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Altkanzler-Gattin berufen„Anwältin für Migranten“

Niedersachsens rot-grüne Regierung macht Doris Schröder-Köpf (SPD) zur Beauftragten für Migration. Eigenständig walten soll sie aber nicht.

Freut sich über die Neue: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (r.) sagt, Doris Schröder-Köpf habe einen "eigenen Kopf". Bild: dpa

HANNOVER taz | Jetzt ist es besiegelt: Niedersachsens rot-grüne Regierung hat die Landtagsabgeordnete Doris Schröder-Köpf (SPD) am Dienstag zur Beauftragten für Migration und Teilhabe berufen. Als „Anwältin für Migranten“ solle sie „in der öffentlichen Diskussion immer wieder das Wort ergreifen“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bei Schröder-Köpfs Vorstellung in Hannover.

Die Altkanzlergattin selbst erklärte, ihr gehe es vor allem um die Vernetzung von Landesregierung, -parlament und MigrantInnen. Im Ehrenamt neben ihrem Landtagsmandat wolle sie auch die Regierungsarbeit kritisch begleiten. Kritik werde sie „intern laut werden lassen, aber wenn es mal nötig ist, auch anders“. Regierungschef Weil betonte, Schröder-Köpf arbeite unabhängig und ohne Weisungen. Sie sei ohnehin eine „gestandene Persönlichkeit“ mit „eigenem Kopf“.

Allzu eigenständig walten lassen will man Schröder-Köpf jedoch offenbar nicht: Sie übernimmt den Vorsitz von Niedersachsens Integrationsbeirat und wird Mitglied der Integrationskommission des Landtags, künftig Kommission für Migration und Teilhabe. Vorsitzende wird dort aber die Grünen-Migrationspolitikerin Filiz Polat. Und auch der Vorsitz der niedersächsischen Härtefallkommission geht nicht an Schröder-Köpf – anders als von Weil noch im Wahlkampf angekündigt. Sie wird in dem Gremium, das über ein Bleiberecht für Ausländer entscheidet, bei denen der Rechtsweg ausgeschöpft ist, stattdessen „ständigen Gaststatus mit Rederecht“ erhalten.

Schröder-Köpfs Projekte

Einen Staatsvertrag mit muslimischen Verbänden, der Fragen zu Religionsunterricht, Bestattungsrecht oder muslimischen Feiertagen regelt, will die neue Migrationsbeauftragte als erstes Projekt voranbringen.

Gespräche zwischen Land und den Verbänden Schura und Ditib laufen seit Montag. In den kommenden sechs Wochen sollen die Beteiligten eine Kommission für die offiziellen Verhandlungen aufstellen.

Eine "angemessene Repräsentanz von Menschen mit Migrationshintergrund" in Land und Verwaltung nennt Schröder-Köpf als weiteres Anliegen.

Mehr MigrantInnen in der Politik hatten schon vor der Landtagswahl über 20 Migrantenverbände gefordert. Die SPD-Pläne, Schröder-Köpf statt einer migrantischen MinisterIn zur Integrationsbeauftragten zu machen, nannten sie einen "Rückfall".

Ein Teilnahmerecht an Kabinettssitzungen, das Weil ihr einst zugesichert hatte, bekommt Schröder-Köpf ebenfalls nicht. „Als Gast“ sei sie aber auch dort willkommen, sagte Weil. Schröder-Köpf selbst erklärt, angesichts der Flut an Terminen als Migrationsbeauftragte reiche es ihr, immer dann teilzunehmen, „wenn es um Themen geht, die mein Feld betreffen“.

Vor allem als „Verlautbarungsorgan der Staatskanzlei in Sachen Integration“ solle die neue Migrationsbeauftragte fungieren, kritisiert die CDU Fraktion. „Aus der von Ministerpräsident Weil zugesicherten Beinfreiheit ist ein luftleerer Raum geworden“, sagt ihr Parlamentsgeschäftsführer Jens Nacke. Die FDP-Integrationspolitikerin Hillgriet Eilers warnt angesichts neuer Zuständigkeiten vor einem „Integrations-Wirrwarr“: Waren bislang Sozial- und Innenministerium zuständig, kommt künftig noch die Staatskanzlei hinzu. Dort erhält Schröder-Köpf eine eigene Geschäftsstelle, das Grundsatzreferat Migration aus dem Sozialministerium wandert in die Staatskanzlei. Zugleich bleibt Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) wie ihre Vorgängerin Aygül Özlan (CDU) offiziell auch Integrationsministerin.

„Am Ende wird nur SPD-typisch das System aufgepumpt“, sagt Eilers. Besonders umstritten: Mit ihrer Geschäftsstelle soll Schröder-Köpf einen eigenen Mitarbeiterstab erhalten. Und dafür gilt Hannovers SPD-Chef Alpetin Kirci als gesetzt. CDU und FDP wittern einen „Versorgungsposten“ und „Geschmäckle“. Regierungschef Weil weist das als „Spekulationen“ zurück, betont aber, bei derlei Posten gehe um „Vertrauensverhältnisse“. Details zu Stellenbesetzungen und Budgetfragen werde man bis Ende Juni entscheiden.

Verbände wie die Schura Niedersachsen setzen dagegen „große Hoffnungen“ in Schröder-Köpf. „Wir haben sie bisher als sehr kluge und populäre Frau erlebt“, sagt der Schura-Vorsitzende Avni Altiner, „jetzt hoffen wir, dass sie auch durchsetzungsfähig ist und ein offenes Ohr für die Migranten hat.“ Auch beim Flüchtlingsrat Niedersachsen zeigt man sich „positiv beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit“ der neuen Beauftragten. Hinter den Kulissen, so heißt es, soll sich Schröder-Köpf schon vor ihrem Antritt bei umstrittenen Abschiebefällen eingeschaltet haben. Und auf den angekündigten Paradigmenwechsel in der Flüchtlingspolitik gepocht haben.

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8 Kommentare

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  • G
    Gazpromgerd

    Nur noch peinlich diese SPD.

  • F
    FktenStattFikton

    Wieder neue Posten in der Integrationsindustrie.

  • A
    Aletheia

    "Die Altkanzlergattin selbst erklärte"...

     

    dass sie zur Beauftragten für Migration geradezu prä­de­s­ti­niert sei. Erst unlängst wieder, so Doris Schröder-Köpf, trug sie mit ihrem Gerhard eine scharfe Auseinandersetzung aus, weil er 1998 zur niedersächs. LTW nur deshalb 47,9 Prozent erreichen konnte (zuvor musste er sich mit einer hauchdünnen Mehrheit begnügen), weil ihr Gerhard gegen Migranten übel-finstere Stimmung machte. Und das, so die Kanzlergattin, erfüllt sie selbst heute mit tiefer Scham.

     

     

     

    Zur Erinnerung: "Wir dürfen nicht mehr so zaghaft sein bei ertappten ausländischen Straftätern. Wer unser Gastrecht missbraucht, für den gibt es nur eins: raus, und zwar schnell!" Gerhard Schröder 1997 in der Bams (Bild am Sonntag)

     

    (Denn, so dieser Klartext-Sprecher: "Zum Regieren brauche ich nur Bild, Bams und Glotze!")

  • D
    Detlev

    Diese Frau sollte lieber im Nichts verschwinden. Wenn die Leute in der SPD jahrelang an der Basis viel Zeit und Geduld aufwenden und dann nicht gleicht in den Kreistag oder Landtag kommen, dann kommt diese Frau gleich ganz nach Oben?

     

    Und wofür? War Gerhard Schröder so ein Migranten-Fan? Wenn ich der SPD einen Tipp geben kann: Kehrt den ganzen Schröder irgendwo unter den Teppich. Der schadet nur und seine Frau hat in der Politik nichts verloren.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Weil der Ehemann ein politisches Amt bekleidete,darf die Gattin diesem nicht nachstehen.

  • NM
    Nur mal so gefragt

    Erfolgte die Einstellung auch nach einer anonymisierten Bewerbung wie in Celle?

    Oder hat Männe mal seinen Chef und Busenkumpel Waldi um Mithilfe gebeten?

    Das ist doch sowas von peinlich!

    Glaubt die echt sie sei die Hillary Clinton von Hannover?

    Na ja, das Zahnarztlächeln hat sie ja ganz doll vorm Budesgerd geübt.

    Über die FDP titelte die SZ vor mehr als 30 Jahren:" Die Ironie des Unterganges und der Hass". Wie passend das auf die heutige sogenannte Sozial, sogenannte demokratische und sogenannte Partei ist.

  • A
    Aletheia

    "Allzu eigenständig walten lassen will man Schröder-Köpf jedoch offenbar nicht", so die Autorin, was impliziert, die "Altkanzlergattin" habe in der Vergangenheit durch polit. Engagement geglänzt. Und weil dahingehend (& gerade im Vorfeld der niedersächsischen LTW) die Propaganda wahrlich alle Register zog (*), so sei an dieser Stelle an D. Schröder-Köpfs Engagement einschl. polit. Errungenschaften erinnert.

    (*) Doris Schröder-Köpf - Die Wunderwaffe der SPD

    > http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/doris-schroeder-koepf-die-wunderwaffe-der-spd/v_detail_tab_print/7645942.html

     

     

     

    Die SPD-Wunderwaffe - ein Überblick:

     

     

    > März 2003: Doris Schröder-Köpf - Namensgeberin der sog. "Agenda 2010"

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/hartz-reform-zwanzig-zehn-das-agenda-jahr-kommt-1899588.html

     

    Zum "Agenda"-Euphemismus bedarf es wohl kein größeres Tacheles; und somit nur eine Wortmeldung: "Hartz IV ist das größte Verbrechen, dass es seit dem Krieg gab. Dank Schröder ist es das größte Verbrechen, dass es seither gibt. Ich kann 30 Jahre gearbeitet haben - was ich ja gemacht habe, 30, nein - 35 Jahre habe ich gearbeitet - und Du bist nach einem Jahr automatisch Sozialhilfeempfänger, der in seinem Leben überhaupt noch nicht gearbeitet hat."

    Quelle: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=55GyMUTrMrc

     

     

    > Dezember 2005: Die SPD-Wunderwaffe "bereichert" die Welt mit einer Hunde-Kollektion, wobei ihre Hündin Holly - getreu der Devise "Fördern und Fordern" - als Model zwangsverpflichtet wurde

    http://www.leipziger-montagsdemo.de/informationen/daten/041223__IGENRAD_kitsch_vom_kanzler.htm

     

     

    > Dezember 2007: Der tiefe Fall der SPD in Tagmersheim > ein Bericht aus dem Heimatdorf D. Schröder-Köpfs

    http://www.augsburger-allgemeine.de/donauwoerth/Der-tiefe-Fall-der-SPD-in-Tagmersheim-id3300131.html?view=print

     

     

    > Januar 2013: Doris Schröder-Köpf verliert – und darf in den Landtag

    http://www.focus.de/politik/deutschland/niedersachsen-wahl-2013/landtagswahl-in-niedersachsen-schroeder-koepf-verliert-und-zieht-dennoch-in-den-landtag_aid_902106.html?drucken=1

  • H
    homosapiens1957

    Nach dem Aufgabenplan wird es einmal wieder teuer für die Steuerzahler: Statt endlich die verfassungswidrigen Subventionen der Kirchen zu beenden, ein Verfassungsbruch durch Reichs- und Bundestag mit inzwischen über 90-jähriger Tradition, gibt es dann wohl demnächst für die Muslime auch verfassungswidrige Subventionen vom Staat. Dieses Land ist weit von der Trennung von Religion und Staat entfernt; es ist nach wie vor unter die religiösen Räuber gefallen!!