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Bürgerkrieg in SyrienRebellen melden Siege

Die syrische Regierung hält laut Rebellen nur noch eine Stadt in der Provinz Deir al-Sor. Bei Aleppo erobern die Aufständischen einen Militärflughafen.

Durch Bomben und Granaten zerstörter Stadtteil von Aleppo. Bild: dpa

AMMAN/BEIRUT rtr | Die Aufständischen in Syrien stehen nach eigenen Angaben kurz davor, erstmals eine ganze Provinz einzunehmen. Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad hielten in der ölreichen Region Deir al-Sor an der Grenze zum Irak nur noch die gleichnamige Stadt, sagte der Rebellenkommandeur Ibrahim Abu Baker am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters per Skype.

Seine Al-Kadisija-Brigade habe mit islamischen Kämpfern der Dschabhat al-Nusra den Ort umstellt und kontrolliere nach der Eroberung einer Brücke über den Euphrat bereits Abschnitte im Osten. Dschabhat al-Nusra steht al-Qaida nahe.

Am Montag hatte ein Vertreter der Al-Kadisija-Brigade erklärt, man bereite mit Panzerbeschuss auf Militärziele in Deir al-Sor einen Sturmangriff vor. Nach der Einnahme der Stadt werde dort ein Teil der Brigade stationiert. Die übrigen Kämpfer sollten weiter nach Damaskus ziehen.

In der Provinz Deir al-Sor wohnen überwiegend Sunniten, die den Aufstand gegen Assad unterstützen. Der Präsident ist wie ein großer Teil der bisherigen Elite des Landes ein Alawit. Abu Baker erklärte, seine Kämpfer seien ausschließlich syrische Sunniten.

„Wir sind Islamisten. Wir sind nur ausgezogen, um unseren Glauben zu unterstützen“, sagte er. „Wir respektieren andere Religionen, aber wir sind Sunniten und wollen einen Sunniten an der Macht haben, nicht einen Alawiten.“

Kampfflugzeuge erbeutet

Ein weiterer Kommandeur der Rebellen, Abu Abdallah Minbig, gab die Eroberung des Luftwaffenstützpunktes Dscharrah östlich von Aleppo im Norden des Landes bekannt. Den Aufständischen seien dabei neben Munition unter anderem zwei unbeschädigte MiG-Kampfflugzeuge in die Hände gefallen, sagte er Reuters per Telefon.

Vom Flughafen aus habe die Armee Ziele nördlich und südlich von Aleppo bombardiert. Nun seien die Versorgungswege der Regierung von der Stadt aus nach Osten unterbrochen. Insbesondere werde die Armee nun Schwierigkeiten haben, Nachschub in die benachbarte Provinz Rakka zu bringen.

Dort hatten die Aufständischen nach eigenen Angaben vor einigen Tagen das größte Wasserkraftwerk des Landes unter ihre Kontrolle gebracht.

Die Angaben aus Syrien können selten überprüft werden, weil unabhängige Medien kaum Zugang haben. Seit März 2011 sind im Bürgerkrieg nach UN-Schätzungen mehr als 60.000 Menschen ums Leben gekommen.

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9 Kommentare

 / 
  • A
    Ant-iPod

    @toddi:

     

    Danke für Ihre geschätzte - wenngleich nicht geteilte - Ansicht.

    Ich hätte da einige Fragen:

    - Wieso maßen Sie sich an, über die Informationsquellen der anderen zu urteilen?

    - Sie bringen allen ernstes eine (in Zahlen 1!) weibliche Stimme als Gegenargument???

     

    Wie Sie sicher wissen, steht die Opposition unter Al-Chatib dafür ein, dass in Syrien der Wille des Volkes per Mehrheitsbeschluss überhaupt erst einmal gefunden werden kann - das nennt man gemeinhin Demokratie.

     

    Ach, doch noch etwas: Der Kriegstreiber ist Assad, der eine politische Lösung verhindert - sonst niemand!

    Al-Ass(ad) will dies nicht und sucht dies gewaltsam zu verhindern - vgl. syrische Verfassung, das fehlen jeglicher politischen Initiative und die stetige, gewaltsame Eskalation des Konflikts.

     

    Wenn Sie also so sehr für diese Frau sind, die ihren Willen frei äußert - dann müssten Sie ja für Al-Chatib sein, denn es ist die Luftwaffe und die Artillerie unter Assads persönlichem Oberbefehl, welche all die Schäden hervorruft, von denen diese Frau berichtet.

    An die Assad-Propaganda, es würde Massaker und Vertreibung an Alawiten und Christen etc. geben, wenn er weg sei, glauben Sie als intelligenter Mitbürger hoffentlich nicht.

     

    Zu guter letzt: Woher nehmen Sie eigentlich die Phantasterei, dass die kämpfende Opposition, oder deren Mehrheit radikalislamisch oder gar salafistisch sei?

    Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine Al-Nusra macht aus einer Volksbewegung keine Radikalinskis.

  • T
    toddi

    Kommentar da 2000 Zeichen Begrenzung in 2 Teilen. Soweit die parteilichen Phantastereien und Sternendeuterei eines Ant-iAssads, eines verbalen Kriegstreibers, dessen einziger Bezug zu Syrien mutmaßliche sunnitische „Bekannte“ sind, dessen Einstellung zum Salafismus, auch in Deutschland die folgende ist: Zitat unv. „Ich bin für Religionsfreiheit. Menschen dürfen glauben oder nicht-glauben was sie wollen und ich verstehe unsere Verfassung so, dass sie genau diese Freiheit schützt.. Dies schließt m.E. nach auch den Salafismus ein. Diese Menschen sind ja nicht von Grund auf böse, gewalttätig oder irre - sie glauben nach dem Koran an einen einzigen Gott. Sie wollen dessen Regeln und Gebote wortgetreu einhalten ... denn warum sollten die Salafisten anders sein, als alle anderen? Zitat Ende Nicht „Anders“ - Wer an eine anderes Fabelwesen glaubt ist „minderwertig“ wenn er nicht gleich umgelegt wird. Und Frauen KKK - wenn überhaupt, denn wie wir erfahren haben jeder Salafist darf sich schließlich Sklaven „erobern“. Wen die Meinung einer echten, direkt betroffenen Syrerin (mit gehobenen Bildungsstandard) interessiert die detailliert analysiert, geschichtlich belegt und schlüssig argumentiert sei ans Herz gelegt http://aip-berlin.org/2013/02/08/eine-stimme-aus-syrien-interview-an-syrische-aktivistin/ auch hier einige Zitate:... die INNERsyrischen Strömungen vereinen sich in der Frage der Verteidigung Syriens. Die im Ausland lebenden Herrschaften, die sich „legitime Vertretung des syrischen Volkes“ nennen, werden hier von niemandem anerkannt. Mit Terroristen, Mördern unserer Kinder, Zerstörern unserer Städte, Lügnern und schmutzigen Kriminellen wie Qhatib oder Saba wollen wir nichts zu tun haben.... weiter in Teil 2

  • A
    Ant-iPod

    Nun muss man fairer weise sagen, dass es in der Provinz Deir-Ez-Zor außer der gleichnamigen Stadt nicht viel von Bedeutung gibt. Die Ölquellen können ohnehin schon länger nicht mehr zum persönlichen Reichtum der Assads und Machloufs beitragen, da der von Assad erzwungene Bürgerkrieg dies verhindert.

    Traurig macht mich nur, dass der Westen und die muslimischen Bruderstaaten die stark religiös motivierten Kräfte in Syrien - durch ihre Passivität - überhaupt erst hoffähig gemacht haben und jetzt ankommen und das von ihnen hervorgerufene Phänomen als neue Ausrede für die Nichteinmischung verwenden.

    Erst waren die "bösen" Russen und Chinesen schuld, dann die "starke" syrische Luftabwehr, deren wirklosen Zustand Israel offengelegt hat... und nun sind es die Islamisten... konkret die Al-Nusra Front.

    Da wird eine umfangreiche Volksbewegung auf Splittergruppen reduziert, von denen nur eine namentlich heraussticht... und damit sind Bürger, die sich zu Recht gegen einen Despoten erheben, auf einmal "Radikale Islamisten".... was für ein Kampfbegriff... damit kann man dem einfachen Europäer schön Angst machen... dazu noch ein paar Bilder bärtiger Männer und notfalls die Erinnerung an 9/11...

    wie unsagbar erbärmlich...

     

    Fakt ist:

    In Syrien herrscht Bürgerkrieg nicht trotz, sondern wegen Assad. Wer die "neue" syrische Verfassung liest, der weiß warum.

    Wer die Vermögensverhältnisse und die Korruption in Syrien untersucht, der kann hierzu keine Fragen mehr haben.

    Assad ist weder areligiös (vgl. syrische Gesetzgebung) noch in irgendeiner Weise legitimiert, Syrien weiter zu führen. Es existiert - außer hohlen und verlogenen Ankündigungen - seit mehr als 16 Monaten keine einzige, politische Initiative, die Situation in Syrien zu verbessern - im Gegenteil eskaliert das Regime die Gewalt. Die Kabinetsumbildung ist ein weiterer Beweis für den tatsächliche Handlungsunwillen des Regimes.

    Mit der Opposition wird nicht von Tag 1 an alles gut - aber es gibt wenigstens die Chance darauf.

  • NM
    Nikta Momus

    Provokateure und Drahtzieher, ah pardon, Strategen und Visionäre sind im Washington, London, Paris, Berlin und Riad beim Planen eindeutig erkennbar! Die Kunst des Eskalierens ist während des s.g. Arabischen Frühlings perfekt geschliffen! Nun funktioniert sie bedauerlicherweise nicht in Syrien, wo wesentlich mehr Risiken berücksichtigt werden müssen, die gar nicht unter Kontrolle bekommen werden können. Wie im Falle Nordkorea und Iran vermitteln die „Strategen“ den Medien „Informationen“, nach denen Nordkorea bereits verhungert ist, Iranische Führung zerstritten und am Ende ist, und Assad‘s Tage schon seit einem Jahr gezählt sind! „Visionäre“ selbst operieren aber mit tatsächlichen Informationen, nach denen dieser Krieg nur mit weiterer westlicher Verpflegung dauerhaft führen kann. Syrien bleibt aber ein Staat, der verpflichtet ist, egal bei welcher Führung seine Integrität zu verteidigen! Im Übrigen wissen wir, wie brutal und ohne Verhandlungen alle oppositionelle, bewaffnete Bewegungen, die der Integrität eines westlichen Staates bedroht hätten, vernichtet wären!

  • I
    Ignorant

    Mit dem Syrienkonflikt sterben die Leitmedien in Deutschland. Warum wohl. Wenn Redaktionen die Kommentare diverser Medien lesen und ernst nehmen würden, kämen sie eventuell selbst darauf. Viel Glück.

  • J
    Jojo

    Mission failed!

     

    Almar al Assad die Ebensgefährtin von Assad ist Sunnitin. Und was machen Sie jetzt?

     

    Meine Information zu den Rebellen sind genau gegengleich. Ich weiß nicht wie Sie so einseitige Kriegstreiberei durch die bärtigen Trolle vertreten können.

     

    Die Realität sieht so aus: https://en-gb.facebook.com/SyrianTruthEnglish

    Residents of al-Sheikh Najjar area in Aleppo staged a protest demanding the expulsion of the armed terrorist groups and putting an end to their criminal practices. 11.02.2013

     

    Die westliche Wertegemeinschaft ist ein Loser

     

    Venceremos

  • I
    iwern

    vielleicht sollte der Westen und Russland sich doch so langsam einig werden - über ein gemeinsames militärisches Eingreifen. Die Nachrichten darüber, dass die Rebellen von Al- Qaida oder anderen Islamisten dominiert werden kann nichts gutes für einen multireligiöses und multiethnisches Land wie Syrien bedeuten. Dass Assad auch nicht mehr zu halten ist sollte dabei klar sein. Der diplomatischen Initiativen aber sind genug gewesen bzw. die Uhr ist für sie abgelaufen, sie bedürfen zweier gleichrangiger Partner zwischen denen es etwas zu vermitteln gibt, aber da man auch Assad in der internationalen Gemeinschaft nicht mehr haben will (und er in Kürze wohl ohnehin untergehen wird) ein zweites Talibanistan aber auch aber auch nicht, weder vom Syrischen Volk noch von den Nachbarn gewollt sein kann (wohin ziehen die Islamisten wenn sie mit Syrien fertig sind? Nach Libanon? nach Gaza?), ist es jetzt an der internationalen Gemeinschaft den Islamisten die Initiative aus der HAnd zu nehmen, obwohl es natürlich gerade überhaupt nicht passt, da ja überall Krise ist, und diverse Kriege gerade erst mit blauem Auge ausgestanden sind, doch aussitzen könnte schlimmeres heraufbeschwören.

  • TS
    Thomas Sch.

    Liebe Redakteure, "die Aufständischen" gibt es nicht. Es gibt Alawiten, Alewiten, Schiiten, die im übrigen in Syrien die einzigen sind, die die immer noch existierenden Restchristen (ca. 10%) im politischen Boot haben, es gibt die Mehrheitsbevölkerung von ca. 80 % Sunniten, aufgeteilt in viele, viele weitere sich streitende Gruppen. Wir haben den Einfluß aus Saudi-Arabien. Die aus dem Libanon operierenden Drusen haben wiederum völlig andere Ziele als die Palästinenser. Damit sind die operierenden Parteien und Interessengruppen -alle bewaffnet- noch nicht aufgezählt. Die in der deutschen Armseligkeitspreesse vorhandenen pösen Regierungstruppen und die tollen, tollen Aufständischen sind ein Phantasiegebilde, das für hierzulande politdebile Einfaltspinsel gemalt wird. Und jetzt raten wir mal, wem das nützt ? Findet es niemand merkwürdig, daß dieselben Leute, die in Syrien die tollen Aufständischen darstellen, in Mali als die Bösen rumzuturnen haben ? Finden das alle hier plausibel ? Sorry, aber das ist ja jeder Karl-May-Leser noch den meisten Funk- oder Fernsehfuzzis weit überlegen.

  • P
    pauli

    die erfolgsmeldungen der rebellen haben sich bisher fast immer als reine propaganda entpuppt, so wie die meldungen der regierung auch.

    von daher ist es ganz richtig, wenn die taz keine muehen investiert, um selbst zu syrien zu recherchieren, sondern wahlweise von den agenturen kopiert oder leute, die keine arabischkenntnisse haben, aus dem libanon schreiben lässt.