Campino über Fortuna Düsseldorf: Erstligareif wie lange nicht mehr
Campino und die Toten Hosen haben ihren Lieblingsclub lange finanziell unterstützt. Jetzt hofft der Sänger, dass der Erfolg seines Lieblings- Klubs anhält.
taz: Herr Frege, erinnern Sie sich noch an das letzte Erstligaspiel der Fortuna?
Campino: Das muss ja Jahrzehnte her sein! Ich bin mit der Fortuna durch die Niederungen der dritten und vierten Liga gegangen, da habe ich nicht so genau mitgezählt, wie viele Jahre seitdem vergangen sind.
Es war 1997 gegen den HSV.
Campino: Der 49-Jährige, mit bürgerlichem Namen Andreas Frege, ist seit Gründung im Jahre 1982 Sänger der Toten Hosen. Die Band verhinderte vor zehn Jahren durch Trikotsponsoring und einer damit verbundenen Zuwendung von einer Million D-Mark den finanziellen Kollaps von Fortuna Düsseldorf. Neben Fortuna, die aktuell in Liga zwei spielt, ist Herr Frege auch Fan von Liverpool.
Es wäre an der Zeit, dass die Fortuna auch mal wieder gegen Bayern oder Dortmund spielt.
Ist Fortuna schon erstligareif?
Zum jetzigen Zeitpunkt scheint die Fortuna erstligareif wie schon lange nicht mehr. Die Vereinsführung ist fantastisch derzeit. Mittlerweile besitzt man dort ein gebührendes Maß an Bescheidenheit. Viele Formen von Größenwahn waren seinerzeit für den Niedergang verantwortlich. Das ist eine Politik der kleinen Schritte, da dreht keiner gleich durch. Wenns so bleibt, werden wir viel Freude an der Mannschaft in dieser Saison haben.
Ihre Band hat ja der Fortuna auch finanziell unter die Arme gegriffen.
Der Wiederaufbau ist gelungen. Die Fortuna ist derzeit ein sanierter und finanziell gesunder Verein, wirtschaftlich bewegt man sich wieder in Dimensionen, wo wir mit dem Geld der Toten Hosen gar nicht mehr mithalten könnten. Das steht alles auf festen Füßen. Aber ich will das jetzt gar nicht so laut proklamieren, das ist auch gar nicht nötig. Erst einmal geht es darum, das Niveau so hoch zu halten.
Wenn eine Mannschaft ein halbes Jahr in der Liga ungeschlagen bleibt, werden solche Stimmen natürlich schnell laut.
Ich will aber auch nichts bremsen! Das passt schon alles gerade.
Sind Sie immer noch nah dran an der Mannschaft?
Wir hängen nicht dauernd beim Training rum und stören die Abläufe, aber ein-, zweimal im Jahr gehen wir mit der Mannschaft zusammen essen. Der Kontakt zur Fortuna ist eng, das ist recht familiär.
Wie ist denn Ihr Eindruck vom Team? Hat man mit Maximilian Beister vielleicht das Talent im Team, das für den Aufstieg mitentscheidend sein könnte?
Dass der Beister in dieser Saison so durchstartet, jetzt auch im U21-Nationalteam, ist ein großes Glück. Er ist ja leider nur vom HSV geliehen.
Was zeichnet die Mannschaft noch aus?
Vor allem der Sturm ist traumhaft gerade - mit Thomas Bröker und Sascha Rösler haben wir da ein Top-Duo. Als Martin Harnik 2010 nach Stuttgart ging, hat man gedacht, der ist nicht zu ersetzen, mittlerweile ist das aber kompensiert worden.
Also leistet der Verein eine gute Transferpolitik?
Ja, das fügt sich jetzt langsam alles zusammen. Man hat auch noch ein paar Talente in der Hinterhand wie den vom FC Liverpool ausgeliehenen Villyan Bijev, der bisher nur in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde. Der ist erst 18 und hat Riesenpotenzial.
Aber an Transfers beteiligt sich Ihre Band nicht mehr?
Nee, das ist ja schon ne Weile her. Damals haben wir Geld für nen Spieler auf unserer Tournee eingespielt. Dann haben wir uns seinerzeit mit dem Verein auf Anthony Baffoe geeinigt.
Würden Sie für die erste Liga noch mal einen spendieren?
Solange der Verein gesund ist, hoffen wir mal, dass die das selbst hinkriegen. Sollte die Fortuna wirklich aufsteigen, wären auch mal andere dran. Dann würde ich hoffen, dass die Firmen hier vor Ort einsteigen. Es ist ja nicht so, dass es die nicht gäbe. Die haben sich nur über Jahre hinweg zurückgehalten. Die Toten Hosen kommen eher dann, wenn es gilt, die Beerdigung zu verhindern.
Davon ist man ja im Moment weit entfernt.
Eben. Und was den Etat betrifft, liegt man eher im Zweitliga-Durchschnitt, von daher kann man das Sportliche gar nicht hoch genug bewerten.
Kommen wir mal zum heutigen Zweitliga-Spitzenspiel zwischen St. Pauli und der Fortuna. Zwischen beiden Klubs gibt es sehr viele Parallelen, oder?
Ja, in Düsseldorf war es so, dass sich durch die Dritt- und Viertliga-Zeit ein ganz anderes Fan-Dasein herausgebildet hat. Die Identifikation mit dem Verein wurde eher stärker dadurch. Da hat sich ein Kern herausgebildet, der sich aktiv und gestaltend in Fanbelange eingemischt hat. Das war zu jener Zeit bei St. Pauli sicherlich ähnlich. Das Bewusstsein für die Tradition des Fußballsports ist auf jeden Fall in beiden Fanszenen recht groß.
Und beide Fanszenen rücken vielleicht auch sportpolitische Fragen in den Vordergrund?
Da ist die Fortuna aber noch nicht da, wo St. Pauli ist. Die sind da schon federführend. Es hat ja auch kein normaler Mensch was gegen St. Pauli. Solange wir aufsteigen, darf St. Pauli gern auch aufsteigen.
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