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Assads Armee schießt auf BäckereienBeim Warten auf Brot erschossen

Menschenrechtler werfen der syrischen Armee die gezielte Tötung von Zivilisten vor. Die syrische Delegation hat aus Protest das Gipfeltreffen in Teheran verlassen.

Lebensgefährlicher Brotkauf – die syrische Armee beschießt gezielt Bäckereien. Bild: reuters

BEIRUT rtr/afp | Syrische Kampfflugzeuge und Artillerie haben nach Informationen von Menschenrechtlern mehrfach Bäckereien in der Stadt Aleppo beschossen und dabei Dutzende Menschen getötet, die nach Brot anstanden. Die Gruppe Human Rights Watch (HRW) erklärte am Donnerstag, entweder seien die Menschen vor den Bäckereien zielgerichtet angegriffen worden oder die Militärs hätten nichts unternommen, um Opfer unter Zivilisten zu vermeiden.

„Die Angriffe waren zumindest rücksichtslos und willkürlich; Muster und Zahl der Angriffe lassen aber vermuten, dass die Regierungstruppen gezielt Zivilisten angegriffen haben", erklärte Human Rights Watch. Beides seien Kriegsverbrechen. Bei einem Angriff am 16. August seien rund 60 Menschen getötet und mehr als 70 verletzt worden, teilte die Organisation mit, die eigene Beobachter in die Stadt entsandte.

Die Angaben aus Syrien lassen sich kaum überprüfen, weil die Regierung unabhängigen Journalisten den Zugang weitgehend verweigert.

Syrer verlassen Gipfel

Nach scharfer Kritik des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi an der syrischen Führung hat die Delegation des Landes das Gipfeltreffen der blockfreien Staaten in Teheran verlassen. Mursi nannte die syrische Regierung am Donnerstag bei dem Treffen in der iranischen Hauptstadt ein „Unterdrückerregime". „Ägypten ist bereit, mit allen Seiten zusammenzuarbeitern, um das Blutvergießen zu beenden", sagte er zudem. Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete daraufhin: „Die syrische Delegation hat sich zu Beginn von Präsident Mursis Rede zurückgezogen."

Mursi ist der erste Staatschef Ägyptens seit dem Jahr 1979, der den Iran besucht. Teheran ist einer der letzten Verbündeten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der einen im März 2011 begonnen Aufstand in seinem Land blutig niederschlagen lässt. Seither wurden nach Oppositionsangaben etwa 25.000 Menschen getötet.

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8 Kommentare

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  • BB
    beate böttcher

    @ Lars

     

    Lieber "Lars", mal ganz ehrlich: ich halte Deine tragische Selbsterfahrungsgeschichte für ebenso glaubhaft wie die Annahme, dass der Name Lars in Syrien oder unter Exilsyrern (oder wahrscheinlicher: Kurden ;-) weit verbreitet ist.

     

    Solche "Erfahrungsberichte" habe ich in den letzten Monaten schon oft gelesen! Allerdings sind die inneren Widersprüche in diesen exilsyrischen Greuelgeschichten bei weitem häufiger, als man es bei intelligenten und umsichtigen Propagandisten eigentlich erwarten sollte.

     

    Na Gott sei Dank - denn so wird es dem aufmerksamn und intelligenten Leser meist von selbst klar, was man ihm da für Geschichten auftischt.

     

    Also: führt Euren Krieg doch alleine, oder mit amerikanischer und meinetwegen auch israelischer Unterstützung - kümmert mich nicht. Aber hört endlich auf mit Euren dauernden Versuchen, uns Menschen im Westen hier mit Euren Lügenmärchen in den Kopf zu sch...

     

    Danke.

  • L
    Lars

    Ich weiß, dass einige Verschwörungstheoretiker gern dem Westen die Schuld an den Verhältnissen in Syrien geben wollen und teilweise ist das sicher nicht komplett falsch.

     

    Nach dem 2. Weltkrieg sind in der gesamten arabischen Region gravierende Fehler gemacht worden und auch das Assad-Regime ist sicher auch eine indirekte Folge des kalten Krieges - immerhin wollte Russland ja auch seine Bastion im Nahen Osten haben.

     

    Jetzt aber Assad und seine Schergen als Opfer darzustellen, ist eine unglaubliche Freichheit. Seit 40 Jahren regiert das Regime mit unglaublicher Härte und es kommt zu systematischen Menschenrechtsverletzungen. Googelt mal einfach Shabiha und stellt euch dann mal vor, diese Truppen würden durch eure Strassen laufen und jeden erschiessen, den sie irgendwo aufstöbern.

     

    Der Protest ist erst eskaliert, als Assad Schulkinder foltern ließ, weil auf einer Schulmauer Schmähungen gegen ihn zu lesen waren. Dort sind Schulkinder mit Säure gefoltert worden. Die anschließenden Proteste waren monatelang friedlich und dort sind Demonstranten gezielt ermordet worden.

     

    Schämt ihr euch denn gar nicht, dann über den bösen Westen und die fiesen saudischen Truppen zu lästern? Niemand schützte dort die Zivilbevölkerung und jetzt gibt es endlich Hilfe. Und seid versichert, dass ich meine Informationen nicht aus den westlichen Massenmedien entnehme.

     

    Viele Freunde von mir haben dort Familien und auch Familienangehörige verloren. Der Vater eines guten Freundes ist an seinen Füssen aufgehängt worden, dann haben die Shabiha ihm den Bauch aufgeschlitzt und die kleine Tochter gezwungen, sich das anzusehen. Spart euch also die Verschwörungstheorie, dort ist ein echter Volksaufstand.

  • U
    Udo

    @e.a. Genau, da stimmt doch irgendwas nicht!

  • JS
    Jan S.

    Verehrte Menschen der TAZ,

    meinen Sie wirklich, dass solche Nachrichten, die nicht überprüfbar sind, Ihrem Anspruch auf unabhängigem Journalismus gerecht werden?

    Lassen Sie doch solche Artikel weg, schrieben Sie nicht alles ab, was Ihnen von Reuters und AP vorgesetzt wird! Sie beschädigen damit Ihre Glaubwürdigkeit, die ich bisher im Vergleich mit der weiteren deutschen Medienlandschaft relativ hoch einschätzte - ich zumindest sehe jetzt Ihre Zeitung mit anderen Augen, argwöhnisch, auch von Ihnen nicht wirklich aufgeklärt zu werden.

     

    Wenn man sich Mal aufmacht im weltweiten Netz und Informationen sucht, wird man über kurz oder lang feststellen, dass syrien von außen mit Söldnern infiltriert wird, um in diesem land zu wüten. Sie versuchen ihre eigenen Verbrechen an Zivilisten dem Assad-Regime in die Schuhe zu schieben - welches Interesse hätte denn Assad, Menschen vor Bäckereien zu töten? Er verlöre doch damit den rückhalt in seiner Bevölkerung! Wem nützen solche Aktionen und das berichten darüber?

    Ich denke, dass als nächstes irgendwo in Syrien ein Giftgasanschlag stattfinden wird, der auchh Assad angehängt wird, um den NATO-Kräften einen Grund des militärischen Eingreifens zu liefern - ganz nach dem Vorbild Libyens. Allerdings ist die Luftabwehr Syriens wesentlich schlagkräftiger, weil sie mit russischen S300-Raketen-Systemen ausgestattet sind, und davor haben die NATO-Alliierten gehörigen Respekt.

    Wir warten einfach Mal ab, und schauen zu, wie in Syrien das internationale Völkerrecht gebrochen wird und ein souveräner Staat von außen mit infiltrierten Terroristen angegriffen wird und wie dort die internationalen Menschenrechte gebrochen werden, indem Zivilisten von diesen Terroristen getötet werden und dann in der UNO von "westlichen" Allieierten Parteienen zynisch behauptet wird, man könne diesem Bruch der Menschenrechte nicht länger zuschauen, obwohl man diese Verbrechen selbst organisiert hat.

    Deutschland macht sich hier mitschuldig, indem es beispielsweise sein Abhorch-spionageschiff vor der Syrischen Küste einsetzt und BND-Spezialisten in türkischen Lagezentren arbeiten und die Kommunikation der Syrischen Armee abhören. Ich persönlich möchte da nicht mitschuldig sein und frage mich, wie man unsere regierung davon abhalten kann.

  • F
    Fritz

    Sie haben Baeckereien beschossen und wer da auf Brot wartete wissen wir nicht. Ohne Baeckereien kein Krieg.

  • BB
    beate böttcher

    PS. "Die Angaben aus Syrien lassen sich kaum überprüfen, weil die Regierung unabhängigen Journalisten den Zugang weitgehend verweigert."

     

    Den Satz klebt Ihr ja seit Kurzem ganz apologetisch an jedes Fitzelchen Propaganda, das Ihr aus der Londoner (oder Washingtoner) Gemüsekiste übernehmt.

     

    Erwartet denn jemand ernsthaft, dass die Syrer auch noch die westliche Feindpresse ("unabhängig und objektiv") ins Land lassen, damit die ihre Propaganda zu allem Überfluss noch unter dem Vorzeichen der "Authentizität" verbreitet? Die wären ja mit dem Klammerbeutel gepudert!

     

    Zumal man hierzulande ja bei fast jedem Artikel über Syrien, bei jedem Rauschen im Blätterwald merkt, von woher der Wind weht, und welche Meinung korrekterweise angesagt ist ...

  • T
    toddi

    Ihr scheint entweder nicht nachzudenken und/oder aus dem Ticker simpel abzuschreiben daher auch der Beitrag anonym oder eine gezielte Redaktionsvorgabe /(Sponsoren) Auftrag zu haben. Denn beim Nachdenken wäre aufgefallen. Aleppo befindet sich zum allergrößten Teil nicht in der Hand der Saudi Arabischen Fremdenlegion/ FSA, ist also zum allergrößten Teil befreit. Warum also sollten die Regierungstruppen ihre Bevölkerung beim anstehen nach Brot (auch das hat demagogische Symbolik) töten und das zu einem Zeitpunkt wo die „Mörderrebellen“ an allen Fronten verlieren (jetzt sogar an der Medialen). Einer Bevölkerung die größtenteils den Mörderbanden weder Sympathie noch Gefolgschaft entgegengebracht hat, aus ihren Häusern vertrieben, zu lebendigen Schutzschilden der aus der Türkei anrückenden Invasoren zu Geiseln gemacht wurde und die im Gegenteil sie zum Teil sogar eigenhändig bekämpft und vertrieben hat. Nicht auszuschließen ist allerdings das es sich bei diesem Vorfall, sollte es ihn überhaupt geben, um einen nicht aktuellen „Kollateralschaden“ handeln oder einer möglicherweise false Flag Operation der FSA und ihrer diversen ausländischen Mörderbanden, denn die haben alle Gründe sich bei der Bevölkerung Aleppos „derartig zu bedanken“.

    Den Unterstützern schwimmen die Felle weg besser konntet ihr das nicht dokumentieren und sie fangen an wild um sich zu beißen.

    Zitat: SYRIEN GEWINNT AN DER MEDIEN-FRONT!-DAS IST SEHR GEFÄHRLICH!

    Einer der berühmtesten Korrespondenten der Welt, der Brite Robert Fisk, hat Daraya besucht und kommt zu dem Schluss: Seine von ihm interviewten Zeugen und Betroffenen sagen die Wahrheit: Die "Freie Armee" hat das Massaker begangen. Damit kippt jetzt die internationale Wahrnehmung - und so erhöht sich das Risiko, dass die USA zu irgendwelchen verzweifelten Maßnahmen greifen, um die syrische Regierung doch noch ins Wanken zu bringen...

  • E
    e.a.

    Seit neuestem frage ich mich, wie so wenige Verbündete das syrische Regime so lange versorgen können, dass es so langanhaltend und brutal gegen das eigene Volk vorgehen kann....