit dem unbegrenztes exponentielles Geldwachstum möglich zu sein scheint. Dieser gesellschaftliche Wahn blendet aber systematisch aus, dass es nirgendwo in der realen Welt – auch nicht in der Wirtschaft – unbegrenztes Wachstum geben kann, denn das würde unbegrenzte Ressourcen voraussetzen. Was geschieht also? Die zinsgetriebene Geld-Vermehrung sucht nach Scheinlösungen, um den Mechanismus der Geldvermehrung aufrecht zu erhalten, auch wenn die Realwirtschaft dazu nichts mehr hergibt. Deshalb muss die „Finanzwirtschaft“ neue „Produkte“ als Derivate erfinden, die zu nichts anderem da sind, als ein riesiges Kettenbrief-Schneeballsystem in Gang zu setzen und gleichzeitig dessen zerstörerisches Wesen zu verschleiern.

    Das Ganze funktioniert dann auch eine Zeit lang, solange sich die Guthaben nur als Bits und Bytes in den Computern der Banken vermehren. Doch wehe, wenn Fakten aus der realen Welt, das Vertrauen in das Wahngebilde der ewigen Geldvermehrung zu verletzen beginnen. Genau das geschieht jetzt.

  • M
    maxi

    Seit 2 Jahren warte ich auf diesen Artikel und endlich hat ihn jemand geschrieben, danke bernward janzing!!

    Diese ganze blind-paradigmentreue oekonomische Kosmetik seit 2009 war doch von anfang an nicht mehr als ein verzweifelter versuch das Kartenhaus des Warenfetischismus aufrechtzuerhalten. Ein Artikel fuer all jene denen der besessene Glaube an sogenannten Fortschritt durch Krebsartiges Wachstum schon immer suspekt war. Seit Jahren frage ich mich wie sowohl die urspruengliche Version der "Grenzen" von 1972 als auch deren aktualisierungen '92 und 2004 derartig verdraengt werden konnten. Wie schon der zweite weltkrieg zeigte muss der Mensch wohl ein Paradigma immer auf die absolute Spitze seiner Perversion treiben um zu erkennen dass es menschenverachtend und grundsaetzlich falsch ist. Ich freue mich schon auf eine ungewisse Zukunft, in der die wandelnden Schaufensterpuppen der westlichen Konsumnationen endlich mit der Zerbrechlichkeit ihrer armseligen Barbiewelt konfrontiert werden...

  • D
    Dirk

    Genau und die Lösung, die uns unsere Politik vorschlägt, heißt Wachstum.

    Minister Rösler antwortet bei Günther Jauch auf die Frage welchen Ausweg er aus der Krise sieht mit, Schuldenbremse und mehr Wachstum!

    Ein Oxymoron wenn man bedenkt, dass unser Wachstum seit Jahrzehnten über immer mehr Schulden realisiert wurde.

    Ich vermute die angesprochene Lösung "by design" wird reines Wunschdenken bleiben, leider! Um es mit den Worten von Franz Hörmann (Universitätsprofessor für Unternehmensrechnung, Wien) zu sagen, Ruhe bewahren und freut euch auf die neue Gesellschaft.

  • J
    Jengre

    "Wachstum" ist kein sehr präziser Begriff. Wenn man sich vorstellt, daß alle Erwachsenen von sieben Milliarden ein Auto mit Verbrennungsmotor fahren würden, dann ist es klar, daß diese Art von Wachstum Grenzen hat, Grenzen haben muß. Aber solange ein großer Teil der Menschheit im Elend lebt und keinen Zugang zu ausreichend Nahrung und menschenwürdiger Behausung hat, dann gibt es Wachstum, das noch stattfinden MUSS, und ein "hier halt und nicht weiter" wäre ebenso unsinnig.

     

    tinyurl.com/GlobalVillageHands

  • WD
    Walther Döring

    Grenzen des Wachstums, das hätten die Eskapisten so gerne, gibt es aber nicht. Der Gedanke ist dummes Zeugs.

  • K
    Kai

    Blödsinn. Es ist eine gigantische Umverteilung die hier geplant stattfindet. Es ist das gewollte Ende der Mittelschichten. Millionen Menschen werden in die Unterschicht geschoben. Wenige, die aber doch vergleichsweise viele sind, werden stets reicher. Die Vermögen wachsen.In diesem Zusammenhang ist das Geschreibsel von den "Grenzen des Wachstums" Rosstäuscherei.