Castor-Ticker vom 26.11.2011: 4.000 Menschen blockieren das Gleis
Der Castorzug schafft es am Samstag bis zum Bahnhof in Maschen. In Dannenberg demonstrieren mehr als 20.000 Menschen und blockieren danach stundenlang die Gleise bei Harlingen.
23.55 Uhr: Keine Zeit für Feuer
Metzingen. Zwischen Metzingen und Pudripp liegt ein brennender Heuballen auf der Straße. Eine riesige Polizeikaravane ist vorgefahren. Nach kurzer Zeit brechen die Einsatzwagen wieder auf, das Heu lassen sie brennen. Rund um Metzingen ziehen sich jetzt Polizeikräfte zusammen, ein Wasserwerfer steht an der B216, nicht weit vom Camp.
23.39 Uhr: Umständliche Journalisten-Überprüfung
Neu Bellahn. Die Polizei räumt die Straßenblockade aus Lehm und Schotter. Ein großes Räumfahrzeug steht bereit. In Puncto Pressezugang ein ähnliches Bild in den vergangenen Tagen: kleine, überschaubare Situation, aber lange und umständliche Überprüfung von Personendaten von Pressevertretern.
23.30 Uhr: Polizeieinheiten bauen Wagenburg auf
Harlingen. Auf dem Feld neben der Schienenblockade hat die Polizei mit weit über einhundert Mannschaftswagen eine riesige kreisförmige Fläche abgeschirmt. Diese soll möglicherweise als Gefangenen-Sammelstelle dienen. Die Demonstranten können das Feld nicht mehr bertreten. Der Zugang zur Blockade ist aber weiterhin am Rande der Polizeiwagen-Kette möglich, Neuankömmlinge werden derzeit nicht aufgehalten.
23.20 Uhr: Gleisbett kaum noch zu sehen
Harlingen. Von Gleisblockade kann keine Rede mehr sein - längst sitzen die Leute auch links und rechts der Schienen. Das Gleisbett ist nur noch zu erahnen. "Machts Euch gemütlich", ruft der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König aus seinem Lautsprecherwagen. Voraussichtlich kann die Polizei hier nicht vor 4.00 Uhr räumen. Tiefsttemperatur in der Nacht von Samstag auf Sonntag: 7 Grad Celsius.
23.15 Uhr: Erste Schiene durchtrennt
Bei Lüneburg. Die ersten beiden Schnitte durchs Gleis mit einer großen, generatorbetriebenen Flex sind erfolgt. Zehn Meter weiter, auf der anderen Seite der Aktivisten, werden jetzt die nächsten beiden Schnitte vorbereitet.
23.07 Uhr: "Keine größeren Zwischenfälle"
Lüneburg. Ein Polizeisprecher bezeichnet die Lage rund um den Castor-Transport derzeit als ruhig und übersichtlich. Abgesehen von der Schienenblockade bei Harlingen, der Greenpeace-Ankettung bei Lüneburg und verschiedenen Straßenblockaden seien keine größeren Zwischenfälle bekannt.
23.00 Uhr: Polizei hilft beim Blockieren
Pudripp. Die Polizei blockiert die Straße, wohl unfreiwillig. Eine Kolonne mit Räumfahrzeugen hat auf freier Strecke angehalten, es bildet sich ein Rückstau. Autofahrer erkundigen sich nach der Blockade. Doch die einzige Blockade sind stehende Polizeifahrzeuge. Als die Autofahrer das merken, überholen sie einfach.
22.57 Uhr: Schiene wird entfernt
Bei Lüneburg. Die Polizei beginnt zusammen mit Bahntechnikern die erste Schiene zu durchtrennen. Mit Schutzschildern der Polizei, mit Schutzbrillen und Ohrschützern werden die Aktivisten vor dem Funkenfklug in ihrer unmittelbaren Umgebung geschützt.
22.55 Uhr: Kritik an Polizei-Hundestaffel
Die BürgerInneninitiative gegen Atomanlagen Uelzen (BI Uelzen) kritisiert in einer Pressemitteilung den Einsatz von Hunden gegen Aktivisten. Mitglieder der BI Uelzen hatten den Castor-Transport am Samstag in Ramelsloh im Landkreis Harburg zweimal gestoppt. Trotz großem Polizei-Aufgebot gelangten 40 Menschen an mehreren Punkten neben den Gleiskörper der Güterumfahrung Buchholz/Nordheide zum Rangierbahnhof Maschen. Die Gleise wurden den Angaben zufolge nicht betreten.
Die eintreffenden Polizisten betraten die Schienen woraufhin der Zugverkehr eingestellt wurde. Gleich darauf sollen Polizisten der niedersächsichen Polizei-Hundestaffel mit Hunden ohne Maulkorb die Menschen angegangen haben, wobei nach Angaben der BI ein Familienvater aus Bad Bevensen durch Hundebisse verletzt wurde.
22.50 Uhr: Von Schottern und Autonomen
Eine Klarstellung: Die Kampagne "Castor? Schottern!", sprachlich von autonomen Aktivisten zu trennen, die ebenfalls das Gleisbett von entschottern, ist nicht einfach. Letztere waren überwiegend im Waldstück westlich von Hitzacker unterwegs; dort griffen klassisch Schwarzvermummte an mehreren Stellen die Polizei mit Steinen und Knallkörpern an, um sich so einen Weg zur Transportstrecke zu bahnen. Die Aktivisten der Kampagne "Castor! Schottern?", hingegen leisten höchsten passiv Widerstand und schützen sich gegebenenfalls gegen Polizeigewalt. Steine werden hier lediglich aus dem Gleisbett entfernt und nicht durch die die Luft geworfen.
22.45 Uhr: Verzögerung wegen Sturm wird wahrscheinlicher
Hamburg/Dannenberg. Wie die Nachrichtenagentur dapd meldet, wird eine Verzögerung des Castor-Transports wegen stürmischen Wetters immer wahrscheinlicher. Von Samstagnacht an werden im Wendland Böen mit Windstärke sieben erwartet, wie der Deutsche Wetterdienst bestätigte. Am Sonntag werden der Wind sogar bis zur Stärke neun zunehmen.
Die Betreibergesellschaft GNS des Zwischenlagers in Gorleben bestätigte am Abend erneut, dass der Atommüll dann nicht verladen werden könne. "Sollte der von uns gemessene Wind die Stärke sieben überschreiten, werden wir die Behälter-Handhabung solange einstellen, bis die Windstärke wieder dauerhaft unter diesem Wert liegt", hieß es in einer Erklärung. Der zum Umheben des Atommülls auf Lkws eingesetzte Kran sei "gemäß der Betriebsanweisung des Herstellers" nur bis Stärke sieben ausgelegt. Bei höheren Windstärken werde es "zunehmend schwieriger", die rund sechs Meter langen und an die 120 Tonnen schweren Behälter "präzise zu handhaben". (dpa)
22.40 Uhr: Eine altbekannte Proteststrategie
Während in Harlingen die große Sitzblockade weiter wächst, blockieren Bürgerinnen und Bürger der Region zahlreiche Zufahrtsstraßen rund um die Blockade. Das Ziel: Der Polizei soll die Verlagerung von Einsatzkräften deutlich erschwert werden. Zwischen dem Örtchen Pudripp und Neu Bellahn stehen rund ein dutzend Pkw mit Warnblinker auf der Straße und blockieren den Verkehr. Ihre Besitzer sind nicht zu sehen. Rund hundert Meter weiter südlich liegt ein gigantischer Haufen von Schottersteinen. Auch an zahlreichen anderen Stellen, etwa im Ort Göhrde, sollen Baumstämme auf der Straße liegen.
22.35 Uhr: Polizei braucht Hilfe
Bei Lüneburg. Die Polizei hat mittlerweile einen so genannten Instandsetzungszug der Bahn angefordert. Dieser soll die notwendige Ausrüstung liefern, um die Schienen vor und hinter den angeketteten Aktivisten zu durchtrennen und diese dann entfernen zu können. Der Zug soll in etwa einer halben Stunde vor Ort sein.
22.32. Uhr: Polizeikaravanen auf der Hauptstraße
Dannenberg. In der Fußgängerzone leuchtet Weihnachtsschmuck, die Straßen sind leergefegt. Im Camp auf der Essowiese ist es still, die meisten haben sich nach einem langen Tag in ihre Zelte und Wohnwägen zurückgezogen. Auf der Hauptstraße rollen Polizeikaravanen.
22.30 Uhr: Sitzblockierer schließen Lücke
Harlingen. Die beiden, bisher getrennten Gruppen von Sitzblockierern haben sich vereinigt, die bisher knapp 100 Meter lange Lücke ist geschlossen. Dem Castor zugewandt sitzt die junge Gemeinde des evangelischen Kirchenkreises Lüchow-Dannenberg und singt mit Kerzen in der Hand "God Tell It On The Mountains".
22.25 Uhr: Misstrauen gehört auch zum Widerstand
Metzingen. Ein Mann, der komische Psychotests mit AktivistInnen macht, wird angegangen. Einige befürchten, der Mann könne ein Zivilpolizist sein.
22.20 Uhr: Welcome to Castor Country
Göhrde. Rund um die Göhrde wollen dutzende Kleingruppen heute Nacht die Polizei in Atem halten und friedlich "Kräfte binden". Arbeitstitel "Castor Country". Ohne Licht laufen viele sehr kleine Gruppen durch die Wälder.
22.15 Uhr: Achtung, Ticker hört mit
Berlin. Das Radio Freies Wendland zitiert aus dem taz-Ticker. Das Team freut sich - auch über Quellenangaben. ;-)
22.10 Uhr: Befestigung nicht knackbar?
Bei Lüneburg. Die Polizei beginnt Schienen von den Schwellen zu lösen. Offenbar sollen diese durchtrennt werden und samt den angeketteten Greenpeace-Aktivisten entfernt werden, falls der Befestigungsmechanismus nicht schnell genug geöffnet werden kann. "Das ist unser Plan B", sagte ein Polizeisprecher der taz.
22.05 Uhr: Goldschürfer unter sich
Metzingen. Sie stehen am Lagerfeuer und wärmen sich die Hände an der Glut einer brennenden Tonne und ziehen Bilanz über das Schottern. Ein junger Mann mit einer bunten Ringelmütze auf dem Kopf lacht: "Irgendwie war das Goldschürzen im Gleisbett heute nicht so erfolgreich - ich habe zumindest nichts gefunden." Rings um ihn stehen hunderte und essen Leberkäsbrötchen oder vegane Kost aus der Volxküche. Ein Transparent flattert vor dem Eingang des Camps: "ja: wir stören" steht darauf. Doch die Stimmung sieht eher nach Pause aus. Ein kalter Wind zieht über die Zelte.
21.57 Uhr: Frischkäse oder Nutella?
Bei Lüneburg. Die Greenpeace-Aktivisten werden jetzt von Sanitätern verpflegt: Es gibt Brot mit Frischkäse oder Nutella. Unterdessen beginnt die Polizei bei einem der Festgeketteten mit einem kleinen Trennschleifer das Rohr zu öffnen.
21.55 Uhr: Beste Camp-Stimmung
Harlingen. Bei der Sitzblockade stehen inzwischen mehrere Zelte auf den Gleisen. Bis Kilometerstein 187,4 sitzen Atomkraftgegner, über ihre Köpfe ziehen Lagerfeuer-Schwaden. Eben ist ein junge Mann mit einer 50-köpfigen Gruppe aus Metzingen gekommen: "Alles ohne Probleme." An der Spitze der Blockierer, dem Castor zugewandt, sitzt Matthias aus dem Sauerland: "Muss ja nicht unbedingtt eine Nachteil sein als erster geräumt zu werden", sagt der 30-Jährige. Seine Hand ist nach einem Schotterversuch verletzt und verbunden. Er will lange ausharren.
21.45 Uhr: "Bis der Zug zurückfährt"
Lüneburg, Bahndamm unter der B4. Frage an auf dem Bauch liegende, an die Schienen gekettete Aktivisten: Wie lange können Sie in dieser Position liegen bleiben? Antwort: "Bis der Zug zurückfährt." Die Polizeitechniker beraten sich.
21.35 Uhr: Straße blockiert?
Metzingen. Bei Pudripp sollen Pkws und Steinhaufen eine Straße blockieren. Das meldet das Radio Freies Wendland.
21.25 Uhr: Polizei will weiter gegen "Schotterer" vorgehen
Dannenberg. Die Polizei hat Kritik der "Castor-Schotterer" zurückgewiesen, Beamte seien unverhältismäßig gegen Atomkraftgegner vorgegangen. "Solche Vorwürfe tauchen aber immer wieder auf und lassen sich häufig durch Bildbeweise widerlegen", sagte Polizeisprecher Torsten Oestmann am Abend der Nachrichtenagentur dpa. Die Polizei bleibe bei dem angekündigten harten Vorgehen gegen Schotter-Aktivisten: "Wir sind aufgefordert, gegen Straftaten vorzugehen." Dazu dürften auch körperliche Zwangsmittel eingesetzt werden. (dpa)
21.10 Uhr: Angekettet, aber guter Dinge
Bei Lüneburg. Unter den angeketteten Greenpeace-Mitgliedern auf dem Schienen scheint die Stimmung gut zu sein. Verpackt in dicke Kleidung und eingehüllt in Rettungsfolie liegen die sieben Aktivisten bäuchlings auf der Trasse, die Arme verschwinden links und rechts der Schiene in einer Röhre im Gleisbett. Der genaue Befestigungsmechanismus wird derzeit von Polizeitechnikern untersucht. "Wir haben die Befestigung etwas perfektioniert", sagt Greenpeace-Sprecher Tobias Riedl.
Die Polizei wagt bisher keine Schätzung, wie lange es dauern wird, die Aktivisten vom Gleis zu entfernen. "Von fünf Minuten bis fünf Stunden ist alles möglich", sagte eine Sprecherin gegenüber der taz. Um das Wohlergehen der Angeketteten kümmern sich derweil weitere Greenpeace-Mitglieder und mehrere Ärzte.
20.50 Uhr: Sitzblockade wächst weiter
Harlingen. Während der SprecherInnen-Rat noch tagt und das weitere Vorgehen bespricht, wächst die bereits rund 2.5000 Personen umfassende Sitzblockade langsam aber stetig weiter. Die Polizei lässt Neuankömmlinge durch.
20.35 Uhr: Angekettete Aktivisten sollen entfernt werden
Lüneburg/Berlin. Die Polizei hat angekündigt, die an Bahngleisen nahe Lüneburg angeketteten Greenpeace-Aktivisten in Kürze zu entfernen. Da sich diese mit neuentwickelten Röhren-Konstrukten befestigt haben, hoffen die Umweltschützer, dass dieses Vorhaben mehrere Stunden dauern wird.
20.00 Uhr: "Schotterer" sind zufrieden
Dannenberg. Die "Castor-Schotterer" sind mit dem heutigen Aktionstag zufrieden. Den insgesamt mehr als 1.000 Aktivisten sei es gelungen, die Schienen an zwei Stellen massiv zu "schottern", also Schottersteine aus dem Gleisbett zu entfernen, so Sprecher Mischa Aschmoneit am Abend vor Journalisten. Zudem seien die Gleise an zwei Stellen „erheblich verbogen“ worden. Die Reparaturen könnten längere Zeit in Anspruch nehmen.
Am Morgen hatten sich "Schotterer" in mehreren Gruppen von zwei Camps aus auf den Weg zur Bahnstrecke gemacht. Die kleinere Gruppe, die vom Camp Dahlem aufbrach, erreichte die Schienen zum Teil nicht. Die Polizei nahm Dutzende Aktivisten in Kesseln in Gewahrsam. Vom Camp Metzingen starteten etwa 800 "Schotterer". "Schon das war eine Leistung, aus dem von der Polizei belagerten Ort ohne größere Scharmützel hinauszukommen", so Aschmoneit. Im Bereich des Bahnhofs Göhrde sei die Gruppe an die Schienen gelangt. Obwohl man versucht habe, den Beamten auszuweichen, sei es zu Auseinandersetzungen gekommen.
Eine Sanitäterin, die mit den "Schotterern" unterwegs war, berichtet, dass am Samstag rund 50 Demonstranten verletzt wurden, die meisten durch Pfefferspray. Im Vergleich zu 2010 ist das wenig. "Castor Schottern"-Sprecherin Hanna Spiegel führt das auf eine bessere Selbstschutz-Kleidung und dem gezielten Ausweichen vor Eskalationen zurück.
Aschmoneit schließt nicht aus, dass es an diesem Wochenende noch weitere Aktionen der Gruppe geben könnte.
19.30 Uhr: Aktivisten ketten sich an Bahngleise
Dannenberg. Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einer Pressemitteilung mitteilt, haben sich sieben ihrer Aktivisten gegen 19 Uhr an den Gleisen zwischen Lüneburg und Dannenberg, nahe der Bundesstraße 4, festgemacht. Zusammen mit einem dutzend weiterer Aktivisten fordern sie auf einem Banner: "Ausstieg aus Gorleben - Stopp Castor".
"Dieser Castortransport ist unnötig und illegal. Er darf nicht nach Gorleben rollen. Der Strahlengrenzwert am Zwischenlager wird überschritten und der Salzstock ist als Endlager nachweislich ungeeignet", sagt Greenpeace-Sprecher Tobias Riedl: "Es geht der schwarz-gelben Bundesregierung einzig darum Fakten, zu schaffen um Gorleben als Atomklo der Nation durchzusetzen."
19.20 Uhr: "Deutlich über 2.500" Sitzblockierer
Blockade Harlingen. Ein Sprecher der Aktion "WiderSetzen" schätzt die Zahl der Teilnehmer an der Sitzblockade auf mittlerweile "deutlich über 2.500". Die Castor-Gegner organisieren einen SprecherInnen-Rat, um ihr weiteres Vorgehen möglichst basisdemokratisch abzustimmen.
19.10 Uhr: Bislang fast 150 Verletzte
Dannenberg. Mehr als 100 Demonstranten und rund 35 Polizisten sollen bislang während der Proteste gegen den Castor-Transport im Wendland verletzt worden sein. Sanitäter haben seit Beginn der Anti-Castor-Proteste am Donnerstag rund 110 Atomkraftgegner behandelt, sagte die Leiterin der Sanitätszentrale am Samstag in Dannenberg. Viele Demonstranten erlitten Augenverletzungen durch Pfefferspray, andere Prellungen durch Schlagstöcke. Ein Sprecher der Polizei sprach von etwa 35 verletzten Beamten - die meisten durch Steine oder Tränengas der Atomkraftgegner.
Demonstranten haben laut Polizei bislang insgesamt 16 Polizeiautos beschädigt, unter anderem sieben durch Steinwürfe, vier durch Krähenfüße an den Reifen und zwei durch Brandsätze wie Molotowcocktails. Die Festnahmen lägen im unteren zweistelligen Bereich. Einige Verfahren seien eingeleitet worden, hauptsächlich wegen schweren Landfriedensbruchs. (dpa)
18.55 Uhr: "Wir werden hier nur sitzen"
Dannenberg. Eine Sprecherin der Aktion "WiderSetzen", die die Blockade organisiert hat, begrüßt per Megafon die noch immer neu eintreffenden Atomkraftgegner. Sie erinnert an den gewaltfreien Aktionskonsens: "Wir werden hier nur sitzen und nicht freiwillig gehen, sonst nichts. So haben wir das vorbereitet." Auf der Wiese neben der Schiene spielt Klaus der Geiger, ein Urgestein des AKW-Widerstands. Mit Jubel wird die Nachricht aufgenommen, dass der Zug vor dem Bahnhof Maschen derzeit still steht.
18.50 Uhr: "Gut für kalte Nacht ausgerüstet"
Dannenberg. Die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" kritisiert in einer Pressemitteilung die Darstellung der weitgehend friedlichen Atomkraft-Gegner in den Medien: "In den vergangenen Tagen wurde die Berichterstattung von Bildern dominiert, die alles andere als repräsentativ waren", erklärt Sprecher Jochen Stay.
Für die Sitzblockaden der Initiative "WiderSetzen" auf den Schienen erwartet Stay zahlreiche weitere Teilnehmer: "Ein Querschnitt aus allen Bevölkerungsschichten sitzt auf den Gleisen und bereitet sich auf die Nacht im Gleisbett vor. Die Menschen sind gut für die kalte Nacht ausgerüstet. Aus den Dörfern rund um die Blockade werden sie mit Essen und warmen Getränken versorgt.“
18.45 Uhr: Castor erreicht Maschen
Maschen. Der Castor-Zug hat auf seinem Weg ins niedersächsische Gorleben den Rangierbahnhof Maschen südlich von Hamburg erreicht. Der Zug fuhr gegen 18.45 Uhr in den Verschiebebahnhof ein, der als einer der größten Europas gilt. Der Atommüll-Transporter wurde bei seiner Ankunft von einem Polizei-Hubschrauber begleitet. Sicherheitskräfte hatten den Rangierbahnhof für die Einfahrt weiträumig abgeriegelt.
Der Castor-Transport muss in Maschen umgekoppelt werden, um in entgegengesetzter Richtung seine Fahrt nach Lüneburg fortzusetzen. Dort muss er dann auf eingleisiger Strecke weiter zum Verladebahnhof Dannenberg fahren, wo die elf Atommüll-Behälter auf Lkw für den Straßentransport zum Zwischenlager Gorleben umgehoben werden müssen. (dapd)
18.43 Uhr: Straße fast vollgeparkt
Harlingen. Über die Dorfstraße strömen immer mehr AktivistInnen Richtung Blockade. Die Straße ist fast vollgeparkt.
18.15 Uhr: Straßenblockierer sammeln sich
Dannenberg/Gorleben. Die Aktion "X-tausendmal quer" teilt in einer Pressemitteilung mit, dass Shuttle-Busse von der Kundgebung in Dannenberg zum Aktionscamp in Gedelitz gestartet sind. Hunderte Menschen hätten angekündigt, sich an der gewaltfreien Blockade auf der Straßen-Transportstrecke bei Gorleben beteiligen zu wollen.
"X-tausendmal quer"-Sprecherin Luise Neumann-Cosel betont: "Angesichts der aktuellen politischen Debatte sei dieser Protest so nötig wie in den vergangenen Jahrzehnten und so wichtig wie selten zuvor."
18.10 Uhr: "Die Tür ist kaputt"
Feld zwischen Harlingen und Blockade. "Die Tür ist kaputt", singt die Ska-Punk-Band ASB bei leichtem Regen. Die Abkürzung steht für "Aktion Sorgen-Banker". Man sammele Geld für notleidende Banker, sagt ein Roadie. ASB is formerly known as Kackstopp.
18.05 Uhr: Auch in Lüneburg Aktionen
Hitzacker/Berlin. Wie aus Aktivistenkreisen zu erfahren ist, sind offenbar im Norden von Lüneburg rund 100 Atomkraftgegner auf dem Weg zu Gleisen, über die der Castor ins Wendland fahren soll. Radio Freies Wendland berichtet von mehreren Hundertschaften der Polizei, die die Aktivisten kesseln sollen.
17.50 Uhr: Regen auf der Strecke
Harlingen. An der Blockade hat es angefangen zu regnen. Die DemonstrantInnen haben sich unter Rettungsdecken, Planen und Strohsäcken eingerichtet. Weitere Lagerfeuer wurden entzündet, auf einem mobilen Soundsystem legt ein DJ Minimal Techno auf.
Viele fragen sich, ob der Zug heute noch nach Dannenberg fährt.
17.31 Uhr: Blockierer versorgt
Im Westen von Harlingen. Der Lautiwagen meldet, dass die Sitzblockade mittlerweile über drei Kilometer Schienenstrecke abdeckt. Es nieselt noch immer, die Blockierer haben Planen aufgespannt. Inzwischen ist auch die VoKü unterwegs und verteilt Essen.
17.20 Uhr: Castor bei Ramelsloh
Ramelsloh. Bei Ramelsloh haben etwa 80 AktivistInnen versucht, die Gleise zu blockieren. Die Polizei hat sie eingekesselt und die Schienen geräumt. Ein Mensch wurde durch einen Biss von einem Polizeihund verletzt.
Zur Zeit kontrolliert die Polizei die Gleise.
16.50 Uhr: Blockaden vereinigt
Blockade bei Harlingen. Die Polizei hat die Gleise zwischen den beiden getrennten Blockaden freigegeben. Die Demonstranten können sich jetzt zu einer gemeinsamen Sitzblockade vereinen. Die Castor-Gegner nahmen das mit großem Jubel zur Kenntnis.
Zwischen Gleiskilometer 187 und 188 blockieren laut Schätzung von X-tausendmal quer über 2.000 Menschen die Schienen. Die Stimmung ist ruhig, ein Dudelsack spielt, erste Decken sind ausgepackt.
16.38 Uhr: Blockaden
Blockade, Hitzacker. Die Blockade verlagert sich ein Stück in Richtung Westen, an eine Stelle, an der zuvor AktivistInnen die Schienen unterhöhlt haben. Auf einer Länge von mindestens 200 Metern fehlt teilweise das Gleisbett. Ein Lagerfeuer wurde entzündet. Die Polizei versucht die nachströmenden DemonstrantInnen aufzuhalten, ohne gewaltätig zu werden.
16.23 Uhr: Ruhe an den Gleisen
Gleisabschnitt 194. In Kleingruppen versammelt sich die Polizei nahe den Gleisen. Langsam wird es dunkel. Im Wald ist alles ruhig.
16.12 Uhr: Castor bei Langwedel
Langwedel. Der Castor passiert Langwedel und setzt über Umwege seine Fahrt Richtung Dannenberg fort. Das meldet castorticker.de.
16.10 Uhr: Demoplatz in Dannenberg leert sich
Dannenberg. Viele Demonstranten gehen zu ihren Autos und den Bussen. Der Acker leert sich. Willem Wittstamm von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg ruft dazu auf, im Wendland zu bleiben.
Die Veranstalter zählten 23.000 TeilnehmerInnen, nach Angaben der Polizei waren es nur 8.000 Menschen.
15.55 Uhr: Katz- und Mausspiel
Gleisabschnitt 194. Katz- und Maus-Barrikaden-Spiel mit der Polizei. Die Demonstranten bauen auf, die Polizei baut wieder ab. Derweil sammelt sich die Polizei an einer Weggabelung. Polizisten patrouillieren mit Pferden. Im Wald sind vereinzelte Demonstranten zu sehen.
15.50 Uhr: Lange Nacht
Harlingen, Gleisabschnitt 188. Der Lautiwagen der JG-Stadtmitte Jena ist am Bahndamm angekommen. Jetzt gibt es Radio Freies wendland, Musik und Infos. Per Durchsage wird eine lange Nacht angekündigt.
15:36 Uhr: Blockaden bei Hitzacker
Gleise Nähe Hitzacker. Mittlerweile gibt es zwei Blockaden bei Hitzacker. An einer Stelle haben 200 AktivistInnen die Gleise besetzt. "Wir werden das hier dulden", so ein Polizist, "Sollten sie Straftaten begehen werden wir Maßnahmen ergreifen. Verstanden?". "Ja", antworten die Blockierer im Chor.
15.29 Uhr: DJV zu Schutz der Journalisten
Der DJV äußert sich zu den Vorkommnissen (Ticker von 11.40 Uhr), dass die Polizei die Schutzausrüstung eines Journalisten beschlagnahmt hat. Bernd Lammel, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin im Deutschen Journalistenverband, sagt: "Es ist völlig unverständlich und nicht hinnehmbar, wenn die Polizei von akkreditierten Journalisten Schutzbekleidung, Atem- oder Kopfschutz konfisziert und damit deren Gesundheit gefährdet anstatt sie zu schützen. Journalisten verdienen in einer solchen Situation die gleichberechtigte Schutzbedürftigkeit wie Sanitäter, Feuerwehrleute oder alle anderen Personen, die aus beruflichen Gründen vor Ort sein müssen."
15.19 Uhr: Sitzblockade
Halingen bei Hitzacker. Etwa 2000 Menschen haben die Gleise erobert und die Schienen besetzt. In Sprechchören skandieren sie: "Abschalten, abschalten!", immer wieder hört man Jubelgeschrei aufgrund des eroberten Gleisabschnitts. Die Stimmung ist gut. Immer mehr Menschen strömen in Richtung Gleise.
Abgesehen von einigem Gerangel beim Bahnübergang lässt die Polizei die ProtestlerInnen in Ruhe.
15.10 Uhr: Wütende Rede bei Kundgebung
Dannenberg, Kundgebung. Der Sprecher von Ausgestrahlt, Jochen Stay, hält eine wütende und kämpferische Rede. Er kritisiert den grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, der weitere Proteste wegen des beschlossenen Ausstiegs für überflüssig erklärt hat.
"Das haben wir vor zehn Jahren schon mal von Jürgen Trittin gehört. Und wir wissen was später passiert ist", so Stay. "Es ist den Grünen unbenommen, den gleichen Fehler zweimal zu machen. Aber er kann doch nicht erwarten, dass wir genauso bescheuert sind." Stay kritisierte zudem die Gewalt der Polizei - und versicherte: "Wir lassen uns nicht provozieren."
15.07 Uhr: "Gorleben ist gescheitert"
Dannenberg. Im Moment spricht Hubert Weiger, Vorsitzende des BUND für Umwelt und Naturschutz, zu den Demo-Teilnehmern und freut sich, dass so viele gekommen sind. "Wir lassen uns nicht einlullen", ruft er den Demonstranten zu, "Wir geben erst dann Ruhe, wenn kein AKW mehr läuft".
14.55 Uhr: Castor fährt weiter
Seelez. Der Castor hat seine Fahrt in Richtung Wunstorf und Verden fortgesetzt, meldet castorticker.de.
14.46 Uhr: Vertreter aus Japan
Dannenberg. Während auf der Bühne gerade ein Vertreter aus der Region von Fukushima zu den Demo-Teilnehmern spricht, verlassen viele Leute die Kundgebung schon wieder, um sich auf den Weg zu den Gleisen zu machen, wo jetzt die Blockaden beginnen sollen. An den Ausfallstraßen stehen Menschen, die Richtung Hitzacker trampen wollen oder sich zu Fuß auf den Weg dorthin gemacht haben.
14.45 Uhr: Groß-Demo
Dannenberg, Großdemo. Die Wiese ist inzwischen ein einziges riesiges Fahnenmeer. Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Dannenberg nennt die Zahl von 23.000 Teilnehmern plus 2.500 an der Strecken, Applaus brandet durch die Reihen. Rudek sagt: "Der heutige Tag zeigt die Anti-Atombewegung ist quicklebendig und das ist auch gut so. Wir wollen, dass die AKWs abgeschaltet werden. Alle und jetzt."
Am Rande steht der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Lüchow-Dannenberg Stephan Richert von Holten mit weißer Seelsorger-Weste. Sein Wunsch fürs Wochenende: Frieden. "Ich hoffe, dass die Demos friedlich ablaufen, sich die Polizei in Geduld übt und die Region Frieden findet." Das wäre auch dem ersten Advent angemessen.
14.30 Uhr: Widersetzen
Hitzacker. 1000 AktivistInnen brechen zur Sitzblockade auf.
14.12 Uhr Pfefferspray gegen Sanis
Pommoissel. Die Polizei soll gezielt Pfefferspray gegen Sanitäter und Musiker einer Samba eingesetzt haben, meldet castorticker.de.
14.11 Uhr: Neun Polizeihubschrauber
Pommoissel. Hier kreisen gerade neun Polizeihubschrauber. Es gibt Gerüchte, dass die Polizei einen Kessel gebildet haben soll. Eine Person wurde in Gewahrsam genommen.
14.10 Uhr: Polizei verdrängt DemonstrantInnen
Grünhagen. Die Polizei hat die Demonstraten vollkommen vertrieben. Etwa 500 Leute haben sich in den Wald zurückgezogen. Mindestens sechs Personen wurden festgenommen. Die Polizei riegelt die Schienen mit einer Polizeikette, Wasserwerfern und Räumpanzern ab.
14.09 Uhr: Polizei greift hart durch
Pommoissel. In Pommoissel greift die Polizei hart mit Schlagstöcken und Reizgas durch. Etliche DemonstrantInnen und auch JournalistInnensind rabiat angegriffen und verletzt worden. Die Sanitäter, die sich vor Ort um die Verletzten kümmern wollen, werden zum Teil von der Polizei in ihrer Arbeit behindert.
14.05 Uhr: Auf zur Sitzblockade
Hitzacker. Das Camp rückt zur Sitzblockade der Gleise aus. "Jetzt geht es los", ruft ein Fahnenträger in sein Megafon. Die verschiedenen Gruppen folgen jeweils einer Fahne, um auf unterschiedlichen Wegen zur Blockade zu gelangen. Gruppe Blau wird beim Loslaufen laut angefeuert.
13.53 Uhr: Empfehlung der taz
Dannenberg, Esso-Wiese. Am Rande gibt es auch abseits von VoKü reichlich kulinarisches Angebot: Vegane Bratwurst (2.50 Euro), Erbsensuppe (3 Euro) oder Waffeln mit eingeprägtem "Atomkraft? Nein Danke!" (2 Euro). Der taz-Favorit: Seitan-Gyros mit Zaziki und Pellkartoffeln für läppische 2 Euro.
13.15 Uhr: Gute Stimmung auf Demoplatz
Dannenberg, Demosammelplatz, Esso-Wiese. Auf dem Acker, wo gegen 15 Uhr die Hauptdemo stattfinden soll, ist schon ordentlich Stimmung. Vor der Bühne bilden die Menschen ein großes X, das mit gelbem Stoff über ihren Köpfen überspannt wird. Es gibt Musik und allerlei Essensstände. Überall sind Anti-AKW-Fahnen zu sehen. Immer mehr Menschen kommen dazu.
13.16 Uhr: Camp Plenum
Hitzacker. Das Camp Plenum tagt, bevor es zur Blockade geht. Um 14 Uhr soll es los gehen.
13.15 Uhr: Zusammenstoß mit der Polizei
Zwischen Grünhagen und Leitstade. Im unwegsamen Gelände haben hunderte Schotteter die Schienen erreicht. Bei einem Zusammenstoß mit der Polizei flogen Böller, Stöcke und Steine. Die Demonstranten mussten sich in den Wald zurückziehen. Sie rufen nach der Freilassung offenbar Festgenommener.
13.10 Uhr: Japaner demonstrieren mit
Splietau. Das Ende der Traktoren-Parade hat gerade die Kundgebung in Splietau passiert. Hier versammeln sich etwa 500 Leute auf einem Acker. Unter ihnen ist Akiko Yoshida. "So viele Traktoren, super", staunt die 30-jährige Japanerin, die sich in der Heimat bei der Umweltorganisation "Friends of the Earth" gegen Atomkraft engagiert. Eingeladen wurde sie von dem Schwesterverein BUND.
Auch in Japan wachse der Widerstand gegen Atomkraft. Laut Umfragen seien 80 Prozent der Japaner für einen Ausstieg. Ende September demonstrierte Yoshida mit 60.000 Leuten in Tokio. "Die Regierung ist inzwischen bereit zum Ausstieg. Jetzt müssen wir Druck machen, dass er sobald wie möglich passiert." Währenddessen formiert sich die Kundgebung, die von Splietau aus nach Dannenberg zieht.
13.05 Uhr: Traktoren in Dannenberg angekommen
Dannenberg. Auf dem Kundgebungsplatz empfangen tausende Demonstranten die Traktoren. Es sind hunderte, die alle mit Fahnen und Anti-Atom-Parolen geschmückt sind.
13.05 Uhr: 20.000 DemonstrantInnen erwartet
Dannenberg. Die Veranstalter der zentralen Proteste gegen den Castor-Transport in Dannenberg rechnen mit bis zu 20.000 Teilnehmern. Bei zwei geplanten Auftaktdemonstrationen und der Großkundgebung erwarte man 15.000 bis 20.000 Atomkraftgegner, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke, am Samstag. (dapd)
12.57 Uhr: 500 Schotterer
Grünhagen. Zwischen Grünhagen und Leitstade ist eine Gruppe von etwa 500 Schotterern auf den Weg in Richtung Schiene. Ein Polizeihubschrauber begleitet sie.
12.50 Uhr: Warten auf die Schotteroffensive
Bahnübergang Grünhagen. Hunderte Castor-Gegner warten im Wald südlich der Schienen auf den richtigen Moment für eine neue Schotteroffensive. Überall wurden Barrikaden errichtet, gegen die Polizeikräfte sind Folien über die Waldwege gespannt. Die Polizei beginnt, schweres Gerät zusammen zu ziehen.
12.44 Uhr: Schlagstock-Einsatz bei Metzingen
Die Polizei setzt im Wald bei Metzingen Schlagstöcke ein, um die DemonstrantInnen auseinanderzutreiben. Mindestens ein Aktivist soll dabei verletzt worden sein, wie das ZDF berichtet.
12.28 Uhr: Schottern in Dahlem erfolglos beendet
Lemgrabe. Die Schotteraktion, die am Morgen in Dahlem begonnen hat, kann nun für beendet erklärt werden. Sie ist weitgehend erfolglos verlaufen. Bei Gut Horn war es zwar wenigen Dutzend Atomkraftgegnern kurzzeitig gelungen an den Gleisabschnitt zu gelangen, jedoch wehrte die Freude nicht lange. Die Aktivisten entfernten sporadisch ein paar Steine aus dem Gleisbett, richteten jedoch keinerlei Schaden an, weil die Polizei die Aktion sofort beendete. Einige von ihnen wurden daraufhin kurzzeitig eingekesselt, andere mit Pferden vertrieben.
Ein RTL-Journalist kommentierte die Aktion mit folgenden Worten: "Gerade mal drei Steine berührt und schon vom Schottern reden - das ist doch wohl ein bisschen übertrieben." Im nur wenige Kilometer entfernten Lemgrabe hatte sich unterdessen die zweite Gruppe versammelt und einen Vorstoß nach Gut Horn versucht. Nicht minder erfolglos. Nun stehen sie von reichlich Polizei umzingelt auf einem Feld. Einige Aktivisten trommeln. Das Schottern in Dahlem kann wohl für beendet erklärt werden.
12.14 Uhr: Plenum geplant
Hitzacker. Am Himmel über dem Camp fliegen zwei Drachen, das Radio Freies Wendland läuft. Um 13 Uhr, so eine Durchsage, gibt es ein letztes Plenum. Langsam versammeln sich die AktivistInnen. Polizei ist hier nicht zu sehen, auch in der Nacht soll das Aufgebot am Camp zurückhaltend gewesen sein.
12.10 Uhr: Polizeisperre überwunden
Wald bei Tollendorf/Metzingen. Die Schotterer haben es geschafft die Polizeisperre zu umgehen und rennen jetzt in freudiger Stimmung übers Feld.
12.08 Uhr: Castor steht
Der Castor soll im Güterbahnhof Seelze stehen, meldet castorticker.de. Es soll auch ein großes Polizeiaufgebot vor Ort sein.
11.50 Uhr: Pfefferspray gegen ProtestlerInnen
Tollendorf. Etwa 50 Demonstranten erklimmen den Bahndamm und zünden Böller. Die Polizei ruft eine letzte Warnung. Es kommt zu Rangeleien. Zunächst gelingt es den Castor-Gegnern zu schottern. Doch dann verteibt die Polizei die Demonstranten mit Pferden und Pfefferspray von den Schienen. Auch ein taz-Mitarbeiter, der die Geschehnisse mit Abstand beobachten wollte, wurde von Polizisten tätlich angegangen, vom Bahndamm geschubst und mit Pfefferspray bedroht.
Ein weiterer Journalist wurde von einem Polizisten mit dem Visier des Polizeihelms ins Gesicht geschlagen.
11.45 Uhr: Kleine Schotter-Erfolge
Lemgrabe. Auf dem Feld in der Nähe von Lemgrabe setzt sich jetzt die Gruppe von rund 100 Schotterern wieder in Bewegung und ruft kampfstark: "Castor? Schottern!" Das Team der Pressesprecher verkündet, dass eine andere Kleingruppe für kurze Zeit an die Schienen vorgedrungen sei und dort drei Minuten lang Steine aus dem Schienenbett entfernt habe. Ob das stimmt, lässt sich derzeit nicht sagen. Nun würden nach Angaben einer Sprecherin beide Gruppen versuchen, wieder zusammenzufinden.
11:40 Uhr: Berichterstattung behindert
Metzingen. Die Berichterstattung über den Castortransport wird erneut von der Polizei behindert. Am Ausgang des Camps Metzingen wurde die Schutzausrüstung eines taz-Fotografen beschlagnahmt. Es sei rechtlich nicht erlaubt, Helm, Sichtschutz und Atemmaske zum Schutz vor Tränengas bei sich zu tragen, wurde ihm gesagt. Das aber zählt zur üblichen Ausrüstung von Fotojournalisten auf Demos - um zu dokumentieren müssen sie bis ins vorderste Geschehen.
Der Fotograf trug sowohl einen offiziellen Presseausweis als auch eine zusätzliche Presseakkreditierung bei der Polizeidirektion Lüneburg bei sich. Die war eigentlich dafür vorgesehen, Journalisten die Berichterstattung von Seiten der Polizei zu erleichtern. Praktisch bleibt der Ausweis allerdings ohne Nutzen für Journalisten.
Polizeisprecher Peter Hoppe rechtfertigt das Vorgehen mit Pargraph 14 des niedersächsischen Gefahrenabwehrgesetzes, das unter anderem auf das Vermummungsverbot bei Versammlungen verweist, zudem geht es um Datenerfassung an so genannten polizeilichen Kontrollstellen. Solche Stellen wurden rund um Metzingen eingerichtet, "da wir zur Überzeugung gekommen sind, dass dort eine besondere Gefahr ausgeht", sagt Hoppe.
Dort werde alles sichergestellt, "womit man sich vor Schlägen, Wasserwerfern oder ähnlichem schützen kann oder was zum Schottern genutzt werden kann". Teile der Berufsausrüstung von Fotojournalisten zählt man im Wendland offenkundig dazu. "Wir unterscheiden an den Kontrollstellen nicht, wer kontrolliert wird, das kann auch ein Bundestagsabgeordneter sein", sagt Hoppe. "Es geht um die Gegenstände, nicht die Person".
11.36 Uhr: Schotterer zerstreut
Lemgrabe. Die Schotteraktion nördlich der Schienenstrecke riecht nicht mehr nach einem Erfolg für die DemonstrantInnen. In der Nähe von Lemgrabe stehen nun nur noch rund 100 SchotteraktivistInnen auf einem Kartoffelfeld mehrere 100 Meter entfernt von der Schienenstrecke. Die anderen sind abhanden gekommen. Gestartet war die Gruppe mit 250 Teilnehmern am Morgen in Dahlem. Zwischen den Verbliebenen auf dem Feld und der Schienenstrecke steht eine Polizeikette. Über den Feldern schwebt ein Hubschrauber. Hier beraten die AktivistInnen nun, was jetzt zu tun ist. Sie sehen müde aus. Doch wenigstens die Idylle stimmt: Ganz in der Nähe hopsen zwei Rehkitze unbeschwert durch das Mittagsgrün.
11.30 Uhr: PK- Gorleben "untragbar"
Dannenberg. Röttgens "Neustart" bei der Endlagersuche ist unglaubwürdig. Die von ihm angekündigte "weiße Landkarte" hat bereits einen dunklen Fleck. So der Tenor bei der Pressekonferenz vom "Schulterschluss". Die Umweltverbände und atomkraftkritischen Parteien aus dem Kreis Lüchow-Dannenberg lehnen eine weitere Erkundung des Salzstocks Gorleben strikt ab. Er sei geologisch ungeeignet und "politisch schwer belastet".
Es bestehe die Befürchtung, dass andere Standorte "auf dem Papier" erkundet werden könnten, "um Gorleben gerichtsfest zu machen und durchzusetzen". In Gorleben seien bereits mehr als 1,6 Mio Euro investiert worden, die Castor-Transporte schrieben den Entsorgungsstandort weiter fest. Der Dannenberger Landtags- und Kreistagsabgeordnete der Linken, Kurt Herzog, sagt, Wasserzuflüsse und Gasvorkommen schlössen ein Atommüllendlager in Gorleben aus. Es sei "untragbar", dass die Regierungen in Berlin und Hannover vor diesem Hintergrund weitere Castor-Transporte genehmigten: "Der Staat schottert die Demokratie."
11.20 Uhr: Polizei greift noch nicht ein
Wald zwischen Metzingen und Schiene. Die Polizei lässt die Schotterkolonne nach wie vor ungehindert durch den Wald ziehen.
11.14 Uhr: Trecker-Kolonne startet
Die Traktor-Kolonne der Bauern setzt sich ganz gemächlich in Bewegung Richtung Großkundgebung in Dannenberg. Vorneweg fährt Biobauer Frank Schmidt. Seit Anfang an sei er beim Widerstand dabei, sagt der Mann mit dem Bürstenschnitt, "Diesmal um den Atomausstieg auch wirklich zu besiegeln und von der angeblich weißen Landkarte der Endlagersuche den Schandfleck Gorleben endlich zu beseitigen." Ein Polizist fragt Schmidt: "Sie wissen wo es langgeht?" Der gibt zurück: "Na klar, folgen sie mir einfach."
11.09 Uhr: Castor durch Hannover
Hannover. Der Castor-Transport hat inzwischen Hannover passiert, wie das Infoportal castorticker.de schreibt.
11.04 Uhr: Kein Durchkommen für Schotterer
Lemgrabe. "Das ist doch eine große Scheiße. Schottern – was soll das bringen?", empört sich ein Bauer, der in Lemgrabe am Weidezaun steht. Er passt hier auf zwei wunderschöne Esel und zwölf Schafe auf, die in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Schotteraktivisten und Polizei gekommen sind. "Natürlich ist das ätzend mit der Atomkraft. Aber irgendwo muss der Scheiß doch hin", sagt der Mann.
Hier an der Weide waren die SchotteraktivistInnen, die aus Dahlem gestartet waren, auf ein Großaufgebot der Polizei gestoßen. Inzwischen hat sich die Gruppe in eine größere und eine kleinere Gruppe getrennt. Die größere Gruppe bestehend aus 180 Aktivisten, hat sich zunächst zurückgezogen. Das Polizeiaufgebot ist enorm, schwer vorzustellen, dass die Castor-GegnerInnen so noch an die Gleise gelangen können.
10.43 Uhr: Schotterer von Polizei begleitet
In der Nähe von Lemgrabe. Hier ziehen rund 250 Schotterer, die aus Dahlem gekommen sind nun über die Felder. Inzwischen werden sie von annähernd sovielen behelmten Polizeibeamten begleitet. Immer wieder setzen die Widerständler zum Laufschritt an und erhöhen phasenweise die Geschwindigkeit. Sie nähern sich nun langsam der Schienentrasse. An den Umgebungsstraßen in Sichtweite stehen Dutzende Polizeiwagen.
Gerade stoßen sie auf einer Straße auf rund 30 Einsatzwagen, die ihnen den Weg abschneiden wollen. Die AktivistInnen versuchen auszuweichen. Am Ende der Polizeikolonne stehen ein Wasserwerfer und ein Räumfahrzeug bereit.
Eine Polizeisprecherin warnt davor, sich an den Schotter-Aktionen zu beteiligen und droht mit dem Einsatz von Zwangsmaßnahmen.
10.40 Uhr: Trecker stehen bereit
Gusborn. Die Bauern sind bereit. In Gusborn sammeln sich nach taz-Zählung bereits 239 Trecker. Allerdings rollen immer wieder neue Trecker über die nördlichen und südlichen Feldwege heran. Fast alle sind mit der obligatorischen Anti-AKW-Sonne und den gelben Kreuzen verziert. Letzter in der Reihe ist Eckhard Mroß, ein 50-jähriger Forstwirt. Er sagt: "Ich glaube leider noch nicht, dass das der letzte Castor-Transport war." Unter den Anwesenden erzählt man sich, es gäbe einen Bauern, der 350 Liter Glühwein mitgebracht hat.
10.23 Uhr: Castor-Gegner auf dem Weg zu den Schienen
Metzingen. In Metzingen hat sich eine lange Kolonne von Castor-Gegnern gebildet, die über den Feldweg zu den Schienen in Richtung Hitzacker läuft. Mehrere hundert Leute haben sich inzwischen angeschlossen
10.15 Uhr: Kleinbus von Radio Wendland durchsucht
Metzingen. Mittlerweile ist bekannt, dass der durchsuchte Kleinbus zu einem Team, das für das Radio Freies Wendland produziert, gehörte. Der Wagen wurde sichergestellt. Die Begründung: Gefahrenabwehr. Zwei Anwälte des Legal-Teams diskutieren mit den Beamten über die Rechtmäßigkeit. Nach der Diskussion werden sie zum Einsatzleiter durchgelassen. Ein Hubschrauber fliegt langsam über das Camp.
10.06 Uhr: Journalisten erwarten Schotterer
Lerngrabe. Das Schottern scheint bei PressevertreterInnen nicht an Attraktivität verloren zu haben. Während sich in diesem Jahr deutlich weniger AktivistInnen als im vergangenen Jahr am Schottern beteiligen, ist das Medieninteresse nach wie vor ungebrochen. Etwa 40 JournalistInnen sammeln sich derzeit im Ort Lerngrabe, und warten darauf, von der Schotter-Pressegruppe zu der Aktion gebracht zu werden, um von der Schotteraktion bei Dahlenburg zu berichten. Die Spannung unter den Journalisten ist groß. Hier heißt es, es seien in der Nähe rund 500 Schotterer unterwegs. Nach taz-Zählungen befinden sich jedoch maximal 250 Schotteraktivisten zwischen Dahlem und Dahlenburg.
10 Uhr: Schutzkleidung beschlagnahmt
Metzingen. Am dem Feldweg, der Richtung Schienen führt, durchsucht die Polizei einen Kleinbus. Am Ende des Weges steht der berühmte Wasserwerfer WaWe 10000 bereit. Auch Pressevertreter werden durchsucht. So hat die Polizei einem taz-Journalisten die Schutzkleidung, darunter Atemschutz und Schutzbrille, abgenommen. Auf das Argument, dass er Journalist sei und es zu seiner Arbeitskleidung gehöre, gingen die Beamten nicht ein.
9.51 Uhr: Schotteraktivisten unterwegs
Dahlem. Südwestlich von Dahlem haben die rund 250 Schotteraktivisten die festen Straßen verlassen. Über ein Feld stechen sie nun in ein Waldstück gen Süden.
9.50 Uhr: Kirchen öffnen Türen
Dannenberg. Die evangelische St. Johannis-Kirche im Stadtzentrum ist aufgeschlossen worden. Hier beginnt um 10 Uhr ein Sonder-Gottesdienst "aus gegebenem Anlass", wie es auf einem Ankündigungsplakat heißt. Etliche Kirchen im Wendland, gerade auch an der Straßentransport-Strecke, sind in den Castor-Tagen geöffnet. In den Gemeindehäusern können auswärtige Demonstranten übernachten. In der Langendorfer Kirche beginnt nach Ende der Großdemonstration das Non-Stop-Programm "Kultur contra Castor".
9.45 Uhr: Pressekonferenz in Dannenberg
Dannenberg. Gleich beginnt hier die Pressekonferenz der "Schulterschluss"-Gruppe Lüchow-Dannenberg. Um 11 Uhr soll es dann eine weitere Konferenz geben.
9.30 Uhr: Polizei nimmt AktivistInnen Handschuhe ab
Metzingen. Die Polizei nimmt den WiderständlerInnen bei den Personenkontrollen Arbeits- und Winterhandschuhe ab, wie sie zum Schottern gebraucht werden könnten. Das sagen Anwälte vom Legal-Team, die gerade mit der Polizei gesprochen haben. Laut ihnen ist die Maßnahme unzulässig, da die Handschuhe zum Kälteschutz dienen würden.
9.20 Uhr: Polizei ist frustriert
Metzingen. Ein Sprecher der Polizei sagt, die Konfrontation der vergangenen Nacht habe die jetzigen strengen Personenkontrollen nötig gemacht. Eine Gruppe von etwa dreißig Leuten habe massiv provoziert und unter anderem Zwillen eingesetzt. Für die Einsatzkräfte sei die Situation frustrierend gewesen.
9.16 Uhr: Demonstranten auf den Weg zu den Schienen
Dahlem. Im Camp machen sich nun rund 250 Menschen zum Abmarsch bereit. Die meisten von ihnen haben weiße Ganzkörperanzüge übergezogen und warme Mützen auf dem Kopf. Von hier aus wollen sie gleich in Richtung der etwa 5 Kilometer entfernten Schienenstrecke gehen, die südliche des Camps verlaufen. Die Polizei hat inzwischen die Straße vor dem Camp abgesperrt.
9.16 Uhr: Castor wieder in Bewegung
Hebenshausen. Der Castor fährt wieder langsam weiter, während aus dem Wald die letzten übriggebliebenen Protestler Parolen rufen. Eine Polizeikette verhindert, dass sie auf die Schienen kommen. Die Proteste sind friedlich geblieben.
9 Uhr: Castor steht
Neu-Eichenberg. Nach einer kurzer Fahrt hat der Castor wieder angehalten und steht derzeit zwischen Neu-Eichenberg und Hebenshausen, meldet castorticker.de.
8.52 Uhr: Noch keine Polizei in Dahlem
Dahlem. Rund um das Camp um Dahlem nördlich der Schienenstrecke ist bislang noch keine Polizei zu sehen.
8.47 Uhr: Polizeihund beißt Journalistin
Hebenshausen. Bei Hebenshausen soll eine Journalistin von einem Polizeihund ohne Maulkorb gebissen worden sein, wie gerade das Radio Freies Wendland mitteilte.
8.42 Uhr: Vom Schottern distanziert
Dahlem. Am Camp Dahlem hängt ein Hinweisschild, das in Dumstorf verboten worden war, weil die Anmelderin sich nicht vom "Schottern" distanzieren wollte. Darauf ist zu lesen: "Hiermit kommen wir der Auflage nach, uns vom Schottern zu distanzieren! PS. Und wir teilen noch mit, dass diesbezüglich Vorbereitungen nicht geduldet werden dürfen."
Im Camp ist das erste Tagesplenum zu Ende gegangen, auf dem organisatorische Absprachen zum Verlauf der Protestaktionen am heutigen Tag abgesprochen wurden.
8.40 Uhr: AktivistInnen im Aufbruch
Metzingen. Das ganze Camp ist mittlerweile auf den Beinen und macht sich zum Abmarsch bereit. Die Polizei sagt durch, die Personen vor dem Wasserwerfer mögen sich entfernen.
8.28 Uhr: Castor fährt wieder
Neu-Eichenberg. Der Castor-Transport sei soeben wieder in Bewegung gekommen, meldet Castorticker.de.
8.20 Uhr: Schienen bei Hebenshausen geräumt
Hebenshausen. Die Polizei hat mittlerweile die Schienen geräumt. Dabei hat sie allein eine Stunde gebraucht, um das Personal dafür aufzufahren. Jetzt haben sie alle Demonstranten in den Wald gedrängt und Platzverweise erteilt. Bald könnte der Castor wieder fahren. Zwei Leute der Bürgerrechtsorganisation "BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz" waren auch vor Ort, um den Einsatz zu beobachten. Sie haben ebenfalls Platzverweise erteilt bekommen. "Für uns gehören sie zur Störerseite", so die Begründung eines Zugführers der Bundespolizei.
8.10 Uhr: Polizei blockiert Gleisübergang
Gleisübergang bei Oldendorf. Die Polizei wacht unter anderem mit Räumpanzern und Pferden am Übergang. Steffen Thiele vom Camp Oldendorf, das sich nur wenige Meter daneben befindet, sagt, dass das Aufgebot schon seit gestern Nacht hier stehe. Im Vergleich zu letztem Jahr sei viel mehr schweres Gerät hier. Das Camp plane verschiedene Aktionen.
8.06 Uhr: Camp Dahlem startet in den Tag
Dahlem. "Der Castor-Transport steht kurz vor Hannover!", mit dieser Information wurden am Morgen die AktivistInnen im Widerstandscamps Dahlem geweckt. Es war eine wirksame Falschinformation, die schnell für Leben im Camp gesorgt hat. Zwar hat der Castortransport noch nicht mal Göttingen erreicht, doch im Camp Dahlem herrscht bereits reges Treiben. Dutzende Atomkraftgegner versorgen sich mit Frühstück, in Kürze soll hier das erste Tagesplenum beginnen. Einige suchen bereits Knieschützer und sogenannte "Demokratie-Folien" heraus, die sie vor einem Pfefferspray-Einsatz der Polizei schützen soll. Rund um das Camp drehen sich die Flügel der Windrädern beruhigend im Wind. Jetzt steigt gerade die Sonne über den Horizont.
7.50 Uhr: Weiter Katz und Maus in Hebenshausen
Knapp 45 Minuten nach der Gleisblockade sind jetzt etwa 50 Polizisten auf den Gleisen bei Hebenshausen. Sie haben die Demonstranten friedlich abgedrängt. Beide Seiten stehen sich gegenüber, laufen nebeneinander her. Teils vermummte Demonstranten versuchen immer wieder auf die Gleise durchzubrechen. Da das Gelände sehr unübersichtlich ist, hat die Polizei Probleme, die Kontrolle über die Schienen zu bekommen. Der Castor kann so nicht weiterfahren.
7.40 Uhr: Können die Kletterer nicht finden
Barendorf/Bavendorf. Ein Anrufer bei Radio "Freies Wendland" gibt sich als Aktivist der Gruppe "Global 2000" zu erkennen und verkündet, dass Kletterer in den Bäumen bei Barendorf bzw. Bavendorf hängen würden. Nach Taz-Recherchen konnten wir aber in beiden Dörfern keine Aktivisten über der Bahnstrecke finden. Auch die Polizei vor Ort weiß nichts von einer solchen Aktion.
7.30 Uhr: Erste Festnahme in Hebenshausen
Die Demonstranten spielen mit der Polizei Katz und Maus. Kaum hat die nur knapp 20 Mann starke Polizeieinheit die Demonstranten in den angrenzenden Wald gejagt, laufen sie wenige Meter weiter wieder auf die Gleise. Jetzt hat sich die Polizei den ersten Aktivisten geschnappt und in Gewahrsam genommen.
7.08 Uhr: Castorzug gestoppt
Hebenshausen. Die rund 100 Demonstranten haben es auf die Gleise südlich von Friedland geschafft und blockieren sie komplett. Die Polizei ist in der Unterzahl, greift noch nicht ein. Im angrenzenden Wald werden Feuerwerkskörper gezündet.
6.59 Uhr: Demonstranten blockieren Schiene
Hebenshausen. Südlich von Göttingen versuchen 100 Leute die Gleise zu stürmen. 20 Aktivisten sind bereits auf den Schienen. Ein Polizeihubschrauber kreist bereits über den Menschen, Polizei ist aber noch nicht zu sehen.
6.57 Uhr: Polizei verstärkt sich
B 216. Hier bewegt sich ein gigantischer Tross an Polizeibussen von Oldendorf in Richtung Göhrde und Metzingen.
6.45 Uhr: Castor hat Kassel durchfahren
castorticker.de berichtet, dass der Castorzug durch Kassel gefahren ist und jetzt Richtung Göttingen unterwegs ist.
6.20 Uhr: Kaffeeservice im Morgenmantel
Metzingen. Das Team der VoKü im Camp schleppt bereits Obstkisten. Eine Anwohnerin schlurft alle 20 Minuten im Morgenmantel zu der Handvoll Menschen, die vor ihrer Einfahrt an einer brennenden Tonne stehen, und fragt, ob noch jemand Kaffee will. "Ihr könnt euch auch ne Bockwurst über dem Feuer heiß machen", sagt sie.
6.10 Uhr: Fähnchen für den Überblick
Esso-Wiese. In einem zur Radiostation umgebauten Bauwagen stehen Holger, Anita und Jelle am Mikrofon und unterhalten die wenigen Atomkraftgegner, die im Wendland und in Deutschland gerade nicht schlafen. Anita hat gerade die Schicht begonnen, die anderen stehen schon länger hier.
An den Wänden hängen große Übersichtskarten aus Deutschland und der Region. Mit Fähnchen ist darauf abgesteckt, wo der Castorzug sich gerade befindet und welche Strecken er nehmen könnte. Das Radio "Freies Wendland" ist ein selbstorganisiertes Alternativradio, das während des Castortransports rund um die Uhr sendet.
5.55 Uhr: Polizisten schauen müde TV
Pressezentrum, Verladekran Dannenberg. Die Polizei hat einen blauen Container bezogen. Drei Beamte harren hier die Nacht aus und gucken sehr müde in einen Fernsehen. Erst um 6.30 Uhr endet ihre 12-Stunden-Schicht, sagen sie. Dann können sie in einer Pension in Dannenberg ins Bettchen fallen. Für sie sei die Nacht weitgehend ruhig verlaufen.
5.50 Uhr: Castor kurz in Bebra gestoppt
castorticker.de berichtet, der Castorzug habe in Bebra kurz gestoppt, um eine Lok auszuwechseln. Inzwischen sei er wieder Richtung Kassel unterwegs. Ein Polizeisprecher erklärte gegenüber dpa, man habe nur das Personal gewechselt.
5.40 Uhr: Weiter Sturmtief erwartet
Die Nachrichtenagentur dapd berichtet weiterhin, dass ein durchziehendes Sturmtief das Umladen der Atommüllbehälter in der Verladestation Dannenberg deutlich verzögern könnte. Sowohl der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach als auch das Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation hätten Freitagabend bestätigt, dass für Samstag und Sonntag im Wendland Winde der Stärken acht und neun zu erwarten sind. Damit wäre ein Verladen der Behälter unmöglich.
Ein Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) als Betreibergesellschaft des Zwischenlagers Gorleben sagte gegenüber dapd: "Ab Stärke sieben ist das Umladen der Behälter einzustellen."
5.30 Uhr: Nachtruhe auf der Esso-Wiese
Im Headquarter der Castor-Gegner herrscht Ruhe. Vier Nachtschichtler werkeln vor sich hin, spülen, kochen und bereiten den Morgen vor. In einigem Abstand steht die Polizei und beobachtet die Aktivitäten auf der Wiese. Der Sternenhimmel leuchtet traumhaft schön.
5.20 Uhr: Scherben als Zeugen
Metzingen. Ein Anhänger blockiert den Ortseingang. Bei der Einfahrt zum Hof Timme zeugen Glasscherben von der nächtlichen Konfrontation mit der Polizei. An einer brennenden Tonne wärmen sich drei junge Männer. Sie sagen, dass sie an der Schiene waren, während die Polizei zum Camp vorgerückt war. Mit 15 Mann hätten sie acht Minuten lang geschottert: "Wir hätten auch 20 Minuten gekonnt, weil uns die Beats von Atomkraft Wegbassen übertönt hatten."
5.15 Uhr: Streetzer Kreisel gut bewacht
Zwischen Metzingen und Dannenberg befindet sich so gut wie keine Polizei auf der Straße. Einzig der Streetzer Kreisel ist mit mobilen Scheinwerfern ausgeleuchtet. Polizeiwannen stehen an dieser strategisch wichtigen Stelle und achten darauf, dass keine Bauern mit ihren Treckern anrücken. Im vergangenen Jahr hatten sie immer wieder dieses Kreisverkehr blockiert und damit die Hoheit über die Verkehrslenkung in der Umgebung übernommen.
5 Uhr: Taz besucht Radio Freies Wendland
Im Wendland ist noch Nacht und nicht viel los. Ein Taz-Redakteur wird deshalb gleich mal bei den Machern des Radios "Freies Wendland" vorbeischauen.
4.40 Uhr: Polizei kritisiert Zug-Aktivisten
Laut der Nachrichtenagentur dpa kritisiert die Bundespolizei die Aktion in Haßloch, bei der ein Aktivist den Castorzug während eines Zwangsstopps bestiegen habe, um kurz ein Transparent hochzuhalten. Er sei unerkannt entkommen, bevor die Polizei habe eingreifen können, so eine Sprecherin. "Jeder, der so einen Zug besteigt, kalkuliert Risiken, die damit einhergehen", sagte sie.
4.38 Uhr: Castorzug wieder unterwegs
castorticker.de berichtet, der Castorzug habe Hünfeld wieder verlassen.
4.10 Uhr: 150 Busse mit Demonstranten erwartet
Zur Großdemo am Samstagmittag haben sich laut Veranstaltern mehr als 150 Busse angemeldet. Zur Veranstaltung in Dannenberg werden Tausende Teilnehmer erwartet. Die Auftaktkundgebungen in Dannenberg und bei Nebenstedt beginnen um 12.30 Uhr. Ab 13 Uhr ziehen Demozüge zum Kundgebungsplatz; Beginn der Kundgebung ist um 14 Uhr.
3.20 Uhr: Baumaktivisten kein Hindernis
Fuldatal. Laut der Nachrichtenagentur dapd haben die vier Baumaktivisten im Fuldatal es nicht geschafft, den Castorzug überhaupt zum Stoppen zu bringen. Der hessische Umweltaktivist Jörg Bergstedt sagte dapd vor Ort, die Aktion der Baumkletterer sei schon seit Monaten geplant gewesen. Es sei durchaus angedacht gewesen, den Castor zu stoppen. Die Aktion in den Bäumen sei dafür jedoch von der Polizei viel zu früh entdeckt worden.
2.45 Uhr: Kletterer stoppen Zug nicht
Nach übereinstimmenden Berichten hat der Castorzug die Kletterer passiert, die im Fuldatal in den Bäumen in sieben Meter Höhe über den Gleisen hingen. Der Zug soll inzwischen Marbach durchfahren haben und laut castorticker.de in Hünfeld halten.
2.30 Uhr: Gleise von Polizei ausgeleuchtet
Hitzacker. Weite Teile der Gleise, auf denen der Casturzug fahren wird, sind von Scheinwerfern ausgeleuchtet. Vereinzelt sind kleine Gruppen von AktivistInnen im Wald unterwegs, auch die Polizei steht auf jedem Waldweg. Ein Aktivist berichtet, er sei in der Nähe der Gleise von einem Hubschrauber verfolgt worden.
2.10 Uhr: Kletterer werden geräumt
Wie die "Gruppe Fuldatalsperre" berichtet, habe die die Räumung begonnen. Mit Hebebühne und Kletterpolizisten soll versucht werden, die Kletterer zu erreichen und schnell herunterzuholen. "Wir bemühen uns, die zu entfernen, so dass der Zug fahren kann", erklärt zudem der Sprecher der Polizei in Fulda vis Nachrichtenagentur dpa.
1.50 Uhr: Sonderzug für Eichhörnchen
Marbach. Die Polizei hat begonnen, die AktivistInnen der "Gruppe Fuldatalsperre" aus zwei Bäumen links und rechts der Gleise zu holen. Ein Sonderzug mit Hebebühne steht direkt unterhalb der Aktivisten auf dem einen Baum. Den anderen haben Polizeiklettern erklommen, die offenbar mit den dorthin gekletterten Aktivisten reden.
1.30 Uhr: Hubschrauber kreisen über dem Wendland
Harlingen/Göhrde. In der Nähe der Bahngleise kreisen Hubschrauber mit Suchscheinwerfern. Dass im Bereich der Schienen und der Göhrde CastorgegnerInnen ausgemacht und per Helikopter verfolgt werden, schließt ein Polizeisprecher aus. Er gehe davon aus, dass routinemäßig zur Überwachung geflogen werde.
1.10 Uhr: Mit Wasserwerfern in die Menge geschossen
Metzingen. Der Besitzer des Camp-Geländes, Peter Wilhelm Timme, kritisiert das Vorgehen der Polizei am Camp massiv und kündigt rechtliche Schritte an. Ein Polizeiaufgebot mit Wasserwerfer sei am Abend bis auf seine Hofeinfahrt vorgedrungen und habe "wahllos auf Leute geschossen", sagt Timme der taz: "Einen Grund, warum die Polizei hier so massiv aufgetreten ist, weiß ich nicht."
"Ich gehe davon aus, dass die Polizei nicht auf das Gelände gekommen ist, weil sie jemand verfolgt hat oder Straftaten vorlagen", sagt Timme, "sonst hätten sie das auch sagen können." Für ihn ist das Vorgehen Willkür: "Es ist nicht rechtswidrig, was hier passiert. Ich gehe davon aus, dass es darum geht, dass die Leute hier Quartier bekommen."
1.00 Uhr: Eichhörnchen bleibt Eichhörnchen
Marbach. Cecile Lecomte und drei MitstreiterInnen von der "Gruppe Fuldatalsperre" hängen noch immer über einer steilen Böschung an der Castor-Strecke nahe Marbach. Mehr 100 Polizisten sind mittlerweile vor Ort, haben bisher aber noch keine Rettungsversuche unternommen. Stattdessen suchen die Beamten das Gelände intensiv mit Scheinwerfern ab.
"Leider ist die Aktion nur teilweise gelungen", sagte ein Sprecher der taz. Die Kletterer seien zu früh entdeckt worden. Ob die Polizei sie vor dem Eintreffen des Castorzugs aus dem Bäumen rettet wird, ist derzeit offenbar noch unklar.
0.51 Uhr: In Metzingen kehrt Ruhe ein
Metzingen. Die Polizei überlässt nun auch die Kreuzung der beiden Bundesstraßen vor dem Ortseingang den AktivistInnen. Die meisten kehren ins Camp zurück und rufen die Codewörter ihrer Bezugsgruppen, in denen sie sich organisieren.
0.33 Uhr: "Hör auf mit dem Scheiß"
Metzingen. Während die Polizei sich über die Bundesstraße schrittweise zurückzieht, fliegen von den Hügeln über der Straße immer wieder Steine. Ein Vermummter schießt mit einer Steinschleuder. "Hör auf mit dem Scheiß", herrscht ihn ein anderer an.
0.20 Uhr: Brennende Tonne auf der Straße?
Metzingen. Die Polizei zieht sich weiter Richtung Dannenberg zurück. Ein Sprecher der Einsatzleitung vor Ort erklärte der taz, Beamte seien bei einer Personenkontrolle tätlich angegriffen worden. Die Kontrolle sei aufgrund einer brennenden Tonne auf der Straße durchgeführt worden. Im Moment ist keine brennende Tonne mehr auf der Straße zu sehen.
0.08 Uhr: "Es läuft ein Einsatz"
Lüneburg/Metzingen. Wasserwerfer- und Schlagstockeinsätze am Camp Metzingen bestätigt die Castor-Pressestelle in Lüneburg derzeit nicht. Auch zu einer möglichen Räumung des Camps äußert sich ein Sprecher nicht. "Es läuft ein Einsatz", heißt es nach mehrfacher Nachfrage. Demonstrierende hätten auf der Straße vor dem Camp Steine und Pyrotechnik gegen Polizisten eingesetzt. "Wir sind dabei, die Situation zu klären und die Demo-Teilnehmer zurückzudrängen", so der Sprecher.
0.00 Uhr: Entspannung in Metzingen
Metzingen. Die Polizei hat sich vom Camp-Eingang zurückgezogen. Offenbar setzen die Beamten auf präventive Einschüchterung. Der zuständige Einsatzleiter begründet den harten Einsatz damit, dass Beamte beim Vorbeifahren mit Steinen beworfen worden seien.
"Ich bin eigentlich friedlich, aber das, was die Polizei hier macht, macht mich richtig wütend", sagt eine Aktivistin, die den Tränen nahe ist.
***
Taz-Autoren vor Ort: Rudolf Balmer, Sebastian Fischer, Klaus-Peter Klingelschmitt, Martin Kaul, Reimar Paul, Annika Stenzel, Benjamin Laufer, Teresa Havlicek, Ingo Arzt, Malte Kreutzfeldt, Jörn Alexander, Felix Dachsel, Julia Seeliger, Christian Jakob
In der Berliner Redaktion: Carl Ziegner, Marie-Claude Bianco, Jannis Hagmann, Corinna Klingler, Matthias Urbach, Thomas Schmid, Paul Wrusch
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