piwik no script img

Arzneimittel-Skandal in BrandenburgLunapharm wusste Bescheid

Das Pharma-Unternehmen Lunapharm hat illegal mit griechischen Medikamenten gehandelt – und dies wohl sehr bewusst. Das belegt eine E-Mail.

Gerät weiter unter Druck: Lunapharm Deutschland GmbH Foto: dpa

Potsdam dpa | Im Arzneimittel-Skandal um das Unternehmen Lunapharm gibt es neue Vorwürfe gegen die Brandenburger Behörden und den Pharma-Großhändler. Wie das ARD-Politmagazin „Kontraste“ und der Sender RBB am Donnerstag berichteten, soll der zuständige Mitarbeiter des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) in einer E-Mail Lunapharm bereits im Juni 2013 mitgeteilt haben, dass der Handel mit griechischen Apotheken illegal sei.

Bislang war man davon ausgegangen, dass spätestens 2017 gegen das Unternehmen hätte vorgegangen werden müssen. Das Brandenburger Gesundheitsministerium bestätigte das Schreiben.

Der Mail war eine Anfrage von Lunapharm vorausgegangen, in dem sich die Brandenburger Gesundheitsbehörde in Griechenland erkundigen sollte, ob dortige Apotheken auch ohne entsprechende Großhandelserlaubnis handeln dürfen. Der Brandenburger Mitarbeiter beantwortete diese Frage mit nein.

Die griechische Arzneimittelaufsicht teilte der Brandenburger Behörde außerdem mit, man habe Lieferungen aus einheimischen Apotheken nach Deutschland und in andere Staaten festgestellt, die nicht legal seien. Ob das LAVG daraufhin Prüfungen einleitete, konnte das Gesundheitsministerium am Donnerstag nicht beantworten. „Aus heutiger Sicht und mit den heutigen Erkenntnissen kann man in diese Mail sicher vieles hineininterpretieren“, sagte eine Ministeriumssprecherin. Die Mail soll nun überprüft werden.

Das Brandenburger Unternehmen Lunapharm soll unter anderem mit in Griechenland gestohlenen Krebsmedikamenten gehandelt haben. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gewerbsmäßiger Hehlerei. Der Skandal kostete letztlich die frühere Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) das Amt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!