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Kommentar Angriffe in PakistanIm Zangengriff der Islamisten

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Der Krieg in Afghanistan hat sich längst schon auf Pakistan ausgedehnt. Die Versorgung der Natotruppen ist jetzt auch über Pakistan nicht mehr mehr sicher.

E rneut haben mutmaßliche Taliban-Kämpfer im Nordwesten Pakistans ein Nachschubdepot von Nato- und US-Truppen angegriffen und bei Peschawar zahlreiche Militärfahrzeuge zerstört. Diese Angriffe bedeuten eine weitere Eskalation im Krieg um Afghanistan, der sich längst auf pakistanisches Territorium ausgeweitet hat. Nicht nur die Dörfer entlang der Grenze zählen jetzt zur Kampfzone dazu, sondern auch die Dreimillionenstadt Peshawar.

Bisher waren es die US-Truppen, die Pakistans autonome Stammesregionen im Grenzgebiet zu Afghanistan mit ihren Raketenangriffen ins Visier nahmen, um damit die Rückzugsgebiete der Taliban zu treffen. Das Risiko, Pakistan zu destabiliseren, nahmen sie dabei billigend in Kauf. Jetzt zeigen die Islamisten, dass es auch für die Nato keine sicheren Nachschubwege mehr gibt - und dass Pakistan für sie jetzt Feindesland ist.

Die Angriffe auf die Depots machen zudem deutlich, wie unbeliebt die Zusammenarbeit der pakistanischen Regierung mit Nato und US-Armee in Pakistan selbst ist. Die Regierung in Islamabad probte lange Zeit den Spagat, indem sie die Aktivitäten militanter Islamisten auf ihrem Boden für eigene Zwecke zu instrumentalisieren versuchte. Die Attentate von Mumbai zwingen die zivile Regierung jetzt jedoch dazu, Farbe zu bekennen. Mit der Razzia in einem Lager der Dschamaat-ud-Dawa, einem Zweig der Terrorgruppe Laschkar-i-Taiba, und der Festnahme eines Verdächtigen, der von Indien als Drahtzieher des Terrors beschuldigt wird, will man Delhi und Washington entgegenkommen. Ob dies bereits eine Wende in der bisherigen Politik bedeutet, ist aber offen. Zu oft schon wurden in Pakistan militante Islamisten festgenommen, wenn es außenpolitisch opportun schien, und nach kurzer Zeit wieder freigelassen.

Noch ist nicht klar, ob sich die zivile Regierung wirklich gegen jene islamistischen Kräfte durchsetzen kann, die den Konflikt mit Indien und dem Westen suchen. Sie muss es aber versuchen. Sonst droht Pakistan in diesem Kampf zwischen den Fronten zerrieben zu werden.

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Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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1 Kommentar

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  • S
    Sinnsucher

    Krieg nennt sich das wohl. Raus da, Bundeswehr. Unsere Freiheit verteidigst Du dort nämlich nicht. Laß die Amis ihren Krieg führen. Besser allerdings für das afghanische Volk wäre ein sofort mit Karzai, den US-unterstützten Warlords und den Taliban auszuhandelnder Rückzug aller Kriegsstreitkräfte des Westens. Und dann wirkliche Beratung und Unterstützung bei der Gestaltung des Landes, der sich mit Sicherheit die Taliban, einmal an einer Koalitionsregierung beteiligt, nicht entziehen würden. Für die vielen Milliarden die der 'Westen' dort verschießt, ließe sich viel sinnvolles tun. Und kommt mir nicht damit, die USA würden nur die armen afghanischen Frauen befreien. In anderen Weltregionen ist es den USA völlig egal. In Afghanistan kann es nur um Frieden für das geschundene Volk gehen. Die NATO dort ist keine Lösung, sondern längst, gemeinsam mit den US-Truppen, das Problem.