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Kommentar Feinde der EnergiewendeGegen Blockierer helfen nur Gesetze

Reiner Metzger
Kommentar von Reiner Metzger

Fukushima und der Krieg im Ölland Libyen zeigen uns: ein Energieumbau ist alternativlos. Doch es gibt Feinde dieser Wende – man muss sie überzeugen oder entmachten.

E rst das Bekannte, dann das jetzt Wichtige: Am Donnerstag stellt das vielleicht bedeutendste Beratergremium der Bundesregierung seine Einschätzung zum Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung vor. Der Wissenschaftliche Beirat brütet schon lange über dem Gutachten, aber mit der Atomkatastrophe in Japan hat das Ganze die nötige Brisanz gewonnen. Täglich führen die Notmaßnahmen an der Pazifikküste vor Augen, dass die Energiewende kein nettes Ökoträumchen ist, sondern bare Notwendigkeit.

Und ähnlich kritisch ist der Libyenkrieg. Er lässt die Ölpreise steigen, weil die Produktion in den anderen Ölländern an den Rand des Möglichen getrieben wird. Ein weiterer Bürgerkrieg oder eine Naturkatastrophe in einem anderen Ölland würde für einen Ölpreisschock sorgen, der die gesamte Weltwirtschaft aus dem Gleichgewicht brächte.

Das hat nun die Öffentlichkeit wie auch die Politik verinnerlicht. Aber können wir ihn uns auch leisten, einen so teuren Energieumbau? Immerhin wird er in den kommenden Jahrzehnten hunderte Milliarden zusätzlich kosten. Da werden die Berater bestimmt neue Schätzungen abgeben, aber leisten können wir uns viel, wir geben ja allein in Deutschland 80 Milliarden Euro pro Jahr für Öl- und Gasimporte aus und noch einmal eine ähnliche Summe für den Stromverbrauch.

Bild: taz
REINER METZGER

REINER METZGER ist stellvertretender Chefredakteur der taz.

Wenn ein Umstieg die Energiekosten zum Beispiel um ein Drittel verteuert, sind das viele Milliarden. Aber es ist eine gute Investition. So weit ist sich eine große Mehrheit seit Fukushima einig.

Nun also das Wichtige: Es gibt Feinde einer solchen Energierevolution. Einmal sind das natürlich wir selbst, weil wir zu bequem und zu kurzfristig veranlagt sind, um uns zu ändern. Aber dann auch ganz konkret diverse Firmen und ganze Branchen, die ihr Geschäftsmodell über einen solchen Energieumbau hinüberretten wollen. Die Öl-, Kohle-, Gas- und Strom-Oligopole wollen weiterhin ihre Fabelgewinne einfahren, eine andere, gemeinnützigere Logik erkennen sie nicht an.

Diese Feinde des Energieumbaus muss man entweder als Befürworter gewinnen oder entmachten. Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass sie nur mit klaren Gesetzen zum Handeln bewegt werden können. Sie erkennen dann ihre Chancen oder steigen aus. Wir können nicht noch ein halbes Dutzend Gutachten, Naturkatastrophen und Ölkriege abwarten. Das würde dann doch zu teuer.

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Reiner Metzger
Leiter Wochenendtaz
Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.
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8 Kommentare

 / 
  • N
    nick

    Emotion statt Information ist hier das Motto.

    -Jede Enegieerzeugung birgt Risiken!

    -Steigende Enegiekosten sind konsumptiv und KEINE Investition, Herr Metzger.

    -Geld muß zuerst verdient werden BEVOR man es umverteilen kann.

    - Wenn die Grünen und Roten ihre Vorstellungen durchsetzen, exportiern wir Arbeitsplätze nach Frankreich und Osteuropa.

    -CO2 ist nach Japan wohl kein Problem mehr, oder?

    -etc.

    -pp.

    -usw.

  • C
    carn

    @Halbwertszeit:

     

    Um es kurz zu erklären, jede Form der Stromerzeugung braucht ein Objekt/Medium mit möglichst hoher Energiedichte.

     

    Also z.b. man muss Gas verbrennen, dann hat man einen heissen Ort, woran man Wasser vorbeileitet, was erhitzt/verdampft wir, was eine Turbine antreibt, was Strom erzeugt. Oder man hat Wasser im höher gelegene Stausee. Oder man hat einen entsprechend kräftigen Wind.

     

    Ist die Engegiedichte zu schlecht, wird im Verhältnis zum Aufwand nicht genug Strom erzeugt.

     

    Z.b. eine Windanlage an einem Ort wo der Wind nur selten/schwach bläst ist nutzlos. Braunkohlematsch verbrennen bringt auch wenig.

     

    Aber grundsätzlich ist ein Objekt/Medium mit hoher Energiedichte auch gefährlich. Gas/Kohle kann unkontrolliert verbrennen, Sonnenstrahlen können Hautkrebs auslösen, Dämme können brechen und Flutwellen entstehen oder die Kettenreaktionen in AKWs können sich verselbständigen. Das kann in allen Fällen zu Todesopfern führen.

     

    Dementsprechend lautet die Frage, wie kann man Strom erzeugen, so dass möglichst wenig Menschen dadurch umkommen.

     

    Jetzt gibt es noch eine Unterscheidung:

    -das energiedichte Medium ist unabhängig vom Menschen da und betrifft den Menschen unabhängig von der Nutzung zur Stromerzeugung -> es verursacht immer entsprechend Tote. Damit wäre das eigentlich die bessere Energiequelle. Aber dadurch, dass diese Medien nicht vom Menschen kontrolliert werden, kann nicht der Strom dann erzeugt werden, wann er gebraucht wird. Dafür muss man auf künstlich erzeugte energiedichte Medien zurückgreifen in denen die Energie gespreichert wird, die dann auch wieder Menschen das leben kosten kann(z.b. wenn man bei starkem Wind Wasserstoff erzeugt zur Energiespeicherung, geht vom Wasserstoff eine Gefahr aus.) Die zweite Alternative lässt sich also nicht vermeiden:

     

    -das energiedichte Medium ist vom Menschen künstlich erzeugt/herbeigeführt

     

    Das ist immer (!!!!!!!!) mit Todesopfern verbunden.

     

    Somit sollte die Energiequelle oder die Kombination aus Energiequellen gewählt werden, die am wenigsten Menschenleben kostet.

     

    Und warum kann man jetzt zwei Meinungen über AKWs haben?

     

    Weil genau darüber, wieviel Tote verschiedene Energiequellen bei gleicher produzierter Stommenge verursachen verschiedene Meinungen existieren. Z.b. schätzt die IAEA die Zahl der Toten durch Tchrnobyl auf 5000-12000, Greenpeace schätzt auf 200000-2 Millionen.

     

    Da z.b.in der Kohleproduktion und durch Verrussung jährlich 10000 Menschen sterben, ist die Atomkraft (vereinfacht gesagt) nach IAEA Schätzung als Energiequelle zu bevorzugen. Denn besser es sterben alle 20 Jahre 10000 Menschen als jedes Jahr. Nach Greenpeace Schätzung ist die Kohle die bessere Wahl, da alle 20 Jahre 1 Million Tote natürlich schlimmer ist als jedes Jahr 10000.

     

    Ich hoffe das ist verständlich.

    (Nebenbei, die schlimmste Katastophe bei Energieerzeugung ereignete sich meines Wissens in China bei den erneuerbaren Energien - bei Bruch eines Staudamms starben 25000-50000 Menschen, also 5-10 so schlimm wie Tchernobyl, war in den 60zigern.)

  • S
    suswe

    jetzt kommt es auf Hartnäckigkeit in Argumention, Demonstrationen und Wechsel der Stromanbieter an.

  • H
    Halbwertszeit

    Fuer mich ist es vollkommen unverstaendlich wie es ueber Atomkraft zwei Meinungen geben kann.

     

    Vollkommen verstaendlich hingegen ist, dass Profitdenken die Vernunft uebertrumpft, sollen doch unsere Nachkommen die Zeche zahlen.

  • SK
    Sir Kiebitz

    Die wirklichen Feinde des Energieumbaus sind nicht die Fundamentalisten von Fossilen und Nuklearen Energieträgern.

     

    Meines Erachtens nach ist es viel gefährlicher, aufgrund von reinem Profitdenken die Landschaft mit Windkraftanlagen zu verschandeln, Ackerflächen mit Photovoltaik zu blockieren oder mit Botulismusbakterien aus den Biogasanlagen zu verseuchen.

     

    Versteht mich nicht falsch. Es geht mir nicht um das Sankt-Florians-Prinzip. Es ist nur sehr schade, dass kein allumfassendes Konzept existiert und regenerative Energien unser Netz bisher nur gefährden als es von den gefährlichen oder klimaschädlichen Energieträgern zu entbinden.

     

    Es geht hier nicht ums Umsteigen, sondern ums Geld.

     

    Zahlen und Ausbaden wird es der Bürger, wie bisher. Und abgeschaltet wird trotzdem nicht.

     

    Bevor ich mir Gedanken mache, wie ich die Energie herstelle, gehört sie zu aller Erst EINGESPART!

     

    DAS ist der grüne Grundgedanke!

     

    Doch davon höre ich bei den Grünen im Moment NICHTS!

     

    Denn sie sind auch nur eine Klientelpartei geworden.

  • BR
    Bleed Ranner

    1. "Am Deutschen Wesen wird die Welt genesen", hatten wir schon.

    2. Die OPEG hat vom ersten Tag des Lybienkonflikts an versichert, dass sie die Lieferausfälle locker abdecken kann.

    3. Die allgemeine, gebetsmühlenartig wiederholte Konzernschelte ist linker Mainstream, macht es aber für Sachargumentationen keinesfalls besser und schadet der Sache.

  • H
    harry

    Man redet immer über die Kosten des Umbaus. Wie ist es denn mit den Kosten des laufenden Systems. Bedenkt man nur die Unsummen, die jetzt in Japan verbraucht werden um die Havarie zu "kontrollieren" (geschweige denn die folgenden, wenn das nicht gelingt), so ist doch klar dass die realen Kosten des Atomstroms auch viel höher sind als in den Kalkulationen veranschlagt.

  • LW
    lars willen

    vollkommen richtig