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Alternative Nobelpreisträgerin über Gentech"Die sind auf Lügen spezialisiert"

Vandana Shiva über das Saatgutmonopol vom Gentech-Giganten Monsanto, Selbstmord von 250.000 indischen Bauern, Baumwolle und Einstein.

Indische Farmer pflügen ein Feld, bevor sie Baumwolle aussäen. Bild: reuters
Jost Maurin
Jost Maurin
Interview von Jost Maurin und Jost Maurin

taz: Frau Shiva, Sie kämpfen gerade gegen den Plan der indischen Regierung, die Zulassung von Gentech-Pflanzen zu vereinfachen. Aber 95 Prozent der Baumwolle in Indien ist bereits gentechnisch verändert - also scheint Gentechnik aus Sicht der Bauern zu funktionieren, oder?

Vandana Shiva: Nein. Wenn Sie in ein Saatgutgeschäft im Bundesstaat Kerala gehen, werden Sie dort nur Gentech-Baumwolle unter den verschiedenen Markennamen von Firmen finden, die der US-Hersteller Monsanto aufgekauft hat. Die Bauern müssen die Gentech-Baumwolle kaufen, weil nichts anders mehr angeboten wird.

Gibt es denn keine Konkurrenz?

Andere Saatgutfirmen knebelt Monsanto mit Lizenzgebühren und Verträgen, sodass sie nur noch seine Samen verkaufen dürfen. Und was die fünf großen Saatgutkonzerne angeht: BASF etwa ist kein Konkurrent. Sie haben Verträge und gemeinsame Forschungsprojekte mit Monsanto.

Hat die Einführung der Gentechnik den Bauern geschadet?

Wegen des Saatgutmonopols haben sich 250.000 Bauern in Indien umgebracht. Die Suizide häufen sich in den Baumwollregionen, besonders seit der Einführung der Gentech-Baumwolle im Jahr 2002. Damals sind die Kosten für Saatgut drastisch gestiegen. Deshalb machen die Bauern Schulden, die sie oft nicht mehr bedienen können - viele bringen sich dann um.

Agro-Gentechnik

Wissenschaftler können mithilfe der Gentechnik das Erbgut etwa von Pflanzen verändern. Anders als bei der herkömmlichen Züchtung lassen sich so Gene sogar über Artgrenzen hinweg übertragen. Die meisten Gentech-Pflanzen sind gegen ein bestimmtes Pestizid resistent oder produzieren selbst ein Gift gegen Schädlinge.

Im vergangenen Jahr wuchsen nach Industrieangaben gentechnisch veränderte Pflanzen auf einer Fläche von 148 Millionen Hektar (sechsmal so groß wie Großbritannien). Das entspricht 10 Prozent der gesamten Anbaufläche. Die meisten Pflanzen kommen von dem US-Hersteller Monsanto.

Indien ist nach den USA, Brasilien und Argentinien das Land mit der viergrößten Anbaufläche für Gentech-Pflanzen. Die Industrie benutzt das indische Beispiel deshalb gern als Beleg der These, dass die Technik auch in kleinbäuerlich geprägten Entwicklungsländern Nutzen bringe.

Derzeit arbeitet die Regierung in Neu-Delhi an einem Gesetz über eine zentrale Zulassungsbehörde für Gentechnik-Pflanzen. Die Saatgutkonzerne haben diesen Plan bereits begrüßt, weil sie dann nur noch eine Institution statt wie bisher mehrere Ämter überzeugen müssten.

Auch auf der jährlichen Konferenz der Vereinten Nationen für Nichtregierungsorganisationen, die am Samstag in Bonn beginnt, diskutieren Aktivisten über die Gentechnik. Die Alternative Nobelpreisträgerin Vandana Shiva wird bei der Auftaktveranstaltung des Treffens sprechen, zu dem 1.600 Teilnehmer erwartet werden.

Vandana Shiva

Die 58 Jahre alte Inderin genießt in der Bewegung gegen die Agro-Gentechnik Starstatus. Ihre Vorträge ziehen regelmäßig Hunderte von Zuhörern an. Die Umweltaktivistin und Feministin gründete 1991 die Organisation Navdanya, die traditionelles Saatgut in Indien sammelt und verteilt. Zudem schult sie Bauern in Biolandwirtschaft.Am 6. Oktober will Shiva in London einen neuen Bericht über den US-Gentechnikhersteller Monsanto vorstellen. Hauptthese: Die Gentechnik ist gescheitert.

Die Konzerne sagen, Gentech-Saatgut sei teurer, aber dafür verschaffe es den Bauern höhere Gewinne.

Nirgendwo hat die Gentechnik den Ertrag einer Pflanze erhöht. In Indien haben sie versprochen, dass Gentech-Pflanzen 1.500 Kilogramm pro Acre (0,4 Hektar) bringen. Und jetzt mussten sie zugeben: Es sind 400 bis 500 Kilogramm. Unseren Daten zufolge sind es nur 300 bis 400 - im Durchschnitt. Monsanto ist eben spezialisiert auf Lügen. In Wirklichkeit kann man auch mit Gentech-Pflanzen für die Lebensmittelproduktion das Hungerproblem nicht lösen.

Viele Gentech-Pflanzen produzieren Gifte gegen Schädlinge. Lassen sich so nicht umweltschädliche und teure Pestizide einsparen?

Daten der Bauern zeigen, dass mit Gentech-Baumwolle 13-mal so viele Pestizide nötig sind. Genforscher der Universität Delaware haben gerade eine Studie veröffentlicht, die ergab, dass die genetische Manipulation Pflanzen anfälliger für Krankheiten und Schädlinge macht. Als ich dieses Jahr in einer indischen Anbauregion war, kämpften sie mit einer Krankheit, die die Pflanze im Wurzelbereich würgt, sodass kein Wasser nach oben gelangen kann. Jedes Jahr gibt es eine neue Krankheit.

Wie reagieren Schädlinge auf die Gentech-Pflanzen?

Vergangenes Jahr ist der wichtigste Schädling unempfindlich gegen Monsantos Baumwolle Bollgard I geworden. Die Resistenzen entstehen schneller, weil die Schädlinge durch die Gentech-Pflanze ständig dem Selektionsdruck ausgesetzt sind und nicht nur bei Pestizidspritzungen.

Hat die Gentech-Baumwolle davor nicht mehr als ein Jahrzehnt lang funktioniert?

Ein Jahrzehnt ist zu kurz in der Geschichte der Menschheit.

Die Hersteller kontern: Wir entwickeln dann einfach neue Pflanzen.

Einstein sagte: Ein klares Zeichen für Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu machen, aber ein unterschiedliches Ergebnis zu erwarten. Die Strategie ist falsch. Es wird nur Superunkräuter und Superschädlinge geben.

Ist es kein Erfolg der Gentechnik, dass Indien seit Einführung des Gentech-Saatguts viel mehr Baumwolle produziert?

Nein. Der Punkt ist, dass sie von einer vielfältigen Landwirtschaft zur Monokultur übergegangen sind. Wenn man Baumwolle zusammen mit Sorghum, Chili und Bohnen anbaut, hat man ich Baumwolle, Sorghum, Chili und Bohnen. Wenn man nur noch Baumwolle anbaut, hat man natürlich mehr Baumwolle. Der Grund sind aber nicht die Gentech-Pflanzen.

Die Gentechnik-Konzerne versprechen, besser an den Klimawandel angepasste Pflanzen zu entwickeln. Was ist daran so schlecht?

Wir haben schon Pflanzen, die an den Klimawandel angepasst sind, zum Beispiel Saatgut, das gut mit Dürre oder Überschwemmungen klarkommt. Der sogenannte dürreresistente Gentech-Mais dagegen wächst gut in einem Dürrejahr und sehr schlecht in einem normalen Jahr. Traditionelle Sorten dagegen haben ein sehr breites Spektrum.

Die Firmen argumentieren, dass die Entwicklung solcher Pflanzen erst am Anfang stünde. In ein paar Jahren werde es besser funktionieren.

Gentechnik ist sehr langsam, was die klimatische Widerstandsfähigkeit angeht. Die Bauern sind ihr Jahrhunderte voraus im Entwickeln solcher Eigenschaften von Pflanzen. Wenn da schon tausend Jahre Arbeit getan wurde, würde ich darauf vertrauen und nicht auf ein fünf Jahre altes Experiment. Und dieses Experiment würde auch noch an Patente gebunden sein. Wenn Sie Kleinbauer in Asien sind und ein Zyklon verwüstet Ihre Region, dann müssten Sie immer noch Lizenzgebühren für diese neue Pflanzen zahlen. Wir können nicht die Zukunft ganzer Gemeinschaften in die Hände eines rücksichtslosen Players legen, der falsche Versprechen macht und ins Saatgutgeschäft nur einsteigt, um mit Lizenzgebühren Riesenprofite zu machen. Das ist zu risikoreich.

Sie kritisieren auch, dass nur eine Handvoll Unternehmen den Markt für Gentech-Saatgut beherrscht. Warum also nicht kleinen Konkurrenten helfen?

Gentechnik ist nur eine von vielen Züchtungsstrategien. Zudem ist sie die unzuverlässigste. Es wurde behauptet, weil sie auf Molekularebene arbeitet, sei sie genauer. Dabei beschießen Gentechniker im Labor Erbgut blindlings mit Genen. Man weiß nicht, was dabei mit den Pflanzen passiert. Beim herkömmlichen Züchten durch Selektion und Kreuzung dagegen weiß man genau, was mit diesen Pflanzen ist.

Bei der Gentechnik kommen am Ende allerdings Pflanzen heraus, die nur in ein oder zwei Genen von der Ursprungspflanze abweichen. Ist das nicht genau genug?

Nein. Denn man weiß nicht, ob das künstlich eingebaute Gen in die Pflanze oder in den Boden geht. Es gibt Untersuchungen, wonach in vier Jahren 22 Prozent der Nützlinge auf Feldern von Gentech-Pflanzen, die das Insektengift BT produzieren, getötet wurden. Man weiß nicht, wie diese Pflanzen auf Bestäuber wie Bienen wirken. Man weiß nicht, was sie mit Lebensmitteln machen. Der französische Wissenschaftler Gilles-Eric Séralini hat Daten von Monsanto selbst analysiert und gezeigt, dass Organe von Ratten versagten, die BT-Mais gefressen haben.

Das ist umstritten, und andere Forscher sehen keine Gefahr für die Gesundheit. Kennen Sie weitere Belege dafür, dass Gentech-Essen gesundheitsschädlich ist?

Das größte Problem ist, dass das Land, das Gentechnik besonders fördert, die USA, alle Sicherheitstests verhindert - mit der Behauptung, dass Genpflanzen im Prinzip genauso seien wie konventionelle. Sie sagen, es gebe keinen Beweis für die Gesundheitsschädlichkeit. Aber sie haben gar nicht nach dem Beweis gesucht.

Welche durch Gentechnik verursachte Schäden sind denn schon nachgewiesen?

In zwei Fällen ist die Beweislage sehr klar: Erstens verringern Monsantos Monopol und Gentech-Saatgut die Artenvielfalt, die Bauern zur Verfügung steht. Zweitens verschmutzen sie die Umwelt. Monsanto kann nicht behaupten: Das Feld des kanadischen Landwirts Percy Schmeiser wurde nicht von Gentech-Pflanzen kontaminiert. Schließlich hat die Firma Schmeiser sogar verklagt, weil er ihre Patentrechte verletzt habe. Und Kanada kann keinen Raps mehr nach Europa verkaufen, weil er kontaminiert ist.

Ihr Alternativmodell zur Gentech-Landwirtschaft ist der Ökologische Landbau ohne Pestizide und Kunstdünger. Sind hierbei die Ernten nicht viel geringer?

Nein. Wenn die Landwirtschaft so betrieben würde, wie wir es tun mit den 500.000 Bauern in Indien, mit denen wir zusammenarbeiten, würde Indien doppelt so viel Lebensmittel und Nährstoffe zur Verfügung haben. Der UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, hat einen Report herausgegeben, wonach wir mit agroökologischen Prinzipien die Produktion verdoppeln könnten.

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18 Kommentare

 / 
  • MG
    Mark Gessat

    Wer durch diesen Artikel noch nicht überzeugt ist, sollte sich die Arte Doku mit Gift und Genen mal ansehen: http://vimeo.com/20204727

    Die viel gewichtigere Frage ist, wie so ein Monopolist denn noch aufgehalten werden kann, der außer Europa eh schon die gesamte Landwirtschaft kontrolliert und in Europa unter dem Deckmantel vieler anderer Firmennamen agiert. In den USA wurde durch deren Einfluss sogar kürzlich das Kleingedruckte im Gesetzestext geändert, so dass Bio aus den USA nun nicht mehr automatisch non-GMO bedeutet. Große Teile der sozialen Bewegungen, die sich gegen Agrarmultis wehren, sehen diese so sehr mit dem Kapitalismus verwoben, dass nur die Anarchie die Lösung wäre. Es wird Zeit, dass es Volksabstimmungen gibt für so ein Thema, bei dem solch ein Konsens unter der Bevölkerung herrscht, von der Politik jedoch keine Konsequenz zu erwarten ist. Das Problem muss von unten gelöst werden und zwar schnell. Denn immerhin ist zweifelhaft, ob, selbst wenn die Manipulation von Genen sofort verboten würde, der Schaden noch behoben werden könnte. Immerhin ist die Kontamination ehemaliger Monsantoprodukte wie DDT und Agent Orange auch für sehr lange Zeit in allem was lebt, verewigt.

  • L
    luetzgendorff

    Ist das noch Journalismus oder doch Gesinnungsschreibe? Die Zahlen und Behauptungen, die Vandana Shiva anführt, sind nämlich so ziemlich alle falsch, aus dem Zusammenhang gerissen und so verdreht, dass mir die Worte fehlen. Längst widerlegter Unfug, der durch ständige Wiederholung nicht wahrer wird (Grüße an Einstein!), die üblichen Floskeln über Monsanto, Geschäftemacherei, böse, böse, aber keinerlei Substanz und vor allem keinerlei Belege. Findet in der taz kein Faktencheck mehr statt, wenn die "Guten" interviewt werden? Wie wäre es denn mal mit einer Fortbildung in kritischem Journalismus? Oder hat Herr Maurin sein Handwerk bei "Greenpeace" gelernt, wie so viele taz-Journalisten?

  • G
    Garrett

    Kürzlich habe ich einen wirklich hervorragenden Roman gelesen, über die Thematik, die hier im Interview leider nur mit einem Nebensatz erwähnt wird, nämlich über die mangelnde Sicherheitstechnologie:

     

    "Wenzels Pilz" von Berhard Kegel (Biologe und Chemiker), geschrieben 1996! Darin beleuchtet er Entwicklungen, die zum damaligen Zeitpunkt schon - von den Medien seitdem weitestgehend unbeachtet und unbeleuchtet - zum Teil schon Realität waren und Folgen, wie die im Artikel geschilderten (Anfälligkeit für neue Krankheiten, massiven Chemieeinsatz...) und den Umgang der Verursacher, Regierungen und Medien damit, der sich in den industriellen Ländern durch Verschleierung und Lügen und im Falle von Schäden in reichen Ländern unbeholfenes "Risiko- und Schadensmanagement" wohl noch am besten charakterisieren lässt. Letzteres natürlich nur dann, wenn die Gefahr besteht, dass etwas an die dies finanzierende Öffentlichkeit gerät und dieses also den Firmen schaden könnte.

     

    Der Kommentar von Philipp ist ebenso richtig und ernstzunehmen. Widerstandsfähige und ertragreiche Pflanzen zu züchten ist ein langwieriger Prozess, im Falle des uns bekannten Weizens und ohne Kenntnis der Vererbungslehre (Genetik) tausende Jahre gedauert hat und mit dieser Kenntnis immer noch Jahrzehnte. In meinen Augen (ich bin kein Biologe aber Wissenschaftler) in etwa mit dem biologischen Evolutionsdruck vergleichbar, während die Gentechnik etwas völlig anderes macht, was mehr einer Bestrahlung gelichkommt, nämlich mutwilliges Zerstören der durch Evolution gebildeten Erbgutinformation, die sich wahrscheinlich eher durch ein geschicktes Zusammenspiel von Informationsschnipseln auszeichnet als durch die Perfektion der einzelnen Schnipsel.

     

    Wenn ich mir ein Gleichnis erlauben darf: Wenn es möglich wäre, einen Robotermensch zu bauen, der kaum Durst und Hunger hat, kein Ego und ein reduziertes Schlafbedürfnis und drei Gehirne, dann würde man das wohl tun, nicht war? (Die Hundts und Henkels ganz vorne in der Bestellliste, die fantastische Technologie anpreisend).

     

    Die Folge könnte eine Gesellschaft von "Urmenschen" sein, die glücklich darüber, dass sie nicht mehr arbeiten muss, sich zurücklehnen und die Früchte des "Ertrags" geniessen kann (so die Gentechnik-Firmen: "Wir werden den Hunger auf der Welt abschaffen").

     

    Die andere Folge könnte sein, dass diese verbesserten Robotormenschen einer nach dem anderen zusammenbrechen, weil man dummerweise schlicht nicht dran gedacht hat, dass man für 3 Gehirne und viele Arme ein Rückgrat braucht, welches diese neue produktive Masse auch tragen kann. Ist dieses Problem endlich - durch Genmanipulation - beseitigt, stellt sich heraus, dass die Gehirne leider das Wachsen anfangen und die Schädeldecken sprengen usw.

     

    Leider hat man bis dahin aus lauter Euphorie - bis auf wenige Manager und Biochemiker und Techniker - die arbeitende Ur-Bevölkerung schon entsorgt, die vielleicht in ein paar hundert Jahren auch von Abfällen und Almosen zu leben und trotzdem 60h/Woche produktiv zu sein, aber solange wollte leider man nicht warten. Tja. Pech gehabt, zu spät. Aber bis dahin war's toll, oder?

     

    Nuja, die Kakerlaken werden noch über das dumme Ding Mensch lachen und sich den neuen Gegebenheiten ohne Mensch auf der Welt anpassen, die Evolution wird weitergehen, vielleicht mit Amflora aber bestimmt auch ohne uns...

  • A
    A.Frantz

    Die in Teilen Monopolartige Macht-Stellung von Monsanto ist per se abzulehnen; die Geschichte hat uns einfach oft genug gezeigt, dass sich solche Konstellationen niemals zum Guten für die Mehrheit der Menschen entwickelt haben. Nur leider habe ich den Eindruck, dass es mehr oder weniger längst viel zu spät ist, um am status quo noch etwas zu ändern.

  • L
    Lalü

    Vandana Shiva, die Kassandra, die Unheil beschwört, hat mal wieder gesprochen.

     

    Natürlich, wenn auf 90 % der Baumwollfläche nur noch Bt-Baumwolle steht, bekommt man im Saatguthandel kaum noch etwas anderes. Das ist aber nicht über Nacht so gekommen. Im Jahr 2002, als der Anbau auf rund 40.000 Hektar begann, waren gerade mal 3 Sorten der Firma Mahyco, Monsantos indischer Tochter zugelassen. Mittlerweile stehen solche Pflanzen auf 9,8 von 11,1 Millionen Hektar. Bereits im Sommer 2007 gab es nach einer Veröffentlichung des Central Institute for Cotton Research 131 Sorten, davon kamen lediglich 17 von Mahyco, die anderen von insgesamt 27 anderen Firmen. Da die Fläche mit Bt-Baumwolle seit 2007 weiter drastisch gestiegen ist, ist leicht auszurechnen dass es konventionell gezüchtete Sorten kaum noch gibt. Könnte das nicht daran liegen, dass sich unter den Bauern herumgesprochen hat, dass die Bt-Sorten attraktiver sind als die anderen? Auch wenn das Saatgut immer noch doppelt so teuer ist wie konventionell gezüchtetes (http://www.transgen.de/aktuell/1632.doku.html): Die Bauern sparen bis zu 40 % der Kosten für Insektizide ein, und ernten mehr vom Acker, im Schnitt etwa 37 %. Ursache: Die üblichen Ertragsausfälle durch den Bollworm gibt es nicht mehr. Da hilft auch wieder eine Aufstellung des genannten Institutes: In den Jahren 1990 bis 2003 ernteten die Bauern im Landes-Durchschnitt 190 bis 300 kg/ha, danach stiegen die Erträge deutlich an, nämlich auf 400 bis 550 kg/ha. Das sind keine Angaben von Monsanto, sondern Angaben des zentralen Baumwoll-Forschungsinstitutes.

     

    Geradezu grotesk ist Frau Shivas Behauptung, 250.000 indische Bauern hätten sich wegen des Saatgutmonopols umgebracht. Vor drei Jahren hat das IFPRI, das International Food Policy Research Institute, in einer sehr ausführlichen Untersuchung nachgewiesen, dass die Selbstmorde nichts mit gentechnisch verändertem Saatgut zu tun haben. Diese Selbstmorde hat es schon lange vor der Einführung transgener Pflanzen gegeben. Sie hängen zusammen mit der überholten Struktur der indischen Landwirtschaft. Aber das stört Frau Shiva nicht. Es ist so schön, das Schicksal der hilflosen indischen Bauern, die von großen Agrarkonzernen versklavt werden, anzuprangern. Denn damit kann man wunderschön Geld verdienen.

  • AJ
    Andreas J

    Was Monsanto weltweit treibt, erfüllt schon den Tatbestand "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Es geht Monsanto um das weltweite Monopol auf Lebensmittel auf der Basis von Patenten auf Genen, ob von Pflanzen oder Nutztieren, egal zu welchen Preis. Bauern werden in den Selbstmord getrieben, durch Pestizide verseucht, von der hauseigenen Stasi in den USA terorrisiert oder wegen angeblicher Patentrechtsverletzungen Ruiniert. Scheiß Kapialismus!

  • S
    Silvia
  • B
    Bitbändiger

    Zunächst herzlichen Dank an die Foristen, die es mir durch Zuvorkommen erspart haben, mich mit den lichtvollen Absonderungen von @Pedda Arndt befassen zu müssen. Dank ebenfalls an Jost Maurin für das sehr aufschlussreiche und informative Interview.

     

    Nach allem, was ich weiß, behauptet niemand, dass Gefahr bestände, etwa nach dem herzhaften Biss in einen BT-Maiskolben augenblicklich tot umzufallen - soviel "Test" traue ich den Herstellern gerade noch zu. Was nicht getestet werden kann, sind Langzeitwirkungen - einerseits die schon zu Hauf festgestellten Resistenzen, vor allem aber das Verhalten der GVOen in der von Zufälligkeiten beherrschten freien Natur. Was geschieht, wenn sich die (bis dahin in Vergessenheit geratenen) Nachkommen eines heute mit Resistenz gegen Schädling A beglückten Weizens in 20 Jahren zufällig mit einer Neuentwicklung gegen Schädling Y kreuzen? Welche Nützlinge rottet dieser Bastard dann aus?

     

    Wir haben es mit einer typischen "Zauberlehrling-Technologie" zu tun. Und Zauberlehrlingen, die glauben, wie Meister agieren zu dürfen, sollte man rechtzeitig das Handwerk legen.

  • C
    Christoph

    ... äh kleiner Nachtrag, grüne Gentechnik funktioniert nur mit dem Prinzip "Patente". Das ist das Prinzip und die perverse Logik, die dahinter steckt!

     

    Patente auf Leben sind aber nicht nur höchstbedenklich, sondern auch gefährlich für eine freie Gesellschaft.

  • C
    Christoph

    @ Pedda Arndt

    Greenpeace-Chef von Deutschland ist m.E. eine Dame und zwar Brigitte Behrens. Wenn Sie mal auf den Greenpeace-Seiten blättern würden, dann würden Sie sehen, dass auch Greenpeace die grüne Gentechnik als Risikotechnologie ablehnt!!!

     

    Gentechnik ist komplex und sie funktioniert nicht, auch nach Jahren massiver Geldsummen und Förderungen (insbesondere in der USA) und die Folgen/Risiken sind noch nicht ansatzweise erforscht. Uns wird eine Lüge aufgetischt. Denn Gentechnik ist nicht die Lösung, sondern nur eine weitere perverse Form einer hochindustrialisierten Landwirtschaft!!!

     

    Die Zukunft liegt aber vielmehr in einer nachhaltigen, klein-strukturierten Landwirtschaft. Solche Aussagen werden übrigens auch vom Welt-Agrarrat getätigt.

  • A
    and

    PS: mein kommentar war @ Pedda Arndt

  • A
    and

    warum die immergleichen antworten?

     

    weil die wahrheit wahr bleibt. nur die lügen wechseln. und bleiben im wechseln immer lügen. weil lügen beliebig sind. sie dürfen alles sein, nur nicht wahr.

    die wahrheit kann nicht wechseln. sie kann nur sie selbst sein. sonst wäre sie keine.

  • U
    Urgestein

    Pedda, nicht falsch zitieren. Es gibt Gentechnik auf sehr unterschiedlichen Feldern. In der Medizin kann sie helfen, Kosten für Medikamente zu senken und damit Therapien bezahlbar machen, aber z.B. auch völlig neue Heilungswege eröffnen. In der Landwirtschaft hingegen dient sie lediglich dem Zweck der kleinen Elite der "Global Player" die Taschen zu füllen, während die überwiegende Mehrheit der Kleinbauern in einseitige Abhängigkeit, Verschuldung, und schliesslich den Ruin getrieben wird. Die bäuerlichen Strukturen werden zerschlagen und von agrarindustriellen Fabriken aufgesogen. Die Qualität der Lebensmittel fällt ins Bodenlose während die Profite ins Unermessliche wachsen. Gesundheit, Nachhaltigkeit, Dezentralität, Unabhängigkeit sind die grossen Feinde dieser Entwicklung.

     

    Du wirst keinen Ökologen der ein wenig auf sich hält und sich noch nicht an diese Industrie verkauft hat finden, der das grundlegend anders sieht.

  • P
    Philipp

    Ich bin Biologe und kann aus meiner Erfahrung das Argument von Vandana bestätigen. Wenn Genmanipulation an einem Organismus (einer Zelle, einer Maus, einer Pflanzen) gemacht wird, sind die entstehenden Stämme in der Regel empfindlicher gegen Stress (der biologische Begriff für die Gesamtheit von schädlichen Umwelteinflüssen). Vereinfacht ausgedrückt hat das damit zu tun, dass man Gene selten isoliert betrachten kann, sondern vielmehr als Gen-Netzwerke, in denen die Expression von Genen aneinander gekoppelt sind. Jeder Eingriff bringt dabei eine Störung der natürlichen Homöostase. Die Pflanzen unterliegen während der Manipulation im Labor einem unnatürlichen Selektionsdruck (aus 1000 Samen wird der eine Samen selektiert und kultiviert, der das Gen aufgenommen hat), was vergleichbar ist mit einem "evolutionären Bottleneck". Der eine Samen hat vielleicht das Zielgen aufgenommen, und ist deshalb "fitter" gegen Schädlinge, und das kann auch im Labor nachgewiesen werden. Dass er genauso gut mit anderen Stressbedingungen umgehen kann, wird selten ausreichend selektiert und getestet. Zurück in der Natur muss ein Organismus aber vielen Arten von Stress trotzen. Ein wirklich effektiver Organismus ist dabei Multi-Tasking-fähig.

    Beim Züchten dagegen geht man einen Weg, der perfekt mit dem evolutionären Selektionsprinzip vereinbar ist. Man nimmt aus einer Generation die "fitteste" Pflanze und produziert viele Nachkommen. Dies erhöht die Diversität der Population und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Kultur, die mit der konkreten Umweltbedingung optimal zurecht kommt. Der Unterschied zwischen Züchten und Genmanipulation ist also nicht der angewandte Erfahungsschatz (denn ich gehe davon aus, dass auch die Wissenschaftler bei Monsanto ihr Handwerk verstehen), sondern vielmehr ein methodisches Problem mit einem unzureichenden, der realen Komplexität nicht angemessenen Selektionsdruck, und das lässt sich nicht lösen durch die Einführung der nächsten Generation von Zielgenen.

  • KF
    Öko Fritz

    GEN Technik muss massiv eingegrenzt werden:

     

    - es geht nicht m eine bessere Welt, sondern um MACHT und viel GELD für wenige Grosskonzerne

     

    - dezentrale Strukturen statt Globalisierung!

     

    - unsere Welt bietet Nahrung in in Fülle und in einer tollen Vielfalt. Es gibt keinen Grund "Gott spielen zu wollen!".

     

    - patente auf Leben, wie Pflanzen, Tiere oder bald auch "Menschenrassen"? sind sittenwidrig!

  • PA
    Pedda Arndt

    Anstatt das Thema mal von mehreren Seiten zu betrachten, werden duch die "kritischen" Fragen eigentlich nur Steilvorlagen für die ewiggleichen Antworten gegeben. Will nicht einmal sagen, dass die Dame Unrecht hat und es passiert einiges Unschönes, aber ein wenig komplexer sind die Zusammenhänge schon und sie so zu vereinfachen, dass es passt, kommt mir nicht wirklich redlich vor.

    Oder wie kann es sein, dass selbst der Greenpeace-Chef Deutschlands auf einmal nicht mehr generell gegen Gentechnik ist? Und wer weiss, wieviel die Zulassung einer solchen Sorte kostet, kommt vielleicht auch darauf, warum es sich nur wenige Firmen überhaupt leisten können. Also haben eigentlich die Kritiker die Situation mitgeschaffen, die sie jetzt kritisieren.

    Gäb noch viel anzumerken, werd jetzt mal essen bevor ich dann nachmittags meine transgenen Tomatenverwandten klone. Vielleicht hat ja währenddessen jemand Zeit, mir zu erklären, was schlecht an der Suche nach Genen ist, die an der Salz- und Trockenheitsverträglichkeit beteiligt sind. Und ansonsten ein schönes WE

     

    pedda

     

    P.S.: Erinnere ich mich falsch oder war es nicht auch Jost Martin, der über die Bestäubung von Pflanzen durch Samen schrieb?

  • S
    Sina

    Der abolsute Wahnsinn!!

    Bleiben wir doch bei bewährten alten Methoden wie Kreuzungen, um "bessere" an neue Bedingungen angepassten Pflanzen zu bekommen. So bleibt wenigstens alles natürlich!! Und die Pflanzen ist wie ja durchaus belegt auf ein viel breiteres Widerstands-Spektrum ausgelegt.

    Wir dürfen nicht in das Zusammenspiel der Natur auf so fahrlässige Art und Weise eingreifen!!! Niemand kann vorher sagen wie der ganze Kreislauf der Natur, von der Planze angefangen, weiter bei den Schädlingen und Nützlingen, die mit der Pflanzen interagieren, und letztendlich bei uns, gestört wird!! AUFHÖREN mit Agro-Gentechnik!!

  • T
    Tamino

    Imgrunde sollte alles was mit Daseinsvorsorge zu tun hat Aufgabe des Staates sein und auch bleiben. Mafiose Firmen, wie z.B. Monsanto und Co. müssten von der Bildfläche gänzlich verschwinden. Patente zu fordern und auch noch zugesprochen zu bekommen für Anlagen in Tier und Pflanzen, die von Natur aus bereits gegeben sind, ist ja schon mehr als hirnrissig. Und die Dummköpfe in den zuständigen Patentämtern können ja nur abgeschmiert sein, um solche Patente überhaupt zu vergeben. Es wird allerhöchste Zeit, dass diese Frankensteins in die Schranken verwiesen werden. Es wird Zeit, dass sich unsere Parlamente um die Scharlatanerie dieser "Weltverbesserer" kümmern.