Anti-Atom-Demo in Berlin: Wendland in Wannsee
Am Samstag wollen Kernkraftgegner gegen den Helmholtz-Forschungsreaktor Wannsee demonstrieren. Das hat's seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Mit einer Demonstration wollen Atomkraftgegner am heutigen Samstag für eine Abschaltung des Forschungsreaktors in Wannsee protestieren. "Das Ding muss sofort und endgültig stillgelegt werden", sagt Hauke Benner vom Anti-Atom-Plenum. Das gerade vom Bundestag beschlossenen Gesetz zum Ausstieg aus der Atomkraft bezieht sich nicht auf Forschungsreaktoren.
Seit 1958 steht der Reaktor am Rande Berlins. Wissenschaftler arbeiten hier mit Neutronen, die bei der Spaltung von Uran freigesetzt werden. Die Leistung des Reaktors ist deutlich niedriger als die von Atomkraftwerken: Rund sieben Kilo Uran hängen in dem Reaktorbecken, zehn Megawatt hat der Reaktor. Bei Kraftwerken sind es etwa 300- bis 400-mal so viel. Die Anlage ist gerade wegen Umbauarbeiten nicht in Betrieb, sollte ursprünglich aber noch in diesem Monat wieder angefahren werden. Derzeit läuft - im Zuge der Diskussion nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima - eine Sonderüberprüfung. Diese, so hat die Senatsverwaltung für Umwelt kürzlich mitgeteilt, soll "ergebnisoffen" geschehen.
Für die Materialforschung, die in Wannsee betrieben wird, gebe es Alternativen, die ohne radioaktives Material auskämen, sagt Benner. Noch ein Kritikpunkt: Der Reaktor ist deutlich schlechter geschützt als ein AKW. Ein sogenanntes Containment, eine zusätzliche Betonhülle über dem Gebäude, gibt es nicht.
Die Demo soll der Auftakt sein zu einer Protestreihe im Herbst. Die letzten Demonstrationen hatte es in den 80er-Jahren gegen einen Ausbau des Reaktors gegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“