Bizarrer Holocaust-Wettbewerb im Iran: Wer leugnet am besten?
Zwei Kulturorganisationen im Iran suchen die beste Holocaust-Karikatur. Es lockt ein fettes Preisgeld: Für den Gewinner gibt es 12.000 Dollar.
Wie du mir, so ich dir. Ist es das, was sich die iranischen Veranstalter des „Internationalen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerbs“ gedacht haben? Mit dem grotesken Kontest wollen sie die vermeintliche Heuchelei des Westens beim Thema Meinungsfreiheit offenlegen.
Organisiert haben den Wettbewerb die Kulturorganisationen House of Cartoon und die Sarcheshmeh-Gruppe. Zeichner sind dazu aufgerufen, ihre Beiträge bis zum 1. April einzureichen. Die Cartoons müssen sich über den Holocaust lustig machen oder ihn in Frage stellen.
Hintergrund sind die Muhammed-Karikaturen der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Das Magazin erfuhr starke internationale Solidarität, nachdem Terroristen am 7. Januar einen Anschlag auf seine Redaktion verübt und dabei zwölf Menschen getötet hatten. Zeitungen weltweit druckten die Karikaturen nach.
„Wenn der Westen keine Grenzen der Meinungsfreiheit kennt, warum erlaubt er es Wissenschaftlern und Historikern dann nicht, sich mit dem Holocaust zu beschäftigen?“, heißt es auf der Webseite des House of Cartoons. Darunter wird das Preisgeld bekannt gegeben: Die Gewinner des Karikaturen-Wettbewerbs erwarten bis zu 12.000 US-Dollar.
Einen ähnlichen Wettbewerb gab es bereits 2006. Der erste Platz ging an den Zeichner Abdellah Derkaoui aus Marokkko, dessen Beitrag den Felsendom in Jerusalem zeigt. Über dem Heiligtum scheint der islamische Halbmond. Davor konstruiert ein Kran eine Mauer, die das Konzentrationslager Auschwitz zeigt.
Die Leugnung des Holocausts ist im Iran weit verbreitet. Politiker wie der ehemalige Präsident Mahmud Ahmadinedschad haben den systematischen Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas während des Nationalsozialismus immer wieder geleugnet. Auch Revolutionsführer Khamenei hat den Holocaust in Frage gestellt. Hassan Rouhani dagegen verurteilte den Genozid, als er 2013 Präsident wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf
Parteiprogramme für die Bundestagswahl
Die Groko ist noch nicht gesetzt
Ministerpräsidentenwahl in Sachsen
Der Kemmerich-Effekt als Risiko