Gewalt-Serie gegen NPD: Rechtsextreme beziehen Prügel
Innerhalb weniger Tage werden in Berlin vier NPD-Politiker attackiert, darunter Landeschef Uwe Meenen. Polizei prüft Zusammenhänge.
Auch am Wochenende rissen die Attacken auf NPD-Politiker nicht ab: Innerhalb weniger Tage verprügelten Unbekannte vier Mitglieder der rechtsextremen Partei. Am Samstag traf es auch Landeschef Uwe Meenen.
Laut Polizei schlugen am Samstagmittag fünf Vermummte NPD-Chef Meenen nahe dem S-Bahnhof Bornholmer Straße von hinten ins Genick. Als der 46-Jährige zu Boden ging, wurde er getreten und mit Reizgas besprüht. Die Täter entwendeten ein Buch - laut Meenen ein Werk namens "Antifa heißt Gewalt" - und flüchteten unerkannt. Der NPDler erlitt Prellungen und Blutergüsse. Nach eigenen Angaben war er auf dem Weg zum NPD-Wahlkampfauftakt im Rathaus Treptow. An diesem habe er nicht mehr teilnehmen können. Die Polizei sprach von einem "zielgerichteten" Angriff, an dem sich auch eine Frau beteiligt habe. Ermittelt werde wegen schweren Raubes.
Bereits am Samstagvormittag wurde der Neuköllner NPD-Bezirkskandidat Sebastian Thom beim Verteilen von Wahlflyern in der Nähe seiner Wohnung im Bezirk niedergeschlagen. Noch als der 25-Jährige am Boden lag, traten laut Polizei die fünf bis sechs mit Sonnenbrillen und schwarzen Tüchern Vermummten auf ihn ein. Als Anwohner nach der Polizei riefen, flüchteten die Täter und entwendeten einen Beutel mit Wahlmaterial. Thom erlitt Prellungen und Schürfwunden.
Glimpflicher kam ein 56-jähriger NPD-Wahlhelfer am Freitag davon: Er wurde in Friedenau von einem Unbekannten beleidigt und seines Unterschriftenbretts beraubt. Bereits am letzten Mittwoch war der NPD-Landespolitiker Jan Sturm in der Nähe seiner Neuköllner Wohnung von fünf Vermummten mit Schlagstöcken und Flaschen zusammengeschlagen worden.
NPD-Landeschef Meenen geht von ein und derselben Tätergruppe aus. "Das war ein gezieltes Auflauern immer nach dem gleichen Muster." Von einer freien Wahl im September könne nicht mehr gesprochen werden. Man werde bei der OSZE Wahlbeobachter anfordern, so Meenen. NPD-Bundeschef Udo Voigt rief Bürger zur "Bildung von Schutzmannschaften" auf. Bei der Polizei ermittelt in allen Fällen der Staatsschutz. Ob die Taten zusammenhängen, werde geprüft, so ein Sprecher. Die Angriffe stellten eine Häufung, aber keine veränderte Qualität dar.
Unterdessen beging die NPD mit gut 20 Anhängern am Samstag im Rathaus Treptow ihren Wahlkampfauftakt. Rund 50 Personen demonstrierten dagegen vor dem Rathaus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau