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Kommentar zum Skandal um MurdochCameron muss durchgreifen

Ralf Sotscheck
Kommentar von Ralf Sotscheck

Der Fall "News of the World" zeigt der britischen Öffentlichkeit, dass ihre Demokratie eine Farce ist. Politiker kuschen vor dem Boulevard und Polizisten vertuschen Verbrechen.

Nichts hören, nichts sehen: Der Protest vor der Wohnung von Rupert Murdoch fasst die Gemengelage zusammen. Bild: dpa

D er Kotau britischer Politiker vor der Boulevardpresse ist seit Langem bekannt. Dass aber auch die Polizei im Dienste dieser Blätter steht, gibt dem Abhörskandal um die News of the World eine neue Dimension. Es geht dabei nicht nur um kleine Beamte, die für die Reporter von Murdochs Gossenblättern Handys von Prominenten geortet und ihnen geheime Telefonnummern der Royals verraten haben. Die Top-Polizisten des Landes haben Beweise unterdrückt, die ihnen seit 2005 vorlagen, und sie haben Untersuchungen verhindert.

Ihre Begründung, dass man die Untersuchung 2009 nicht wieder eröffnet habe, weil sich Rupert Murdochs Konzern News International nicht kooperationsbereit zeigte, ist eine Bankrotterklärung. Es ist nun mal so, dass diejenigen, die eines Verbrechens beschuldigt werden, nicht scharf darauf sind, der Polizei zu helfen.

Stellte man die Untersuchungen in all solchen Fällen ein, könnte man die Polizei glatt abschaffen. Umgekehrt war die Polizei sehr wohl bereit, mit News International zu kooperieren - gegen Bares. Andy Hayman zum Beispiel war als dritthöchster Beamter bei Scotland Yard für die Untersuchungen zuständig. Gleichzeitig ließ er sich von jenen, gegen die er ermitteln sollte, zum Dinner einladen. Es lohnte sich: Hayman ließ sich mit 50 pensionieren und nahm einen Job als Kolumnist bei Murdochs Times an.

Bild: Derek Speirs

RALF SOTSCHECK ist Großbritannien-Korrespondent der taz.

Der Fall der News of the World hat der britischen Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass ihre Demokratie im Grunde eine Farce ist: Politiker, die aus Machtgier vor den widerlichsten Boulevardblättern kuschen, und eine Polizei, die aus Geldgier die Verbrechen dieser Blätter vertuscht.

Kein Angebot für BSkyB

Der Medienkonzern News Corp. von Rupert Murdoch hat nach eigenen Angaben sein Gebot für den britischen Sender BSkyB zurückgezogen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Präsident von News Corp., Chase Carey, erklärte mit Blick auf den Abhör- und Bestechungsskandal in den Blätter des Unternehmens verwickelt sind, es sei deutlich geworden, dass es in diesem Klima zu schwierig sei, das Vorhaben weiter voranzutreiben.

Die Untersuchungen, die Premier Cameron anberaumt hat, haben nur Sinn, wenn sie alle Aspekte miteinbeziehen und auch zu Konsequenzen führen. Die meisten bisherigen Untersuchungen, vor allem im Zusammenhang mit dem Irakkrieg, geben keinen Anlass zum Optimismus. Sie gingen aus wie das Hornberger Schießen.

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Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
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2 Kommentare

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  • R
    Robinson

    Wie ging nochmal das Hornberger Schießen aus? Haben die in die Luft geschossen oder gab es Tote? Hatten die Hornberger auch ne Immobilienkrise?

     

    Als nach 17 schmachvollen Jahren der Thatcher-Tories endlich Labour 1997 an die Macht kam, war Blair kurz vorher zu einer Konferenz von Murdoch nach Australien gefahren und hatte dort vor den Managern der News Corporation durchblicken lassen, dass er die anti-monopolistischen Vorhaben seiner Party nicht durchsetzen werde. Darauf erhielt er die Unterstützung der Murdoch-Presse und errang einen haushohen Wahlsieg, blieb zehn Jahre an der Macht.

    Deshalb - schaut auf dieses Land!

    Es hat über dreißig Jahre konservativer Tory bzw. aggressiv-paranoider Labour-Politik hinter sich; das Pfund ist eine der wenigen Währungen, die sowohl gegen den schwachen Dollar als auch den Euro massiv abgewertet haben. Es hat außer der Einführung des Nationalen Gesundheitssystems nach 1945 keine einzige größere Reform zustande gebracht. Eine Mehrheit der Briten glaubt bis heute, dass man ohne Euro und ohne Kontinent auch nicht in der EU sein kann. Sie sind ein bisschen in-kontinent.

    Blair ist Bush in den heiligen Krieg gefolgt, ganz ohne Vaseline. Das hat mächtig geschrammt.

    Cameron hat nach Fukushima nicht die geringste Reaktion gezeigt, aber dann laut aufgetrumpft, als es darum ging, den Griechen kein Geld zu geben. Wie heisst es in dem alten Alan-Ginsberg Poem: It's all hopeless, hopeless.

  • S
    Siegfried

    In Neuseeland fiel uns das Buch "Flat Earth News" von dem Journalisten Nick Davies in die Hände. Er beschreibt sehr klar was aus dem heutigen Journalismus geworden ist. Eine Prostituierte hat dagegen einen ehrenwerten Beruf. Im Fall der britischen Polizei hilft nur eins: Die Straftäter rausschmeissen und diesem hochdotierten Frührentner die Pension entziehen!! Wenn das nicht geht, die Gesetze entsprechend ändern. Oder will England Verhältnisse wie in Mexico haben? Da geht der Bürger aus Angst vor einem Raub auf die andere Straßenseite, wenn ihm ein Polizist entgegen kommt.